Sunny der Star - Nick Living - E-Book

Sunny der Star E-Book

Nick Living

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Beschreibung

Die schönsten Geschichten aus den letzten Büchern, etwas Neues und die gewohnte Spannung, all das findet Ihr in diesem Buch. Es scheint, als wenn die Abenteuer kein Ende mehr finden mögen und Sunny ist immer mittendrin! Bei all diesem Durcheinander verblüfft es am Ende gar nicht mehr, dass plötzlich eine märchenhafte Matroschka eine wesentliche Rolle spielt. Ja, dieses Werk ist eben ein ganz spezielles Geschenk, eine Best-Off-Ausgabe für diejenigen, die einfach ein ganz klein wenig mehr wollen! Und es ist wirklich egal, was der kleine Sunny aus Hollywood so erleben mag, eines wird immer zählen: die Hoffnung, die Liebe und die Spannung auf das, was wichtig ist, auf das verrückte bunte Leben.

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Inhaltsverzeichnis

Story 1

Story 2

Story 3

Story 4

Story 5

Story 6

Story 7

Story 8

Story 9

Story 10

Story 11

Story 12

Story 13

Story 14

Story 15

Story 16

Story 17

Story 18

Story 19

Story 20

Story 21

Story 22

Story 23

Story 24

Story 25

Story 26

Story 27

Story 28

Story 1

er kleine Sunny aus Hollywood hatte etwas recht merkwürdiges in seinem Keller gefunden. Es war ein uralter Plattenspieler, den seine Mami vor Jahren dort hinuntergebracht hatte und seitdem nie wieder benutzen wollte. Sie musste ja viel arbeiten und hatte eben keine Zeit dazu. Sunny hingegen fand dieses skurrile Gerät wirklich äußerst spannend, denn seine Mami hatte sich damals, als er noch viel kleiner war, oft Schallplatten mit dem Spieler angehört. Er war nicht so klein wie sein MP3 Player, bei welchem er gar nicht sah, wie die Musik entstand, weil sie ja einfach nur abgespeichert war. Es war ein Ding, welches die Musik über eine Nadel, einen winzigen Diamanten aus einer dünnen Platte hervorbrachte, und sie dann über Kabel und Leitungen in den Lautsprecher bugsierte. Was für ein beachtliches Meisterwerk der Technik!

Und weil Sunny dieses technische Meisterwerk einfach einmal ausprobieren wollte, steckte er kurzerhand den Stecker des Plattenspielers in die Steckdose und wartete ab. Allerdings geschah nichts, denn wie sollte da Musik herauskommen, wenn gar keine Schallplatte auf dem sogenannten Plattenteller lag.

Sunny durchsuchte den ganzen Keller, doch eine solche Platte fand er einfach nicht.

Traurig, nun doch nichts tun zu können, wollte er schon wieder nach oben gehen. Da fiel ihm eine uralte Kommode auf, die unter einer Decke versteckt in einem tiefen Schlaf versunken war. Vorsichtig hob Sunny die staubige Decke ein wenig hoch und siehe da – darunter befanden sich Dutzende Schallplatten der unterschiedlichsten Künstler. Zufrieden mit seinem Erfolg schob der neugierige Junge die Wolldecke ganz zur Seite und setzte sich auf den etwas wackeligen Rand der Kommode. Interessiert betrachtete er sich die großen Scheiben und musste das einoder andere Mal lachen, weil die Mode längst vergangener Zeiten wirklich einfach nur komisch anzusehen war. Als er den Stapel durchkontrolliert hatte, nahm er eine beliebige Schallplatte, eine, die besonders bunt aussah, und legte sie auf den Plattenteller des Spielers. Dann knipste er den kleinen Schalter ein, hob den empfindlichen Tonarm auf die Platte und lauschte. Das kratzende Geräusch erschreckte den neugierigen Jungen zunächst, fand er doch den Tonregler nicht sofort, um die Musik etwas leiser zu stellen. Irgendwann hatte er Glück und konnte sich nun der leise vor sich hinknisternden Melodie hingeben. Es war wirklich ein ganz besonderer Hörgenuss und das Orchester, welches da zu hören war, spielte wirklich toll. Es war Countrymusik, die Lied für Lied von der Schallplatte abgespielt wurde. Sunny kam aus dem Staunen gar nicht heraus und stellte sich vor, in ausgewaschenen Jeansklamotten die begeisterte Menschenmenge irgendwo in Tennessee zu begeistern. Und wie er so langsam dahindämmerte, bemerkte er gar nicht, wie sich ein schwacher Wirbel über der Schallplatte bildete. War es nun die Magie dieser seltsamen Musik oder einfach nur ein Staubsturm, der sich im Keller der Vergangenheit um Sunny herum ausbreitete? Es schien egal, denn wie ein sanftes Kissen legte sich der Wirbel unter den kleinen musikbegeisterten Jungen, hüllte ihn schließlich in sich ein und trug ihn geradewegs aus dem Haus, hoch über Hollywood hinweg, bis hin nach Nashville in Tennessee. Auf den Wogen all der Noten, die der alte Plattenspieler da von sich gab, fühlte sich Sunny einfach nur wunderbar. Er hatte gar nichts von diesem vermeintlichen Wirbel bemerkt und die Musik spielte und spielte und spielte… In einer alten Musikhalle, irgendwo in Nashville setzte der merkwürdige Musikwirbel den kleinen, vor sich hinträumenden Sunny auf die Bühne, geradewegs vor ein silbern glänzendes Mikrofon.

