Liebe hinter Klostermauern - Uwe Goeritz - E-Book

Liebe hinter Klostermauern E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

Ein Leben wie im Kloster? Wollte sie das wirklich? Das fragt sich Karla, die Heldin dieser Geschichte, als sie auf Drängen ihrer Eltern in eine Hauswirtschaftsschule gehen muss. Doch dort lernt sie Rebecca kennen und verliebt sich in die Frau. Kann das gut gehen oder verstößt sie damit zu sehr gegen die Konventionen des Klosters und der Welt? Bleibt sie alleine zurück oder findet sie ihr Glück?

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Inhaltsverzeichnis

Liebe hinter Klostermauern

Ein neuer Anfang

Drei Neue

Freundinnen

Schwester Barbara

Erste Erfahrungen

Erwachende Gefühle

Heizungen und andere Katastrophen

Urlaub

Männer und Frauen

Ein schmerzlicher Verlust

Frühlingsgefühle

Zerbricht die Freundschaft?

Tränen der Angst

Prüfungsstress und Liebesnot

Frauen und Männer

Ein unerwartetes Treffen

Wege über das Land

Eine gemeinsame Zukunft?

Liebe hinter Klostermauern

Ein Leben wie im Kloster? Wollte sie das wirklich? Das fragt sich Karla, die Heldin dieser Geschichte, als sie auf Drängen ihrer Eltern in eine Hauswirtschaftsschule gehen muss, die sich in einem Kloster befindet. Doch dort lernt sie Rebecca kennen und verliebt sich in die gleichaltrige Frau.

Kann das gut gehen oder verstößt sie damit zu sehr gegen die Konventionen des Klosters und der Welt? Bleibt sie alleine zurück oder findet sie doch noch ihr Glück?

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Ein neuer Anfang

Karla schaute im Taxi nur nach vorn und drehte sich nicht noch mal zu den Eltern um, die sicher immer noch winkend hinter ihr am Straßenrand vor dem kleinen Haus standen. Gerade erst war sie siebzehn geworden und da hatten die Beiden beschlossen, die Tochter nach dem sozialen Jahr auf eine Hauswirtschaftsschule zu schicken. Sie war gar nicht gefragt worden, sondern der Vater hatte das einfach so festgelegt. Karla fühlte sich wie im Mittelalter und nicht wie im 21. Jahrhundert. Wer geht denn heutzutage noch auf eine Hauswirtschaftsschule?

Sie wollte irgendwas Modernes machen. Im Büro arbeiten, Schreibmaschine schreiben lernen, oder in irgendeinem Laden als Verkäuferin arbeiten. Vielleicht was mit Mode machen. Das hatte ihr im Fernsehen immer so gefallen. Das hätte sie sich gut vorstellen können. Aber das hier? Kochen, backen und bügeln? Nur weil die Mutter das früher auch gelernt hatte und sie der Meinung gewesen war, das ihr das nicht geschadet hatte, musste nun Karla für ein Jahr ins Internat?

Alles Bitten und alle Tränen hatten keinen Erfolg gehabt und zu allem Überdruss hatte die Mutter ihr noch zwei Zöpfe in die langen schwarzen Haare geflochten, so dass sie nun eher wie zwölf aussah. Sie kramte ihren Schminkspiegel aus der Tasche und betrachtete das furchtbare Machwerk der Flechtkunst ihrer Mutter. Viel hatte nicht mehr gefehlt und die Frau hätte ihr bunte Schleifen in das Haar gemacht. Sie zog eine Bürste aus der Tasche und begann die Zöpfe zu öffnen. Mit einer Hand und dem kleinen runden Spiegel ging das aber nur schlecht und so sah sie sich nach einem besseren Spiegelbild um.

Im Rückspiegel des Taxis fand sie schließlich etwas, was ihr half, ihre Mähne wieder zu bändigen. Vollkommen in ihr Tun vertieft, bemerkte sie nicht die Blicke des Fahrers, der sie schmunzelnd beobachtete. Der Mann war sicher doppelt so alt wie sie und achtete nun mehr auf sie, als auf die Straße. Als er abrupt bremsen musste, weil ein Fahrradfahrer vor ihm über die Straße fuhr, flog ihre Bürste nach vorn und hätte ihn fast am Kopf getroffen. Der Mann entschuldigte sich schnell, obwohl das wohl eher ihr Part gewesen wäre. Dann angelte er die Haarbürste vom Armaturenbrett, gab sie wieder nach hinten und fuhr schnell an. Nun trafen sich ihre Augen im Spiegel und sie schlug die Lieder nieder, beobachtete ihn aber durch die Wimpern weiter. Er gefiel ihr, aber sie hatte auch den Ring an seiner Hand bemerkt, die auf dem Lenkrad lag.

