Kaperfahrt gegen die Hanse - Uwe Goeritz - E-Book

Kaperfahrt gegen die Hanse E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

Norddeutschland, Ende des 12 Jahrhunderts. Diese Geschichte handelt von 1160 bis 1200 zu Beginn der Hanse in einem kleinen Dorf an den Ufern der Ostsee. Eine kleine Gruppe von Fischern beginnt einen Kampf gegen die Übermächtig erscheinende Verbindung zwischen Kaufleuten der Hanse und den lokalen Fürsten. Immer schlimmer werden sie ausgepresst, damit ihr Fürst Handel treiben kann. Unter Ausnutzung des Aberglaubens der Seemänner gelingt es ihnen, einen Teil des erpressten Eigentums zurück zu holen und unter der Bevölkerung zu verteilen. Wie lange können sie aber der übermächtigen Allianz und der Macht des neuen Städtebundes widerstehen?

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Inhaltsverzeichnis

Kaperfahrt gegen die Hanse

Im Schein des Feuers

Ein braunes Segel

Der Gasthof an der Mole

Ein stürmischer Tag

Maria

Aufruhr

Mutige Männer

Die Kogge

Ein kühner Plan

Große Beute

Gerechte Verteilung

Eine Falle?

Noch eine Kogge

Der Zorn der Hanse

Wer ist schneller?

Nachts im Sturm

Schiffbruch

Und wieder Not?

Ein Hinterhalt

Zu Fuß oder zur See?

Flucht von der Insel

Am Ende der Kräfte

An einem fernen Ufer

Ein neuer Gasthof

Kaperfahrt gegen die Hanse

Norddeutschland, Ende des 12 Jahrhunderts. Diese Geschichte handelt von 1160 bis 1200, zu Beginn der Hanse, in einem kleinen Dorf an den Ufern der Ostsee. Eine kleine Gruppe von Fischern beginnt einen Kampf gegen die Übermächtig erscheinende Verbindung zwischen Kaufleuten der Hanse und den lokalen Fürsten. Immer schlimmer werden sie ausgepresst, damit ihr Fürst Handel treiben kann.

Unter Ausnutzung des Aberglaubens der Seemänner gelingt es ihnen, einen Teil des erpressten Eigentums zurück zu holen und unter der Bevölkerung zu verteilen. Wie lange können sie aber der übermächtigen Allianz und der Macht des neuen Städtebundes widerstehen?

Sie sind keine Heiligen und keine Helden, sondern einfache Männer mit Mut und Entschlossenheit. Kann ihre Aufgabe ein Erfolg werden oder scheitern sie an den Umständen der Zeit? Die handelnden Figuren sind zu großen Teilen frei erfunden, aber die historischen Bezüge sind durch archäologische Ausgrabungen, Dokumente, Sagen und Überlieferungen belegt.

1. Kapitel

Im Schein des Feuers

Die junge Frau stand am Fenster des Burgturms und schaute zu den vielen fremden Kämpfern auf der anderen Seite des Burggrabens herunter. So viele sächsische Banner waren da unten zu sehen und unter einem davon kämpfte ihr Liebster gegen diese, ihrem Vater gehörende, slawische Burg. Sie hatte ihn in den letzten Tagen oft bei den Friedensverhandlungen gesehen und ein paar Mal sogar mit ihm sprechen können, aber sie wusste, dass diese Verhandlungen zu nichts führen konnten. Ihr Vater war da viel zu verbissen und er versuchte Zeit zu gewinnen. Die Bevölkerung der Umgebung, die in der Burg Schutz gesucht hatte, litt unter der langen Belagerung. Es war das Jahr 1160 und in dieser Nacht würde sich ihr Schicksal erfüllen. Auf die eine oder andere Art.

Sie schaute auf ihre Tochter, die sie erst vor ein paar Wochen heimlich hier in ihrem Zimmer geboren hatte und von der niemand etwas wissen durfte. Nur Olga, ihre Dienerin, wusste es, aber auf die konnte sie sich blind verlassen. Sie hatte ihr auch bei der Geburt geholfen. Swetlana, so hieß die junge Frau, nahm ihre Tochter aus dem Bett und hielt sie so, dass sie beide auf die Fahnen hinunter schauen konnten. Sie sagte "Maria, dort unten ist dein Vater. Ich habe einen Entschluss gefasst, der mir vermutlich das Leben kosten wird, aber vielen anderen das Leben retten kann." sie drehte sich zur Tür und rief ihre Dienerin herein.

