Sunny's Hollywoodstern 10 - Nick Living - E-Book

Sunny's Hollywoodstern 10 E-Book

Nick Living

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Beschreibung

Der kleine Sunny aus Hollywood erlebt noch einmal die spannenden Ereignisse im >Weißen Haus< in Washington, dreht einen total verrückten Werbespot und nimmt Kontakt mit Außerirdischen auf. Doch da sind auch die neuen Abenteuer, die ihn einfach nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Da ist die Rede von kranken Hollywoodsternen, von magischen Hydranten mitten in Hollywood, von einer Kerze des Grauens und von einer Seilbahn zu den Hollywood Hills. Und als ob das nicht schon aufregend genug wäre, tauchen plötzlich auch noch rätselhafte Pfeile und ein sonderbares Flugzeug auf. Tja, und zwischen alledem finden sich auch noch viele andere unglaubliche Abenteuer, die es allesamt zu bestehen gilt! Und weil sich schließlich noch ein ziemlich himmlischer Freund findet, scheint Sunny beinahe alles zu gelingen. Ob er sich allerdings gegen die gierigen Hollywoodsternfresser durchzusetzen vermag, bleibt abzuwarten.

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Seitenzahl: 590

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Inhaltsverzeichnis

Sunny und der Vers

Sunny und der Zauberspruch

Sunnys rettende Hollywoodsterne

Sunny und der Traum der Mrs. Snow

Sunny und der Geistersee von Beverly Hills

Sunny und der fliegende Teppich

Sunny und die Flaschenpost

Sunny in Nashville

Sunny und der Weihnachtsstern von Hollywood

Sunny und das Geheimnis des Präsidenten

Sunny und der Weihnachtsdoktor

Sunny – Ein Geschenk für Shirley

Sunny und die Zuckerwatten-Wolke

Sunny und der Magnet

Sunny und der Stern der Hoffnung

Sunny und der nächtliche Besuch

Sunny und die Weihnachtsshow

Sunny und der Pappbecher

Sunny´s Herzbeschwerden

Sunny´s Min - Min Lichter

Sunny´s Tafel

Sunny und der Nussknacker

Sunny und der verrückte Werbespot

Sunny und das Wasserlicht

Sunny und das Grauen von Dutton Hill

Sunny und das Grab der alten Dame

Teil 1

Sunny und das Grab der alten Dame

Teil 2

Sunny und die Heulsuse

OVALOFFICE

Sunny in Not – Teil 1

OVALOFFICE

Sunny in Not – Teil 2

Sunny und der Mord

Sunny und das Luxus-Klo

Sunny und das Vaterunser

Sunny – Der letzte Sommer mit Lou

Sunny und das >Schwarze Loch<

Sunny lernt Autofahren

Sunny und der Erzengel

Sunny und die Brücke

Sunny und der Dom der Wunder

Sunny und der Igel

Sunny und der erste Kontakt

Sunny, das Paradies und dahinter die Unendlichkeit

Sunny und die kranken Hollywoodsterne

Sunny und der Selbstmörder

Sunny und die kleine Lampe

Sunny und der Dieb

Sunny und der Mord

Sunny und Sky 1

Die weiße Taube

Sunny und Sky 2

Der Überfall des Teufels

Sunny und das Feuer

Sunny und der magische Hydrant

Sunny und der rätselhafte Pfeil

Sunny´s Gesangsunterricht

Sunny, der Tramper

Sunny und die Partnervermittlung

Sunny und die Kerze

Sunny und das Kinderheim am Lilian-Way

Der Überfall

Sunny und der Erdrutsch

Sunny und die Seilbahn

Sunny und der Doppeldecker

Sunny und der neue 3-D-Drucker

Sunny und das Kinderheim am Lilian Way

Die Hollywoodsternfresser

Sunny und der Vers

Der kleine Sunny aus Hollywood war in großer Sorge. Eine Mitschülerin war schwer krank geworden und ihre Mutter hatte gerade erst ihre Arbeit verloren. Sandy, so ihr Name, war vollkommen am Ende. Wie tot lag sie daheim im Bett und weinte bitterlich. Und Sunny, der Sandy sehr mochte, hatte große Angst um sie.

Eines Tages besuchte er sie nach der Schule. Und es war beinahe so, wie er es sich dachte- Sandy litt an einer schwerwiegenden Gerinnungsstörung des Blutes und es würde wohl bald zu Ende gehen mit ihr. Sunny wusste, dass er nichts tun konnte, doch er wollte noch einmal mit dem behandelnden Arzt sprechen, um zu erfahren, welche Möglichkeiten es überhaupt noch gab, um das Leben von Sandy vielleicht um einige Stunden zu verlängern. Dr. Burton schwieg eine ganze Weile und schaute Sunny nachdenklich, aber auch sehr traurig an. Dann meinte er, dass das einzige, was wirklich noch helfen könnte, ein gerade getestetes Medikament sei, welches allerdings nicht auf den Markt kommen könnte, weil das Geld nicht bewilligt wurde. Erst im nächsten Jahr könnte man wieder darüber sprechen, denn dann würden die neuen Gelder aufgeteilt. Leider gab es da einfach keine andere Möglichkeit mehr, als Sandy ihrem schlimmen Schicksal zu überlassen. Sunny hatte dicke Tränen im Gesicht und er musste andauernd schniefen, weil er etwas sagen wollte. Doch die Worte gingen ihm einfach nicht über die Lippen, so traurig war er. Dr. Burton allerdings wurde zu einem Patienten gerufen und musste dringend fort. Sunny blieb allein auf dem endlos langen, spiegelblanken Krankenhausgang stehen und starrte dem Doktor hinterher. Sollte die arme Sandy wirklich für immer verloren sein? Vollkommen am Boden zerstört lief er aus dem Krankenhaus und wollte nicht einmal mehr zu Sandy ins Krankenzimmer gehen. Er wollte ihr diese niederschmetternde Nachricht einfach nicht zumuten. Beinahe überfuhr er mit seinem Fahrrad noch eine rote Ampel, so in Gedanken versunken war er. Daheim konnte ihn seine Mami nicht einmal mit seinem Lieblings- Nudelgericht zum Lachen bringen. Doch auch sie wurde sehr traurig, als ihr Sunny von Sandys Schicksal erzählte. Immer wieder musste Sunny weinen und als er sich vor seinen Laptop setzte, konnte er vor lauter Tränen gar nichts erkennen. Gedankenlos tippte er die Tasten des Computers und formierte auf diese Weise einen sonderbaren Vers:

Die Krankheit ist schwerDer Präsident muss nun herEr gibt alles GeldFürs Glück dieser Welt

Als er schließlich so müde wurde, dass er sich gar nicht mehr aufrecht halten konnte, ließ er den Computer einfach eingeschaltet und legte sich ins Bettchen. Irgendwann gegen Mitternacht krabbelte ihn etwas an der Nasenspitze. Als er seine Äugelein öffnete, saß da sein lieber Papa am Bettrand und schaute ihn lächelnd an. Dann strich er seinem Sohn übers Haar und sagte leise: „Na, wie geht’s? Du siehst irgendwie so traurig aus. Hast Du etwa Sorgen?“. Sunny fiel dem Papa um den Hals und dann erzählt er ihm von Sandy und ihrer schweren Krankheit. Und er berichtete dem Papa, dass der Doktor das Medikament nicht bekommen konnte, weil das Geld gestrichen wurde. Der Papa schwieg eine ganze Weile, dann sagte er mit ruhiger Stimme: „Da müssen wir wohl was tun, meinst Du nicht auch? Komm, wir fliegen zum Präsidenten und sagen ihm, dass wir das Geld für das Medikament brau chen.“. Sunny war natürlich sofort einverstanden und schon sprang er aus seinem Bett und schlüpfte in seinen Jogginganzug. Dann flogen die beiden mit der leuchtenden Silberwolke nach Washington zum Präsidenten. Der lag ebenfalls in seinem Bettchen und träumte wohl gerade von Amerika oder auch von etwas anderem. Als er die beiden Eindringlinge vor seinem großen Bett entdeckte, wusste er vor lauter Erstaunen gar nicht, was er sagen sollte. Er rieb sich die Augen, weil er nicht glauben konnte, was er da sah. Doch irgendwie schien er den kleinen Jungen schon mal gesehen zu haben. Jedenfalls fragte er schnell, was die beiden in seinem Schlafzimmer zu suchen hätten. Sunny war ganz aufgeregt, denn im Schlafzimmer des Präsidenten, des mächtigsten Mannes der Welt, war er ja noch nie. Doch er hatte keine Hemmungen. Er wusste ja, was er wollte und er wusste, dass der Präsident ihm zuhören würde. Und so berichtete er unter Tränen von seiner schwer kranken Mitschülerin Sandy, deren Mutter arm war und einfach keinen Job bekam. Und er erzählte von Dr. Burton, der kein Geld für das neue Medikament hatte. Und Sunnys Papa nickte bei jedem Satz seines mutigen Sohnes und meinte dann, dass die Zeit wirklich drängte. Der Präsident atmete tief ein und schaute dann zum Fenster. Draußen schien der Vollmond und erleuchtete ganz seltsam den großen Garten des weißen Hauses. Es war eine wolkenlose Nacht und der laue Sommerwind wehte die kostbare Gardine vorm Fenster hin und her. Der Präsident kratzte sich hinterm Ohr und sagte dann: „Ja, also, wenn das so dringend ist, dann müssen wir etwas tun. Ich werde mich darum kümmern, dass das Medikament in die Krankenhäuser kommt. Aller Ärzte werden damit ausgerüstet und ich denke, dass wir so diese furchtbare Krankheit in den Griff bekommen können.“. Sunny war so glücklich, dass er dem Präsidenten um den Hals fiel, beinahe genauso wie seinem lieben Papa. Der Präsident wurde ein wenig verlegen, wenngleich er sich sofort wieder auf sein Präsidentenamt besann. Dann wünschte er den beiden noch eine gute Nacht und schlief einfach weiter. Sunny war sich nicht so ganz im Klaren, ob der Präsident wirklich daran denken würde. Doch der Papa schien es genau zu wissen, denn er sagte: „Morgen wird alles so geschehen, wie wir es wollen. Und Sandy wird wieder gesund, ich versprechs!“. Und so flogen sie mit der leuchtenden Silberwolke wieder zurück nach Hollywood in die Hollywood Hills, wo Sunny schleunigst in sein Bettchen musste. Er war nämlich schon wieder sehr müde geworden und musste dringend weiter schlafen. Der Papa deckte ihn ganz vorsichtig zu und gab ihm noch ein kleines Küsschen auf die Stirn. Dann flog er mit seiner Silberwolke durchs offene Fenster hinaus und verschwand schnell in der Dunkelheit der Nacht.