Tja, da lag nun unser Träumer, und um ihn herum spielte die wundervollste Musik, die man sich nur vorzustellen vermochte. Sie hörte gar nicht wieder auf, und als Sunny schließlich aufstand, um sich vor das Mikrofon zu stellen, erschienen Musiker in blauen Jeans, genauso, wie es sich Sunny eben noch erträumt hatte. Die Band begann zu spielen und stimmte in die wundersame Melodie einfach mit ein. Sunny begriff schnell, dass er einfach nur noch mitsingen brauchte. Immer mehr Leute betraten die alte Musikhalle und staunten. So einen kleinen Jungen mit einer solch professionellen Countryband hatten sie wirklich noch niemals zuvor gesehen. Und Sunny sang wie ein kleiner Gott, und der Plattenspieler, der mit ihm nach Nashville gekommen war, spielte dazu die unglaublichste Musik. Die Musiker konnten auch nicht mehr aufhören, weil ein Lied nach dem anderen ertönte. Unterdessen war die Musikhalle brechend voll und alle lauschten der Musik. Manche Leute sangen mit und andere begannen zu dieser Musik mitzutanzen. Es war ein sonderbares Schauspiel, welches sich inmitten der legendären Stadt Nashville, der Metropole der Countrymusik, wie ein Film abspielte. Es war ein Wunder, denn Sunny war ja aus Hollywood und die Musik war weltberühmt.

Unterdessen hatte sich nicht weit von der Musikhalle entfernt ein Banküberfall ereignet. Die Täter erbeuteten mehrere Millionen Dollar und waren auf der Flucht. Schon mehrfach hatte es in den letzten Wochen Banküberfälle gegeben und niemals konnte man die Täter fassen. Der Fluchtweg der Gauner führte dummerweise ausgerechnet an der alten Musikhalle vorüber. Die drei Gangster glaubten, die baufällige Halle sei längst nicht mehr in Betrieb und würde wohl bald abgerissen. Doch da irrten sie gewaltig, denn ausgerechnet an diesem Tage war Sunny dort und sang zu seiner Plattenspielermusik die tollsten Countrysongs. Wegen des Straßenlärms konnten die Diebe die Musik in der Halle nicht hören. Sie glaubten sich in Sicherheit und rannten geradewegs ins Foyer der Musikhalle hinein. Dort jedoch bemerkten sie die vielen Leute, die erst einmal gar keine Notiz von ihnen nahmen. Laut spielte die Musik und die Gauner hofften, unerkannt zu bleiben. Sie stellten sich einfach zu den Leuten und waren tatsächlich im Meer der vielen Menschen nicht mehr auszumachen. Als die Polizei vorüberfuhr, konnten sie die Gangster natürlich nicht finden-sie sahen sie schlichtweg nicht. Doch kaum hatten sich die Beamten vor der Musikhalle postiert, erhob sich der Wirbel, welcher schon den kleinen Sunny mitsamt seinem Plattenspieler hierher nach Nashville gebracht hatte. Immer stärker fegte er über der Bühne, und es schien, als würde er einzig und allein nur aus Musik zu bestehen. Die Leute glaubten, das Ganze würde zum Musikspektakel dazugehören. Selbst die Diebe fanden das alles noch super-toll! Doch bereits kurz darauf bemerkten sie ihren fatalen Irrtum. Denn in Windeseile drehte sich der Wirbel über ihren vor Schreck erstarrten Köpfen ein, erfasste sie und hob sie hoch in die Luft. Selbst wenn sie hätten fliehen wollen – es war längst zu spät! Denn der Musikwirbel drehte die Gauner derart heftig um sich selbst, dass sie vollkommen die Orientierung verloren und gar nicht mehr wussten, wo sie sich überhaupt befanden. Genau vor den Polizeibeamten ebbte der wilde Wirbelwind ab und die Ganoven fielen wie schwere Steine auf ihre Allerwertesten! Laut jammernd hatten sie nicht einmal mehr die Kraft, davon zu laufen. Die Beamten verstanden sofort, wer da vor ihnen lag, und sie nahmen unter dem Beifall der vielen Leute die Gauner fest.

