Sunny in New York - Nick Living - E-Book

Sunny in New York E-Book

Nick Living

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Beschreibung

Jetzt ist es soweit: Sunny fliegt nach New York! Allerdings nur wegen eines ganz bestimmten Vorhabens, denn dann geht’s zurück ins heimatliche Hollywood! In New York jedoch erlebt der aufgeweckte Junge mal wieder die verrücktesten Abenteuer. Da gibt es eine unglaubliche Kindermodenschau mit einem gewissen, sehr gefährlichen Extra, eine Army-Jacke, die sonderbare Kräfte verleihen kann und eine Totenmaske, die mehr mit dem Leben zu tun hat als mit dem Tod. Und dann könnt Ihr Euch wieder über viele Abenteuer in Hollywood freuen. Fest steht wie immer: ES WIRD SPANNEND!

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Clown sein!

Sunny und die Hügel der Heimat

Impressum

Was für eine Riesenshow Sunny zeigt heut Mode, chic Fröhlich ist er, leicht und froh Heute steigt die Moden-Show In New York, was für ein Glück

1.

Sunny in New York

Die Kindermodenschau

War das eine verrückte Flugreise. Der kleine Sunny aus Hollywood war mit seiner Mami nach New York geflogen, weil er für eine Kindermodenschau gebucht wurde. Gäste aus Hollywood waren stets sehr willkommen, und Mrs. Simms, Sunnys Lehrerin hatte wirklich alle ihr zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt, um ihren besten Schüler dorthin zu beordern. Allerdings nicht ganz ohne Eigennutz, denn sie brauchte dringend wieder bessere Presse und ihr Gymnasium eine Menge frisches Geld namhafter Sponsoren. Die gaben jedoch ihr Geld ausschließlich vielversprechenden Einrichtungen und erfolgreichen, recht zukunftsweisenden Unternehmen. Mrs. Simms hatte sich deswegen die Kindermodenschau in New York ausgedacht, denn was gab es schon Wichtigeres als den Nachwuchs, die Kinder?

Und so reiste Sunny mit seiner Mami natürlich „First Class“ mit allem, was dazugehörte. Unterwegs allerdings waren sie beinahe in jedes Luftloch gesaust, welches sich nur finden konnte. Glücklicherweise ging alles glimpflich ab und die Stunden vergingen im wahrsten Sinne … wie im Fluge.

Tja, und dann saß er hier, mitten in New York, zusammen mit seiner Mami in einem riesigen, piekfeinen Hotel und fieberte der großen Moden-Show entgegen! In wenigen Stunden sollte es soweit sein und es war ja noch so viel zu tun. Allerdings gab es für all die vielen Tätigkeiten, die beinahe wichtiger schienen als die Modenschau selbst, perfekt ausgebildete Leute, die ihr Fach bestens verstanden. Und so blieb dem kleinen Sunny nur noch, sich umzuziehen, um in einwandfreier salopper Garderobe und einem hübschen Gesicht in einen der großen Veranstaltungssäle zu brausen, um dort auf seinen großen Auftritt zu warten.

Die Mami allerdings hatte alle Hände voll zu tun, um dem vor Nervosität zitternden Jungen die richtige Garderobe herauszusuchen. Allerdings war das schon so hart wie die Arbeit in einer Edelsteinmine, denn nichts schien dem bibbernden Sunny zu gefallen. Mal war das Jackett zu bunt, dann wieder zu bieder, die Hosen saßen sowieso viel zu eng und die Schuhe drückten. Nein, so konnte er unmöglich zu einer solch wichtigen Veranstaltung gehen, wie es diese grandiose Modenschau nun einmal sein sollte. Schließlich hatte es die Mami endgültig satt und Sunny musste selbst sehen, wie er kam. Und siehe da, er fand sofort das Richtige! Und so begab er sich in einem leichten schwarzen Jackett, einem blütenweißen Hemd, natürlich mit seiner feuerroten Lieblingsfliege am Kragen und seinen dazu passenden superschicken Lederhalbschuhen in Begleitung seiner sehr elegant gekleideten Mami ins Erdgeschoss, vorbei an Dutzenden Werbeträgern, wie modernsten Luxuslimousinen mit funkelnden Sternen bis hin zu einem riesigen Saal. Drinnen schwenkten unzählige grellbunte Scheinwerfer hin und her und man konnte gar nicht mehr sehen, wohin man eigentlich lief. Die vielen Menschen irritierten den kleinen Sunny nur ein ganz klein wenig und doch spürte er seinen Herzschlag, der ihm bis zum Halse pulsierte, wie ein Turbinenkraftwerk. Die Mami lächelte in die überall stehenden TV Kameras und Sunny schob vor lauter Verlegenheit seine schmale schwarze Sonnenbrille vor die Augen. Er wollte das alles gar nicht sehen und hatte längst den Entschluss, JA zu dieser Modenschau gesagt zu haben, bereut. Doch der Gedanke, seine Lehrerin könnte ihn als Feigling abstempeln und ihn nie wieder ernst nehmen, ließ ihn immer weiter laufen, bis er schließlich hinter der Bühne stand. Dort war das Treiben am verrücktesten. Überall standen Garderobenständer und dazwischen kleideten sich Jungen und Mädchen, die wohl in seinem Alter sein mochten, hektisch um. Angetrieben von ihren ehrgeizigen Eltern und mediengeilen Betreuern, wie auch von den dezent in schwarz gekleideten Modedesignern, schlüpften sie in die schicksten Modelle und wurden schließlich von Visagisten, Friseuren und diversen Psychologen bühnenreif gemacht. Sunny glaubte bereits, in Ohnmacht zu fallen, ein solch hektisches Treiben hatte er nun wahrlich nicht erwartet, wenngleich es in Hollywood auch nicht anders ablief. Doch Los Angeles war seine Heimat und in New York schien alles neu und monströs, einfach unfassbar und auch ein wenig geheimnisvoll. Und wie er so an Zuhause dachte, wurde er angesprochen und schon kümmerten sich eine Handvoll mächtig wichtiger Leute nur noch um ihn! Seine Mami hatte sich unterdessen diskret zurückgezogen, um ihren Platz im Zuschauerraum zu suchen. Sie war der kühnen Ansicht, dass es ihr ziemlich aufgeweckter Sohn schon allein schaffte und er sich ganz gewiss nicht unterkriegen lassen würde. Sie schien wohl auch recht zu behalten, denn Sunny wurde immer sicherer. Von Minute zu Minute beherrschte er die Situation etwas besser und stand schließlich fertig angekleidet in seinem ersten vorzuführenden Modell startbereit vorm Ausgang, der zur Bühne führte. Irgendein Regisseur erklärte ihm noch die Wege, die er zu laufen hatte, wie schnell er zu gehen hatte und wohin er sehen musste bei alledem. Und als Sunny probehalber vor dem jungen Mann hin und her stolzierte, klatschte der begeistert in seine Hände und rief enthusiastisch: „Bravo Sunny, genau so soll es sein! Also dann los!“