Am nächsten Morgen wurde Sunny wieder einmal sehr zeitig wach. Er schien wohl einen recht verwegenen Traum gehabt zu haben, denn er musste dringend mit seiner Mami sprechen. Als er ihr jedoch vom Präsidenten erzählte und dass der versprochen hatte, heute das Geld für Sandys Medikament zu beschaffen, schaute ihn die Mami mit großen Augen an. Sie wollte ihn schon beschwichtigen, wollte ihm diese fixe Idee mitsamt seinem vermeintlichen Traum wieder ausreden. Da schaltete Sunny das Radio ein. Und die Meldung, die eben in den Nachrichten gebracht wurde, schien beinahe unfassbar: „Der Präsident der Vereinigten Staaten bewilligte heute den Haushalt für das Jahr. Demnach wird auch ein ganz neues Medikament zugelassen, welches eine schwere Gerinnungsstörung des Blutes verhindern soll.“. Sunny und die Mami konnten es nicht glauben. Und schon am gleichen Nachmittag wurde Sandy mit dem neuen Medikament behandelt. Kurz darauf ging es dem kleinen Mädchen wieder besser. Sie wurde schon bald wieder gesund und Sunny war glücklich und froh, dass er ihr so helfen konnte. Seine Mami jedoch glaubte noch immer nicht, dass Sunny in jener Nacht beim Präsidenten war. Sie stupste ihren kleinen Sohn an der Nasenspitze und lachte nur. Doch als am Abend schließlich das Telefon klingelte, schien sie wohl ihre Meinung zu ändern. Denn am anderen Ende war jemand, der einen lieben Gruß an den kleinen Sunny loswerden wollte. Es war der Präsident der Vereinigten Staaten und er sagte wortwörtlich: „Ich wünsche Dir alles Gute, kleiner Sunny. Dir ist es zu verdanken, dass das Medikament nun gekauft werden konnte. Dir und Deinem Papa… Gott sei mit Euch. Und noch etwas… Sandys Mami hat wieder eine Arbeit - sie arbeitet nun für die Regierung und verdient endlich wieder Geld. Und danke Dir noch einmal für den tollen Reim, den Du mir geschickt hast. Er hat mich wirklich sehr berührt und mich an meine Kindheit erinnert. Denn diesen Vers sang meine Großmutter immer, wenn ich mal schwer erkrankt war… “…

Die Krankheit ist schwerDer Präsident muss nun herDen Segen und GeldFürs Glück dieser Welt

Sunny und der Zauberspruch

Der kleine Sunny aus Hollywood war nicht so recht zufrieden mit dem Tag. Irgendwie wollte so ganz und gar nichts funktionieren. Selbst seine Lehrerin Mrs. Simms war der unverhohlenen Ansicht, dass es bei ihrem sonst so guten Schüler schon mal besser gegangen war. Als dann auch noch sein Fahrrad mitten auf dem Hollywood Boulevard stehen blieb und sich auch nicht mehr fortbewegen wollte, hatte der kleine Junge die Nase endgültig voll. Ärgerlich warf er das Fahrrad zur Seite und schimpfte und trampelte dabei mächtig energisch mit seinen Füßen auf dem sonst so berühmten Bürgersteig herum. Die Leute drehten sich schon um und schüttelten mit den Köpfen, doch ansonsten geschah nichts. Niemand kam, um ihn zu trösten oder ihm gut zu zureden. Nichts! Nur die Autos fuhren laut hupend an dem mosernden Sunny vorüber und schienen sich wohl auch noch lustig über ihn machen zu wollen. Entnervt bückte er sich und richtete mühsam sein Fahrrad wieder auf. Und erst jetzt bemerkte er, dass lediglich die Kette vom Zahnkranz gesprungen war und wie eine Schaukel am Rahmen des Rades herunterhing. „Auch das noch!“, meckerte Sunny. Dann legte er die Kette sinnreich über die Pedale und schob das störrische Fahrrad die Straße entlang. Plötzlich bemerkte er etwas ziemlich rotes… Es musste eine Person in einem langen roten Mantel gewesen sein, die vor ihm in den nächsten Hauseingang hopste. Natürlich fand das Sunny überhaupt nicht komisch. Immerhin hatte er ja ein kaputtes Fahrrad und konnte über das Herumspringen des Fremden unmittelbar vor seiner Nase ganz und gar nicht lachen. Er wollte es dem Fremden sagen und lief ihm hinterher. Im Dunkel des Hausflures konnte er fast nichts mehr erkennen. Außerdem roch es so komisch… wie Holz oder Bäume… ja, es roch nach Bäumen. Aber wie sollten in diesen trüben feuchten Hausflur Bäume gekommen sein. Stöhnend wollte Sunny das Haus wieder verlassen, da vernahm er eine leise Stimme. „Warum kommst Du nicht näher, kleiner Mann?“, flüsterte sie. Sunny erschrak natürlich, als er so mir nichts dir nichts angesprochen wurde. Doch er war ja nicht auf den Mund gefallen, und auf den Kopf schon gleich gar nicht. Und so entgegnete er kess: „Ich such den Mann mit dem roten Umhang! Aber der ist wohl nicht hier drin?“. Eine kleine Weile war es ruhig, dann antwortete die Stimme: „Dann komm näher, hier ist der, den Du suchst…“. Sunny, der schon an der Haustür stand, weil er zu seinem Fahrrad auf die Straße wollte, hielt inne. Sollte er vielleicht doch nachsehen, was der Fremde da gemeint hatte? Neugierig schlich er den Flur entlang und staunte nicht schlecht. Inmitten des muffigen dunklen Treppenhauses stand ein Mann… nein… das war nicht irgendein Mann… das da vor ihm war Santa Claus… der Weihnachtsmann! Richtig… dieser rote Umhang… das war der Mantel von Santa Claus! Der vermeintliche Weihnachtsmann lächelte und hustete verlegen. Da leuchtete plötzlich ein riesiger Weihnachtsbaum auf. Er stand gleich neben Santa Claus und verbreitete ein warmes angenehmes Licht. Sunny war es, als sei ihm dieser Weihnachtsmann schon immer so vertraut wie jetzt. Und der Weihnachtsbaum da vor ihm… wie war das nur möglich? „Ja, da staunst Du… ich bin tatsächlich der Weihnachtsmann. Und ich weiß, was Du für Sorgen hast.“. Sunny war derart baff, dass er einfach nichts mehr sagen konnte. Nicht ein einziges Wort kam ihm über die Lippen und er fühlte sich so seltsam… so komisch. Es war, als würde er daheim bei seiner lieben Mami sein und gleich ein Weihnachtslied mit ihr zusammen singen. Und als ob der Weihnachtsmann seine Gedanken lesen konnte, meinte er leise: „Natürlich kannst Du ein Weihnachtslied singen. Ein solches Lied kann man immer singen. Ist es nicht gleich, wann wir das tun?“. Sunny spürte, dass der Weihnachtsmann recht hatte- ja, er wusste es genau. Und so hob er einfach an zu singen… Stille Nacht… und der Weihnachtsmann sang einfach mit. Zusammen sagen sie ein zauberhaftes Weihnachtslied nach dem anderen und tanzten schließlich um den wunderschönen Weihnachtsbaum herum. Irgendwann konnte Sunny nicht mehr. Ein wenig kraftlos ließ er sich neben dem Weihnachtsbaum auf den nicht ganz sauberen Fußboden fallen. „Ach, war das schön!“, rief er, während er neben dem Baume lag. Der Weihnachtsmann setzte sich neben ihn und strich ihm sanft übers Haar. „Das hast Du wirklich gut gemacht, kleiner Mann. Du bist ein richtig guter Sänger. Warum nur hast Du manchmal so schlechte Laune? Ist es nicht schön, dass da draußen die Sonne lacht und die Menschen da sind? Hör nur, die Autos, wie sie über die Straßen jagen. Ist es nicht schön, dass es dieses wundervolle Leben hier auf Erden gibt?“. Sunny liefen dicke Tränen übers Gesicht. Natürlich fand er all das schön. Wunderschön sogar. Warum nur hatte er eben noch so geschimpft und alle Welt kurz und lang geheißen? So würde sich sein Fahrrad schließlich auch nicht reparieren. Und wieder schien es, als hätte Santa Claus seine Gedanken gelesen und sagte: „Vielleicht versuchst Du es mal selbst? Wenn Du die Kette Deines Fahrrades selbst reparierst, dann lernst Du noch was dazu.“. Sunny stutzte… woher wollte der Weihnachtsmann wissen, was an seinem Fahrrad kaputt war? Das Rad stand doch draußen vorm Haus. Santa Claus lachte laut und meinte dann: „Ach Sunny, vergiss nicht, ich bin der Weihnachtsmann…“. Und da fiel Sunny dem Weihnachtsmann um den Hals und meinte, dass er sich gleich an die Arbeit machen würde. Der Weihnachtsmann erhob sich und sagte dann, während er mit seinem schlohweißen Haarschopf hin und her wiegte: „Und noch was… wenn Du mal in Not bist und Du so richtig Wut im Bauche hast, dann bleib ruhig stehen und sag einfach -Frohe Weihnachten -… Du wirst sehen, das das hilft. Und jetzt mach´s gut. Ich muss wieder gehen. Und vergiss meine Worte nicht. Frohe Weihnachten kleiner Mann.“. Langsamen Schrittes verließ Santa Claus den Hausflur und Sunny stand neben dem hell erleuchteten Weihnachtsbaum und weinte. Doch dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und flüsterte immer wieder die gleichen Worte vor sich hin: „Frohe Weihnachten… Frohe Weihnachten… Frohe Weihnachten…“. Und während er das immer wieder vor sich hin betete, verließ er den Hausflur. Draußen schien die warme vom azurblauen Himmel und Sunny war erleichtert, dass auch sein Fahrrad noch an der Hauswand lehnte. Noch einmal wollte er zurück, um sich bei dem wunderschönen Weihnachtsbaum zu bedanken. Doch als er den Hausflur betrat, war der wieder stockdunkel. Da waren kein Weihnachtsbaum und auch kein Santa Claus. Sunny nickte vielsagend mit dem Kopf, als er das Haus wieder verließ. Er kniete sich neben sein Fahrrad und streichelte es. Und welch Wunder- die Leute, die eben noch teilnahmslos an ihm vorüberrannten, blieben stehen und lächelten ihm aufmunternd zu. Ja, nun wusste Sunny, was er zu tun hatte… er wollte ab sofort nicht mehr böse sein und sich nicht mehr ärgern. Denn das brachte schließlich nichts, nur schlechte Laune, mehr nicht. Und so grinste er die Leute an und flüsterte leise ein „Frohe Weihnachten“ vor sich hin. Da hüpfte plötzlich die Kette wie von Geisterhand bewegt auf den Zahnkranz zurück und alles schien wieder in Ordnung zu sein. Sunny glaubte seinen Augen nicht mehr zu trauen. Und als er noch einmal „Frohe Weihnachten“ sagte, befand er sich schon vor seinem Haus in den Hollywood Hills und die Mami winkte ihm fröhlich zu. Als er ihr schließlich erzählte, dass er den Weihnachtsmann in der Stadt getroffen hätte und dieser ihm einen Zauberspruch verraten hatte, schwieg die Mami. Sie freute sich wohl genauso wie ihr kleiner Sohn, dass alles gut gegangen war und auch das Fahrrad wieder funktionierte. Doch noch etwas schien sie zu verwundern- es war der Zauberspruch, den Sunny ihr verriet. Denn noch jemand flüsterte immer einen solchen Spruch, wenn er sich mal ärgerte – es war Sunnys Papa, der manchmal ganz in der Nähe seines kleinen Sohnes zu sein schien. Und der Papa mochte Weihnachten sehr… besonders Santa Claus. Denn den hatte er an Weihnachten oft selbst gespielt…

