Weihnachtsglück auf leisen Pfötchen - Brigitta Rudolf - E-Book

Weihnachtsglück auf leisen Pfötchen E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Eine stimmungsvolle, weihnachtliche Katzengeschichte.

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Seitenzahl: 61

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Annett Korte war eine sehr selbstständige junge Frau. Vor allem auf ihre finanzielle Unabhängigkeit legte sie größten Wert, denn das hatte ihre Mutter ihr recht früh beigebracht. Daher hatte Annett zunächst eine solide Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht, die sie allerdings nicht sonderlich befriedigte. Aus diesem Grund hatte sie es nach einigen Jahren gewagt, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Sie hatte schon als Kind Freude daran gefunden, ihrer Mutter, die eine leidenschaftliche Bäckerin war, über die Schulter zu schauen und bei der Herstellung der schmackhaftesten Torten zu helfen. Später wurden auch die leckeren Kreationen von Annett in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis sehr geschätzt. Das hatte sie letztlich zu dem Schritt ermutigt, ihre Traumtorten nicht nur privat herzustellen, sondern auch zu vermarkten und Interessenten über das Internet anzubieten. Allerdings war es doch sehr aufwändig, ihre Produkte zu versenden. Und als sich vor einigen Monaten die Gelegenheit geboten hatte, ein kleines Café in der Innenstadt zu übernehmen, hatte Annett ihren Job gekündigt, ihre gesamten Ersparnisse zusammengekratzt und sehr mutig und entschlossen nun den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. „Wenn Du selbstständig bist, dann arbeitest Du buchstäblich selbst und ständig!“, hatte ihr Vater sie seinerzeit gewarnt.

Sie wusste, er hatte recht damit, aber das schreckte Annett nicht ab. Sie stürzte sich voll Begeisterung und Engagement in ihren neuen Job. So gut wie alle ihre Ersparnisse waren für die Renovierung des Cafés drauf gegangen. Die alten Räume waren düster und mit schweren Möbeln eingerichtet gewesen. Annett wiederum hatte mehr Helligkeit und eher klare Linien bevorzugt und daher lieber alles im skandinavischen Stil eingerichtet. Zudem gab es zwar einige Tische weniger, aber dadurch wirkte alles viel großzügiger. Vor den großen Fenstern hatte sie lediglich duftige Schals aufgehängt, die sehr viel mehr Licht hineinließen. Das neue Café war sehr gemütlich geworden, und das Ergebnis ihrer Bemühungen konnte sich sehen lassen, fand Annett. Auch ihre Eltern sowie ihre Freunde und Bekannte waren begeistert und wünschten ihr natürlich viel Erfolg. Zunächst kamen viele Gäste, die sicher zum großen Teil einfach neugierig waren und das neue Café einfach einmal anschauen und die Tortenträume von Annett testen wollten. Glücklicherweise gab es inzwischen zwar auch einige treue Stammkunden, allerdings beileibe nicht genug um über die Runden zu kommen. So saß sie oft genug am Abend sorgenvoll in dem kleinen Hinterzimmer und zählte ihre spärlichen Einnahmen. Wenn sie dann an all die unbezahlten Rechnungen ihrer Lieferanten dachte, runzelte sie häufig sorgenvoll die Stirn. Wie lange würde sie noch durchhalten können? Sie hatte ihr hübsches, kleines Café mit so viel Freude eingerichtet, sie konnte und wollte es einfach nicht aufgeben und wieder zurück ins Büro gehen – niemals! Aber Fleiß und Ideen allein waren scheinbar nicht genug, das musste sie sich leider eingestehen. Das berühmte Quäntchen Glück gehörte eben auch dazu – aber eben das schien ihr nicht vergönnt zu sein, dachte sie traurig. Dabei hatte sie ihr kleines Reich mit so viel Liebe eingerichtet, tagsüber die Gäste bedient, und sich abends um die Buchhaltung gekümmert. Sie hatte immer neue Rezepte erdacht und war am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe wieder aufgestanden, um die Torten und Kuchen für den kommenden Tag vorzubereiten. Nicht einmal einen Ruhetag in der Woche hatte sie sich bisher genehmigt. Sie fühlte sich erschöpft und mutlos.