Die Musik setzte ein und ein Moderator eröffnete die Show, dann erschienen auch schon die ersten Kinder, die in wirklich taffen Modellen über die Laufstege flanierten. Ja, und dann war es soweit, Sunny musste raus! Und es war ganz seltsam, aber das Herzklopfen war wie weggeblasen, die Beine zitterten kaum noch und der kleine Junge wuchs regelrecht aus sich heraus. Doch draußen auf dem breiten Laufsteg, dessen Ende er nicht erkennen konnte, weil ihn die vielen Scheinwerfer so sehr blendeten, war alles wieder da. Ihm wurde schlecht und er glaubte schon, seinen Auftritt abbrechen zu müssen, doch da war das Publikum. Es applaudierte vor Begeisterung und spornte ihn noch an. War das ein wunderbares Gefühl. Das ging wahrlich runter wie Öl, wie ein Lebenssaft, der alles, was ihn jemals ausmachte, zusammenhielt und er vergaß all seine Angst. Er spürte seine Kraft und seinen Willen, hier etwas ganz Großes leisten zu können und er fühlte die Musil in seinem Leibe, in seinem Herzen und auch in seiner Seele. Und war da nicht irgendwo auch seine Mami? Die durfte er keinesfalls enttäuschen und seinen Papa auch nicht, der ganz bestimmt mit seiner silbernen Wolke über ihm schwebte und auf ihn achtgab, weil er sein Sohn war, auf den er so stolz war. Als wäre es immer so gewesen und auch niemals anders wusste er, wie er zu laufen hatte, lief in der richtigen Geschwindigkeit und präsentierte seine Modelle wie ein richtiger Profi. Und das Publikum applaudierte in einem fort und konnte sich einfach nicht mehr beruhigen. Was für eine wundervolle Show, was für ein hervorragender Abend, ja, das war es, was Sunny gebraucht hatte, was er so dringend wollte. Es war ein einzigartiges Gefühl, das ihn dort oben im Licht der gleißend hellen Scheinwerfer lenkte. Und so konnte er natürlich auch nicht sehen, dass sich hinter ihm ein gewisses Unheil ankündigte. Nein, es war keine Panne mit der Garderobe und es war auch niemand vor Überarbeitung und Stress umgekippt, es war ein leibhaftiger Leopard, der so groß war wie ein Auto, der hinter Sunny herlief, als sei er dessen Schoßhündchen. Die Menschen im Saal und auch Sunnys Mami hielten den Atem an und dem Choreografen, wie auch dem Regisseur der Show blieb das Herze stehen. Wo kam nur dieses gefährliche Raubtier her? Wer hatte es hierher gebracht und vor allem, wer hatte es einfach so freigelassen? Dutzende Leute riefen bei Feuerwehr, Polizei und Wachschutz an. Niemand kam auf die bessere Idee, einen Zoo um Hilfe zu bitten! Sunny bemerkte davon nichts. Er grinste frech und drehte sich immer wieder im bunten Licht; er genoss diese Show, diesen einzigartigen Auftritt und er fand die Mode, die er zeigte, einfach wunderbar.

Schnellen Schrittes lief er seine Wege, seine Runden und der Leopard folgte ihm, egal, wohin er auch lief. Als Sunny stehen blieb, blieb auch der Leopard stehen und drehte sich mit dem Jungen, als sei es ein einstudiertes Programm. Irgendwann glaubten das auch die Menschen im Saal. Und sie applaudierten noch intensiver als eben noch. Sunny lachte und konnte sich diese überschwängliche Resonanz gar nicht erklären. Deswegen verpasste er es einfach, von der Bühne zu gehen. Es war auch irgendwie besser so, denn keines der anderen Kinder, aber auch keiner der Verantwortlichen traute sich noch aus den Verstecken heraus. Alle hatten panische Angst und nur Sunny drehte seine Runden. Ab und an zog er sich ein anderes Oberteil über, welches er von einem ellenlangen Kleiderständer nahm, der gleich neben dem Laufsteg deponiert war, und lief einfach weiter.

Die Fotografen, die TV Kameras und die Reporter standen in Pulks vor der Bühne, jeder nur auf der Pirsch nach dem besten Foto und der besten Position, darüber zu berichten. Selbst der Bürgermeister war erschienen, um sich dieses unfassbare Geschehen, diese Show des schönen Grauens zu verfolgen. Denn so etwas Verrücktes hatte nicht einmal er je gesehen.

Irgendwann wagte sich ein junger Visagist aus seinem Versteck und gesellte sich zu Sunny. Und noch immer glaubten die Leute, dass dies alles zur Show gehörte. Jim, der Visagist, war immer nur im Schatten seiner Chefs geblieben und kam nie richtig zum Zuge. Diesmal war es ganz anders, alle bewunderten ihn, wie mutig er hinter dem Leoparden herlief, um Sunny neu zu schminken und ihm ein neues Garderobenteil zu bringen. Es sah alles so unglaublich echt aus, dass es schon wieder beängstigend war.

Und der Leopard ließ auch Jim gewähren. Er tat den beiden Jungen nichts und zog seine eigene Show dort oben auf der Bühne aller Wahnwitzigkeiten ab.

Schon erhoben sich die ersten Zuschauer, wollten einfach mehr sehen und näher dran sein am Geschehen und Sunny glaubte, dass all das nur ihm allein galt. Natürlich war es auch für ihn und auch für Jim und eben auch für den großen Leoparden, der sich majestätisch elegant und schlank hinter Sunny her bewegte, außergewöhnlich und extravagant. Auch dieser sonderbare Leopard hatte etwas Modellhaftes, etwas, das einem perfekten Dressman sehr ähnlich war. Als sich auch die anderen endlich aus ihren Verstecken wagten, fauchte der Leopard jedoch und schon waren alle wieder verschwunden. Beinahe schien es, als sei die Show einzig und allein nur Sunnys Show und die des Leoparden, die zusammen mit Jim, dem Visagisten einen echten Welterfolg auf die Bühne legten.