Sunnys rettende Hollywoodsterne

Es war ein unendlich langweiliger Nachmittag, an welchem Sunny den Weg von der Schule nach Hause in die Hollywood Hills radelte. Er wusste nicht so recht, was er mit dem verbleibenden Tag anfangen sollte, denn Mrs. Simms hatte sich entschlossen, den Schülern ausnahmsweise keine Hausaufgaben aufzugeben. Sie war glücklich und hatte bestechend gute Laune. Denn sie hatte im Lotto gewonnen und wollte an diesem Nachmittag eine Pauker-Party in der Schule geben. Es war klar, dass die Schüler auch etwas davon hatten-aber ausgerechnet keine Hausaufgaben aufzubekommen? Als Sunny endlich daheim eintrudelte, empfing ihn seine Mami mit der Botschaft, dass die Wasserleitung defekt sei und Sunny helfen möge, den Keller leer zu räumen. Dort befand sich die Wasserleitung und die Handwerker brauchten freie Hand zum arbeiten. Sunny rollte mit den Augen, denn zum Kellerausräumen hatte er nun gar keine Lust. Trotzdem versprach er, diese Arbeit zu erledigen. Die Mami musste noch einmal in die Agentur nach Los Angeles und wusste nicht so genau, wann sie zurückkommen würde. So begann Sunny schließlich mit der Arbeit. Als er fast fertig war, dämmerte es bereits und Sunny setzte sich auf eine alte Kiste an der schmutzigen Kellerwand. Da fiel ihm ein winziger Spalt in der Mauer neben sich auf. Es sah aus wie ein kleines Mauseloch und Sunnys Neugier war geweckt! Mit seinen ohnehin schon schmutzigen Fingern grapschte er in das Loch. Irgendetwas lag dahinter und Sunny zog und zog… und hielt schließlich ein uralt scheinendes schwarzes Buch in der Hand. Neugierig schlug er den zerschlissenen Deckel des Buches auf und entdeckte eine recht unleserliche große Schrift. Die einzelnen Sätze wurden immer wieder von Ausrufezeichen unterbrochen. Sunny hielt das Buch ganz dicht vor sein Gesicht und versuchte, die Buchstaben zu entziffern. Doch was er nach ungefähr einer Stunde erkundet hatte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Denn es war keine lustige Geschichte, die ihn möglicherweise hätte zum Lachen verleiten können, und schon gar keine alte Familienchronik einer längst vergessenen Epoche. Nein, das da vor seinen entsetzten Augen war eine Warnung! Da stand: „Immer, wenn die Lebewesen des Universums, egal, wo sie auch immer seien, am Rande ihrer Existenz ankämen, sich selbst vernichteten und mit Kriegen und Umweltzerstörung den Planeten schadeten, käme ein riesiger Asteroid vom Rand des Universums, von einem Quasar und würde diese Lebensform endgültig vernichten! Dann würde mit einem neuen Versuch, Leben aufzubauen begonnen!“. Sunny bekam eine Gänsehaut- waren auf diese Weise etwa auch die Dinosaurier zu Grunde gegangen? Waren das diese rätselhaften Asteroiden von den Quasaren? Und wenn dem so war, wer schickte diese totbringenden Gesteinsbrocken? Oder war das alles nur grober Unsinn eines längst verblichenen, total verrückten Schriftstellers? Sunny spürte, wie seine Hände zitterten. Irgendwie regte ihn das alles sehr auf. Sollte dieses Buch vielleicht so eine Art Welten-Schrift sein? Irgendein Gefühl in seinem Herzen sagte ihm, dass das Buch echt war und er unbedingt und vor allem schnellstens handeln musste. Eine Frage bewegte ihn dennoch-wieso war dieses verrückte Buch ausgerechnet ihm in die Hände gefallen? Sollte er seiner Mami davon erzählen? Noch einmal las er all die vielen Texte und schloss schließlich seine Augen. In Gedanken sah er schon die Welt in Trümmern liegen und alles Leben, so wie es alle kannten, in Schutt und Asche fallen. Am Ende des langen Textes erkannte Sunny eine Ziffer, und beinahe hätte ihn der Schlag getroffen. Denn es handelte sich eindeutig um die magische Zahl „2012“! Das musste die Jahreszahl sein. Und schlagartig wurde dem kleinen Jungen klar, dass die Welt wohl noch in diesem Jahre untergehen würde. Erschrocken, aber auch sehr nachdenklich legte er das Buch beiseite. Würde allen Ernstes jetzt zu diesem Zeitpunkt wieder ein Asteroid von den Quasaren abgeschickt? Und würde dieses tödliche Geschoss wirklich zur Erde rasen? Nein, das durfte niemals sein! Hier sah alles so friedlich aus- seine Schule, sein Zuhause in den Hollywood Hills, seine geliebte Stadt Hollywood. Sollte er vielleicht auch seinem Papa von diesem fürchterlich Buch erzählen? Oder wusste der am Ende schon lange bescheid? Fragen über Fragen – und keine Antworten. Was sollte er nur tun? Traurig lehnte er an der kühlen Steinmauer und sah in Gedanken den Untergang dieser so wunderschönen Erde vor sich. Für ihn stand felsenfest-er musste die Welt retten! Plötzlich raschelte es oben-war der Asteroid etwa schon da? Nein, es war die Mami, die eben von ihrer Agentur gekommen war. Schon auf der Treppe erkundigte sie sich, wie weit ihr kleiner Sohn vorangekommen war. Sunny rief, dass alles o.k. sei, und er schon fertig war. Natürlich freute sich die Mami, wenngleich ihr auffiel, dass mit Sunny irgendetwas nicht zu stimmen schien. Immer wieder fragte sie ihn danach. Doch Sunny schwieg eisern und wollte nichts erzählen. Da entdeckte die Mami das seltsame Buch. Sunny hatte in seiner Aufregung einfach vergessen, es zu verstecken. Nun musste er seiner Mami reinen Wein einschenken. Und er las ihr die einzelnen Textpassagen vor, die ihn so erschreckt hatten. Natürlich war auch die Mami sehr schweigsam geworden. Doch sie zweifelte an der Echtheit dieser merkwürdigen Warnungen. Sie meinte, dass Sunny das Buch lieber vergraben sollte, da könnte es auch keinen Unfug anrichten. Doch Sunny spürte ganz tief in seinem Inneren, dass es die Wahrheit war, die das Buch beinhaltete. Er wusste, dass er auserkoren war, etwas zu unternehmen. Als er wenige Stunden später in seinem Bettchen lag, konnte er einfach nicht einschlafen. Da bewegte sich die Gardine seines offen stehenden Fensters und der Papa schwebte auf seiner silbernen Nebelwolke herein. Sunny war überglücklich und fiel dem Papa wie immer freudestrahlend um den Hals. Doch diesmal hatte er keine guten Nachrichten für seinen Papa. Aufgeregt erzählte er ihm, was er am Nachmittag in diesem schwarzen Buch gelesen hatte. Der Papa wiegte seinen Kopf mal nach links und mal nach rechts. Dann fasste er sich ans Kinn und meinte: „Da müssen wir gleich was unternehmen. Komm wir fliegen los-ich hab eine Idee!