„Ist das schon Flirten?“ fragte sie sich in Gedanken und bürstete weiter ihr Haar. Immer weiter überlegte sie und machte versonnen mit ihrer Haarbändigung weiter. Während die Freundinnen zur Disco gehen durften, war sie immer nur zu Hause geblieben und sie war nicht nur im Sternbild eine Jungfrau. Das Taxi fuhr vor dem Bahnhof vor und hielt auf dem Platz. Sie steckte die Bürste weg und holte den zehn Euro Schein heraus. Der Mann nickte, bedankte sich für das Trinkgeld und holte ihre Tasche aus dem Kofferraum heraus. Dann hielt er ihr noch die Tür auf und schon war er auch wieder weg.

Es war Sonnabendvormittag und trotzdem, oder gerade deshalb, war auf dem Bahnhof ein ganz schönes Gewimmel von Menschen. Alle eilten irgendwohin, erwarteten jemanden, oder verabschiedeten sich von einem lieben Menschen. Nur sie war hier irgendwie alleine und verloren. Aber im nächsten Moment dachte sie daran, wie das wohl gewesen wäre, wenn die Eltern sie hier verabschiedet hätten.

Nun suchte sie sich ihren Zug. Sie sah auf die große Anzeigetafel und hatte das Gleis auch schon gefunden. Karla stieg die große Treppe zum Bahnsteig empor. Die Fahrkarte hatte der Vater ihr schon am Vortag geholt. Anscheinend hielt er sie nicht mal dazu für fähig, eine Karte zu kaufen. Wenig später saß sie im Zug und holte das Buch aus der Tasche, das sie auf der langen Fahrt lesen wollte. Der Zug fuhr an und sie schaute in das Buch. Kaum hatte sie es aufgeschlagen, klappte sie es auch schon wieder zu. Karla sah sich in dem leeren Abteil um und dachte „Frei! Ich bin frei!“ sie war der Enge der elterlichen Wohnung entkommen und auf dem Weg in das Internat. Am liebsten wäre sie jetzt herum gehüpft. So hatte sie das bis gerade eben noch gar nicht gesehen. Nun freute sie sich.

Sie malte es sich schon schön aus. Jungs, Disco, Schminktipps von Freundinnen und keinen Vater, der ihr in alles rein redete. Keine Mutter, die ihr vorschrieb, was sie zu tragen hatte und die jeden Tag ihre Unterwäsche kontrollierte. Ein junges Pärchen betrat das Abteil und setzte sich ihr gegenüber auf die Bank. Händchen haltend und tief in ihren Blicken versunken beachteten die Beiden Karla gar nicht. Es gab nur die Beiden auf der Welt und sonst niemanden. „Schön.“ dachte Karla und versuchte die andere Frau nicht allzu sehr anzustarren, aber die waren sowieso mit sich selbst beschäftigt und weit weg. Als die Beiden begannen sich zu Küssen schaute Karla verlegen zum Fenster hinaus und ließ ihren Blick zu den Bergen wandern, die weit voraus das Ziel ihrer Reise waren. Im Spiegelbild des Fensters sah sie die Frau.

Das Pärchen verschwand wenig später aus dem Abteil und sie sah den Beiden kurz hinterher. Wie glücklich sie aussahen. Vielleicht so wie sie selbst, jetzt wo sie aufgebrochen war, in ein neues Leben. Es war so, als würde ihr Leben gerade jetzt erst so richtig beginnen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Beiden wieder zurück kamen und ihr schien es so, als ob die Frau nun noch mehr strahlte, als vor ein paar Minuten. Mit ein paar kontrollierten Griffen richtete die Frau ihre Sachen, dann versanken sie in einem erneuten Kuss. Wieder sah Karla zum Fenster hinaus, gleichzeitig beobachtete sie das Pärchen weiter. Die Berge kamen immer näher und nun konnte sie es gar nicht mehr erwarten, bis sie am Ziel angekommen sein würde.

Jungs und Küsse würden nun sicher folgen. Sie beneidete die andere Frau etwas um deren Freund.

Schließlich fuhr der Zug in die Endstation ein. Eine etwas größere Stadt mit einem Berg dahinter, auf dem sogar ein kleiner Turm zu sehen war. Das Pärchen verließ das Abteil, Hand in Hand, und auch Karla ergriff die Tasche und ging durch die offene Wagentür nach draußen auf den Bahnsteig.