Vor lauter Schreck gestanden sie sogar die übrigen Überfälle und sämtliches Geld konnte aus dem Versteck der Gauner sichergestellt werden. Denn das befand sich genau unter der Bühne der bis zu diesem Tage nicht mehr genutzten Musikhalle.

Sunny freute sich, dass sein Besuch diesen fantastischen Nebeneffekt zu verzeichnen hatte. Die Leute applaudierten und wollten sich gar nicht mehr beruhigen, so begeistert waren sie von diesem unglaublichen Spektakel.

Und während die Musik immer und immer wieder anhob, um die Menschenmassen zu begeistern, vergaß Sunny die Zeit. Er wusste längst nicht mehr, wo er sich befand und wie spät es war. Er tanzte vor seinem Mikrofon und sang dazu, als sei es niemals anders gewesen. Sämtliche Zeitungen und alle Journalisten der Stadt mochten wohl anwesend sein, um diesen jungen Künstler zu erleben. Diesen Jungen, der niemals angekündigt worden war, der einfach da war, weil es eben Nashville war, und weil er singen konnte, wie man eben in Nashville singen musste! Vielleicht war es ein Wunder, eine Fügung oder einfach nur ein Traum? Wer wollte das schon wissen, wen interessiert das denn noch? Es war so, wie es war und es war einfach wunderschön! Stunden mochten wohl vergangen sein, da erhob sich erneut der alte Plattenspieler wie ein Zaubervogel in die Lüfte und der sonderbare Wirbel hüllte ihn und Sunny magisch in sich ein. Dann trug er die beiden auf einer rosaroten Musikwolke wieder durch die Luft, geradewegs nach Hollywood zurück. Und immerfort sang Sunny zu der geheimnisvollen Musik, die der alte Plattenspieler spielte. Irgendwann trafen die beiden wieder im Keller des heimatlichen Hauses in den Hollywood Hills ein. Sunny, der mittlerweile schon hundemüde eingeschlafen war, erwachte aus seinem wunderschönen Erlebnis und die Musik verstummte. War es nun ein Traum oder hatte er das alles wirklich erlebt? Er konnte es einfach nicht sagen. Er wusste nur eines – er war in Nashville – egal ob real oder nicht! Und es war einfach nur toll! Plötzlich wurde ihm klar, dass es möglicherweise diese Musik vom Plattenspieler war, die ihm diesen Traum ermöglichte. Diese alte Countrymusik, dieser alte Plattenspieler, all das lebte noch immer und es würde immer so weiterleben, wenn er nur daran glaubte. So etwas Urwüchsiges durfte, nein, konnte niemals vergehen. Denn das war echte Musik, handgemacht sozusagen! Und er, der kleine Sunny aus Hollywood, konnte sie erleben. Faszinierend!

Vorsichtig wischte er mit einem Taschentuch über die dunkle Schallplatte, hob sie vom Plattenteller und schob sie langsam zurück in ihre Hülle. Dann legte er sie zu den anderen Schallplatten zurück. Noch einmal schaute er sich den alten Plattenspieler an, sagte leise „Danke“ und legte die alte Wolldecke sanft und liebevoll über ihn. Nachdenklich und erschöpft verließ er den Keller der vergessenen Musik und vernahm auf einmal eine wohlbekannte Stimme hinter sich. Sie hörte sich ebenso kratzig an wie die Musik von der alten Schallplatte. Doch als er noch einmal zurückschaute, war da niemand zu sehen. Der Schallplattenspieler war von der alten Decke umhüllt und der Stecker lag neben der Steckdose. Dennoch hörte er diese seltsam knisternde Stimme, die ein merkwürdiges Liedchen sang:

Welch ein riesengroßes Glück

Nashville haben wir gesehn

Auf den Flügeln der Musik

Mit dem Plattenspieler-Lied

Konnt ich meinen Sunny sehn

Ach, der Traum sollt nie vergehn

Story 2

er kleine Sunny aus Hollywood interessierte sich neuerdings sehr für das Militär. Er wollte zu den „Marines“ und suchte nach allen möglichen und unmöglichen Informationen, die er hierzu nur finden konnte. Er ließ es sich auch nicht mehr ausreden und war doch noch viel zu klein, um bei den Soldaten seinen Dienst tun zu können. Allerdings wusste er genau, wenn er groß wäre, dann würde er auf jeden Fall sein Vaterland bei den „Marines“ verteidigen, ganz bestimmt. Auch seine Mami fand, dass er sich das alles noch einmal überlegen möge, immerhin war ja wirklich noch sehr viel Zeit, und es würde sich ganz bestimmt noch sehr viel ereignen, um den kleinen Jungen von einem zu ihm passenden Beruf zu überzeugen.