“ Sunny stellte sich neben seinen Papa in die Silberwolke und schon flogen die beiden aus dem Fenster von Sunnys Zimmer. Die Reise ging von den Hollywood Hills hinunter auf den „Walk-of- Fame“, zu all den vielen wundervollen Hollywoodsternen. Ganz vorsichtig landeten sie auf Sunnys Hollywoodstern und warteten erst einmal ab. Der Papa wurde ganz ernst und flüsterte seltsame Worte vor sich hin. Plötzlich passierte etwas Unglaubliches. Alle Hollywoodsterne, die sich auf dem „Walkof- Fame“ befanden, lockerten sich aus ihren Verankerungen und stiegen wie Seifenblasen gemeinsam in den dunklen Nachthimmel empor. Gleichzeitig näherte sich aus den Tiefen des Universums ein unvorstellbar großer Asteroid. Er kam bedrohlich schnell auf die Erde zu und würde sie wohl innerhalb der nächsten Minuten treffen. Dann wären alle Schätze der Menschheit, alles Leben und alle Städte, wie auch Hollywood und Los Angeles für immer verloren. Unterdessen formierten sich die Hollywoodsterne am Himmel und wurden größer und größer. Schließlich waren sie zusammengenommen größer als die Erde und ihre spitzen Zacken ragten bedrohlich ins Universum hinein. Doch auch der Asteroid gab nicht auf-er wurde schwärzer und schwärzer und hatte die Form eines riesigen vielarmigen Monsters angenommen. So monströs und aufgeblasen passierte er den Mond, der gerade noch einmal mit dem Schrecken davon kam, so dicht rauschte der Asteroid an ihm vorüber. Doch nun lag die wunderschöne, himmelblaue Erde wie eine Zielscheibe vor ihm. Würde in Kürze die Menschheit und alles Leben unwiederbringliche Geschichte sein? Da tauchten plötzlich die riesigen Hollywoodsterne aus der Atmosphäre der Erde vor dem Asteroiden auf. Mit einem gewaltigen Schwung umringten sie den Asteroiden und schienen ihn nicht mehr loslassen zu wollen. Der Asteroid wollte sich durch heftige Drehungen von den Sternen befreien. Seine kilometerlangen glühenden Tentakel fuchtelten bedrohlich vor den Hollywoodsternen herum. Doch es gelang ihnen nicht, die Hollywoodsterne zu fassen-zu viele dieser märchenhaften Sterne hatten sich vereint und sich wie eine künstliche Atmosphäre um ihn zusammengeschlossen. Plötzlich zuckten gewaltige Blitze aus den Zacken der Hollywoodsterne auf den Asteroiden herab. Sie ließen einfach nicht mehr locker und irgendwann, als der Asteroid kurz vor dem Eintauchen in die Erdatmosphäre war, fing er schließlich Feuer und zerbarst in einer unvorstellbar heftigen Explosion! In dem gleißend hellen Feuer zerschmolzen die restlichen Gesteinsmeteoriten, die noch übrig geblieben waren. Nichts als eine heiße Dampfwolke hielt sich sekundenlang über dem geretteten blauen Planeten. Dann war der Spuk vorüber und die Hollywoodsterne flogen wie eine Armada von Düsenjets siegreich zur Erde, nach Hollywood zurück. Dort formierten sie sich wieder über dem „Walk-of-Fame“ und ließen sich in ihre Einfassungen nieder. Alles war so, als wäre es nie anders gewesen. Friedlich und wunderschön lagen die Hollywoodsterne im Bürgersteig des „Walk-of-Fame“ und schienen über den glitzernden Sternenhimmel über sich zu wachen. Sunny und sein Papa, die das unfassbare Spektakel aus ihrer Silberwolke mitverfolgt hatten, starrten sprachlos auf die Hollywoodsterne und konnten nicht glauben, dass die Gefahr vorüber war. Die Welt war gerettet und die Hollywoodsterne hatten dieses Wunder vollbracht. Doch eigentlich gebührte ja dem kleinen Jungen Sunny dieses Lob. Denn ohne das alte Buch, welches er im Keller seines Hauses gefunden hatte, wäre die Erde wohl für immer verloren gewesen. Der Papa meinte, dass sein Sohn nun aber wirklich in sein Bettchen verschwinden müsste. Und so brachte er Sunny nach Hause zurück. Eine kleine Weile saß der Papa noch am Bettrand und strich seinem mutigen Sohn ganz sachte übers Haar. Dann winkte er ihm zu und verschwand ganz leise mit seiner silbernen Zauberwolke in der geheimnisvollen Nacht. Als Sunny am nächsten Morgen wach wurde, hatte er den Eindruck, alles nur geträumt zu haben. Auch das seltsame schwarze Buch war nirgends mehr zu finden. Es schien, als wäre auch das mit seinen verrückten Träumen dahin geschwommen. Als er dann wenig später mit seiner Mami am Frühstückstisch saß, erzählte er ihr von seinem vermeintlichen Traum. Natürlich staunte die Mami nicht schlecht, als sie von den riesigen Hollywoodsternen hörte, die den bösen Asteroiden zerstörten. Und irgendwie wurde sie das komische Gefühl nicht los, ihr aufgeweckter Sohn wollte sie mal wieder so richtig veralbern. Doch dann unterbrach eine sonderbare Meldung in den Morgennachrichten die muntere Unterhaltung: „Heute Nacht wurde von einem namhaften Observatorium in Los Angeles ein riesiger Asteroid gesichtet, der sich rasch und bedrohlich der Erde nährte. Man wollte schon Alarm auslösen, doch dann beobachtete man eine unglaublich riesige Formation, die den Asteroiden umringte und schließlich vernichtete. Diese Formation bestand ausnahmslos aus äußerst rätselhaften Gebilden, die allesamt so aussahen wie die legendären Hollywoodsterne auf dem „Walk-of-Fame“ in der geheimnisvollen, märchenhaften Stadt Hollywood“…