Irgendwann war die Show vorüber und Sunny ging von der Bühne. Jim lief ihm nach und Sunny wunderte sich, dass kein Mensch zu sehen war. Entgegen dem Treiben vor der Show herrschten jetzt Stille und Einsamkeit. Wie konnte das nur sein? Als der Leopard schließlich ebenfalls hinter die Bühne kam, glaubte Sunny, einer furchtbaren Halluzination zu unterliegen. Ein Leopard hinter der Bühne … und Jim berichtete dem aufgeregten Sunny, dass der Leopard ihn ständig verfolgt habe. Eigentlich wäre Sunny längst vor Schreck davongelaufen, doch als er das vertraute Schnurren des riesigen Tieres da vor sich hörte und seinen beruhigenden Blick bemerkte, wunderte er sich. Immerhin hatte der Leopard alle Chancen dieser Welt, ihn hinterrücks bereits auf der Bühne anzufallen; er hätte es nicht einmal bemerkt, weil ihn die Scheinwerfer so sehr geblendet hatten. Aber der Leopard hatte es nicht getan und war stattdessen in angemessenem Abstand hinter ihm her stolziert. Wie konnte das nur möglich sein? Und weil Sunny plötzlich gar keine Angst mehr vor dem Leoparden hatte, ging er auf ihn zu und streichelte sacht über dessen geflecktes Fell. Der Leopard ließ es geschehen und schnurrte, als wenn ihm das sehr angenehm war. Sunny hatte ein wirklich gutes Gefühl, doch da erschienen plötzlich bewaffnete Männer, die sich bedrohlich vor dem Leoparden in Position brachten. Sunny versuchte, die Leute zu beruhigen, doch dem Leoparden war das Ganze dann wohl doch zu dumm. Mit einem riesigen Satz sprang er auf die Tür zu, durch welche er wohl gekommen sein musste, öffnete sie gekonnt und verschwand in der Dunkelheit. Als die Männer hinter ihm herrannten, fanden sie ihn nirgends mehr, er war wie vom Erdboden verschluckt. Nicht einmal die sofort beginnende Suche hatte Erfolg. Der Leopard blieb, wie vom Erdboden verschluckt. Dafür hatte die Presse, hatten TV-Anstalten und die Menschen in New York Gesprächsstoff für mindestens ein Jahr! So etwas hatten sie wirklich noch nie gesehen. Einen Jungen aus Hollywood, der eine Supermode präsentierte, und dabei von einem riesigen, mindestens ebenso eleganten Leoparden begleitet wurde. Sunny musste den ganzen Abend vor irgendwelchen Fotografen Parade stehen, weil die ihn in den unglaublichsten Posen ablichten wollten. Dazu die vielen Leute, die Autogramme von ihm wollten und die Kinder, die ihm regelrecht Löcher in den Bauch fragten. Nicht einmal die stärkste Klimaanlage konnte die enorme Hitze in Sunnys Leib noch merklich abkühlen. Er schwitzte und fiel irgendwann wie ohnmächtig, vollkommen entkräftet seiner Mami in die Arme. Die hatte wirklich Abermillionen Ängste durchgestanden, als sie diesen Leopard so plötzlich und unverrichteter Dinge hinter Sunny erblickte. Doch irgendwie hatte Sunny den Eindruck, dass sie ihm etwas verheimlichte. Denn so aufgeregt war sie gar nicht. Vielmehr schien es, als wenn sie etwas wusste, das Sunny noch nicht wusste. Doch es schien beinahe schon egal, denn immerhin hatte er ja neue Freunde gefunden, wie Jim, den mutigen Visagisten und all die vielen anderen Kinder, die emsigen Menschen hinter der Bühne und die unzähligen Leute vor der Bühne. Sunny liebte einfach alle und er wollte allen ein Dankeschön sagen. Ein Dankeschön für diesen Wahnsinnserfolg in New York!

Und so gab er sein allerletztes Interview einer großen TV-Anstalt und zog sich dann hundemüde und abgespannt ins Hotelzimmer zurück. Schon die Fahrt mit dem Lift ins 36. Stockwerk, wo sich das Zimmer befand, war erholsam und ruhig. Und dann gab´s nur noch eines: ab unter die Dusche und dann hinein ins Bettchen! Allerdings hatten sich die Mami und er noch eine Menge zu erzählen und Sunny berichtete von dem wunderschönen einzigartigen Gefühl, welcher er auf der Bühne, auf diesem Laufsteg der wundervollsten Träume hatte. So ein Gefühl hatte er wirklich selten, es war wie bei einer Mega-Show in Los Angeles und die Musik, auf dessen Flügeln er tanzte und sich drehte wie ein Star, schien niemals mehr zu enden. Die Mami verstand ihren mutigen Sohn nur allzu gut und dann, als ihr kleiner Sohn sich laut gähnend in ihre Arme kuschelte, schaute sie nachdenklich zum Fenster. Dort schien etwas zu sein, dass Sunny unbedingt sehen sollte. „Schau!“, flüsterte sie schließlich, und als er ebenfalls zum Fenster schaute, schwebte dort eine silbern glitzernde Wolke auf und ab und erhellte die Nacht ein ganz klein wenig. Doch es war nicht der Papa, der ihm da zuwinkte. Es war jemand, den er ebenfalls kannte, der für die Mami kein Geheimnis mehr war und der mit Sunnys Papa wohl irgendwie zutun hatte … ein riesiger eleganter schlanker Leopard mit einem glänzenden gefleckten Fell, der ihm aufmunternd zuzwinkerte …

Was für eine große Show In New York ist Mode dran Sunny strahlt, ist endlos froh Was für eine Riesenshow Sunny ist der Mode-Mann

Stolz auf jenem Laufsteg nun schreitet er so sicher hin Nicht mehr warten, nicht mehr ruhn Jetzt ist Mode, viel zu tun In New York ein Hauptgewinn

Sunny und der Leopard laufen elegant und chic auf dem Laufsteg, ganz apart Sunny und der Leopard schwelgen nun im größten Glück

Ja, es ist die beste Show Hollywood jetzt in New York Sunny, stolz und wirklich froh Was für eine Supershow hier am märchenhaften Ort

2.

