Griechische Küsse - Uwe Goeritz - E-Book

Griechische Küsse E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

War ihr ganzes bisheriges Leben eine einzige Lüge? Diese Frage stellt sich Jette, die Heldin dieser Geschichte. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie Hinweise darauf, dass die Geschichten, die ihr die Mutter über ihren Vater erzählt hatte so nicht ganz stimmten. Sie macht sich auf die Suche nach ihm und beginnt eine Reise auf den Spuren der Mutter in eine Zeit, in der ihr Leben einst begann. Auf Kreta stolpert sie Grigori in die Arme und es scheint so, als ob die Geschichte ihres Lebens vollkommen neu geschrieben wird. Oder doch nicht? Macht sie die Fehler ihrer Mutter ebenfalls?

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Inhaltsverzeichnis

Griechische Küsse

Ein nächtlicher Ruf

Der unerwartete Fund

Trost in schweren Zeiten

Fliegen oder bleiben?

Flugangst?

Wege übers Land

Ein kleines Hotel

Im Gewimmel der Nacht

Berg und Tal

Alexander

Bruder und Schwester?

Auf den Spuren der Freundschaft

Die Stille des Klosters

Freunde?!

Gemeinsame Freuden

Stress im Alltag

Neue Aufgaben, neue Ängste

Gemeinsam oder einsam?

Griechische Küsse

War ihr ganzes bisheriges Leben eine einzige Lüge? Diese Frage stellt sich Jette, die Heldin dieser Geschichte. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie Hinweise darauf, dass die Geschichten, die ihr die Mutter über ihren Vater erzählt hatte, so nicht ganz stimmten.

Sie macht sich auf die Suche nach ihm und beginnt eine Reise, auf den Spuren der Mutter, in eine Zeit, in der ihr Leben einst begann. Auf Kreta stolpert sie Grigori in die Arme und es scheint so, als ob die Geschichte ihres Lebens vollkommen neu geschrieben wird. Oder doch nicht? Macht sie die Fehler ihrer Mutter ebenfalls? Wiederholt sich die Geschichte?

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Ein nächtlicher Ruf

Ein Klingeln schreckte sie aus dem Schlaf. Nach der Uhr auf ihrem Nachttisch war es kurz vor zwei Uhr in der Früh. „Wer ruft mich denn um diese Uhrzeit an?“ fragte sich Jette laut, aber da hörte das Klingeln auch gerade auf. Sie griff zum Telefon und sah eine ihr unbekannte Nummer im Display des Gerätes, das langsam verlosch. Sie schaltete das Licht der kleine Nachtischlampe an und setzte sich im Bett auf.

Es piepte zwei Mal, eine Nachricht in der Mailbox war angekommen und nun wollte sie aber auch wissen, wer sie so früh gestört hatte. Das den Tag über immer mal wieder irgendwelche Callcenter bei ihr anriefen, um sie nach allem Möglichen zu befragen, war sie schon fast gewohnt, aber um diese Zeit?

Verschlafen drückte sie die Taste und hörte die Sprachnachricht ab. Eine Frauenstimme sagte „Ihre Mutter hatte einen Unfall und befindet sich im Krankenhaus. Es sieht nicht gut aus. Könnten sie bitte kommen?“ dann kam noch die Adresse des Krankenhauses und die Nachricht war zu Ende. Sofort war Jette hellwach. Zwei Tage zuvor war sie noch bei ihrer Mutter gewesen. Diese lebte in einer kleinen Stadt etwa fünfzig Kilometer entfernt und nur am Wochenende schaffte es Jette manchmal, sie zu besuchen.

Sie dachte gar nicht daran, zurück zu rufen und sich zu erkundigen, ob es wirklich so war, sondern sie stürmte in das Bad und zog sich schon im Gehen die Sachen aus, damit es schneller ging. Duschen und Zähneputzen wurde in einem gemacht und nach nicht mal zwanzig Minuten saß sie im Auto und fuhr durch die Nacht. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie ja in ein paar Stunden wieder auf der Arbeit sein musste und dass sie das unmöglich schaffen würde. Sie drückte die Nummer ihrer Freundin Monika in das Telefon und hörte auf das Klingeln in der Freisprechanlage.

Die Freundin meldete sich genauso verschlafen, wie Jette noch vor ein paar Minuten, war aber auch sofort hellwach, wie sie an der Stimme hörte. Schnell erzählte Jette, was sie schon wusste und bat die Freundin darum, sie auf Arbeit zu entschuldigen. „Melde dich bitte, wenn du was weißt.“ sagte Monika noch und legte dann auf.