Sunnyund der Traum der Mrs. Snow

Elisabeth Snow war einst eine begnadete Künstlerin. Doch seit ihr Ruhm nachgelassen hatte und die Angebote auch nicht mehr so waren, wie sie sollten, fühlte sie sich alt. Da erreichte sie die Kunde von einem kleinen Jungen in Hollywood, der so manch einen unglaublichen Zauber schon veranstaltet haben sollte. Natürlich wollte sich Mrs. Snow persönlich davon überzeugen, und irgendwie wollte sie ein ganz klein wenig daran glauben, dass sie vielleicht durch einen solchen Zauber wieder berühmt würde. So setzte sie sich kurzerhand ans Steuer ihres alten Dodge und verließ ihre Stadt Pomona. So schnell wie möglich wollte sie nach Hollywood, um den kleinen Sunny kennenzulernen. Doch die Reise gestaltete sich sehr schwierig, denn immerzu muckerte ihr altes, sonst so treues Auto. Schließlich dampfte es und blieb stehen. Und ausgerechnet auf der Straße, auf welcher sie sich befand, war sonst niemand zu sehen. Auch ein Mobiltelefon besaß sie nicht. Wie sollte sie nun nach Hollywood kommen? Sollte sie beten? Ob das half? Seit vielen Jahren hatte sie nicht mehr gebetet. Ob sich Gott ausgerechnet in dieser scheußlichen Lage an sie erinnerte? Ob er sie überhaupt sehen konnte? Weil sie nie eine Frau großer und langer Worte war, kniete sie sich neben ihren Wagen und schloss andachtsvoll die Augen. Sie murmelte irgendetwas vom Vaterunser und glaubte ganz fest daran, dass alles gut werden würde. Als sie ihre Augen wieder aufschlug, konnte sie es nicht fassen. Denn nicht der alte dampfende Dodge stand unheilvoll neben ihr, sondern ein blitzblank polierter Rolls-Royce, der magisch in der kalifornischen Sonne blitzte. Sogar ein Fahrer in schwarzer Livree und einer schwarzen Sonnenbrille stand daneben und hatte die hintere Wagentür bereits geöffnet. Mrs. Snow konnte gar nichts sagen, so baff war sie. Doch dann fasste sich wieder und erhob sich flink. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht schwang sie sich an dem vermeintlichen Diener vorbei und ließ sich genüsslich in die weichen cognacfarbenen Lederpolster fallen. Ach, war das wunderschön. So edel hatte sie sich seit Jahren nicht mehr gefühlt. Und auch nicht so jung. Irgendwie war es, als seien all die vielen Jahre nicht vorübergegangen. Es war, als sei sie noch immer der gefeierte Star in den wildesten Filmen. Und sie schloss verzückt ihre Augen und träumte sich in all die vielen durchtanzten und durchgesungenen Filmszenen hinein, in welchen sie einst brillierte. Ja, so müsste es wieder sein, genauso, wie in diesem wundervollen Traum. Unterdessen hatte sich der blitzende Rolls in Bewegung gesetzt und war nach Hollywood gebraust. Plötzlich ertönte eine leise Melodie. Mrs. Snow öffnete ihre Augen und sah im Spiegel das lächelnde Gesicht des Fahrers. Er schien ihr aufmunternd zuzunicken und sie gab sich der faszinierenden Melodie hin. Es war ein Weihnachtslied, „SILVER BELLS“, welches da aus allen Lautsprechern des Luxus- Wagens ertönte. Oh wie gern hatte sie dies Lied einst gesungen-damals, in dem riesigen Theater auf dem Hollywoodboulevard. Und plötzlich sah sie silberne Schneeflocken vom Himmel tanzen und überall am Straßenrand standen leuchtende Weihnachtsbäume. Nein, das konnte nur ein Traum sein. Das war nicht real. Doch als sie sich ganz leicht in den Arm zwickte, tat es weh – und es war real. Alles war real so wie lange nicht mehr. Als der Wagen auf dem Hollywoodboulevard hielt, war der Traum jedoch noch lange nicht zu Ende. Denn sie standen genau vor dem alten Theater in Hollywood, in welchem sie einst gespielt hatte. Die Weihnachtsbäume am Straßenrand blinkten und schillerten in allen Farben, und die Kinder hatten rote Wangen. Irgendwie war es, als würde der Weihnachtsmann gleich um die nächste Häuserecke kommen. Und so war es tatsächlich. Auf einem silbernen Schlitten, der magisch über der Straße schwebte, saß der Weihnachtsmann und läutete laut eine silberne Glocke. War jetzt Heiliger Abend? Alle Kinder und auch die Erwachsenen schauten nur noch auf Mrs. Snow und die wusste, was zu tun war. Sie hob an, ein wundervolles Weihnachtslied zu singen. Es war „O Come All Ye Faithful“, und sie sang so wunderschön, wie seit langem nicht mehr. Sie spürte, dass sie es noch immer konnte, und sie wusste, dass es ihr Herz war, das sie dabei begleitete. Und plötzlich tauchte noch jemand aus der staunenden Menschenmenge auf… Sunny, ja, Sunny aus Hollywood, unglaublich! Er sang die zweite Stimme des Liedes und alle Leute schauten wie gebannt auf dieses einzigartige, schier unglaubliche Duett. Die beiden sangen so wundervoll und so herzzerreißend, dass die bunten Lichter am Theater im Takt zum Gesang blinkten. Ach, es war ein herrlicher Abend, hier auf dem geheimnisvollen Hollywoodboulevard. Und Mrs. Snow war so glücklich, dass sie diesen kleinen Jungen Sunny endlich kennenlernen konnte. Und… wirklich… es stimmte… Sunny konnte wahrlich zaubern. Mit seinem Auftritt, seinem Gesang hatte er das Herz der Menschen und das Herz von Mrs. Snow im Sturm erobert. Die beiden sangen und tanzten um die vielen leuchtenden und blinkenden Weihnachtsbäume herum, als wäre es das Normalste der Welt. Die Kinder, die am Straßenrand standen, hatten blitzende und leuchtende Augen, und der Weihnachtsmann warf dutzende großer und kleiner wunderschön und liebevoll verpackter Geschenke in die rufende Kinderschaar. Jeder bekam ein Geschenk und alle sangen diese wunderschönen Weihnachtslieder mit. Ganz Hollywood war auf den Beinen, denn solch einen Weihnachtsabend hatten sich die Menschen immer schon gewünscht. Doch so etwas Außergewöhnliches war es ja gar nicht, denn in Hollywood war Weihnachten immer so märchenhaft. Als die beiden das letzte Lied gesungen hatten, fiel Mrs. Snow dem kleinen Sunny um den Hals und dankte ihm für die Begleitung. Und sie dankte ihm, dass sie noch einmal all das erleben konnte. Sunny freute sich ebenso und schaute zu seiner Mami, die ebenfalls unter den vielen Menschen war und mitgesungen hatte. Mrs. Snow schloss wieder ihre Augen und spürte all diese Wärme in ihrem Herzen, die ihr in all den vielen Jahren irgendwie abhanden gekommen schien. Sie war wieder ein Star, und sie hatte den kleinen Sunny aus Hollywood kennenlernen dürfen. Diesen kleinen aufgeweckten Jungen, der ihr ihre Jugend zurückgebracht hatte. Doch als sie ihre Augen wieder aufschlug, war all der große Zauber vorüber. Sie schaute sich um und bemerkte enttäuscht, dass sie noch neben ihrem alten Auto kniete und sich gar nichts verändert hatte. Doch halt… irgendetwas war anders… auf dem Dach des alten Dodge… lag da nicht silberner Schnee? Und spielte in dem eigentlich schon defekten Autoradio nicht ein Weihnachtslied? Und der kleine Sunny… war der nicht gerade zu hören? Was ging hier nur vor? Plötzlich wusste sie, was das bedeutete-sie sollte es endlich wieder versuchen und nicht nur davon träumen! Sie sollte ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen, genauso, wie es damals war! Und so stieg sie zielsicher in den Wagen, der seltsamerweise sofort ansprang und fuhr zu dem alten Theater in Hollywood. Dort erinnerte man sich an sie und man wollte tatsächlich eine Weihnachtsshow mit ihr produzieren. Überglücklich unterschrieb sie ihren neuen Vertrag und trat an Weihnachten dutzende Male in dem Theater auf. Es wurde ein Riesenerfolg und selbst der kleine Sunny aus Hollywood war mit dabei. Er sang mit ihr, so, wie sie es in ihrem Traum erlebt hatte. Endlich hatte sie wieder Erfolg und endlich fühlte sie sich wieder jung. Schon bald zog sie wieder nach Hollywood und hatte einen Auftritt nach dem anderen. Ihr altes Auto behielt sie, denn sie liebte es, wie ihr altes Leben, welches sie wieder zurückbekommen hatte. Vielleicht hatte es wirklich genutzt, wieder einmal zu beten? Vielleicht war es aber auch etwas ganz anderes. Der kleine Sunny besuchte sie öfter, und eines abends, als die beiden auf der Terrasse von Mrs. Snows Haus in den Hollywood Hills saßen, zog eine leuchtende Nebelwolke ihre Bahn am Firmament. Sunny schien das zu bemerken und ahnte, wer da möglicherweise ein ganz klein wenig mitgeholfen hatte. Denn die Nebelwolke formte sich auf einmal zu einem luxuriösen Automobil-zu einem silberfarbenen Rolls-Royce. Und der darin sitzende Fahrer in der schwarzen Livree sah irgendwie aus wie Sunnys Papa…