Sunny in New York

Die Army-Jacke

Der kleine Sunny aus Hollywood weilte für ein paar Tage in der grandiosen Stadt New York und fühlte sich dort einfach wunderbar. Diese riesige Stadt hatte etwas Magisches, etwas Unerklärliches, etwas, das ihn auf völlig neue Ideen brachte. Schon die Kindermodenschau, zu welcher er und seine Mami ja auch eingeladen wurden, gestaltete sich zu einem Riesenerfolg. Damit hatte der kleine Junge gar nicht gerechnet und nun hatte er sich vorgenommen, einen richtig tollen Laden in New York zu finden. Doch so leicht war das nicht, denn es gab ja so viele eindrucksvolle Läden, die wirklich noch viel tollere Sachen anboten. Sunny ließ sich nicht beirren, er liebte diese Stadt und er liebte all die vielen Attraktionen, die nur auf ihn zu warten schienen. Und so verabschiedete er sich gar nicht erst von seiner Mami und lief einfach los.

Längst lag das Hotel weit hinter ihm, da sprang er vergnügt durch die endlosen Straßenschluchten und fühlte sich einfach pudelwohl. Unterwegs entdeckte er so manch verrückten Laden und einige dieser schmucken Geschäfte schienen ihn auch wirklich sehr zu interessieren. Allerdings war irgendwie nicht das Richtige dabei. Und so lief er einfach weiter. An der Ecke 3rd/E57th hielt er inne. Irgendwie schien es ihm, als wenn da gerade … aber das konnte doch gar nicht sein. Ein wenig nachdenklich lief er weiter und war auf einmal gar nicht mehr so unbeschwert wie eben noch. Denn die fremde Person, die er zu sehen glaubte, war sein Papa. Sollte der etwa auch hier sein? Möglich war es schon, aber hier in New York?

Zwar erinnerte er sich daran, dass er schon einmal mit seinem Papa in dieser riesigen Stadt war, an Weihnachten, als die Abertausend Lichter des weltberühmten Weihnachtsbaumes eingeschaltet wurden. Doch es war ja Papas Silberwolke, die ihn hierher gebracht hatte. Und es war nur ein sehr kurzer Augenblick, ein Wimpernschlag, wenn man das überhaupt so nennen konnte. In dieser kurzen Zeit konnte er diese Stadt natürlich nicht kennenlernen, und schon gar keine Läden finden, die ihm gefielen.

Jetzt war alles anders und er weilte mit seiner Mami für mehrere Tage hier! Vielleicht wusste das der Papa und war aus genau diesem Grunde ebenfalls in dieser geheimnisvollen Stadt gekommen? Aber hätte er sich da nicht bemerkbar gemacht? Sunny konnte sich das Ganze nicht erklären, und er war auf einmal gar nicht mehr so erstaunt, als er den Papa vor einem Army-Laden wiederentdeckte. Er stand einfach nur davor und rührte sich nicht. Dabei schaute er ein wenig ernst, aber dann und lief er zielsicher in den Laden hinein. Sunny wollte es genau wissen und betrat ebenfalls das Geschäft. Der alte Mann, dem der Laden wohl gehören mochte, wunderte sich, dass sich solch ein kleiner Junge für seine Army-Kleidung interessierte. Doch er freute sich auch, immerhin erhoffte er sich von Sunny eine ganz neue Kundschaft, nämlich Kinder. Neugierig erkundigte sich Sunny, ob da nicht gerade jemand in den Laden gekommen sei. Der Alte jedoch verneinte und meinte sogar, dass hier seit Stunden kein einziger Kunde außer Sunny hier gewesen ist. Der enttäuschte Junge konnte es nicht glauben und lief ziellos und ungläubig zwischen den Regalen umher. Plötzlich blieb er stehen. Hinter einer Army-Jacke zeichneten sich die Umrisse eines großen Mannes ab. Sunny erschrak, fasste sich jedoch schnell wieder. Vielleicht hatte sich ja sein Papa dahinter versteckt? Mit einer gekonnten Handbewegung schob er die Jacke beiseite, doch da war niemand. Stattdessen vernahm er vom Eingang des Ladens lauten Krawall. Es hörte sich an, als wenn sich jemand stritt. Da ihm die Army-Jacke sehr gefiel, nahm er sie vom Ständer und zog sie sich über. Natürlich war sie ihm viel zu groß, aber er fühlte sich auf einmal stark, so stark, dass er alles schaffen konnte. So lief er nach vorn und bemerkte, dass der Alte, der eben noch allein im Laden war, von zwei Männern bedroht wurde. Sie forderten die Kasseneinnahmen von ihm und schrien laut im Laden herum. Der eingeschüchterte alte Mann, dem natürlich vollkommen klar war, dass er den jungen Männern nichts entgegenzusetzen hatte, öffnete mit zitternden Händen die Kasse und beschwor währenddessen immerfort die beiden Gauner, ihm nicht noch das letzte bisschen Geld zu stehlen. Doch die Diebe waren gnadenlos und stießen den Alten von der Kasse weg. Der stürzte zu Boden und rührte sich nicht mehr. Nun war nur noch Sunny handlungsfähig, aber wie sollte ausgerechnet er sich gegen die starke Übermacht zur Wehr setzen können? Die beiden Diebe schienen ihn noch immer nicht bemerkt zu haben und verstauten die wenigen Geldscheine aus der Kasse hastig in ihren Hosentaschen. Gerade wollten sie das Geschäft verlassen, da sprang Sunny aus seiner Deckung hervor und postierte sich mutig vor den Ganoven. Die blieben verdutzt stehen, und als sie den kleinen Jungen mit der viel zu großen Army-Jacke vor sich erblickten, lachten sie und hielten sich die Bäuche. Sie wollten den kleinen Jungen schon wegstoßen, da spürte Sunny eine nie gekannte Kraft in seinem Leibe. Entschlossen hielt er die Gauner an deren Armen fest und ließ sie einfach nicht mehr los. Die beiden wollten fliehen und fluchten fürchterlich, aber Sunny war einfach stärker, er hielt sie fest und fesselte sie schließlich mit einem dicken Seil, welches er unter der Kasse entdeckte, an ein stabiles Regal. Dann rief er die Polizei. Die rasch eintreffenden Beamten nahmen die beiden Gauner fest und der sich langsam erholende alte Mann wusste gar nicht, was er vor lauter Dankbarkeit sagen sollte. Er war überglücklich, dass er sein Geld, und vor allem sein Leben noch hatte, und schenkte Sunny kurzerhand die Army-Jacke, die dem wackeren Jungen eigentlich viel zu groß war. Sunny störte das allerdings nicht und so lief er stolz aus dem Laden und berichtete wenig später seiner Mami von dem unglaublichen Erlebnis. Auch erzählte er ihr, dass er seinen Papa vor diesem Geschäft gesehen haben wollte. Die Mami konnte das Ganze nicht glauben, und als die beiden wenig später die Abendnachrichten verfolgten, sprach der alte Mann, dem der Laden gehörte. Er richtete noch einmal seinen Dank an den mutigen Sunny und wünschte ihm alles erdenklich Gute für sein weiteres Leben. Sunny wollte das Lob eigentlich gar nicht, denn er hätte dem alten Mann ganz sicher ohnehin geholfen, auch ohne Army-Jacke.