Der Duft der Freiheit lag in der Luft, in diesem Falle roch es nach Bratwurst vom Grill, der vor sich hin dampfend auf dem Bahnhofsvorplatz stand.

2. Kapitel

Drei Neue

Am Laternenpfahl auf dem Vorplatz des Bahnhofes hing ein buntes Plakat „Disco am Sonnabend. Von 20:00 bis 03:00 Uhr“ stand darauf und Karla schien es wie die Verheißung des Paradieses zu sein. Endlich konnte sie unbeobachtet aus dem Haus gehen und früh wieder zurückkommen. Sie zog den Zettel mit der Adresse aus der Tasche und schaute sich nach einem Taxi um. Es gab nur eines auf dem Platz, und das fuhr soeben ab.

Da es gerade Mittag geworden war drehte sie sich zu dem Bratwurststand um und holte sich eine Currywurst. An einem kleinen Stehtisch ließ sie es sich schmecken und schaute auf die Sonne hinauf, die für einen Tag Anfang September noch ganz schön heiß auf sie herunter brannte. Vielleicht gab es hier ja auch irgendwo ein Freibad oder einen kleinen Teich, wo man ungestört baden konnte. Als sie mit ihrer Mahlzeit fertig war drehte sie sich zum Taxistand um, da war aber immer noch kein Taxi aufgefahren. Anscheinend gab es hier nur das eine.

Karla ging hinüber, setzte sich auf die Bank an dem Halteplatz der Taxis, und wartete auf das nächste Fahrzeug, das sie sicher zu ihrem Ziel bringen würde. Das kam aber erst eine halbe Stunde später. Sie stieg ein und nannte die Adresse. Der Fahrer, ein älterer Mann, so um die Sechzig, nickte. Er startete den Motor und das Fahrzeug fuhr an. Der Mann jagte fast durch die Straßen und so konnte sie nicht viel von den Häusern und Läden erkennen. Sie verließen den Ort und bogen in eine Straße ein, die den Berg hinauf führte.

Der kleine Weg war von Bäumen gesäumt und höchstens so breit, dass ein Auto gerade so fahren konnte. Links und rechts sausten grüne Büsche an den Fenstern vorbei und wenn sie das Fenster aufgemacht hätten, so hätte sie sicher das eine oder andere Blatt abreißen können, ohne hinaus fassen zu müssen. Auf der Hälfte zwischen Tal und Gipfel hielt das Auto auf einem Parkplatz vor einem dunklen Gebäude an. Sie zahlte und stieg aus.

Der Ort war weit unter ihr. Nach der Disco würde sie damit sicher mit dem Taxi hier herauf fahren müssen. Sie drehte sich zu dem Gebäude um und sah es sich genau an. So hatte sie sich ein Internat nicht vorgestellt. Eine hohe Mauer umschloss das Gebäude und eine kleine Kapelle war auch dahinter zu sehen. Das Ganze sah eher wie ein Kloster aus. Karla ging zum Tor und klingelte. Es dauerte eine Weile, bis die Tür sich öffnete und eine Nonne erschien. „Oh Entschuldigung. Da muss ich mich wohl vertan haben.“ sagte Karla und wollte sich gerade wieder zur Straße wenden, um noch einmal nach ihrem Ziel zu suchen, doch die Nonne fragte „Zum Internat?“ und Karla nickte. Die ältere Frau gab den Weg frei und forderte die junge Frau mit einer Handbewegung zum Eintreten auf.

Hinter Karla schloss sich das schwere Tor. „Das konnte doch nicht wahr sein! Ein Kloster?“ fragte sie sich im Gedanken. „Von einem Gefängnis in das Nächste.“ dachte sie weiter und damit zerschlugen sich die Aussichten auf Jungs, Küsse und die Disco. Die Nonne ging vor ihr her. Sie mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, aber genau konnte man das nicht abschätzen, da sie eine Haube auf dem Kopf trug. Sie erklärte Karla, wo der Speiseraum und das Lehrgebäude waren und dann betraten sie das Wohnheim. Das war früher sicher mal der Wohnbereich der Nonnen gewesen und genau so sah er auch noch aus. Es roch sogar noch so, wie man sich das für ein Kloster so vorstellte.

Das Haus hatte drei Etagen und eine breite, dunkle Treppe führte von Etage zu Etage. Das Einzige, das sich hier in den letzten fünfhundert Jahren geändert hatte, war die Farbe an den Wänden. Es war ruhig in den Fluren. Entweder waren die Wände hier so dick, dass kein Geräusch auf den Gang hinaus drang, oder sie war die Erste hier.