Die Liebesformel: Ann-Sophie und der Schokoladenmann - Annegrit Arens - E-Book
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Die Liebesformel: Ann-Sophie und der Schokoladenmann E-Book

Annegrit Arens

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Beschreibung

Von Männern mit Knigge-Komplex und Frauen mit Bindungsängsten: „Ann-Sophie und der Schokoladenmann“ von Annegrit Arens jetzt als eBook bei dotbooks. Sie soll ein Meilenstein in der Geschichte der Online-Partnervermittlung sein: Die LIEBESFORMEL GmbH & Co. KG wird die Suche und Vermittlung geeigneter Paare anhand neuester psychologischer Standards revolutionieren. So weit der Plan … Doch dann wird ausgerechnet Ann-Sophie zur Chefin der LIEBESFORMEL – eine Frau, die sich mit schlafwandlerischer Sicherheit immer wieder und wieder und wieder die falschen Männer aussucht. Ein Job, der privat und beruflich für Turbulenzen sorgt … Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: Sind Sie schon verliebt oder sind Sie noch bei Tinder? „Ann-Sophie und der Schokoladenmann“ von Annegrit Arens. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 211

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Über dieses Buch:

Sie soll ein Meilenstein in der Geschichte der Online-Partnervermittlung sein: Die LIEBESFORMEL GmbH & Co. KG wird die Suche und Vermittlung geeigneter Paare anhand neuester psychologischer Standards revolutionieren. So weit der Plan … Doch dann wird ausgerechnet Ann-Sophie zur Chefin der LIEBESFORMEL – eine Frau, die sich mit schlafwandlerischer Sicherheit immer wieder und wieder und wieder die falschen Männer aussucht. Ein Job, der privat und beruflich für Turbulenzen sorgt …

Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen.

Über die Autorin:

Annegrit Arens hat Psychologie, Männer und das Leben in all seiner Vielfalt studiert und wird deshalb von der Presse immer wieder zur Beziehungsexpertin gekürt. Seit 1993 schreibt die Kölner Bestsellerautorin Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher. Fünf ihrer Werke wurden für die ARD und das ZDF verfilmt.

Annegrit Arens veröffentlichte bei dotbooks bereits folgende Romane: »Der Therapeut auf meiner Couch«, »Die Macht der Küchenfee«, »Aus lauter Liebe zu dir«, »Die Schokoladenkönigin«, »Die helle Seite der Nacht«, »Ich liebe alle meine Männer«, »Wenn die Liebe Falten wirft«, »Bella Rosa«, »Weit weg ist ganz nah«, »Der etwas andere Himmel«, »Der geteilte Liebhaber«, »Wer hat Hänsel wachgeküsst«, »Venus trifft Mars«, »Süße Zitronen«, »Karrieregeflüster«, »Wer liebt schon seinen Ehemann?«, »Suche Hose, biete Rock«, »Kussecht muss er sein«, »Mittwochsküsse«, »Liebe im Doppelpack«, »Lea lernt fliegen«, »Lea küsst wie keine andere«, »Väter und andere Helden«, »Herz oder Knete«, »Verlieben für Anfänger«, »Liebesgöttin zum halben Preis«, »Schmusekatze auf Abwegen«, »Katzenjammer deluxe«, »Ein Pinguin zum Verlieben«, »Absoluter Affentanz«, »Rosarote Hundstage«, »Die Liebesformel: Anja und der Grüntee-Prinz«, »Die Liebesformel: Tamara und der Mann mit der Peitsche«, »Die Liebesformel: Susan und der Gentleman mit dem Veilchen«, »Die Liebesformel: Antonia und der Mode-Zar« und »Die Liebesformel: Ann-Sophie und il grande amore«.

Die Autorin im Internet: www.annegritarens.de

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Originalausgabe Juli 2016

Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/JFunk

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-508-2

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Die Liebesformel: Ann-Sophie und der Schokoladenmann« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

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blog.dotbooks.de/

Annegrit Arens

Ann-Sophie und der Schokoladenmann Die Liebesformel Band 1

Roman

dotbooks.

1. Kapitel

Wenn jemand Ann-Sophie fragen würde, wie sie sich selbst auf die Schliche kam, würde sie den Zufall nennen. Und vielleicht noch die Angewohnheit von Denis, sich ständig an ihren Sachen zu bedienen. Denis war zu diesem Zeitpunkt noch der Mann, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft ausmalte und mit dem sie deshalb Tisch und Bett teilte. Jedenfalls hatte Denis wieder mal »Kleingeld« gesucht und war dabei in ihrem Kleiderschrank, hinter den Dessous, auf eines von insgesamt einem Dutzend Notizbüchern gestoßen.

Ann-Sophie hatte bereits als kleines Mädchen damit angefangen, abends in Stichworten alles aufzuschreiben, was ihr zum jeweiligen Tag in den Sinn kam, von Hand und mit dem alten Pelikan-Schulfüller. Inzwischen war sie beim zwölften Notizbuch angelangt, Denis gab es seit Nummer elf. Allerdings hatte er die Nummer eins erwischt. Genau das war im Grunde die Geburtsstunde der Liebesformel.

