Rebellion der Wale - Uwe Goeritz - E-Book

Rebellion der Wale E-Book

Uwe Goeritz

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Beschreibung

Was wäre, wenn die Natur uns Menschen zeigt, wo unsere Grenzen sind? In dieser Geschichte passiert genau dies. Durch einen Aufstand der Wale, in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, werden die Menschen gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Mit oder gegen die Natur. Mit oder ohne Gewalt. Mit oder gegen diese Tiere aus den Tiefen des Meeres. Wie wird die Wahl ausfallen? Siegt die Vernunft und gibt es für die Menschen eine Hoffnung? Der Autor verknüpft reale Orte und wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer fiktiven, spannenden Handlung.

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„Und Gott schuf große Walfische ... Gott sah, dass es gut war.“

Die Bibel, Erstes Buch Mose, Kapitel 1, Vers 21

Inhaltsverzeichnis

Rebellion der Wale

Ein ferner Ruf

Das Rudel der See

Walfänger oder Walgefangener

Die Blockade

Das Lächeln der Delfine

Auf hoher See

Wo ist das Problem?

Eine Drohung

Mit aller Gewalt

Wissenschaftler unter sich

Ratlose Minister

Vernunftbegabte Wesen?

Eine Frage an die Menschen

In eisigen Tiefen

Uneinigkeiten

Die letzte Konsequenz

Freunde unter sich

Die Entscheidung

Umdenken?!

Ein großer Plan

Gegenseitige Hilfe

Mit dem Wind

Der Sonne entgegen

Warum?

Rebellion der Wale

Was wäre, wenn die Natur uns Menschen zeigt, wo unsere Grenzen sind?

In dieser Geschichte passiert genau dies. Durch einen Aufstand der Wale, in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, werden die Menschen gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.

Mit oder gegen die Natur. Mit oder ohne Gewalt. Mit oder gegen diese Tiere aus den Tiefen des Meeres. Wie wird die Wahl ausfallen? Siegt die Vernunft und gibt es für die Menschen eine Hoffnung?

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieser Erzählung sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, ob lebend oder tot, ist rein zufällig und vom Autor nicht beabsichtigt.

Vorwort

Ein ferner Ruf

I n einer kleinen Bucht in Australien, ganz nah am Wasser, sitzt ein kleiner Junge. Wie jeden Abend, wenn die Sonne untergeht, lauscht er den Tönen aus den Tiefen des Meeres. Er stützt seinen Kopf auf seine Hände und hört einfach nur zu. Der melancholische Sing Sang aus der Tiefe zieht ihn in den Bann. Was erzählen diese Wale dort? Reden sie über die Schönheit des Meeres? Über vergangene Zeiten? Reden sie auch über die Menschen? Über ihn vielleicht?

Was können sie erzählen? Ist es gut oder schlecht? Und für wen? Für die Menschen oder die Wale? Sollte es nicht beiden gut gehen? Ist nicht Platz für alle? All diese Fragen sausen durch den Kopf den kleinen Jungen, der wie gebannt auf das Meer schaut. Der Mond ist aufgegangen und nun sieht er den Wal. Im fahlen Licht des Mondes springt der Wal übermütig durch das Wasser und klatscht mit einem donnernden Geräusch zurück auf die Meeresoberfläche in der kleinen Bucht.

Der Junge steht auf und winkt dem Wal zu, bevor er nach Hause läuft. Von Ferne sieht er schon das Licht in der Tür des Elternhauses. Seine Mutter wartet auf ihn und auch sie schaut auf die Bucht. Ihre Gedanken sind jedoch anders „Werden meine Enkel noch das Lied der Wale hören können? So wie ich einst und mein Sohn jetzt?“ fragte sie sich. Sie nimmt das Kind in den Arm und drückt es ganz fest. In der Dunkelheit kann der Junge nicht sehen, wie eine Träne über die Wange der Mutter läuft. Noch einmal springt der Wal.

Wie lange noch?

