Poppy und der Geister-Kleister-Sumpf - Wilma Müller - E-Book

Poppy und der Geister-Kleister-Sumpf E-Book

Wilma Müller

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Beschreibung

Poppy ist eigentlich nur eine ganz normale Blindschleiche, doch schlagartig wird alles anders. Mit Flügeln landet er in einer magischen Welt und muss mit verrückten Eulen den Dieb der Nacht finden. Dafür führt sie ihr Weg in den schaurigen Geister-Kleister-Sumpf, aus dem noch nie jemand zurückgekehrt ist.

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Wilma Müller, geboren 2003, hat gerade ihr duales Studium im Bereich Physiotherapie begonnen. Mit 13 Jahren fing sie an ihre Ideen zu Papier zu bringen und das Schreiben ist aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken. 2019 wurde ihr erster Fantasy-Roman „Aufgelöst – Hinterm Nebel liegt die Wahrheit“ veröffentlicht. „Poppy – und der Geister-Kleister-Sumpf“ gehört wie die Bougoslavien-Reihe zu ihren Kinderbüchern.

Für Wanda, die schon oft meiner Fantasie Flügel geschenkt hat.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Der Stein, auf dem ich lag, war noch ganz warm von der Sonne. Es war richtig gemütlich und die Aussicht war unglaublich schön.

Malerisch golden ging die Sonne hinter den gezackten Spitzen des Nadelwalds unter und ließ den Himmel kräftig orange, rot und lila erstrahlen. Wunderschön bunt! Ein paar

Vögel flogen voller Leichtigkeit auf den Sonnenuntergang zu und vor all dem Licht hoben sie sich ganz dunkel ab.

Ich würde auch so gerne fliegen können! Das war mein absoluter Herzenswunsch! Doch ich wusste genau, dass das nie passieren würde.

Ich war nur eine einfache Blindschleiche, also eine Echse, die genauso aussah wie eine Schlange und die immer nur am Boden kriechen konnte.

Dabei wollte ich unbedingt mal die Welt von oben sehen! Bestimmt fühlte man sich dann vollkommen frei! Verträumt rollte ich mich auf meinem warmen Stein zusammen und blickte weiter zur verschwindenden Sonne. Und mit der Sonne würde auch bald die Wärme verschwinden.

Die Nächte waren einfach furchtbar! Wenn es kälter wurde, musste ich mich immer in schützende Spalten und Nischen zurückziehen, weil ich mich dann schlechter bewegen konnte und irgendwie die Kälte ausharren musste. Ein trauriger Alltag und echt langweilig.

Lange blieb ich noch so liegen und sah gedankenverloren dabei zu, wie die letzten Strahlen über den dunklen, herbstlichen Wald fluteten und ganz schwach die ersten Sterne am blassen Himmel erschienen. Als auch der letzte Zipfel der warm glühenden Sonne am Horizont versunken war, eroberte die Dunkelheit schnell alles.

Sämtliche Farben wurden zu Grau und Schwarz und viel ging in den langen Schatten unter.

Jetzt müsste ich mir eigentlich meinen Unterschlupf suchen.

Na ja, um genau zu sein, hätte ich ihn mir schon längst suchen sollen.

Der Sommer neigte sich schon dem Ende.

Nachts wurde es immer kälter und lange würde es nicht mehr dauern und ich würde in die Winterstarre fallen. Stocksteif irgendwo rumliegen und auf den Frühling warten, war wirklich gar nicht lustig!

Meistens stellte ich mir dann vor, ich wäre ein Vogel und ich hätte mein Nest ganz weit oben in einem Baum.

Dann könnte ich den ganzen Tag umherfliegen und mir Nüsse oder so zum Essen suchen. Oder ich könnte in den Süden fliegen! Es wäre immer kuschelig warm! Ich könnte einfach der Sonne hinterher fliegen!

„Schuhu! Schuhu!“, rief ein Uhu irgendwo in der Dunkelheit und flog vielleicht sogar lautlos auf.

Mit großen Augen blickte ich in den finsteren Himmel, in dem überall weiße Sterne funkelten. Weit entfernte Sonnen …

Kühler Wind trieb ein paar zarte, gräuliche Wolken über das glitzernde Firmament. Ich spürte schon, wie mein Körper langsam steifer wurde, aber noch war mein Aussichtsstein warm genug.

Einen kleinen Moment würde ich noch hierbleiben, mit der Freiheit des Himmels über mir.

Da! Eine Sternschnuppe! Ganz flink war sie an den anderen Sternen vorbei gehuscht!