Es schien jedoch so, als habe sein Schicksal diesen Satz gehört, denn was sich an den folgenden Tagen ereignete, schien tatsächlich Sunnys beruflichen Weg in einer ganz bestimmten Weise vorzuzeichnen.

Wie er eines schönen Tages so über den „Sunset Boulevard“ schlenderte, fiel ihm auf, dass nicht weit von ihm entfernt eine lange schwarze Limousine am Straßenrande hielt. Ein dicker Mann, um den unzählige schwarz gekleidete Bodyguards herumsprangen, stieg aus dem Wagen und lief schnurstracks in ein kleines Gebäude hinein. Sunny fand das interessant, wollte sich die schwarze Limousine genauer ansehen und wollte auch die schwarz gekleideten Leibwächter von der Nähe betrachten.

Als er jedoch vor dem recht unscheinbaren Gebäude stand, war da nichts außer diesem schwarzen Auto. Die Scheiben waren so dunkel und verspiegelt, dass er nicht in das Innere schauen konnte und von den Bewachern fehlte jede Spur. Neugierig schlich er um das Gebäude herum und stand alsbald vor einem Hintereingang, der natürlich verschlossen war. Auf der kleinen Wiese gleich neben dem Eingang stand eine hölzerne Bank, auf die er sich setzte, um beim Warten ein bisschen in die Sonne zu schauen und vielleicht sogar ein wenig zu träumen. Es war wirklich sehr angenehm und die Sonne schien drückend warm vom Himmel herab. Langsam schwammen kleine weiße Wölkchen am Himmel entlang und Sunny träumte davon, wie er in einer schillernden Uniform durch die Lande zog und schließlich bei den „Marines“ auf einem riesigen Kriegsschiff anheuerte, um das Land zu verteidigen. Wie er so träumte und wieder in den Himmel blinzelte, schien ihm, als wenn sich auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses etwas bewegt hätte. Eigentlich interessierte ihn das nicht, aber irgendetwas in ihm drängte ihn, diese Sache mal ein wenig zu beobachten. Er konnte es sich einfach nicht erklären, aber es war wie eine innere Macht, die ein gewisses Unbehagen in ihm auslöste. Vorsichtig erhob er sich und versteckte sich hinter einem dicken Baum. Und weil er etwas sehen wollte, ohne gleich entdeckt zu werden, holte er einen kleinen Spiegel aus seiner Hosentasche, in welcher sich so allerlei unbekannte Dinge befanden, und hielt ihn neben den Baumstamm. Auf diese Weise konnte er genauestens beobachten, was sich auf dem Dach so tat, ohne dass er gleich bemerkt würde. Plötzlich öffnete sich die Hintertür, die eben noch verschlossen war und der dicke Mann erschien. Hinter ihm liefen die schwarz gekleideten Männer und umringten ihn sofort. Kein Zweifel, Sunny hatte sich nicht geirrt, das musste eine Sicherheitstruppe sein, die den dicken Mann beschützte. Wieder schaute Sunny in den Spiegel, aber da war im Moment keiner. Der Dicke lief über die Wiese und blieb plötzlich stehen, offenbar hatte er Sunny bemerkt und dann tuschelte er etwas zu einem der Männer. Der kam schnurstracks zu Sunny und wollte ihn verjagen, aber da bemerkte der aufgeweckte Junge etwas Längliches auf dem Dach, das genau auf den Dicken und die Männer gerichtet wurde. In diesem Augenblick wusste Sunny, was es war und er rief laut zu den Männern, dass sie sich in Sicherheit bringen sollten, weil man offensichtlich eine Waffe auf sie richtete. Wie von der Tarantel gestochen sprangen die Leibwächter auf der Wiese herum, starrten auf den vermeintlichen Gewehrkolben und zogen ihre Pistolen. Doch auf diese Entfernung zu treffen, schien beinahe unmöglich. Außerdem wurden sie derart von der Sonne geblendet, dass sie das Ziel mit großer Sicherheit verfehlen würden. Da drehte Sunny seinen Spiegel ein ganz klein wenig und spiegelte das grelle Sonnenlicht in die Richtung des Gewehres. Die Person auf dem Dach schien irritiert und zielte immer wieder neu, konnte offenbar nichts erkennen, weil Sunnys Spiegel einfach zu sehr blendete und so verschwand der Gewehrlauf plötzlich. Drei der Männer waren unterdessen losgerannt, um das Dach des gegenüberliegenden Hauses zu stürmen. Als sie oben waren, konnten sie den Täter auf frischer Tat stellen, denn Sunnys Spiegel hatte ihm derart die Augen verblitzt, dass er für einige Minuten, für wertvolle Minuten, nichts mehr sehen konnte. Ohne Gegenwehr ließ er sich festnehmen und konnte der rasch eintreffenden Polizei übergeben werden. Sunny war stolz, denn er hatte soeben jemandem, der sehr wichtig schien, das Leben gerettet.

Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Täter um einen lang gesuchten Killer handelte, der schon seit einigen Tagen sein gefährliches Unwesen in der Gegend trieb. Er konnte seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Der dicke Mann war ein reicher Geschäftsmann aus Boston, der wegen dringender Geschäfte nach Hollywood gekommen war. Dem kleinen mutigen Sunny gegenüber zeigte er sich sehr dankbar und wollte ihm einen hohen Geldbetrag überweisen. Sunny aber winkte nur ab, denn das Geld interessierte ihn weniger. Viel wichtiger war ihm, für wenige Minuten ein richtiger Personenschützer gewesen zu sein. Leider durfte er diesen Job nicht ausführen, denn er war wie gesagt einfach noch zu jung dafür. Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit: Er konnte zu einem Lehrgang als Personenschützer für Kinderstars in eine recht begehrte Ausbildungstruppe vermittelt werden. Das war wie ein Lob, wie eine lang ersehnte Anerkennung für den kleinen mutigen Sunny. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass er mit einem simplen Spiegel einen solch großen Erfolg einheimste.

Der Geschäftsmann reiste wieder ab und Sunny ging fortan jeden Tag zur Sicherheitstruppe für kleine Hollywoodstars. Ja, dort fühlte er sich richtig wohl und durfte schon nach wenigen Wochen den ersten Kinderstar aus einer ziemlich bekannten Fernsehserie beschützen. Das war einfach toll und der angehende Kinder-Bodyguard wusste nun, was er wirklich wollte; er wollte Personenschützer werden, dies natürlich erst, wenn er groß wäre. Und als er seinen Spiegel zückte und das helle Sonnenlicht in die Baumkrone einer hohen Palme spiegelte, glaubte er einen schwachen Silberstreif am Himmel zu erkennen. Der Silberstreif glitzerte so geheimnisvoll wie all die vielen Hollywoodsterne auf dem „Walk-of-Fame“ und schien wohl zu sagen:

Du schaffst es, kleiner Sunny!

Story 3

n Hollywood ging ein geheimnisvolles Gerücht um! Es hieß, dass ganz plötzlich Menschen verschwanden! Sie verabschiedeten sich von zu Hause und gingen dann einfach ins Nirgendwo, wurden seit Tagen nicht wieder gesehen. Natürlich erreichte diese unheimliche Kunde auch den kleinen Sunny. Der hatte zwar als König von Hollywood eine Art Sonderstatus, doch in der Schule und überhaupt blieb er ja der kleine Junge von nebenan und wollte Abenteuer erleben und ein ganz normaler Mensch sein. Deswegen sprach er seine Lehrerin an, fragte sie, ob sie mit ihm die Vermissten suchen würde. Doch die besorgte Lehrerin wollte lieber selbst und ganz allein der sonderbaren Sache mit den verschwundenen Leuten nachgehen. Und so packte sie an einem regnerischen Sonntag einen kleinen Rucksack mit den nötigsten Dingen und begab sich auf die Suche. Irgendeine Spur musste es ja geben, aber wo sollte sie nur suchen? Zunächst besuchte sie eine Bekannte, deren Ehemann schon seit drei Tagen als verschollen galt. Die vollkommen aufgelöste Dame meinte, dass ihr Mann jeden Tag den Weg über den „Laurel Canyon Boulevard“ nahm. Eigentlich war da nichts Besonderes dabei, aber diesmal? Immer hatte er sich vom Büro aus gemeldet, doch diesmal kam gar nichts. Das konnte nur eines bedeuten – er befand sich in Gefahr, vielleicht sogar in der Gewalt von irgendwelchen blutrünstigen geldgierigen Entführern. Mrs. Simms wollte das nicht so recht glauben, doch nun hatte sie wenigstens eine Spur, wo sie ansetzen konnte. Deswegen fuhr sie den „Laurel Canyon Boulevard“ ab. Sie fuhr hinauf und wieder hinunter und durchsuchte die kurvenreiche Strecke wirklich sehr genau. So fuhr sie auch an der Mündung zum „Elrita Drive“ vorüber, einer winzig kleinen Seitenstraße, die irgendwo endete. Aber sollte wirklich hier… unmöglich! Es war schon dunkel, als sie den Wagen anhielt. Sie wollte per pedes den „Elrita Drive“ erkunden und lief entschlossen los. Die spärliche Beleuchtung erschwerte die Suche und die wenigen Häuser lagen verlassen und dunkel am Weg. Vorsichtig pirschte sich die Lehrerin voran und wurde schließlich von der Dunkelheit der Nacht verschluckt.