1. Kapitel

Das Rudel der See

Thomas Mac Gregor saß, wie jeden Tag, in seinem kleinen Boot und schaute über den Fluss. Er strich sich über den grauen Bart und sah die kleinen Wellen ringsum. Heute war ein besonders ruhiger Tag Anfang Mai und wie jeden Tag war er noch vor Sonnenaufgang hier heraus gefahren. Früher war er als Kapitän auf einem Fischkutter oft monatelang auf See gewesen, doch seit seiner Pensionierung konnte er nur noch von seinem kleinen Boot aus die großen Schiffe die Themse hinausfahren sehen.

Die Angel hatte er fest in der Hand und die Sonne stand gerade mal Handbreit über dem Wasser. Die ersten gierigen Möwen schauten kreischend auf die drei kleinen Fische herab die er schon gefangen hatte und die in einem Eimer zwischen seinen Füßen schwammen. Sanft schaukelte der Mann in der Dünung der Wellen. Es hatte fast etwas Meditatives. Nicht weit von ihm entfernt zog ein großer Containerfrachter seine Spur durch das Wasser und Thomas legte die Angel zur Seite. Gleich würden die Wellen des Fahrwassers sein kleines Boot treffen und da wollte er sich lieber abstützen.

Wehmütig schaute er dem Frachter nach. Wohin wohl seine Reise gehen würde? Sein Blick wanderte von der Fahne an dem Heck des Schiffes über das Wasser und blieb an ein paar dunklen Buckeln, mitten in der See, hängen, die sich schnell näherten. Er schob seine Mütze ins Genick und nahm sein Fernglas, das er immer bei sich hatte, vor die Augen. Er konnte zehn dunkle Rücken ausmachen, die sich sehr schnell näherten. Es kam ihm so vor, als ob sie direkt auf ihn zuhielten. In seinen fünfzig Jahren auf See hatte er schon viele Pottwale gesehen und er hatte auch schon gehört, dass sie manchmal bis in die Flüsse schwammen, aber hier schien sich eine ganze Schule von ihnen verschwommen zu haben.

Als sie ganz nah waren sah er, dass sie nicht auf ihn zu schwammen, sondern an ihm vorbei zur Mündung des Flusses. Keine fünfzig Meter entfernt schwammen sie hintereinander an seinem Boot vorbei. Eine zweite Gruppe näherte sich von der offenen See aus der Mündung und auch diese Tiere schwammen ganz dicht an ihm vorbei. Der Mann konnte sehen wie die Wale direkt in der Mündung stoppten und sich so verteilten, dass sie über die ganze Flussbreite nebeneinander schwammen. Ein lautes pusten ließ Thomas herumfahren. Direkt vor seinem Boot tauchten zwei Buckelwale auf und bliesen eine Wasserfontäne in die Luft. Die beiden Wale schwammen zu den beiden Seiten des Bootes und nahmen es in ihre Mitte. Keine fünf Meter waren zwischen dem einen Wal und dem Mann und die beiden Tiere beobachteten den Mann aufmerksam.

Nach einer ganzen Weile tauchten die beiden Wale genauso plötzlich wieder ab, wie sie vorher aufgetaucht waren, nur um durch die auffälligen Finnen von ein paar Schwertwalen abgelöst zu werden. Was war hier los? Drei verschiedene Walarten hatte er in der letzten Stunde gemeinsam zusammen gesehen. Normalerweise vertrugen sich Schwertwale nicht mit den anderen, aber hier schien das anders zu sein. Wie ein Begleitschutz gruppierten sich die Schwertwale um sein Boot. Jeder der Wale war sicher genauso groß wie den Kahn und Thomas beschloss nach Hause zu fahren.

Langsam stand er auf und setzte das Segel. Er hatte das Gefühl, dass dies hier wie Walwatching war, nur anders herum. Die Wale beobachteten ihn! Langsam setzte sich das Boot in Bewegung und aus der Gruppe der Wale lösten sich zwei, die es zwischen sich nahmen und begleiteten.

Thomas fuhr auf die Gruppe der Pottwale zu und nun konnte er sehen, dass die Schwertwale, die gerade noch bei ihm gewesen waren, sich zwischen den Pottwalen einordneten. Nur die beiden, die sein Begleitschutz waren, blieben mit ihm auf Kurs. Mitten im Fahrwasser machten sie alle für ihn Platz, nur um hinter ihm wieder ihre Position einzunehmen. Wie die Absperrkette der Polizei wirkte das Ganze. Immer näher kam er seiner Anlegestelle und die Wale waren immer noch neben ihm. Als das Wasser dann zu flach wurde drehten sie ab, blieben aber an der Stelle stehen, bis er sein Boot festgemacht hatte.