Olga war eine kleine dickliche Frau mit langen dunklen Haaren, die sie zu einem kräftigen Zopf zusammen gebunden hatte. Sie war kaum älter als Swetlana und beide verstanden sich gut. Swetlana packte das Kind in eine Decke, dann nahm sie ihre goldene Kette mit dem Anhänger ab und legte sie zu dem eingepackten Kind. Sie übergab Olga das Kind und sagte zu ihr "Gehe zu Nikolai an die Anlegestelle. Er bringt euch Beide auf die andere Seite des Sees, in den Wald. Versteckt euch dort. Wenn mein Plan scheitert so wird die Burg morgen niederbrennen und du wirst das Feuer sehen. Dann werde ich tot sein und ihr müsst so schnell wie möglich verschwinden. Wenn die Burg morgen Abend noch steht, so kommt zurück."

Olga nahm das Kind an sich und unter Tränen verabschiedeten sich die beiden Frauen. Swetlana strich noch einmal über die Wange ihres Kindes und dann ging sie wieder zum Fenster zurück. Olga verließ das Zimmer und stieg den Turm hinab. Sie lief schnell zu der Seite, an der die Burg an den See grenzte. Sie hatte weitere Sachen aus ihrem Zimmer geholt an dem sie unterwegs vorbei gekommen war und nun suchte sie Nikolai. Sie wagte aber nicht ihn zu rufen. Niemand sollte auf sie aufmerksam werden und fragen woher das Kind war.

Sie sah ihn an einem Tisch in der Nähe der Anlegestelle mit ein paar Fischern sitzen. Mit einem Handzeichen, das nur er sehen konnte, machte sie auf sich aufmerksam. Nikolai war genauso alt wie sie und die beiden hatten sich ineinander verliebt. Nun stand sie mit dem Kind da und wurde rot, als er auf sie zukam. Er war schon von Swetlana informiert worden und hatte seine Sachen ebenfalls gepackt. Zu dritt stiegen sie in das kleine Boot. Er verstaute die Sachen im Boot während Olga das Kind wiegte und beruhigte.

Vorsichtig und leise stießen sie vom Steg ab und Nikolai ruderte sie über den See. Obwohl es fast Mittag war lag immer noch ein leichter Nebel über dem See, der ihre Flucht verbergen würde. Ganz leise ruderte er, um kein unnützes Geräusch zu machen. Er brachte sie weit genug weg, so das die sächsischen Krieger sie nicht finden konnten, aber nah genug, damit sie sehen konnten, was mit der Burg und Swetlana passieren würde.

Er schob das Boot ins Schilf und machte es gut fest. Während Olga bei dem Kind blieb, besorgte er zwei Pferde, die er an einen Baum in der Nähe band. Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und die Dunkelheit setzte ein. Sie waren nun schon ein paar Stunden hier. Olga und das Kind schliefen, während Nikolai Wache hielt. Feuer wollten sie nicht machen, um sich nicht zu verraten.

Nikolai saß mit dem Rücken an einem Baum gelehnt und schaute auf den See hinaus. Der Wind kräuselte die Oberfläche und der Mond spiegelte sich darin. Im nahen Schilf hörte er die Frösche quaken und wenn er nicht gewusst hätte, das auf der anderen Seeseite die sächsischen Angreifer in ihrem Feldlager waren, hätte es eine sehr schöne Sommernacht werden können. Was hatte Swetlana vor? Das hatte sie niemanden gesagt, aber sie hatte gewusst, dass es gefährlich wird, sonst hätte sie ihr Kind nicht so weit weggeschickt. Er schaute auf seine Olga, die im Schlaf zusammengesunken war, und auf das Kind in ihrem Arm. Es schlief ganz ruhig während sich ihre Mutter vermutlich gerade für den Frieden opferte.

Über ihn setzte sich ein Käuzchen in den Baum und sein Ruf konnte nichts Gutes bedeuten. Von der anderen Seeseite hörte er nun Lärm, wie von einem Kampf. Aber es war doch noch Mitten in der Nacht. Hatten die Sachsen angegriffen? Oder seine Leute? Er stand auf, um genauer zu sehen, was passieren würde, doch durch das Schilf konnte er nichts erkennen. Langsam setzte die Dämmerung ein oder war das ein Feuer von der anderen Seite des Sees? Nikolai dachte sich "Das ist beides auf einmal." Er ging zu Olga hinüber, die an einem Baum lehnte und schlief.