Als sich die Mami jene Jacke ein wenig genauer betrachtete, stutzte sie. Nicht etwa, weil sie für ihren kleinen Sohn viel zu groß war, sondern weil ihr etwas Merkwürdiges auffiel. Denn unter dem Etikett, welches sie erst gar nicht so recht beachtet hatte, befand sich ein eingenähter Schriftzug. Und als sie den Schriftzug genauer betrachtete, traf sie beinahe der Schlag. Denn hierbei handelte es sich um jenen Schriftzug, den einst sie selbst in diese Jacke eingenäht hatte, als Sunnys Papa zu den Marines ging. Bei der Jacke handelte es sich nämlich um die Army-Jacke von Sunnys Papa, der sie einst beim Militär getragen hatte und die dem mutigen Jungen wohl die Kraft verlieh, um dem alten Mann im Geschäft zu helfen …

3.

Sunny in New York

Die Totenmaske

Der kleine Sunny aus Hollywood weilte noch immer in der riesigen Metropole New York und wollte sich nach dem grandiosen Erfolg mit der Kindermodenschau erst einmal richtiggehend erholen.

Immerhin lachte sein Konterfei von beinahe jedem Wolkenkratzer, der sich in der Nähe seines Hotels befand und seine Mami war natürlich mächtig stolz auf ihren großartigen Sohn. Was wohl Mrs. Simms, seine Lehrerin zu alledem sagen würde. Ganz bestimmt wusste sie längst, dass Sunny solch einen unglaublichen Erfolg mit der Modenschau hatte, und dachte schon fieberhaft darüber nach, wie sie das alles für ihre Zwecke ausschlachten könnte. Doch erst einmal musste Sunny ausspannen und brauchte etwas Ruhe. Dazu suchte er den wohl berühmtesten Park auf, den es auf Erden geben mochte: den „Central Park“. Diese Oase mitten in der Stadt war wirklich riesig und wunderschön, erholsam und unvorstellbar grün. Ja, solch eine Erholung hatte sich der kleine, mittlerweile sehr erwachsen gewordene Junge verdient.

Lange lief er durch den weitläufigen Park und beobachtete Radfahrer, Surfer und die skurrilsten Leute, die man sich nur vorstellen konnte. Ja, es war schon recht ruhig aber auch aufregend und sehr spannend. Irgendwo zwischen zwei hohen Sträuchern fand er eine Bank, die sich ein wenig abgeschieden von all dem anderen Trubel versteckt, verträumt zwischen das üppige Grün schmiegte. Genüsslich nahm Sunny Platz und atmete immer wieder tief ein und wieder aus. Ach, hier konnte er mal so richtig die Seele baumeln lassen und über all seine vielen Abenteuer nachdenken. Dieser Park hatte wirklich für jeden das Richtige.

Wie er so über alles nachsinnierte, in den makellosen Himmel blinzelte und die würzige Luft der Bäume und der Wiese in sich aufnahm, raschelte es plötzlich ganz leise. Neugierig schaute er sich um und stellte fest, dass er mit seinen Füßen an etwas gestoßen war. Es lag wohl unter der Bank, und als er sich nach unten beugte, um nachzusehen, stutzte er: Unter der Bank lag eine schwarze Maske! Sie sah wirklich gruselig aus und Sunny konnte sich wirklich keinen Reim darauf machen, was dieses sonderbare Ding ausgerechnet unter dieser Bank zu suchen hatte. Als er die Maske vom Boden aufhob, erschrak er, denn unter der Maske hockte ein kleines Vögelchen, das aufgeregt piepste und schließlich davonflog. „Du warst das also, der da so geraschelt hat!“, rief Sunny erleichtert und legte die Maske neben sich auf die Bank. Allerdings rätselte er, wie dieses winzige Tier unter die schwere Maske geraten sein konnte. Vielleicht durch die schmalen Augenschlitze, oder durch die Löcher, welche die Ohren andeuteten? „Wie auch immer!“, murmelte vor sich hin, lehnte sich wieder zurück und genoss die Sonnenstrahlen, die durchs Geäst der Bäume flimmerten. Doch allzu lange konnte er seine Ruhe nicht genießen, denn schon nahte das nächste Ungemach. Es war ein großer Hund, der an ihm vorüber sprang. Doch halt, was war das … ging es dem armen Tier nicht gut? Er jaulte plötzlich laut auf und sackte dann leblos zusammen. Sein Herrchen, ein alter Mann, eilte flugs herbei und war sichtlich außer Puste. Er konnte nicht fassen, was da geschehen war und wollte sein „Hundchen“ wieder zum Leben erwecken. Doch es half nichts, es schien, als wenn sein Hund an dieser unspektakulären Stelle einfach das Zeitliche gesegnet habe. „Er ist schon sehr alt und auch krank. Heute wollten wir noch einmal zusammen durch den Park gehen, und dann wollten wir zum Tierarzt …“, sagte der Alte mit bebender Stimme. Traurig hockte er sich neben seinen Hund und weinte bitterlich. Sunny erhob sich von der Bank und versuchte, den alten Mann zu trösten. Sicher war dieser Hund sein einziger und bester Freund, und nun war er tot. Als er zusammen mit dem alten Mann den leblosen Hund auf die Bank verfrachtete, musste er auch die Maske wegräumen. Dabei jedoch fiel sie ihm aus der Hand und dem Hund aufs Gesicht. Wie vom Schlag gerührt verharrte Sunny, doch der Alte schien das vor lauter Tränen gar nicht mitbekommen zu haben. Gerade wollte sich der schuldbewusste Junge entschuldigen, da bewegte sich das Tier wieder. Schnell nahm Sunny die Maske vom Gesicht des Hundes und streichelte ihn behutsam. Immer lebendiger wurde das Tier und stand schon nach wenigen Sekunden wieder auf den Beinen. Sein Herrchen hingegen hätte beinahe einen Schlag bekommen, so freudig erregt war er. Und als ob das nicht schon Freude genug war, schien es dem Hund sogar besser zu gehen als vorher. „So quirlig war der Hund seit Monaten nicht mehr!“, zischte der Alte und fiel dabei dem vollkommen überraschten Sunny um den Hals, um sich bei ihm zu bedanken. Der wusste gar nicht, wie ihm geschah, war er doch einfach nur froh, dass alles so gut ausgegangen war. Schließlich verabschiedete sich der Alte und lief freudestrahlend, ein flottes Liedchen auf den Lippen, mit seinem vollkommen gesunden Hund davon. Sunny jedoch kam ins Nachdenken. Eigentlich war ihm ja die Maske aus der Hand gefallen, und der Hund bewegte sich auch gar nicht mehr. Doch als die Maske auf dem Gesicht des Hundes lag, lebte der wieder auf. Nervös kratzte sich der aufgeweckte Junge hinter den Ohren. Er ahnte, dass es die Maske gewesen sein musste, die dem Hund das Leben zurückgebracht hatte, nur glauben konnte er es noch nicht. Wie konnte das nur möglich sein? Was ging hier nur vor? Vielleicht war ja auch der Vogel, der unter der Maske hervor kam, zuvor gestorben? Sunny wollte es genau wissen! Er musste irgendein totes Tier finden, um es mithilfe dieser Maske wieder zum Leben zu erwecken. Und so sprang er auf, nahm die Maske und lief los. Allerdings gestaltete sich die Suche nach einem toten Tier sehr schwierig. Aber dann hatte er Glück! Eine Katze, die sichtlich angeschlagen durchs Gras humpelte, schien wohl nicht mehr sehr lange durchzuhalten. Obwohl Sunny solcherlei Tieren sofort helfen würde, wartete er diesmal ab. Die Katze trottete noch einige Schritte, bevor sie schließlich leblos zusammenbrach. Das war Sunnys großer Augenblick! Er nahm die Maske und legte sie behutsam auf den Kopf der toten Katze. Lange brauchte er nicht zu warten, da bewegte sich das Tier schon wieder und sprang schließlich in die Höhe, bevor es fauchend davonrannte. Also stimmte es, diese Maske war so etwas wie eine Totenmaske, nur, dass sie Tote zum Leben erwecken konnte. Ob das auch bei Menschen half? Er wollte es nicht darauf ankommen lassen und nahm die Maske einfach mit ins Hotel.