Es war ein ziemlich langweiliger Montagmorgen, an welchem Sunny in die Schule kam. Er war recht nass geworden, obwohl er ein Regencape trug, doch das störte ihn nicht. Weil Mrs. Simms eine Mathematikarbeit angekündigt hatte, kam der kleine Junge diesmal gut vorbereitet zum Unterricht, doch irgendetwas schien anders als sonst. Mrs. Simms war noch nicht im Hause, und das war sehr ungewöhnlich, weil sie sonst die Erste war, die durch das Schulgebäude geisterte. Es kursierte sogar das seltsame Gerücht, sie könnte ohne ihre Schule gar nicht existieren, doch diesmal? Diesmal war sie nicht da und fehlte sogar unentschuldigt, was nun wirklich ganz und gar nicht ihre Art war. Die Schüler warteten und warteten, doch die Lehrerin erschien einfach nicht. Da so schnell auch keine Vertretung gefunden werden konnte, fiel an diesem Tag die Schule aus! Das wiederum erfreute die Kinder und sie zogen singend und lachend aus der Schule. Auch Sunny hatte das vor, doch dann stutzte er. Ihm fiel das seltsame Gerücht wieder ein, wonach bereits mehrere Personen einfach so verschwunden waren. Sollte am Ende auch die sonst so unerschrockene Mrs. Simms…? Sunny konnte es beinahe nicht glauben, aber es schien genau so zu sein! Zunächst radelte der neugierige Junge zu Mrs. Simms Haus. Dort öffnete jedoch niemand, und als er durch die Scheibe der Terrassentür linste, konnte er auch im Inneren nichts Besonderes erkennen. Ihr Wagen stand nicht in der Einfahrt so wie sonst und das deutete mit großer Sicherheit darauf hin, dass sie unterwegs sein musste. Aber wo konnte sie sein? Da hielt ein dunkler Wagen vor der Auffahrt und eine aufgeregte Dame entstieg dem Auto. Als sie Sunny erblickte, erkundigte sie sich aufgeregt, ob Mrs. Simms daheim sei. Es war Mrs. Jenkins, jene Dame, bei welcher Mrs. Simms war, um sich nach deren ebenfalls verschwundenen Ehemann zu erkundigen. Als sie erfuhr, dass nun auch Mrs. Simms verschwunden war, erzählte sie Sunny, was sie wusste. Und sie erklärte sich bereit, mit Sunny bis zum „Laurel Canyon Boulevard“ zu fahren, um nachzusehen. Vielleicht konnten sie ja gemeinsam nach den Verschollenen suchen. Sie fuhren los und suchten den gesamten „Laurel Canyon Boulevard“ ab, doch von Mrs. Simms oder von Mrs. Jenkins´ Ehemann fehlte jede Spur. Schließlich fuhren sie am „Elrita Drive“ vorüber und Sunny entdeckte ihren Wagen, der an der Mündung des Weges parkte. Die beiden hielten an und schauten nach. Mrs. Simms Wagen war leer und von ihr selbst war nichts zu sehen. Da es sehr neblig war, gestaltete sich die Suche zu einer regelrechten Tortur. Die beiden stolperten über die Steine und durch die vielen Schlaglöcher und Bodenwellen, die wegen des Nieselregens seicht und rutschig waren. Irgendwann ging es nicht mehr weiter und die beiden wussten nicht, wo sie noch suchen sollten. Auch wurde die Vermisste von keinem der Anwohner gesehen oder bemerkt-sie schien, wie vom Erdboden verschluckt! Plötzlich schien sich die Erde auf der linken Seite des Weges zu bewegen. Die beiden sprangen zur Seite, wollten nicht vom Lehm, der herunterbröckelte, getroffen werden. Mit der Erde und dem Lehm wurde auch das Straßenverkehrsschild „END“ (Ende der Straße) heruntergespült. Aber was war das – am Schild hing irgendetwas. Sunny hob es auf und erschrak – es war die Armbanduhr seiner Lehrerin, ja, er erkannte sie genau! Während er sich die goldene Uhr genau betrachtete, wurde der Nebel immer dichter. Plötzlich konnten die beiden die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen und Sunny steckte sich die Armbanduhr in seine Hosentasche. Mrs. Jenkins wollte umkehren, da sie der Ansicht war, dass sie die Vermissten vor Beginn der Nacht ohnehin nicht wiederfinden könnten. Und Sunny wollte sich beim Bürgermeister die Stadtpläne zeigen lassen. Vielleicht gab es ja doch irgendetwas, das sie bislang übersehen hatten?