Jetzt musste ich mir etwas wünschen!

Feierlich schloss ich meine Augen und natürlich war es der gleiche Wunsch wie immer: Ich wollte fliegen können!

Auf einmal frischte der Wind auf und irgendwie fühlte es sich anders an … Verwirrt öffnete ich meine Augen wieder. Oh mein Gott! Ich konnte es nicht glauben. Es war überhaupt nicht möglich! Absolut unvorstellbar! Atemlos schaute ich herab.

Ich flog! Ich flog wirklich! Weit unter mir zogen die Bäume dahin und da war ein Bach und Felder und … Es war einfach nur unglaublich! Diese Freiheit! Über mir waren fluffig weiße Wolken.

Sie sahen so nah aus! Wie von selbst flog ich höher, den Wolken entgegen.

„Juhuuu!“, jubelte ich laut auf. Das war so genial! Ich konnte überall hin! Ich konnte alles sehen! Ich konnte den Wind spüren! Nicht länger am Boden festsitzen! Nicht länger nur nach oben sehen! Ich konnte FLIEGEN!

JAAAA!

Aber wie?

Neugierig drehte ich meinen Kopf. Krass! Aus meinem Rücken kamen zwei große schimmernd schwarze Flügel! Ich hatte Flügel! Echte Flügel! Begeistert schlug ich einmal ganz kräftig mit ihnen und zischte nur so durch die Luft. Ich war der König der Lüfte!

Der Himmel gehörte mir! Jippie!

Mit ausgestreckten Flügeln ließ ich mich für einen Moment vom Wind tragen. Warm spürte ich die Sonne auf meinen Schuppen.

Erst jetzt fiel mir ein, dass es eigentlich Nacht sein müsste, aber eigentlich müsste ich ja auch immer noch auf meinem Stein liegen und nicht atemberaubend durch den Himmel sausen.

War das hier ein Traum? War ich so schnell eingeschlafen? Ich hatte es gar nicht richtig gemerkt. Aber das hier musste doch ein Traum sein! Es war viel zu schön, um wahr zu sein!

„Ein Drache!“, rief eine Stimme von unten. Ich war nicht allein in diesem Traum! Aufgeregt schaute ich runter. Dort standen mitten auf der Wiese zwei Zylinderhüte.

Verwirrt ließ ich mich tiefer gleiten.

Hatte die irgendwer dort vergessen? Waren sie vielleicht vor Schreck weggelaufen, weil sie mich für einen gefährlichen Drachen gehalten hatten?

Das musste ich mir genauer ansehen!

Leicht kreisend flog ich immer tiefer und die Sonne zeichnete meinen geflügelten Schatten auf das sommergrüne Gras.

Ich konnte es immer noch kaum glauben!

Selbst wenn es nur ein wunderschöner Traum war, es war umwerfend! Ich wollte am liebsten nie wieder aufwachen! So einen lebhaften Traum hatte ich wirklich noch nie gehabt! Alles fühlte sich so unglaublich real an! Ich liebte es!

„Pssst! Hey! Giesbert! Denkst du, der Drache ist weg? Denkst du, er hat die Nacht gestohlen?“, zischte eine Stimme und der linke Zylinder bebte leicht.

Jetzt von Nahem konnte ich erkennen, dass dieser Hut richtig besonders war. Ähnlich wie die Feder an einem Jägershut waren an der Hutkrempe einige Silvesterraketen. Der Stoff war knallrot. Außerdem hingen kleine schwarze Kügelchen von der Hutkrempe, die bestimmt richtig lustig hin und her baumelten, wenn man ihn trug. Waren das kleine Bomben?! Und auf der oberen Hutfläche war goldener, roter und schwarzer Glitzer, der irgendwie richtig explosiv aussah.

Alles an diesem Zylinder hatte so etwas Feuriges, Chaotisches und Knalliges an sich.

Der andere Zylinder war total anders, aber genauso einzigartig. Von der Grundfarbe war er dunkelblau und insgesamt wirkte er sehr ruhig.

Wenn man ganz genau hinsah, konnte man dünne, schwarze Notenlinien erkennen. Passend zur Musik war an der Seite statt Silvesterraketen eine kleine Harfe und auf der Hutkrempe lagen ein paar Steinchen. Also ziemlich schlicht, zumindest im Vergleich zu dem explosiven roten Zylinder. Er war ja immer noch viel interessanter als ein normaler, einfach schwarzer Hut.

Blieb nur noch die Frage, warum diese Hüte hier lagen und wer da eben gesprochen hatte.