Dann stand sie auf, um noch einmal ihr Werk in Ruhe zu betrachten, bevor sie sich auf den Heimweg machen wollte. Übermorgen war der erste Advent und Annett hatte die Tische entsprechend festlich dekoriert. Grüne Tannenzweige auf den Tischen verteilt, Strohsterne und Kerzen dazugestellt und auch die schmalen Fensterbänke ebenfalls passend geschmückt. Sie hatte sich auch einige vorweihnachtliche Geschichten aus dem Buch einer guten Freundin kopiert und bereit gelegt, damit ihre Gäste sie lesen und in weihnachtliche Stimmung kommen konnten. Doch, alles sah sehr einladend aus, mehr konnte sie jetzt nicht tun. Also holte sie ihren Mantel, schnappte sich ihre Handtasche, sowie ihre Schlüssel und ging heim. Unterwegs dachte sie darüber nach womit sie ihren Eltern eine kleine Weihnachtsfreude machen konnte. Vor allem ihre Mutter unterstützte sie so oft sie nur Zeit fand und half ihr beim Backen oder bediente auch ab und zu mit im Café. Annett hatte sie schon einige Male spontan angerufen, wenn es mal wieder eng geworden war, denn eine ständige Aushilfe konnte sie sich nicht leisten.

„Himmel, schick mir einen Engel! Ich brauche ihn wirklich dringend!“, dieser Stoßseufzer entfuhr ihr nicht zum ersten Mal, als sie zuhause in ihrem Sessel saß und ihr eilig zubereitetes Abendbrot verzehrte. Sie war zwar in einem christlich geprägten Elternhaus groß geworden, aber ihr persönliches Verhältnis zur Kirche blieb trotzdem immer gespalten. Sie fand auch zu dem Pfarrer ihrer Gemeinde kein rechtes Verhältnis, obwohl er sie seinerzeit konfirmiert hatte. Anschließend war es ihr nur selten in den Sinn gekommen, den sonntäglichen Gottesdienst zu besuchen. Aber jetzt musste sie sich ein wenig widerwillig eingestehen, dass ihr etwas „Hilfe von oben“ durchaus willkommen wäre. Aus welchem Grund auch immer war ihr der Erzengel Michael immer besonders sympathisch gewesen; vielleicht gefiel ihr einfach sein Name. Wie auch immer, sie wusste, dass sie Unterstützung brauchte und unwillkürlich faltete sie die Hände, so wie sie es in ihrer Kindheit gelernt hatte und bat noch einmal inbrünstig um himmlische Unterstützung. Schaden konnte es sicher nicht, dachte sie dabei. -

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder einmal recht früh, und Annett reckte und streckte sich erst einmal verschlafen, bevor sie aufstand. Trüb und grau schien der Tag zu werden. Genauso war es vom Wetterdienst auch angekündigt worden. Das besserte ihre Laune keineswegs, aber was half es. Also raffte sie sich auf und ging ins Bad. Nach einem schnellen Frühstück begann sie damit, für den heutigen Tag noch zwei Torten zu backen. Und zum Glück ging ihr die Arbeit an diesem Vormittag flott von der Hand. Schließlich war alles fertig und sie konnte sich auf den Weg ins Café machen. Dort angekommen erhellte sich ihre Stimmung sofort; das war immer so, wenn sie hier war. Nein, sie würde weiterkämpfen so lange es nur ging, dachte sie und begann mit den täglichen Vorbereitungen. Als sie dann öffnete, standen tatsächlich bereits zwei ältere Damen vor der Tür und wollten bei ihr frühstücken. Die eine hatte sogar daran gedacht, ihr einen kleinen Nikolaus aus Schokolade mitzubringen.

„Ich fahre an diesem Wochenende zu meinen Kindern, daher kann ich nicht wie gewöhnlich am Sonntagmorgen hier sein, aber ich wünsche Ihnen schon jetzt eine frohe Adventszeit!“, sagte sie dazu.

An dem Tag hatte sie noch eine Freundin mitgebracht.

„Wie lange werden Sie denn dort sein?“, erkundigte Annett sich freundlich und bedankte sich für den Nikolaus.

„Nur ein paar Tage, Kindchen, dann bin ich wieder da, keine Angst“, beruhigte sie die Dame und lächelte. „Aber ich wollte Ihnen doch gern einen ganz kleinen Adventsgruß zukommen lassen. Sie geben sich immer so viel Mühe!“, fügte sie noch hinzu.

Gerührt nahm Annett dieses Präsent entgegen, bevor sie in die Küche eilte, um das bestellte Frühstück so schnell wie möglich zu servieren. Als sie wenig später mit dem gefüllten Tablett zurück kam, studierte gerade eine der Damen die Weihnachtsgeschichte, die sie auf den Tisch gelegt hatte.

„Das ist ja ganz reizend geschrieben – diese Zeilen haben mich sehr berührt“, sagte sie bewegt. „Wann haben Sie denn nur Zeit gefunden, auch noch Geschichten zu schreiben?“, erkundigte sie sich freundlich bei Annett.