Die beiden fuhren wieder ab und Mrs. Jenkins brachte Sunny noch nach Hause. Die folgende Nacht jedoch verlief ziemlich sonderbar. Sunny lag wach und seine Mami machte sich große Sorgen um ihn. Dass er allerdings nur wegen seiner Lehrerin nicht mehr schlafen konnte, wusste sie nicht. Immer wieder stand der kleine Junge auf, um zum Nachbargrundstück zu sehen. Vielleicht kam ja die vermisste Lehrerin doch noch nach Hause. Doch bis zum Morgen tat sich nichts, das Grundstück lag einsam und verlassen unter den Bäumen. Und weil an jenem Tage noch einmal die Schule ausfiel, hatte sich Sunny beim Bürgermeister angemeldet. Er wollte die alten Stadtpläne sehen, um vielleicht hinter irgendetwas, das er möglicherweise bisher übersehen hatte, zu kommen. Aus einem der alten Pläne ging tatsächlich hervor, dass vor hundert Jahren eine Höhle in den Berg führte. Dort, wo der „Elrita Drive“ endete, begann diese sagenumwobene Höhle. Allerdings stürzte sie ein und der Eingang zum Schacht wurde irgendwann verschlossen. Eigentlich zeugte nichts mehr von dieser Höhle, aber vielleicht hatte Mrs. Simms doch einen bislang verschollenen Zugang gefunden, hatte sich verirrt und wusste nun nicht mehr, wie sie dort herauskommen sollte. Der Bürgermeister zeigte sich allerdings wenig kooperativ und so blieb Sunny nur wieder Mrs. Jenkins, mit der er sofort aufbrach. Die beiden fuhren bis zum „Elrita Drive“ und pirschten sich bis zu jener Stelle, an welcher Sunny den alten Höhleneingang vermutete. Obwohl sie ganz still waren, konnten sie doch nichts hören, und plötzlich breitete sich wieder dieser seltsame Nebel aus. Er hüllte die beiden vollständig ein und schien noch dichter als am vorangegangenen Tage. Sunny wurde es schon unheimlich zumute, aber umkehren wollte er diesmal nicht. Auf einmal wurde es dunkel um sie herum! Erschrocken hielten sich die beiden aneinander fest. Erst ganz allmählich gewöhnten sie sich an die Dunkelheit und bemerkten schließlich, dass sie in einer Höhle waren. „Das muss die zugeschüttete Höhle sein!“, raunte Sunny und Mrs. Jenkins meinte, das sie abwarten sollten, bevor sie weiterliefen. Als auch nach zehn Minuten nichts geschah, liefen sie einfach weiter. Der Gang war sehr schmal und von der Decke hingen merkwürdig geformte Felsgebilde. Aus ihnen tropfte Wasser und platschte knisternd auf die Steine am Boden. Glücklicherweise hatte Sunny stets seine kleine Taschenlampe dabei, mit der sie den engen Weg gut ausleuchten konnten. Als Mrs. Jenkins auf ihr Handy schaute, stellte sie fest, dass es hier absolut kein Netz gab. Dennoch liefen die beiden weiter und waren lange unterwegs, bis sie endlich vor einem riesigen steinernen Tor stehen bleiben mussten. Wo dieses Tor nur hinführte? Sunny schlug mehrmals dagegen, und plötzlich knarrte es und ganz langsam und laut knackend und knurrend öffnete sich der Fels. Dahinter sah es aus wie in einer anderen Welt: Ein kleiner See erstreckte sich vor ihnen und mündete in einen rauschenden Wasserfall. Das Ganze wurde von einem düster schimmernden Himmel überdacht, aus dem ständig Wassertropfen fielen. Links von ihnen war ein dichter Palmenwald, zumindest sahen die turmhohen Gewächse so aus. Die beiden Eindringlinge staunten nicht schlecht, als sie diese merkwürdig erscheinende Welt vor sich erblickten. Sie beschlossen, eine kleine Rast einzulegen, denn aus irgendeinem Grund war es ihnen schwindelig und flau im Kopf. Es schien, als würden sie einfach nicht mehr denken können, aber vielleicht war das auch nur die Erschöpfung. Immerhin hatten sie einen sehr anstrengenden Tag hinter sich gebracht und das zehrte schon sehr an Leib und Nerven. Mrs. Jenkins breitete ein Tuch aus, auf welches sie einige mitgebrachte Brote und eine Flasche mit sprudelndem Wasser legte. Die beiden stärkten sich und nach einigen Minuten kehrten die abhandengekommenen Kräfte zurück.