Den Eimer mit den Fischen in der Hand stand Thomas auf seinem Anleger und schaute zu, wie die beiden Wale langsam zurück zur Flussmitte schwammen und sich in die Reihe der anderen einordneten. Irgendwie kam ihm das ganze komisch vor und wenn er davon in der Kneipe erzählen würde, dann würde mancher es sicher für Seemannsgarn halten. Er seufzte und ging den Weg zu seinem kleinen Haus hinauf. Auf dem Hügel direkt vor seinem Haus drehte er sich noch einmal um. Wie leergefegt war die ganze Bucht. Kein Schiff war heute da draußen. Nur die Buckel der Wale konnte er zum Teil sogar mit bloßem Auge sehen. Mit seinem Fischeimer in der Hand stand er da, während seine Frau am Fenster stand und sich wunderte, dass er schon wieder zurück war. Normalerweise war er selten vor der Abenddämmerung wieder in ihrer Wohnung. Nach dem Angeln ging er oft noch in die kleine Fischbar, um seinen Fang braten zu lassen. Meist blieb er dann einfach dort. Heute war das anders.

Sie trat zu ihm vor das Haus und nun sah auch sie die großen Tiere. Wie Bojen sahen sie aus, unbeweglich auf ihren Stellen und als er ihr seine Erlebnisse des Morgens schilderte, hätte sie ihm wohl nicht geglaubt, wenn sie dies hier nicht gerade mit eigenen Augen gesehen hätte. Keine Welle, kein Schiff war zu sehen. Kein Windhauch war zu spüren, als die beiden alten Menschen so auf ihrem Hügel standen. Das gab der ganzen Situation etwas friedfertiges aber gleichzeitig auch irgendwie Bedrohliches.

Immer mehr Menschen aus der Siedlung kamen auf den kleinen Hügel und schauten auf den Fluss hinaus. Sein Fernglas wanderte von einem zum anderen und nachdem Thomas seine Geschichte sicher schon zum zwanzigsten Mal erzählt hatte, kam ein Fernsehteam, dass irgendeiner gerufen hatte und filmte das Schauspiel. Wieder erzählte der alte Mann seine Geschichte, den Eimer mit den drei Fischen, wie zum Beweis, immer noch in der Hand haltend. Was ihm am Abend in der Schänke keiner geglaubt hätte, das konnten nun alle mit eigenen Augen sehen, und die Kamera hielt das Ganze auch noch für die Nachrichten fest.

Als das Kamerateam wieder abzog, zerstreute sich auch die Menschenmenge, bis nur noch die beiden Alten vor ihrem Haus standen und auf die Bucht hinab schauten. Erst jetzt fiel Thomas wieder der Eimer mit den Fischen ein. Er drückte ihn seiner Frau in die Hand und gemeinsam betraten sie ihr kleines Haus.

2. Kapitel

Walfänger oder Walgefangener

H och spritzte die Gischt, als das Schiff sich durch die schwere See kämpfte. Immer wieder rollten Brecher über den Bug und liefen über das Deck nach hinten weg. Auf der Brücke stand der Kapitän Ole Larson über die Karte des Wetterdienstes gebeugt und fuhr mit dem Fingen die Linien der Luftdruckbereiche entlang. Dann tippte er auf eine Stelle und sagte „In einer Stunde sind wir hier im ruhigen Fahrwasser.“ Dabei schaute er seinen zweiten Offizier an. Ole war sicher dreißig Jahre älter, als der andere Offizier und dies hier würde eine seiner letzten Fahrten auf einem Walfänger sein.

Der junge Mann nickte. Sein Kapitän hatte da ein Gespür für Wetter und Wale, dass hatte er schon bei so mancher Fahrt festgestellt. Gemeinsam gingen sie nach vorn zum Steuermann, aber aus den Fenstern war nicht viel zu sehen. „Bleib du am Radar.“ sagte der Kapitän zu seinem Offizier und der nickte. In das gelb grüne Bild vertieft schaute er, dass sich kein Schiff näherte. Immer mehr rollte das Schiff von Steuerbord nach Backbord und zurück. Einer der Matrosen kam mit Kaffee auf die Brücke. Er hatte die Tassen entweder nur halbvoll gemacht oder die Hälfte irgendwo unterwegs verloren.