Dort legte er das rätselhafte Fundstück auf sein Bettchen und erzählte der Mami von seinen unglaublichen Erlebnissen. Natürlich konnte das die Mami beinahe nicht glauben, aber dann meinte sie, dass es Zeit zum Packen sei. Denn am nächsten Morgen wollten sie wieder zurück nach Hollywood fliegen. Sunny war traurig, er wollte noch nicht weg, immerhin hatte er diese wahnsinnig tolle Stadt irgendwie lieb gewonnen. Was es hier noch zu entdecken gab … doch nach Hause wollte er ehrlich gesagt auch wieder. Denn tief in seinem Herzen spürte er dieses Drücken und dieses Stechen, was ihm deutlich sagte, dass seine Heimat nach ihm rief. Außerdem war er furchtbar neugierig, was seine Lehrerin Mrs. Simms zu seinem grandiosen Erfolg mit der Kindermodenschau sagen würde. Und so klappte er den großen bunten Trolley auf und packte zusammen mit seiner Mami die Sachen dort hinein.

Es war gegen Abend, als die beiden hundemüde ins Bettchen wollten, da klopfte jemand hastig an die Zimmertür. Als die Mami öffnete, stürmte einer der Pagen ins Zimmer und stieß mit bebender Stimme hervor, dass sein Chef draußen auf dem Gang leblos zusammengebrochen sei. Natürlich versuchte die Mami, den aufgeregten Jungen zu beruhigen, doch als Sunny auf den Gang stürzte, um nachzusehen, erschrak er. Der doch schon recht betagte Herr, ein Butler in schwarzer Livree, lag leblos auf dem Gang und aus seiner Nase rann Blut. Unterdessen hatte die Mami einen Notarzt gerufen, der auch sehr schnell kam. Doch als dieser mit bleichem Gesicht schließlich zu den Anwesenden schaute, wussten die, was das bedeutete. Der Page brach kraftlos zusammen und musste selbst medizinisch betreut werden und die wenigen Gäste, die sich noch auf dem Gang aufhielten, hielten sich die Hände vors Gesicht. „Er hatte einen Herzinfarkt. Offenbar litt er an einer Herzkrankheit, die er nicht behandeln ließ“, raunte der Notarzt. Er wollte schon sein Mobiltelefon zücken, um einen Bestattungsdienst zu rufen, da fiel Sunny die Totenmaske ein. Wie vom Blitz geölt rannte er ins Zimmer, um die Maske zu holen. Die Leute hatten sich in der Zwischenzeit wieder auf ihre Zimmer begeben und nur der Notarzt verharrte noch neben dem Toten. Als er Sunny mit der Maske zurückkommen sah, warf er ihm einen misstrauischen Blick zu, der eine gewisse Verachtung nicht verbergen konnte. Sunny allerdings ließ sich nicht beirren und legte die Maske entschlossen, aber vorsichtig auf das Gesicht des toten Mannes. Der aufgebrachte Notarzt wollte Sunny von dessen Vorhaben abhalten, aber da hielt er inne. Denn der eben noch tote Butler bewegte sich. Auch begann er wieder zu atmen und schon nach wenigen Sekunden konnte er sich aus eigener Kraft vom weichen Teppichboden erheben. Ziemlich ungläubig schaute er sich um, während der Notarzt seinen eigenen Augen nicht mehr trauen wollte. Mit offenem Mund starrte er den lebendigen Toten an und schüttelte ungläubig seinen Kopf. So etwas Verrücktes hatte er wahrlich noch nie zuvor erlebt. Sunny hingegen wusste, was hinter diesem vermeintlichen Zauber steckte und wollte ihm die Totenmaske zeigen. Doch sie war verschwunden, und so sehr er sie auch suchte, er fand sie einfach nicht mehr. Auch die hinzukommende Mami hatte sie nirgends gesehen und der Notarzt meinte, dass es solcherlei Fälle gäbe, bei welchen eigentlich der Tod schon festgestellt wurde, die Person aber noch lebte. So war es wohl auch hier … Sunny aber glaubte das nicht. Doch er sagte nichts, konnte ja nicht beweisen, dass es die Maske war, die dem Butler das Leben zurückgegeben hatte. Und vielleicht war es ja auch gar nicht so schlecht, dass die Totenmaske nicht mehr da war. Der Butler hatte rasch zu seinen alten Kräften zurückgefunden und sein Zögling, der junge Page weinte vor Freude, als er seinen Chef so lebendig wie nie vorher vor sich sah. Doch seine Freude währte nicht sehr lange, da wurde er auch schon in die Küche abkommandiert, um dort einige Dinge zu erledigen.