Plötzlich krachte es laut hinter ihnen; erschrocken fuhren sie herum, doch es war nur das steinerne Tor, welches sich verschlossen hatte. Nun waren also auch sie von der Außenwelt abgeschnitten und würden wohl als „vermisst“ gelten. Aber wo blieben Mrs. Simms und die anderen? Hatten sie den gleichen Weg genommen? Als Sunny nach oben schaute, stellte er fest, dass sich der Himmel verändert hatte. Er war nicht mehr grau und düster, sondern tiefschwarz und über und über mit funkelnden Sternen übersät. Galaxien zeichneten sich ab und riesige farbige Spiralnebel-ja, so etwas hatte er mal im Astronomie-Unterricht gesehen. Aber wie konnte man in dieser Höhle derart gut ins All sehen können? Mrs. Jenkins hatte einen verwegenen Einfall – sie meinte, dass diese Höhle, dieses steinerne Tor vielleicht der Eingang in eine andere Region des Universums sei, eine Art Wurmloch vielleicht? Sunny fand das zwar mehr als unglaubwürdig, doch als er sich den Himmel so betrachtete, zweifelte auch er nicht mehr daran.

Nur, wie konnte das nur möglich sein, und wer hatte diese Art Übergang gebaut, wer hatte all das geschaffen? War es vielleicht eine Art Transporter zu einem fernen Stern? Nur, wer war damit transportiert worden?

Auf einmal hörten sie hinter sich jemanden rufen. Als sie sich umschauten, standen da Mrs. Simms und Mr. Jenkins.

Natürlich war die Wiedersehensfreude groß, und sie hatten sich eine ganz Menge zu erzählen. Außerdem übergab Sunny seiner Lehrerin die goldene Uhr, die sie schon schmerzlich vermisste. Aus dem Palmenwald kamen schließlich noch die anderen drei Männer, nach denen gesucht wurde. Sunny zählte durch und meinte, dass nun alle wieder da seien. Mrs. Jenkins wollte schnellstens wieder zurück, doch als sie in die Richtung schaute, aus der sie gekommen sein mussten, war das steinerne Tor nicht mehr da. Mrs. Simms, die schon wieder alle mit ihrem Geschwätz unterhielt, bekundete, dass es ihr ebenso ergangen war. Auch sie war hier hereingekommen, nachdem sich im „Elrita Drive„ solch dichter Nebel gebildet hatte. Als sie dann durch das steinerne Tor gegangen war, verschwand es ganz plötzlich und sie musste hier bleiben. Allen war klar, dass sie sich in einer fremden Galaxie befanden, aus der sie mit irdischen Mitteln nie wieder zurückkehren konnten. Aber da hatte Sunny eine Idee. Sein Papa, der mit seiner silbernen Zauberwolke unterwegs war, konnte diese Wegstrecke mühelos überbrücken. Schließlich war es ja eine Zauberwolke und die kam überall hin, auch hierher! Mrs. Simms allerdings zerstreute die Freude des kleinen Jungen wieder. „Wie soll er uns denn finden“, meinte sie, „Wenn er gar nicht, wo wir sind?“ Das war einleuchtend und die Sechs mussten wohl oder übel nachdenken, wie sie das steinerne Tor wiederfanden.

Es war eine Nacht voller Ungewissheit und Schrecken, in welcher sie im Palmenwald verharrten und Pläne schmiedeten, wie sie sich am besten wieder aus ihrer hoffnungslosen Lage befreien konnten. Doch so sehr sie auch nachdachten, sie kamen auf kein einziges brauchbares Ergebnis. Es sah wirklich so aus, als würden sie in dieser Einöde, in dieser fremden, ungastlichen Welt irgendwann ihr Leben aushauchen. Plötzlich fiel Mrs. Simms etwas auf. Als sie durch das steinerne Tor gegangen war, schien ihr plötzlich ganz warm und sie konnte gar nicht mehr richtig denken-es war ein regelrechtes Denk-Loch, so würde sie es bezeichnen. Und sie erkundigte sich schnell, ob es den anderen ebenso ergangen war. Die bestätigten das und auch Sunny hatte