War es vielleicht sogar der Hut selbst gewesen? In Träumen war doch alles möglich! Oder versteckte sich jemand unter dem Hut? Ja, das war schon wahrscheinlicher.

„Sei leise!“, wisperte eine andere Stimme, die aus dem dunkelblauen Hut zu kommen schien.

„Hallo!“, begrüßte ich die beiden freundlich.

Von ihnen kam keine Antwort. „Ihr müsst keine Angst haben! Ich bin nur eine Blindschleiche!“, rief ich ihnen zu und segelte knapp über ihren Hüten: „Mein Name ist Poppy!“

Sie trauten sich immer noch nicht mit mir zu sprechen. Vielleicht sollte ich landen. Wenn ich nicht mehr wie ein lauernder Raubvogel über ihnen kreiste, kam ich ihnen bestimmt nicht mehr so bedrohlich vor. Da war nur ein Problem.

Ich hatte gar keine Ahnung, wie ich landen konnte.

Aber vielleicht würde es genau wie das Fliegen ja ganz von selbst funktionieren. So schwer konnte es doch eigentlich gar nicht sein.

Ups. Mit viel zu viel Schwung traf ich auf die Erde auf und überschlug mich glatt. Nach ein paar Purzelbäumen plumpste ich auf meinen Rücken und blieb endlich liegen.

Ein klein wenig beschämt richtete ich mich wieder auf. Alles drehte sich leicht. Das war ja mal eine mega krasse Bruchlandung gewesen. Uiuiui.

Unter dem roten Zylinder funkelten zwei große Augen hervor, doch als ich zu ihnen sah, zogen sie sich ganz schnell wieder unter den Hut zurück.

„Hallo! Ich bin Poppy!“, stellte ich mich einfach noch einmal fröhlich vor und schlängelte ein bisschen komisch auf sie zu.

Die großen Flügel auf meinem Rücken waren schon ungewohnt, aber natürlich wahnsinnig toll. Total glücklich wackelte ich ein wenig mit ihnen. Nur wie ich vom Boden wieder starten könnte, war mir ein Rätsel.

Allerdings wollte ich ja zuerst einmal mit den beiden Hut-Versteckten reden. Aber was könnte ich noch tun, damit sie endlich rauskamen?

Nachdenklich starrte ich die beiden Zylinder an. Plötzlich schnellte der chaotische Hut nach oben: „Ich bin Knallepeng!“ Erschrocken machte ich einen kleinen Satz nach hinten. Das war jetzt echt überraschend gekommen. Oh!

Unter dem verrückten Hut steckte eine Eule, genauer gesagt trug sie den Zylinder ganz normal auf ihrem Kopf und ich fragte mich, wie sie eben noch komplett darunter passen konnte. So klein konnte man sich doch gar nicht machen!

Bevor ich wusste, was ich als nächstes sagen sollte, gab die Eule dem zweiten Zylinder einen kleinen Stupser mit ihrem Krallenfuß und rief laut: „Hey, Giesbert! Du Feigling!

Komm raus!“

„Ich bin kein Feigling! Aber du bist zu voreilig!

Wir können nicht wissen, ob dieser Drache eine Gefahr ist!“, widersprach dieser Giesbert und klang dabei ein klein wenig eingeschnappt.

„Ich bin kein Drache!“, beharrte ich und erntete dafür von Knallepeng einen ganz komischen Blick, bei dem er das linke Auge zuckend zukniff und den Kopf schief legte.

War das sein misstrauischer Blick?

Noch nie hatte ich eine so zerzauste und seltsame Eule gesehen.

„Du siehst aber aus wie ein Drache! Du willst uns nur täuschen und sobald wir dir vertrauen, machst du irgendetwas Heimtückisches!“, unterstellte mir der Bewohner des blauen Zylinders.

„Gar nicht wahr!“, langsam wurde ich fast schon wütend.

Warum verurteilten sie mich einfach so?! Ich hatte nichts getan!

„Ich weiß doch auch nicht, was passiert ist!

Ich hab auf meinem Stein gelegen, eine Sternschnuppe ist vorbeigezogen und dann war ich auf einmal hier und hatte Flügel!“,

erklärte ich verzweifelt.

Und dabei fiel mir wieder ein, dass das alles ja mein Traum war. Ich konnte bestimmen, wo es lang ging!

„Das ist mein Traum!“, verkündete ich mit neuem Selbstbewusstsein.

„Was?“, fragte mich Knallepeng und legte den Kopf verwirrt auf die andere Seite.

„Ihr seid nur in meinem Kopf. Das ist meine Fantasie. Deswegen kann ich ja auch fliegen.