Aber der Reihe nach. Erst einmal hatte Ann-Sophie ihn beim Stöbern hinter ihren Pullis, Hemdchen und Höschen »erwischt« und zur Rede stellen wollen, aber wie meistens drehte er den Spieß um.

»Reg dich ab, Chica, wenn hier einer Grund hat, sich aufzuregen, dann bin ja wohl ich das!« Demonstratives Blättern und Vorlesen, angeblich hatte sie minutiös und obendrein bösartig alle seine kleinen, natürlich durch und durch männlichen Eigenheiten aufgeschrieben. Er las vor, und in Ann-Sophie machte es klick. Immer wieder. Klick, klick, klick.

»Das ist mein Diary number one«, stammelte sie. Mehr als ein Stammeln war wirklich nicht drin angesichts dessen, was in jenen Sekunden an Erkenntnissen auf sie einstürmte.

»Scheißegal, welche Number das ist. Da stehe ich drin. Du bist ’ne kleine Spannerin, wie?«

»Aber du stehst doch am anderen Ende. In Nummer elf und zwölf. Ich glaube … also das glaube ich jetzt nicht … das ist ja der Hammer.«

Und das stimmte, auch wenn Denis in diesem Augenblick rein gar nichts kapierte und sie ansah, als ob er ernsthaft ihren Abtransport in Zwangsjacke erwöge. Dabei hatte sie nie zuvor klarer gesehen!

Was Denis über ihren allerersten Freund vorlas, traf verblüffend oft auch auf ihn selbst zu, und zwar besonders dann, wenn es scheinbar um nebensächliche Kleinigkeiten ging. Dabei war sie offenbar dem ewig selben Muster gefolgt, immer und immer wieder, aber sie hatte es nicht gemerkt, weil sich die großen Ziele und die Jobs und die Lieblingslokale und die Hobbys und eben das ganze Drumherum änderten. Doch darauf kam es nicht oder nicht so sehr an. Es war wie bei den meisten alltäglichen Dingen: Sie gehen einem in Fleisch und Blut über und erscheinen oft zu banal, um sie zu beachten. Dabei muss man gerade bei der Partnerwahl auf Kleinigkeiten achten. Für Ann-Sophie beispielsweise war es schon als kleines Mädchen das Größte gewesen, in der Badewanne umringt von lustigen Plastikentchen süßen Milchbrei löffeln zu dürfen. Jeden Freitag hatte Ann-Sophies Mutter ihr diesen Brei an die Wanne gebracht, und jeder Kerl, der später irgendwie ihre Vorliebe für »Kinderpampe« verstand oder sogar teilte, ließ sie dahinschmelzen wie den Klecks Butter in besagter Babypampe, der goldgelb in der Mitte schwamm.

In jener Nacht entdeckte Ann-Sophie ihr ganz persönliches Muster, in zwölf Notizbüchern verewigt. Natürlich stieß sie auch auf spektakuläre Sachen, die sie mit diesem oder jenem Kerl geteilt hatte. Unterm Strich und in der Summe jedoch war es der regelmäßig wiederkehrende »Kleinkram«, der ihr anscheinend immer wieder ein Gefühl von Geborgenheit und Perspektive gegeben hatte, das ließ sich sogar zahlenmäßig belegen.

Also wartete sie, bis Denis nach dem Genuss von zwei Flaschen Wein (statt zwei Runden auf, unter und in jedem Fall mit ihr – in dieser Disziplin war er echt kaum zu schlagen) lautstark wie früher ihr Meerschweinchen durch die Nase pfiff. Dann rettete sie im Schutz der Dunkelheit in Nachthemd und Clogs die zwölf von Denis entsorgten Bücher aus der Mülltonne. Obwohl sie am nächsten Morgen früh aus den Federn musste, legte sie eine erste Excel-Tabelle an, das steckte einfach in ihr drin. Schließlich war sie Wissenschaftlerin und glaubte nur an Zahlen, die sie selbst verarbeitet hatte.

Es stimmte. Da hatte sie es schwarz auf weiß. Immer wieder war sie auf denselben Typen reingefallen, eine Beziehungspleite war zwangsläufig der nächsten gefolgt, ihr Griff ins Beziehungsklo hatte System. Je eher sie Denis in die Wüste schickte, umso besser.

Aber würde sie das schaffen? Als weibliches Wesen war sie schließlich darauf trainiert, an Wunder zu glauben – das änderte sich nicht, nur weil sie Psychologie studiert hatte.