Sunny und derGeistersee von Beverly Hills

Ein kleiner Junge aus Beverly Hills wurde seit Tagen vermisst. Natürlich erfuhr auch der kleine Sunny aus dem nahegelegenen Hollywood davon. Und er wollte sich auch sogleich auf die Suche nach dem Vermissten begeben. Doch wie sollte er das bewerkstelligen? Seine Lehrerin Mrs. Simms hatte ihm einige Zeitungsartikel ausgeschnitten. So wusste Sunny, wo man schon gesucht hatte. Doch das gesamte Areal, ja sogar ganz Kalifornien abzusuchen, wäre denn wirklich viel zu aufwendig. Traurig wollte er von seinem Vorhaben wieder ablassen, da meinte seine Mami, dass es manchmal kleine Zeichen gäbe, die man eigentlich gar nicht bemerkte. Diesen Zeichen müsste man nachgehen, und manchmal hatte man Glück und findet die vermissten Menschen. Sunny konnte das beinahe nicht glauben. Doch er wollte es, und er wollte den vermissten Jungen, der in seinem Alter war, unbedingt finden. Eines Tages war er mit seinem Fahrrad in Beverly Hills unterwegs. Er wollte in einen ganz bestimmten Laden, wo es ganz außergewöhnliche T-Shirts gab. Und weil es so ein wunderschöner Sonnentag war, gondelte er vergnügt durch die herrlichen Straßen dieser außergewöhnlichen Stadt. An der Ecke „North-Elm- Drive/Park-Way“ stieg er vom Rad und wollte sich auf einen Bordstein setzen, um sich ein wenig auszuruhen. Da kam ihm ein kleiner Junge entgegen. Sunny stutzte… dieser fremde Junge sah beinahe so aus wie der Vermisste. War das wirklich möglich? Sollte er wirklich den so lange vermissten Jungen endlich gefunden haben? Er wollte den Fremden schon ansprechen, da bemerkte er dessen starren Blick und ließ von seinem Vorhaben ab. Schnell versteckte er sich hinter einem üppigen Busch und wartete erst einmal ab. Der fremde Junge lief scheinbar geistesabwesend an ihm vorüber und schien doch irgendein Ziel zu haben. Wo wollte er nur hin? Sunny musste es ganz genau wissen und verfolgte den Fremden in angemessenem Abstand. Der Junge lief den ruhigen und ein wenig verlassen wirkenden „Park- Way“ entlang und schien genau zu wissen, wohin er wollte. Immer wieder versteckte sich Sunny hinter Bäumen oder dichten Sträuchern. Doch das brauchte er eigentlich gar nicht, denn der Fremde nahm keinerlei Notiz von ihm. Fest stand nur eines… an den versteckt hinter den Bäumen liegenden mondänen Anwesen hatte der fremde Junge keinerlei Interesse. Er wohnte wohl nicht hier. Schließlich bog er in eine schmale Seitenstraße ein. Dort standen keine Häuser mehr, nur viele Bäume und man konnte den Weg gar nicht mehr richtig erkennen. Sunny musste aufpassen, dass er sein Fahrrad nicht über spitze Steine oder herumliegende scharfe Äste steuerte. Eine Reifenpanne konnte er sich einfach nicht leisten. Plötzlich zogen dichte Nebelwolken auf. Sie kamen so überraschend, dass sich Sunny erst einmal neu orientieren musste. Der fremde Junge war in den wabernden Nebelschwaden nicht mehr zu sehen. Doch auf einmal lichtete sich der Nebel wieder und Sunny fand sich am Ufer eines kleinen Sees wieder. Majestätisch lag das Gewässer zwischen den dichten Bäumen und seine Wasseroberfläche war spiegel blank. Neugierig tapste Sunny am Ufer hin und her und glaubte schließlich, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Denn über dem See entdeckte er den fremden Jungen - wie ein Geist schwebte er über der Wasseroberfläche. Doch sein starrer Blick und sein bleiches Aussehen ließen darauf schließen, dass er nicht mehr am Leben war. Sunny erschrak natürlich fürchterlich. War der fremde Junge tatsächlich schon tot? Doch da tauchten zwei weitere Kinder aus dem See hervor und schwebten regungslos über der Wasseroberfläche. Es war ein Mädchen und ein Junge, die neben dem anderen Jungen schwebten. Alle sahen sehr bleich und leblos aus. Wie war das nur möglich? Was ging hier nur vor? Sunny wusste nicht, was er tun sollte-sollte er vielleicht dort hinaus schwimmen, um die Kinder zu retten? Doch das wäre sehr gefährlich. Unsicher kramte er sein Handy aus der Hosentasche. Doch entsetzt stellte er fest, dass es an dieser Stelle kein Netz gab. Nervös hielt er das Handy in alle Richtungen, doch ein Funknetz war nirgendwo zu finden. Vielleicht sollte er doch ganz schnell zu Polizei fahren? Aber wer garantierte, dass die Kinder über dem See beim Eintreffen der Polizei noch da waren? Sunny war arg in der Zwickmühle. Er brauchte dringend eine Erleuchtung. Und die kam schließlich auch. Denn auf einmal hatte er die Idee, die Kindergeister wollten ihm etwas sagen, ihm ein Zeichen geben? Es musste etwas mit dem See zu tun haben, soviel stand fest! Nachdenklich setzte sich Sunny auf seinen Drahtesel und fuhr einmal um den See herum. Zwischen den Bäumen entdeckte er schließlich ein verfallenes Haus. Es schien unbewohnt zu sein… oder? Knarrend öffnete sich die Tür. Sunny erschrak und versteckte sich hastig hinter der Hausecke. Offenbar lebte doch jemand in der Ruine. Ein Mann, der aussah wie ein Fischer kam mit einer langen Angel aus dem Haus und lief zum Ufer des Sees. Doch er wollte wohl keine Fische fangen. Vielmehr angelte er nach einem Paket, welches unter Wasser lag. Als er es an Land gezogen hatte, öffnete er es. Sunny konnte alles gut mitverfolgen, doch er hatte auch große Angst. Denn er wollte natürlich unter gar keinen Umständen entdeckt werden. Der vermeintliche Fischer hatte tiefe Narben in seinem Gesicht und sah wirklich sehr Furcht einflößend aus. Sunny schlug das Herz bis zum Halse, doch er wollte stark sein, wollte unbedingt herausfinden, was der Fischer zu verbergen hatte. In dem seltsamen Paket befanden sich Dutzende Kleidungsstücke. Sie waren fein säuberlich zusammengelegt und schienen Kinderkleidung zu sein. Sunny ahnte, was das bedeutete. Die Kinderkleidung musste den Kindern gehört haben, die über dem Se schwebten. Hatte am Ende dieser Fischer die Kinder… Sunny musste sich zur Ruhe zwingen. Der Fischer nahm die Kleidungsstücke und trug sie ins Haus. Als er wieder herauskam, hatte er eine große Wasserflasche in seinen Händen. Doch es war in Wirklichkeit keine Wasserflasche, sondern eine Flasche, in der sich eine brennbare Flüssigkeit befand. Mit einem Feuerzeug entzündete er die Lunte, die aus dem Flaschenhals hing und warf die Flasche ins Haus zurück. Unter lautem Knall gab es eine grelle Stichflamme und das Haus stand lichterloh in Flammen. Nun schien alles verloren, denn wie sollte Sunny beweisen, dass dieser komische Fischer etwas mit den Kindern überm See zu tun hatte? Während das Haus in lodernden Flammen stand, kniete Sunny am Ufer des Sees nieder. Dann sprach er leise ein Gebet und hoffte, dass ihm eine Erleuchtung käme. Doch statt einer Erleuchtung kam sein Papa in der silbernen Wolke vom Himmel herab. Mit ihm war auch ein anderer kleiner Junge mitgekommen und Sunny staunte. Wieso kam sein lieber Papa diesmal nicht allein? Sunny fiel seinem Papa wieder um den Hals und begrüßte auch den fremden Jungen. Natürlich fragte er den Papa, warum er diesmal nicht allein gekommen war. Und der Papa sprach: „Sei nicht traurig mein Sohn. Das ist Brian Palmer, der den See genau kennt. Er wird uns helfen und Du brauchst keine Angst mehr zu haben, nur abzuwarten, was geschieht.“. Brian nickte zustimmend und im selben Augenblick fuhr eine steile Wasserfontäne aus dem See heraus und raste auf das brennende Haus am See zu. Innerhalb von einer Sekunde hatte der mächtige Wasserschwall die tosenden Flammen gelöscht. Der dubiose Fischer schrie laut auf und wollte sich dem Wasser in den Weg stellen. Doch das Wasser war viel stärker als er. Es schoss auf den zu Tode erschrockenen Mann zu und verfrachtete ihn in hohem Bogen durch die Luft… geradewegs auf die Straße jenseits des Sees. Ein vorbeieilendes Fahrzeug konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Das Auto gehörte keinem geringeren als dem Sheriff, der gerade seine Runde abfuhr. Sofort hielt er den Wagen an, sprang auf die Straße und kümmerte sich um den Fischer. Brian, Sunny und sein Papa waren unterdessen wieder in die Silberwolke gestiegen und eilten ebenfalls zum Sheriff. Der wunderte sich, dass plötzlich ein kleiner frecher Junge vor seinem Auto stand, denn Brian und Sunnys Papa konnte er ja nicht sehen, weil sie Geister waren. Aufgeregt berichtete Sunny, was er soeben beobachtet hatte. Der Fischer aber, der längst ahnte, was das bedeutete, wollte sich heimlich aus dem Staube machen. Der Sherriff allerdings war schneller, nahm den verdächtigen Fischer fest und legte ihm Handschellen an.