Draußen begann es gerade heller zu werden und mit jedem Sonnenstrahl wurde auch das Wetter besser. Keine fünfzig Minuten war es her, dass sie auf die Karte geschaut hatten und schon waren die Wellen nur noch etwa zwei Meter hoch. Fast ruhig zog der Walfänger nun dahin, eine Spur aus schaumigen Wellen hinter sich lassend. „Der alte Fuchs hat recht gehabt. Wie immer.“ dachte sich der junge Offizier und schaute bewundernd zu seinem Kapitän nach vorn. Der erste Offizier kam auf die Brücke und übernahm die Wache. Ole und sein junger Offizier gingen nach unten in den Speisesaal, wo der Koch schon das Frühstück für die Mannschaft bereitgestellt hatte. Die Hälfte der Mannschaft war schon da und langte kräftig zu. Schlechtes Wetter waren sie hier gewohnt und das konnte ihnen nicht den Appetit verderben.

Sie hatten schon zehn Wale gefangen, zerlegt und im Bauch des Schiffes verstaut. In den nächsten Wochen mussten sie noch einige mehr fangen und dann würden sie wieder nach Hause fahren. Ole überlegte, wie viele Wale er in den fast dreißig Jahren auf diesem Schiff schon gefangen hatte. Es mussten fast tausend gewesen sein. Er war der erfolgreichste Fangschiffkapitän der ganzen Flotte und auch ein bisschen stolz darauf. Nach dem Frühstück schickte er einen seiner Männer in den Ausguck. Er hatte es im Gefühl, dass sie heute bestimmt noch ein oder zwei Wale fangen konnten.

Immer ruhiger war die See geworden, die Schlechtwetterfront lag weit im Süden hinter ihnen und rundum war nur glatte See. Jetzt konnte man sicher schon auf fünf Kilometer Entfernung einen Wal erkennen, wenn er an die Wasseroberfläche kam. Zusammen mit seinem jungen Offizier stieg der Kapitän zu dem Mann in dem Ausguck hinauf. Mit Ferngläsern suchten sie ringsum alles ab. Der junge Offizier rief nach einer Weile „Dort, bei Steuerbord sehe ich was.“ Die drei Männer schauten angestrengt in die Richtung und nach ein paar Minuten sagte der Kapitän „Das sind Pottwale. Die dürfen wir nicht jagen. Zwei oder drei Männchen. Du hast gute Augen mein Junge.“ Dabei klopfte er anerkennend dem jungen Offizier auf die Schulter.

Die drei Wale schienen immer näher zu kommen und der Kapitän verlies zusammen mit dem jungen Mann den Ausguck wieder, um auf die Brücke zurück zu gehen. Auf dem Weg zur Brücke fasste der junge Mann die Reling an und zuckte zurück. Wie ein elektrischer Schlag kam es ihm vor, ein surren und schwingen. Der Kapitän bemerke die Reaktion und sagte „Das ist der Sonar der Wale. Damit spüren sie ihre Beute auf. So wie Fledermäuse in der Luft.“ Als sie die Brücke betraten konnte man das Geräusch schon ganz deutlich hören. Es klang als ob jemand mit einem Hammer auf das Schiff schlug und es wurde immer lauter.

Von der Brückennock aus schaute der junge Mann auf das Meer hinaus und nun konnte er auch von dort aus und mit bloßem Auge die drei dunklen Walrücken im Wasser schwimmen sehen. Keine fünfhundert Meter neben dem Schiff. Er drehte sich um und rief in die Brücke hinein „Kapitän, die halten genau auf uns zu!“ Mit langsamen Schritten kam Ole aus der Brücke heraus und schaute auf das Meer. Die Wale schienen immer schneller zu werden oder sah das nur so aus? „Hart Steuerbord!“ rief er zu seinem Steuermann in die Brücke. Er versuchte den Walen auszuweichen oder an ihnen vorbei zu fahren, doch die drei Wale machten die Bewegung mit. Wieder waren sie auf Kurs, genau auf das Schiff zu.