Die Straßen waren um diese Zeit menschenleer und so konnte sie schneller als sonst durch die Gegend fahren.

Die Frau hatte gesagt, dass die Mutter einen Unfall hatte. Um diese Uhrzeit? Es war doch schon mitten in der Nacht, oder besser früh am Morgen und was sollte sie da für einen Unfall haben? Jeder normale Mensch war doch um diese Zeit im Bett. Jeder außer Jette und nun sicher auch Monika, die bestimmt nicht wieder einschlafen konnte.

Das Ortseingangsschild kam auf sie zu und nun dachte sie daran zu bremsen, um nicht mit hundert Sachen durch den Ort zu donnern. Das Krankenhaus kannte sie gut, früher hatte sie da mal zwei Wochen wegen ihrer Galle gelegen und so fand sie auch im Dunklen den kleinen Parkplatz, wo um diese Zeit nur zwei weitere Autos standen und sie damit kein Problem hatte, den Platz direkt vor dem Eingang zu nehmen.

Wenig später stand sie an dem Tresen der Empfangshalle und fragte nach ihrer Mutter. Die Schwester schaute in dem Computer nach und rief dann auf der Station an. Nach wenigen Minuten öffnete sich eine Fahrstuhltür und ein junger Arzt betrat die Halle. Er kam auf sie zu und begann, während er Jette zum Fahrstuhl führte, zu erzählen „Ihre Mutter muss die Treppe herunter gestürzt sein. Eine Nachbarin hatte sie dort gefunden. Sie hat viel Blut verloren und sicher hat sie dort schon ein paar Stunden gelegen.“ Jette nickte verstehend und der Mann setzte fort „Sie wird gerade operiert und wenn wir etwas wissen, werde ich es ihnen gleich sagen.“ Die Tür des Liftes öffnete sich zu einem langen Flur, wo der Mann auf eine Bank an der Wand zeigte, auf die sie sich setzen konnte. Lange hielt es sie dort aber nicht. Immer wieder sah sie auf die Zeiger der großen Uhr, die direkt vor ihr hing. Aufgeregt ging Jette den Flur auf und ab. Ihre Schritte hallten dort entlang. Sie schien alleine auf der Welt zu sein. Niemand war zu sehen.

Schließlich zwang sie sich zur Ruhe und setzte sich wieder. Das grelle Licht der Neonröhren tauchte alles in ein kaltes blau-weiß. Es ging auf halb sieben, als der Arzt wieder bei Jette an der Bank stand und betreten sagte „Wir konnten nichts mehr für sie tun. Die Kopfverletzungen und der Blutverlust waren zu stark.“ Jette, die kurz aufgestanden war, fiel auf die Bank zurück und starrte den Mann an. War das gerade eben wirklich passiert? Alles aus? Sie würde die Mutter niemals lebend wieder sehen können!

„Kann ich sie noch mal sehen?“ fragte Jette und der Arzt nickte. Er brachte sie in einen Raum, in den ein paar Minuten später auch das Bett mit der Mutter geschoben wurde. Eine große Platzwunde an der Stirn war genäht worden und sie sah sehr bleich aus. Aber sonst wirkte sie, als ob sie schliefe. Jette setzte sich auf einen Hocker und hielt die Hand der Mutter, die noch ganz warm war. Ihre Tränen tropften auf das Gesicht der Frau und sie blieb einfach so sitzen. Als sie das Zimmer wieder verließ zeigte die Uhr schon fast zehn Uhr.

Was war jetzt noch zu tun? Sie hatte keine Ahnung. Vielleicht konnte ihr der Arzt helfen und sie begann ihn zu suchen. Die ganze Station lief sie ab und überall, wo eine Tür offen stand, schaute sie in das Zimmer hinein. Erst im letzten Raum, offensichtlich einem Aufenthaltsraum der Schwestern und Ärzte, fand sie ihn. Er bot ihr einen Stuhl und einen Kaffee an, was sie beides annahm. Sie begann alles über die Formalitäten zu fragen und er erzählte und half ihr bei all ihren Fragen. Anscheinend hatte er darin schon etwas Erfahrung.

„Machen sie das oft?“ fragte sie zum Schluss und hatte so das Gefühl, als ob er bei der Frage erschrak. „Nein, nicht wirklich. Mein Vater ist vor einem halben Jahr gestorben. Daher weiß ich das alles. Hier im Krankenhaus war das der erste Fall, seit ich hier bin.“ Jette stand auf und verabschiedete sich von dem Mann. Es gab ja noch so viel zu tun. Auch Monika wollte sie noch schnell anrufen und so stand sie ein paar Minuten später mit dem Schlüssel in der Hand vor dem Haus, in dem die Mutter bis zum Vortag noch gewohnt hatte. Irgendwie war nun alles anders, obwohl sie das Haus schon ewig kannte.