Nikolai legte seiner Olga die Hand auf die Schulter. Er weckte sie und zeigte ohne ein Wort auf den roten Himmel über dem See. Olga nickte und verstand. Swetlanas Plan war gescheitert und die Burg stand in Flammen. Sie betete für Swetlanas Seele und bekreuzigte sich, während Nikolai die Pferde holte und die Sachen verstaute. Er half Olga auf das Pferd und reichte ihr dann das Kind, danach setzte er sich auf das andere Pferd. Sie schauten noch einmal auf die Flammen, die sich jetzt in der Morgensonne langsam verloren und dann ritten sie durch den Wald in Richtung Norden davon.

2. Kapitel

Ein braunes Segel

Nach drei Tagen erreichten sie endlich das Ufer der See. Sie hatten kaum geschlafen und wenn sie sich eine Ruhepause genommen hatten, dann hatten sie nur kurz gerastet, um dem Kind etwas Milch aus einer Schlauchflasche zu geben sowie etwas Brot zu essen. Die sächsischen Verfolger hatten sie im Wald schon lange aus den Augen verloren, hofften sie, und nun sahen sie die Insel, auf der alle Slawen Zuflucht gefunden hatten, auf der anderen Seite des kleinen Wasserarms liegen. Wie sollten sie dort hinüber kommen?

Die Verfolger würden bestimmt schon am nächsten Tag diesen Platz hier erreichen. Olga hatte das Kind in ein Tuch eingewickelt und trug es so vor der Brust, damit sie beide Hände zum reiten frei hatte. Nikolai half seiner Olga beim absteigen und nachdem er ihre Sachen abgeladen hatte ließ er die Pferde frei. Diese würden sie nun nicht mehr brauchen und mitnehmen konnten sie die Pferde über die See ohnehin nicht.

Am Strand schauten sie nach ob ein Boot noch übrig geblieben war, aber das einzige, das dort noch lag, hatte ein großes Loch in der Seite und würde bereits nach wenigen Metern auf der See gesunken sein. Daher war es auch zurückgelassen oder absichtlich beschädigt worden. Sie wendeten sich dem Dorf zu, in dem aber keine Menschenseele mehr lebte. Die Türen standen offen und überall lag, nach einer überstürzten Flucht, Hausrat umher.

Vermutlich waren die Verfolger schon einmal hier gewesen oder die hier lebenden Dorfbewohner hatten sich schon vorsorglich auf die Insel gerettet. Nur die Kühe und Esel liefen durch das Dorf, sie waren für die Boote zu groß gewesen und waren deshalb freigelassen und in den Wald getrieben worden.

Sie brachten ihre Sachen in ein verlassenes Bauernhaus, wo Olga sich um die kleine Maria kümmerte. Sie molk eine Kuh, die sie im Stall stehend gefunden hatte und gab die Milch dem Kind zu trinken. Nach einer ganzen Weile kam Nikolai mit etwas Brot und Bier zurück, das er in der Schänke des Dorfes gefunden hatte. Er hatte am Strand ein Signalfeuer gemacht und hoffte so die Fischer auf der anderen Seite auf sich aufmerksam zu machen. Gleichzeitig hatte er damit aber vermutlich auch die Verfolger auf sich aufmerksam gemacht, aber dieses Risiko musste er eingehen. Die Sachsen würden sowieso kommen. Früher oder später und die Fischer würden sie sonst nicht holen können.

Nachdem er Olga das Brot gegeben hatte ging er wieder zu dem Feuer hinüber. Er hatte extra trockenes Holz genommen, um nicht durch den Rauch aufzufallen, und das Feuer hatte er so angelegt, das es nur von der See aus zu sehen war. Er schaute zur Insel hinüber und legte etwas Holz nach, als sich Olga mit dem Kind neben ihn an das Feuer setzte. "Wir werden zusammen leben und Maria als unsere Tochter aufziehen." sagte er und sie nickte glücklich. Das hatte sie sich schon lange gewünscht, es nur nie auszusprechen gewagt.

Ihr Blick ging vom Feuer zu ihrem Nikolai und dann auf das Wasser hinaus. War da eine Bewegung gewesen? Sie zeigte auf das andere Ufer und Nikolai folgte mit seinem Blick ihrer Hand. "Da kommt ein Boot." sagte er als er aufstand und den Fischern zuwinkte. Olga holte die Sachen aus dem Haus zum Feuer und sie sah, dass das braune Segel des Fischerbootes schon viel größer geworden war. Die Fischer hatten sie bemerkt und kamen auf sie zu. Mit einer Hand das Kind an die Brust drückend winkte sie mit der anderen Hand dem Boot zu. Wenn es sie mit über das Wasser nahm dann waren sie gerettet.