Es stellte sich heraus, dass es eben dieser Fischer war, der den vermissten Jungen entführt hatte, um von dessen reichen Eltern eine hohe Geldsumme zu erpressen. Der Junge wurde glücklicherweise lebendig im Keller des gelöschten Hauses gefunden und sofort in ein Krankenhaus gebracht. Er überlebte und konnte schließlich gesund und munter wieder zu seinen Eltern zurückkehren. Aber was war mit den anderen beiden Kindern, die Sunny über dem See schweben sah. Auch die wurden im Keller des Hauses gefunden. Und auch sie hatte der Fischer entführt, um an das große Geld zu kommen. Die Kinder kamen aus Indiana und North Carolina. Dort hatte der Fischer ebenfalls sein fürchterliches Unwesen getrieben. Es war wirklich ein großes Wunder, dass man diesen gefährlichen Verbrecher fassen konnte. Und nur Sunny wusste, wem das alles wirklich zu verdanken war… seinem Papa, Brian und dem Wasser des sonderbaren Geistersees.

Eines Tages, als sich die Lage wieder normalisiert hatte, wollte Sunny noch einmal zu dem mysteriösen See nach Beverly Hills, um sich zu bedanken. Doch so sehr er auch suchte, den See fand er nicht mehr. Schließlich erkundigte er sich bei einem Anwohner, der angestrengt in seinem Vorgarten werkelte. Der wunderte sich über die Frage des kleinen neugierigen Jungen und sagte dann: „Einen See gibt es hier nicht. Aber eine alte Geschichte, die sich die Leute hier erzählen sagt, dass vor hundert Jahren tatsächlich mal ein kleiner See hier gewesen sein soll. Doch als darin ein kleiner Junge ertrank, wurde er abgelassen, weil man den Jungen suchen und schließlich bergen musste. Und wenn ich mich recht erinnere, hieß der ertrunkene Junge wohl Brian Palmer…“…

Sunny und der fliegende Teppich

Flieg mein kleiner Junge, flieg

Flieg mit mir durch Tag und Nacht

Ach, ich hab dich ja so lieb

Flieg mein Sohn, ach flieg nur, flieg

So oft hab ich an dich gedacht

Zusammen fliegen wir durch Tag und Nacht…

Es waren Schulferien in Hollywood und der kleine Sunny war überglücklich, endlich wieder einmal nach San Diego zu fahren, dorthin, wo seine Großmutter einst lebte. Die Mami hatte schon alles gepackt und Mrs. Simms den Hausschlüssel übergeben. Sie sollte aufpassen, dass keine Diebe das Haus betraten und womöglich noch etwas stahlen, was dem kleinen Jungen so lieb und teuer war. Sunny sprang vergnügt durch den Vorgarten und konnte gar nicht erwarten, das es endlich losging. Als er schließlich die letzte Tasche zum Auto gebracht hatte, verabschiedete er sich ein wenig wehmütig von seiner Lehrerin, die ebenfalls eine winzige Träne in ihren Augenwinkeln zu verbergen schien. Schließlich ging die Reise los und Sunny winkte Mrs. Simms durchs Autofenster noch lange zu, bevor der Wagen hinter einer Häuserecke verschwand.

Es dauerte ein wenig, bis sie den Freeway erreichten, denn viele Familien wollten an diesem herrlichen Wochenende in die wohl verdienten Ferien. Unterwegs wurde es dem kleinen aufgeweckten Jungen allerdings doch ein wenig langweilig, denn die Zeit verstrich nur langsam und nichts geschah. Nur die endlosen, immer gleichen Landschaften flogen am Autofenster vorüber. Plötzlich beobachtete Sunny ein anderes Fahrzeug, welches nach einem ordentlichen Haken schließlich im Straßengraben landete. Sunnys Mami schien das gar nicht aufgefallen zu sein - Sunny jedoch rief laut, dass sie umkehren sollten, um zu helfen. Irritiert schaute die Mami in den Rückspiegel, konnte allerdings nichts entdecken. Dennoch fuhr sie bei der nächsten Ausfahrt ab und schließlich in entgegengesetzter Richtung wieder auf. Und tatsächlich… zwischen Bäumen und Sträuchern entdeckten sie das Fahrzeug. Es war ziemlich ramponiert und aus dem Motor quoll weißer Rauch, der sich jedoch rasch wieder verzog. Vermutlich hatte niemand etwas von diesem Unfall bemerkt, denn der Freeway lag ein wenig höher und den hellen Rauch sah bei diesem hellen Sonnenschein wohl keine Menschenseele. Kaum hatte die Mami das Auto angehalten, sprang ihr neugieriger Sohn auch schon auf die frische grüne Wiese zwischen den Bäumen und wollte sehen, ob sich noch jemand in dem Wagen befand. Und wahrhaftig… hinter dem Lenkrad klemmte ohnmächtig eine alte Frau. Sie war recht seltsam gekleidet, trug bunte Kleider und ein ebenso buntes Kopftuch. Wer sie nur war? Sunny schien das erst einmal ziemlich egal zu sein. Er wollte nur helfen, zog mit seiner Mami die leblose Dame vorsichtig aus dem Fahrzeug, geradewegs auf die sonnengewärmte weiche Wiese. Schnell rief die Mami einen Notarzt und Sunny versuchte, die Frau wieder zum Leben zu erwecken, indem er sich neben sie hockte und zu erzählen begann. Er erzählte von seiner Großmutter, die in San Diego gelebt hatte und ihn damals so oft besuchte. Und er erzählte von seiner Lehrerin, die er traurig in Hollywood zurücklassen musste. Dann erzählte er von seiner Mami, die immer für ihn da war, wenn er sie brauchte und wenn er in der Schule mal nicht mehr weiter kam. Als er von seinem Papa und der märchenhaften Silberwolke zu erzählen begann, schaute die alte Frau plötzlich zu Sunny und lächelte ihn an. Der kleine Junge hatte Tränen in seinen Augen und er streichelte der Fremden sanft übers Haar. Mit lautem Sirenengeheul kam der Notarztwagen angebraust und unterbrach jäh Sunnys spannende Geschichten. Die Mami schilderte, wie sie das Fahrzeug mit der alten Frau vorgefunden hatte, und auch Sunny berichtete von seinen Beobachtungen. Schnell wurde die Fremde auf eine Trage gebettet und schließlich in den Notarztwagen geschoben. Sunny rief noch hinterher, dass alles gut würde, und das es ihr ganz sicher schon bald wieder besser gehen würde. Da hob die Alte ein ganz klein wenig ihren Kopf, sodass sie aus der Tür des Notfallautos schauen konnte und raunte kaum hörbar: „Du bist ein guter Junge… nimm dir zum Dank den roten Teppich aus dem Kofferraum meines Wagens. Du kannst ihn behalten. Vielleicht hilft er dir, wenn du mal in Not sein solltest. Adieu, du kleiner mutiger Junge… und Danke…“ Der Krankenwagenfahrer schloss die Tür und das Fahrzeug fuhr schnell mit Rundumlicht und Sirenengeheul davon. Sunny und seine Mami versuchten sich gegenseitig zu beruhigen, zu aufregend waren die letzten Minuten und zu viel hatte sich in dieser kurzen Zeit ereignet. Hoffentlich konnte man dieser netten alten Frau helfen. Nur gut, dass Sunny den Unfall gesehen hatte. Ach, er wäre jetzt so gern bei der fremden Frau und würde sie so gern trösten. Doch das ging ja nicht, denn sie musste ins Krankenhaus, wo ihr bestimmt die allerbesten Ärzte helfen würden. Die Mami kontrollierte, ob das Fahrzeug der alten Frau verschlossen war, und Sunny untersuchte unterdessen den Kofferraum. Unter einer alten Kiste entdeckte er schließlich den eingerollten roten Teppich. Vorsichtig, fast schon andächtig legte er ihn auf die Wiese und rollte ihn aus. Staunend betrachtete er sich die fremdartig anmutenden Muster, die in den Teppich hineingewirkt waren. So etwas Wunderschönes hatte er wahrlich noch nie gesehen. Er musste ihn an sich nehmen, allein, um ihn vor Dieben zu bewahren. Und er wollte ihn unbedingt der alten Frau zurückgeben, denn solch ein schönes und kostbares Stück konnte er nicht so einfach behalten. Die Mami verriegelte das fremde Fahrzeug und dann meinte sie, dass sie weiterfahren müssten, damit sie vor dem Abend noch in San Diego einträfen. Vorsichtig legte Sunny den Teppich auf die Sitzbank neben sich und dann fuhren sie los. Immer wieder betrachtete er diesen geheimnisvollen Teppich, und mit seinen Händen fühlte er den weichen Stoff, diesen meisterhaft verarbeiteten Plüsch, aus dem er bestand. Und ein sonderbares Lied erklang aus dem Autoradio:

Flieg mein kleiner Junge, flieg

Flieg mit mir durch Tag und Nacht

Ach, ich hab dich ja so lieb

Flieg mein Sohn, ach flieg nur, flieg

So oft hab ich an dich gedacht

Zusammen fliegen wir durch Tag und Nacht

Die ganze Fahrt über hielt Sunny den warmen weichen Stoff in seinen Händen und die Mami befürchtete schon, der Teppich könnte beschmutzt werden. Doch das war nicht so; er war noch genau so schön wie eben. In San Diego fuhren sie geradewegs zu der kleinen Pension am Hafen, wo sie schon so oft übernachtet hatten, wenn sie bei der Großmutter waren. Es wurde dunkler und dunkler und der Abend senkte sich über die Stadt. Die laue Sommerluft jedoch ließ den kleinen Jungen einfach nicht einschlafen. Immer wieder dachte er an die arme alte Frau und an die Worte, die sie ihm zurief als sie in dem Notarztwagen lag. Ob es ihr wieder besser ging? Ach, er hoffte es ja so sehr. Und dann drehte er sich um und kniff seine Augen zu. Er wollte unbedingt einschlafen, doch es gelang ihm einfach nicht. Vielleicht sollte er die alte Frau suchen? Aber er wusste doch gar nicht, in welchem Krankenhaus sie lag. Schließlich hielt er es nicht mehr aus - mit einem Satz sprang er aus seinem Bettchen und schaute aus dem geöffneten Fenster zum Hafen hinüber. Die bunten Lichter der Schiffe und der Kräne, die dort standen, weckten sein Interesse… und natürlich auch seine grenzenlose Neugier. Plötzlich hielt ihn gar nichts mehr – hastig warf er sich seinen Jogginganzug über und wollte sich heimlich aus der Pension schleichen. Dabei stieß er an den eingerollten Teppich… der entrollte sich und lag wie ein rotes Tuch vor ihm. Doch was war das… der Teppich begann plötzlich zu glitzern und zu schillern. In allen Rottönen, die man sich nur vorzustellen vermochte, glänzte der Teppich und erhob sich schließlich ein klein wenig in die Luft. Sunny blieb vor lauter Staunen der Mund offenstehen. Einen fliegenden Teppich kannte er bis jetzt wirklich nur aus den Märchen, die ihm seine Mami oft erzählte. Und als wäre es immer schon so gewesen, schwang er sich auf den Teppich und zischte: „Los… flieg zu der alten Frau ins Krankenhaus! Ich muss wissen, wie es ihr geht.“ Gehorsam erhob sich der Teppich und Sunny plumpste mitten in den weichen Plüsch hinein. Schon lag die Pension unter ihnen und noch immer stieg der Teppich in den schwarzen Nachthimmel hinein. Immer kleiner wurde der Hafen unter Sunny, und er flog und flog und musste sich wirklich festhalten, damit er nicht hinunter purzelte und womöglich noch ins Wasser des Hafenbeckens fiel. Doch da sank der Teppich wieder herab… geradewegs auf einen hell erleuchteten Platz. Es war ein Baseballplatz… aber wieso brannte dort noch die Flutlichtanlage? Es fand doch gar kein Spiel statt! Inmitten der Sitze auf der unbeleuchteten Zuschauertribüne landete der Teppich. Sunny schaute sich um und starrte schließlich interessiert aufs Spielfeld hinunter. Dort standen vier große Jungen… sie mochten viel älter gewesen sein als er. Sunny wollte schon zu den Jungen hinunterrufen, das er auf einem fliegenden Teppich hergekommen war, doch dann beobachtete er, dass die Jungen einen kleineren Jungen schubsten. Vor Schreck verschlug es Sunny die Sprache, doch was sollte er allein dagegen tun? Er stieg von seinem Teppich und versteckte sich hinter einem Sitz. Hatte ihn schon jemand bemerkt? Die großen Jungen allerdings waren so damit beschäftigt, den Kleineren zu malträtieren, dass sie nichts bemerkt hatten. Vorsichtig und leise schlich sich Sunny an die Horde heran und versteckte sich gekonnt hinter den Sitzen. Der kleine Junge, der nicht älter war als er selbst, lag schon auf dem Boden und es würde wohl gar nicht mehr lange dauern, bis er sich nicht mehr bewegte. Sunny nutzte die Gunst der Überraschung und sprang laut schreiend hinter seinem Sitz hervor. Er tat so, als wäre er nicht allein gekommen, so, als wär noch eine Meute im Schlepptau hinter ihm, und zehn Bluthunde obendrein! Die großen Jungen waren tatsächlich derart überrascht, dass sie für einen Moment den Kleinen außer Acht ließen. Sunny schnappte den Jungen an dessen Hand und zerrte ihn hinter sich her. Es dauerte eine kleine Weile, bevor die Großen begriffen, was da vor ihren Augen geschah. Sie hatten wohl nicht damit gerechnet, dass solch ein kleiner Junge, wie Sunny es war, so mutig sein konnte. Sunny rannte mit dem kleinen Jungen hinter sich bis zum Teppich. Doch die großen Jungen schrien laut herum und rannten voller Wut und mit Baseballschlägern bewaffnet auf die beiden Flüchtenden zu. Sunny hatte nicht die Zeit, dem Kleinen zu erklären, was zu tun war. Er versetzte dem kleinen, vollkommen überrumpelten Jungen einen Stoß, sodass dieser kopfüber auf den Teppich fiel. Dann sprang er selbst auf den Teppich und hinter ihm griffen schon die Hände der großen Jungen nach ihnen. Doch sie griffen ins Leere – nur Zentimeter trennten sie von den Fliehenden, denn der Teppich hatte bereits an Höhe gewonnen und stieg immer schneller in den Nachthimmel hinein. Irgendwann waren sie aus dem Sichtfeld der großen Jungen entschwunden und flogen über das nächtlich glitzernde San Diego hinweg. „Da hast du ja noch einmal Glück gehabt!“ rief Sunny und erkundigte sich bei dem Kleinen, wie er hieß und wo er wohnte. Der kleine Junge hieß Carry und wohnte am Stadtrand. Er lebte bei seiner Großmutter, doch die war an diesem Tage nicht nach Hause gekommen, nachdem sie mit dem Wagen unterwegs war, um etwas zu essen zu kaufen. Sunny war schon wieder zu Tränen gerührt, doch er war heilfroh, dem Kleinen geholfen zu haben. Er erzählte von seinem Erlebnis auf dem Freeway und das er diesen Teppich von einer alten Frau geschenkt bekommen hatte. Er wollte sie im Krankenhaus besuchen und Carry war sofort einverstanden, mit Sunny dorthin zu fliegen. Der Teppich segelte über einem riesigen Wolkenkratzer hin und her und setzte schließlich zur Landung an. Sunny ahnte, dass sie nun auf dem Dach des Krankenhau ses landen würden, in welchem die fremde Alte, die ihm den Teppich geschenkt hatte, lag. Carry betrachtete sich unterdessen das wunderschöne Muster des Teppichs. Irgendwie schien er es schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Doch weil Sunny von einem Geschenk sprach, wollte er nicht weiter danach fragen. Als der Teppich auf dem Helikopterlandeplatz liegen blieb, sprangen die beiden Jungen aufs Dach und suchten nach einem Eingang, durch welchen sie ins Innere des Gebäudes gelangen konnten. Schnell fanden sie ihn und befanden sich sekundenspäter auf einem gut gewischten breiten Gang. Es war dort so glatt, dass Carry ausrutschte und über den langen Gang schlitterte, bis er sich an einer Türklinke schließlich festhalten konnte, noch bevor er zu Boden fiel. Durch den Krawall auf dem Flur waren einige Patienten aufgewacht und ganz zaghaft öffneten sich die Türen einiger Krankenzimmer. Neugierig schauten die Leute zu den beiden erschrockenen Jungen, die sich schnellstens verdrücken wollten. Doch da sah jemand sehr bekanntes aus einem der vielen Zimmer – es war die alte Frau, von welcher Sunny den Teppich geschenkt bekommen hatte. Sie lächelte und es schien ihr wieder besser zu gehen. Doch da war auch der kleine Carry, der diese Frau ebenfalls zu kennen schien. Mehr noch - freudestrahlend rannte er der Alten entgegen und rief ganz laut, das es jeder hören konnte: „Hallo Omi… du bist hier…!“ Da wusste Sunny, wer die Fremde war. Es war Carrys Omi, die von dem Kleinen schon so sehr vermisst worden war. Die Wiedersehensfreude war riesengroß und erst die herbeieilenden Schwestern konnten vermeiden, dass mitten auf dem Gang eine kleine Wiedersehensfeier veranstaltet wurde. Doch… war da nicht wieder dieses Lied, welches Sunny schon einmal gehört hatte. Ganz leis erklang es aus der Ferne…

Flieg mein kleiner Junge, flieg

Flieg mit mir durch Tag und Nacht

Ach, ich hab dich ja so lieb

Flieg mein Sohn, ach flieg nur, flieg

So oft hab ich an dich gedacht

Zusammen fliegen wir durch Tag und Nacht

Alle lauschten diesem märchenhaften Singsang und als er zu Ende war, weinten alle, die es gehört hatten. Der kleine Carry war heilfroh, dass seiner Omi nichts Schlimmeres widerfahren war. Und Sunny ging es ebenso. Er wollte den Teppich zurückgeben, doch