Sie dachte daran, dass sie vor lauter geschäftigen Treiben nur kurz um die Mutter getrauert hatte und schämte sich im Moment dafür. Was wollte sie hier? Abschied nehmen?

2. Kapitel

Der unerwartete Fund

Noch immer stand Jette, mit dem Schlüssel in der Hand, unschlüssig vor der Haustür, als ein älterer Mann diese direkt vor ihr öffnete und beim Herausgehen fast mit ihr zusammengeprallt wäre. Er kannte sie vom Sehen, hielt ihr die Tür auf und nun musste sie hinein gehen, auch wenn sie dazu vielleicht noch nicht bereit war. Sie bedankte sich und trat ein. Der alte Flur roch noch immer so, wie es die Frau seit ihrer Kindheit in der Erinnerung gehabt hatte. Ein Gemisch aus Bohnerwachs und der alten Farbe auf der Wand. Irgendwie unbeschreiblich und doch markant.

Langsam stieg sie die Treppe hinauf und am Absatz vor dem Knick, an dem es zu der Wohnung der Mutter ging, sozusagen auf halber Treppe darunter, hatte jemand mit Scheuermittel die Stufe so sehr geschrubbt, dass der Unterschied zu den anderen Stufen mehr als auffällig war. Für einen Moment traute sie sich nicht, diese Stufe zu überschreiten, dann kam eine junge Frau von oben zu ihr herunter.

Jette sah zu ihr auf und erkannte die Tochter der Nachbarin. Die junge Frau blieb vor ihr stehen und fragte „Wie geht es ihrer Mutter?“ und Jette schüttelte nur den Kopf. Erschrocken begann die junge Frau zu erzählen „Ich bin in der Nacht von der Disko gekommen und habe sie hier gefunden.“ Auch wenn es nichts mehr genützt hatte, bedankte sich Jette bei der Frau für ihre Hilfe und ging dann, die Stufe auslassend, nach oben weiter.

In der Wohnung sah alles so aus, als ob die Mutter gerade eben nur kurz aus dem Zimmer gegangen wäre. Was hatte sie wohl zu so später Stunde gewollt? Vielleicht etwas aus dem Keller holen? Das Radio spielte noch ganz leise Musik und Jette stellte es ab. Ein Kuchenblech und Backteig standen noch auf dem Tisch in der Küche. Vermutlich hatte die Mutter einen Kuchen backen wollen und dazu noch das Obst aus dem Keller gebraucht. In ihren Filzschuhen war sie dann anscheinend gestürzt.

Jette musste zwanghaft alles aufräumen. Auch wenn sie fast darauf wartete, das die Tür aufging und die Mutter mit dem Glas Obst herein kam. Die Frau band sich eine Schürze um, zog ihre langen, schwarzen Haare zu einem Zopf zusammen und begann in der Küche aufzuräumen, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Nach der Küche kamen die anderen Räume an die Reihe. Warum sie das machte wusste sie im Moment selbst nicht. Vielleicht war es eine Art von Beschäftigungstherapie, um nicht nachzudenken. Als sie alle Reinigungsmittel in den Schrank zurückstellen wollte fiel ihr von oben, so als ob da jemand nachgeholfen hätte, eine große Kiste auf den Kopf.

Jette hielt sich den Kopf und sah auf die Zettel und Fotos herunter, die aus der Kiste zu Boden gefallen waren. Sie hockte sich daneben und begann alles wieder einzusammeln und sah sich dabei natürlich auch die Bilder an. Einige kannte sie schon. Es waren viele Fotos von ihr dabei, aber auch einige aus der Jugend der Mutter. In der Kiste hatte auch ein Stapel mit Briefen gelegen, die sorgsam mit einem roten Seidenband zusammengefasst waren und damit natürlich Jettes Aufmerksamkeit besonders auf sich zogen.

Schnell warf sie alles hinein und trug die Kiste dann in die Wohnstube, wo sie, auf dem Sofa sitzend, noch einmal alles ansah, was die Mutter anscheinend ihr ganzes Leben lang ungeordnet in diese Kiste geworfen hatte. Den Briefstapel wollte sich Jette bis zum Schluss aufheben. Als ihr Blick auf die Uhr in der Stubenanrichte fiel, bemerkte sie, dass es schon auf 19:00 Uhr ging und sie doch am nächsten Tag auf Arbeit sein musste. Also warf sie schnell alles zurück in die Kiste, klemmte sich diese unter den Arm und verließ die Wohnung.