Hinter sich im Wald vernahmen sie nun Hufschlag. Die Verfolger waren näher gewesen als gedacht. Würde das Boot noch rechtzeitig bei ihnen sein? Oder mussten sie in die sächsische Gefangenschaft? Nikolai zog sein kurzes Schwert und führte die beiden zum Ufer, er würde Frau und Kind verteidigen, wenn es sein musste mit seinem Leben, um ihr Leben zu beschützen. Olgas Blick ging zwischen Boot und Waldrand immer hin und her. Würden sie es schaffen? Wenn sie das Boot doch nur ziehen könnte. "Schneller, fahrt doch schneller" dachte sie. Etwa hundert Meter trennten das Boot vom Ufer und der Lärm der Pferde wurde immer lauter. Sie konnte schon das rufen der Männer im nahen Wald hören.

Endlich legte das Boot an. Drei Männer waren darin. Schnell stieg Olga mit dem Kind ein. Nikolai warf die Sachen ins Boot und schob es zusammen mit einem der Fischer ins Wasser. Der Wind blähte das Segel und schnell ging es vom Strand aus zurück auf die See. Die Reiter erreichten unmittelbar darauf das Ufer und schossen ein paar Pfeile hinterher, von denen aber nur einer das Boot traf und darin stecken blieb, ohne jemanden zu verletzen. Die anderen Pfeile fielen weit hinter ihnen kraftlos ins Wasser.

Der Wind schob das Boot vorwärts und die Männer im Boot konnten sehen, wie die Reiter das Dorf plünderten und danach anzündeten. Dicker schwarzer Rauch stieg aus dem Dorf auf, in dem sie noch vor ein paar Minuten Schutz gefunden hatten. Jetzt erst hatte Nikolai Zeit sich bei seinen Rettern zu bedanken. Einer der Fischer, der in seinem Alter war, stellte sich als Hein vor. Er sagte "Das ist die Abkürzung für Heinrich aber so will ich nicht genannt werden, weil dieser Heinrich gerade unser Volk so gnadenlos verfolgt."

Hein schaute auf das Dorf zurück und sah sein Haus gerade in Flammen aufgehen. Seine Familie hatte er auf die Insel retten können mit allem was tragbar gewesen war. Alles andere sah er gerade in Rauch aufgehen. Er wischte sich eine Träne ab, die vom Wind oder von der Wut auf die Sachsen kommen konnte, dann wendete er sich wieder den drei Geretteten zu. Er war gerade einmal zwanzig Jahre und damit genauso alt wie Nikolai aber das Leben auf See hatte sein Gesicht gegerbt. Die beiden Männer reichten sich die Hand und Nikolai stellte Olga und Maria als seine Familie vor, so wie er es mit Olga vereinbart hatte. Vor Einbruch der Dunkelheit waren sie auf der anderen Seite, gerettet auf der Insel der Slawen.

3. Kapitel

Der Gasthof an der Mole

Die Flucht war nun 17 Jahre her. Nikolai stand an der kleinen Mole und wartete auf die Fischer. Er brauchte für den Abend noch ein paar Fische. In ihrer kleinen Schänke hatten sich Gäste einquartiert, die er nun verpflegen wollte. Ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die sie zu einem Zopf gebunden hatte, kam mit einem Korb den Weg entlang und stellte sich neben ihn. "Hallo Maria, die Fischer sind noch nicht da, du bist zu früh hierhergekommen." begrüßte er seine Tochter. Maria nickte und stellte den Korb wortlos vor sich auf den Boden. Gemeinsam blieben sie eine ganze Weile stehen und schauten auf das Meer hinaus.

Eigentlich wartete sie nicht auf den Fisch, sondern auf Andreas, den Sohn des Fischers, der genauso alt war wie sie selbst. Gedankenverloren spielte sie an dem Anhänger der Kette, die sie um den Hals trug. Ein leichter Wind kam nun von der See auf und wenig später sahen sie das mit Fisch schwer beladene Fischerboot auf sich zukommen. Am Bug stand Andreas und winkte ihr zu. Sie wagte aber nicht zurück zuwinken, wenn ihr Vater dabei war.