Sunny und seine Mami waren froh, dass alles so gut verlaufen war, und dass der Besuch in New York derart erfolgreich endete. Die beiden packten noch eine Weile, bis sie schließlich hundemüde in ihre Bettchen fielen und sofort einschliefen.

An nächsten Morgen musste alles ziemlich schnell gehen. Schon gegen zehn Uhr ging der Flieger nach Los Angeles und sie mussten noch so viel erledigen. Die Hektik war schon recht groß, aber als sie endlich im Taxi saßen, das sie zum Flughafen chauffierte, atmeten sie erleichtert auf. Wenig später im Flieger winkte Sunny zum Abschied der riesigen Stadt New York noch einmal zu. In einigen Stunden würde er wieder daheim eintreffen und dann könnte er seiner Lehrerin von all den verrückten Abenteuern berichten, die er in dieser famosen Stadt erlebt hatte.

Die nette Flugbegleiterin erschien und drücke Sunny freudestrahlend ein Magazin in die Hand, in welchem er selbst abgebildet war. Die junge Flugbegleiterin hatte ihn wiedererkannt, denn einige angesagte Magazine berichteten in Wort und vielen bunten Bildern von diesem Ereignis. Sunny wurde ganz rot im Gesicht und auch ziemlich verlegen, und er wollte sich schon hinter seinen Bildern verstecken, da zwinkerte ihm die Flugbegleiterin aufmunternd zu. Sunny hielt das Magazin dennoch dicht vor seine Augen und stutzte plötzlich. Denn der Artikel, den er da vor seinen Augen entdeckte, schien ihn sehr interessieren. Auf einem Bild war eine Totenmaske abgebildet und darunter konnte man lesen: „Dies ist die Totenmaske des Gottes York, der einst in der New Yorker Unterwelt den armen, kranken und verlorenen Menschen half. Ging es ihnen schlecht, wurde ihnen diese Maske aufs Gesicht gelegt und ihre Krankheit, ihre Armut und ihr Verlorensein endeten abrupt. Außerdem, so heißt es, konnte diese Maske den Toten das Leben zurückbringen, wenn man sie ihnen aufs Gesicht legte. Allerdings versiegte der Zauber, wenn man drei Lebewesen auf diese Weise das Leben zurückgegeben hatte. Dann verschwand die Maske auf Nimmerwiedersehen und würde sich erst nach vielen Jahren wieder zeigen!“ Sunny konnte es nicht glauben, und er wusste genau, dass es sich um jene Totenmaske handelte, die er gefunden hatte. Immerhin konnte er mit diesem wundersamen Ding einem Vögelchen, einem Hund und schließlich sogar einem Menschen das Leben zurückbringen, das war ja schließlich auch etwas! Und als er aus dem Fenster neben sich auf die ruhig dahindriftende Wolkendecke unter der Maschine schaute, ein wenig zu träumen begann, bemerkte er eine seltsam funkelnde Silberwolke, die neben dem Flugzeug einherschwebte. Es war wohl der Papa, der seinen Sohn begrüßte und sich riesig freute, dass er ihn bald in Hollywood wiedersehen könnte. Doch plötzlich verschwamm die silberne Wolke, löste sich auf und formte sich für Sekundenbruchteile zu einer sonderbaren schwarzen Maske, die alsbald in einer glitzernden Wolke verging …

4.

Der kleine Sunny aus Hollywood hatte endlich wieder Ferien! Zusammen mit seinem Freund Joe wollte er eine ganze Menge Abenteuer erleben. Und so schmiedeten sie einen total verrückten Plan. Sie wollten eine nächtliche Erkundungstour starten und erst am nächsten Abend wieder Zuhause sein. Natürlich hatten ihre Eltern etwas dagegen, doch sie konnten sich einfach nicht gegen die Hartnäckigkeit ihrer Söhne durchsetzen. Darum verabredeten sich die beiden Jungen und fuhren schließlich mit unbekanntem Ziel davon. Sie hatte sich ihre Rucksäcke gepackt und träumten von fernen unbekannten Zielen und irgendwie spürten sie unterwegs etwas unbeschreiblich Geheimnisvolles in ihren Herzen. Sunnys Mami wollte, dass sich ihr Sohn immer wieder von unterwegs melden sollte. Und Joes Papa wäre am liebsten gleich mitgefahren, er hatte schlichtweg Angst um Joe, weil er ihn genau kannte. Er wusste, wie waghalsig sein Sohn manchmal sein konnte. Doch die beiden Jungen waren längst jenseits von Hollywood und fieberten ihren neuen Abenteuern entgegen. Es war ein warmer Nachmittag und die Fahrt führte zunächst an die Küste von Los Angeles. Dort wollten sie sich ein paar Fische fangen und sich bei einem zünftigen Abendrot so richtig erholen. Sie fühlten sich schon wie echte Männer und wollten so lange dort aushalten, wie sie konnten. Am Strand von L.A. suchten sie lange nach der malerischen Bucht, die Sunny schon einmal aufgesucht hatte. Irgendwann fanden sie sie und breiteten ihre Decken am Ufer aus. Das Wasser schwappte in gleichmäßigen Wellen auf den steinigen Strand und die beiden saßen mit ihren Käsebroten vor dem mächtigen Ozean und beobachteten den blutroten Sonnenuntergang. Davon hatten sie schon so lange geträumt und nun war es endlich Wirklichkeit geworden. Sie hatten mit keinem über ihre Tour gesprochen und ganz plötzlich kam ihnen eine verwegene Idee. Sunny erinnerte sich an ein Ruderboot, mit welchem er schon einmal an dieser Stelle aufs Meer hinausgefahren war. Und tatsächlich- das Boot war noch da! Es lag unter dichten Büschen versteckt und hatte wohl ein Leck, denn es war voller Wasser. Die beiden begannen, das Wasser aus dem Boot zu schöpfen, um dann damit hinaus zu rudern. Die Arbeit war hart und sie schwitzten sich beinahe die Seele aus dem Leib. Doch irgendwann hatten sie es geschafft! Mit vereinten Kräften zogen sie das Boot an Land und suchten das Leck. Sie fanden es und suchten nach geeignetem Material, mit welchem sie das Leck zustopfen konnten. Mit Ästen, Buschwerk und einer gehörigen Menge Klebeband gelang es ihnen schließlich, das schmale Leck im Bootsrumpf abzudichten. Sie schoben das Boot aufs Wasser und warteten eine kleine Weile. Doch es drang kein Wasser mehr ein und so stiegen sie ein und ruderten los. Immer wieder wechselten sie sich ab, und als die Nacht über den weiten Ozean hereinbrach, konnten sie den Strand nicht mehr sehen. Nur ein heller Lichtschein kündete noch von der Küste Kaliforniens. Die Wellen wurden höher und höher, und obwohl es klar war und sie die Sterne sehen konnten, schaukelte der raue Wind das kleine Boot auf seinen Wogen hin und her. Sunny legte sich auf seine Bank und schaute verträumt in die blitzenden Sterne am Firmament. So deutlich hatte er sie selten gesehen. Er konnte die Milchstraße erkennen und die Sterne des Systems der Plejaden, einem der ältesten Sternensysteme im All. Ob es dort Leben gab? Oder vielleicht anderswo da draußen? Die vielen Sterne und Nebel verwirrten ihn und er musste seinen Blick wieder abwenden. Unterdessen hatte Joe eine Kerze angezündet und sie in den Rumpf des Bootes gestellt. Er legte eine Decke über die Sitzbänke und legte sich unter dieses Zelt. Sunny tat es ihm gleich und die beiden wollten erst einmal schlafen, bis es wieder hell wurde. „Sag mal …“, flüsterte Joe plötzlich, „Könntest Du Dir vorstellen, Atlantis zu suchen?“ Sunny schwieg eine Weile und antworte dann: „Ja, könnte ich. Wäre echt toll. Ob es das wirklich mal gab?“ Joe schnitt ihm das Wort ab und meinte: „Na sicher doch. Ganz bestimmt gab es das mal und vielleicht gibt’s das heute noch- irgendwo. Vielleicht sogar draußen im All!“ Sunny musste grinsen: „Vielleicht auf dem Mond, was?“ Joe verzog keine Miene. Durch einen Riss in seiner Decke konnte er den Sternenhimmel beobachten. Dann sagte er ungerührt … Nein, aber vielleicht auf dieser schwarzen Kugel dort, die über uns schwebt. Sunny fuhr hoch und dann sah er es selbst … über ihnen schwebte etwas, das aussah wie eine riesige schwarze Kugel. Ihre glänzende Hülle schimmerte unheilvoll im düsteren Licht des Mondes. Was war das? Ein UFO etwa? Die beiden Jungen saßen in ihrem Boot und starrten unentwegt zu dieser seltsamen und auch furchteinflößenden Erscheinung. Was geschah, wenn die Kugel ein fremdes Raumschiff war und was passierte, wenn es feindlich gesinnte Lebensformen waren, die da auf sie zukamen? Doch zum weiteren Nachdenken kamen die beiden nicht mehr. Ein greller scharfer Lichtstrahl, der heller als das Mondlicht war, zuckte auf sie herab. Doch er zerstörte nicht das Boot und ließ auch die beiden Jungen am Leben. Er umschloss lediglich die beiden Abenteurer wie eine Hülle und hob sie sanft in die Luft empor. Er zog sie regelrecht in diese seltsame Kugel hinein. Immer größer wurde die Kugel über den beiden, doch sie konnten es nicht sehen, denn um sie herum war nur gleißend helles Licht. Die Lichtblase mit den Jungen glitt lautlos in die Kugel hinein und die wiederum brauchte weder eine Luke noch ein Schott, um sie aufzunehmen. Wie von Geisterhand getragen bewegte sich das Licht auf eine wabernde dunkle Masse zu. Dann blieb sie stehen und nichts geschah. Die beiden Jungen schwebten im Licht und fühlten sich gut. Sie wussten nur nicht, was das zu bedeuten hatte. Die riesige dunkle Kugel stieg in den Himmel hinauf und verschwand schließlich am Firmament. Nur das Ruderboot mit ihren Sachen trieb schweigend und still im Wasser des Ozeans. Wo waren die beiden geblieben? Und was war das für eine sonderbare Kugel? Nichts zeugte mehr von ihr und die Eltern der beiden riefen vergeblich auf den Handys der beiden an. Es war gegen Mitternacht, als Sunnys Mami aus dem Fenster schaute. Sorgenvoll blickte sie zum Himmel und hatte längst bereut, ihren Sohn ziehen zu lassen. Und nun musste sie bis zum nächsten Abend warten, bis die Jungen endlich wieder daheim waren. Aber warum meldete sich keiner der beiden? Was war mit deren Handys und vor allem, was war mit den Jungen geschehen? Sollte sie zur Polizei gehen? Aber würden die Beamten jetzt schon etwas unternehmen? Am Himmel schob sich plötzlich etwas Seltsames am Mond vorüber und sie hatte ein sonderbares Gefühl im Herzen. Das Ding dort oben sah aus wie eine große Kugel, die das Mondlicht zunächst verdeckte und gleich darauf wieder freigab. Was konnte das gewesen sein? Hatte dieser Schatten etwas mit dem Verschwinden von Sunny und Joe zu tun? Wieder nahm sie das Telefon und rief Joes Papa an. Der hatte ebenfalls aus dem Fenster geschaut und diesen rätselhaften Schatten vor dem Mond bemerkt. Die Mami meinte, dass sie sofort in Houston anrufen müssten, um bei der NASA anzufragen, was das gewesen sein konnte. Dabei wurde sie vielmehr von ihrer Angst um ihren Sohn gelenkt als von ihrer Neugierde. Die beiden beschlossen, sich sofort vorm Capitol in Hollywood zu treffen. Währenddessen schwebten Sunny und Joe noch immer im gleißenden Licht und wussten nicht, was da mit ihnen geschah. Sie konnten sich sogar bewegen und fühlten sich überhaupt nicht schlecht. Offenbar wurden all ihre Körperfunktionen kontrolliert und geregelt. Doch plötzlich wurde es dunkel um sie herum und sie fanden sich in einem leeren ovalen Raum wieder. An den runden Wänden blinkten mehrere Lichter. Sunny wollte sich vergewissern, was das war. Doch als er vor der Wand stand, verloschen die Lichter und nichts kündete mehr von einem Lebenszeichen. Die Kugel schien vollkommen ausgestorben zu sein. Doch wer lenkte dieses Raumschiff, denn nichts anderes war diese sonderbare Kugel. Wurde sie ferngesteuert? Die Frage wurde sogleich beantwortet, denn vor den verblüfften Jungen formte sich ein riesiges Bild. Eine fremde Welt mit bizarren Pflanzen er