2. Kapitel

Theoretisch hätte Ann-Sophie noch dreieinhalb Stunden schlafen können, nachdem sie ihren Laptop runtergefahren und noch einmal liebevoll die silbrige Außenhaut gestreichelt hatte. Eine alberne Angewohnheit, die sich in dieser Sekunde erstmalig mit der Frage verband, ob sie nicht vielleicht eine ehrlichere und wertvollere Beziehung zu ihrem Retina Display als zu den Männern in ihrem Leben pflegte. Jedenfalls verspürte sie nicht die geringste Lust, ihr ein-Meter-zwanzig breites Bett wie all die Monate zuvor mit Denis zu teilen. Auf Zehenspitzen schlich sie sich also ins Schlafzimmer, hielt sich mit einer Hand die Nase zu und schnappte sich mit der anderen ihr Kissen, dann siedelte sie aufs Sofa um, obwohl das eigentlich zu kurz und außerdem vollgekrümelt war. Denis fand es unmännlich, für jeden Happen einen Teller zu benutzen und sich den womöglich sogar selbst aus der Küche zu holen.

Statt sie mit einem Arm oder Bein oder nach entsprechendem Alkoholgenuss auch mit seinem hochprozentigen Atem zu blockieren, verfolgte Denis sie also in dieser Nacht mit Überresten von Chips, Pizza, gesalzenen Nüssen und einer noch vollen Flasche billigen Eierlikörs. Alles ziemlich widerlich. Und trotzdem irgendwie vertraut.

Ganz früher hatte sie schließlich oft genug auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen müssen und mehr erlebt, als man erleben wollte, wenn man noch ein Kind war. Die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens waren wie ein selbstgestrickter Schal, der eigentlich ein Pulli werden sollte. Aber bei ihrer Mutter – Ann-Sophie sollte sie wie ihre Freunde Josi nennen – war Spontaneität angesagt, da wurde zusammengestrickt, was ihr so an Wollresten in die Finger fiel und nicht zu kompliziert war. Leider fielen Josi nicht nur Wollreste in die Finger. Sie konnte und wollte nicht nein sagen, wenn jemand ein Dach über dem Kopf oder was zu essen brauchte, doch am Ende war es meist Ann-Sophie, die ihr Bett und ihr Nutella-Brot an eine naive Hinterglasmalerin oder einen herrlich primitiven Bildhauer abtreten durfte. Dann landete sie wieder mal auf dem Sofa oder – wenn das auch schon belegt war – auf der Luftmatratze. Josi nannte das Weltoffenheit. In Spitzenzeiten hatten sie auf nicht mal 50 Quadratmetern bis zu vier Schlafgäste beherbergt. Es waren auch Tänzer und Sänger und Dichter dabei gewesen. Manchmal blieben sie wochenlang, und am schlimmsten waren jene männlichen Exemplare, die von ihrer Mutter wie der Froschkönig im Märchen behandelt wurden. Eine dünne Trennwand hatte Ann-Sophie frühzeitig gelehrt, wie es sich anhörte, wenn ein Frosch durch Turbo-Knutschen zum Prinz mutieren sollte. Natürlich hatte es bei ihnen kein Happy End wie im Märchen gegeben. Wenn die Gäste verschwanden, nahmen sie, egal ob Männlein oder Weiblein, immer viel mit und ließen jede Menge Chaos zurück.

Trotzdem hatte Ann-Sophies Mutter die Hoffnung bis heute nicht aufgegeben, ihren Traumprinzen doch noch zu finden. Gerade suchte sie irgendwo in Australien Erleuchtung. Weil sie fürchtete, dass ihre einzige Tochter das pralle Leben verpasste, betete sie jetzt immer für Ann-Sophie zu Ka-Ro-Ra, das war für die Aborigines der Schöpfergott in Gestalt einer Beutelratte. So wie Ann-Sophie ihre Mutter kannte, hatte sie sich gleich einen Ka-Ro-Ra in persona gesucht. Bei der Vorstellung, dass ihre Mutter jetzt eine Beutelratte knutschte, musste sie grinsen.

Okay, man musste nicht nach Australien auswandern, um an eine Ratte zu geraten. Zu dieser Erkenntnis gelangte Ann-Sophie in dieser Nacht, assistiert von der Flasche Eierlikör, die Denis bei seinem Einzug mitgebracht und dann vergessen hatte, weil ihre Bar ihm anscheinend mehr zusagte und diese von ihr ja auch immer wieder frisch aufgefüllt wurde. Ann-Sophie hasste Eierlikör, vielleicht weil das in ihrer Kindheit ein beliebtes Mitbringsel gewesen war. Eine Flasche Eierlikör oder Spumante oder Pernod für zig Tage oder gar Wochen freie Kost und Logis. Trotz dieser negativen Vorbelastung trank Ann-Sophie die Flasche aus, es war zwanghaft und erlösend zugleich und damit der Auslöser für einen Befreiungsschlag, den sie sich nüchtern vermutlich niemals gestattet hätte. Solcherart enthemmt, machte sie sich nämlich auf die Suche nach Beweisen und wurde prompt fündig. Ihre persönliche Ratte hieß Denis, denn egal, wohin sie in ihrer bis vor einem Jahr perfekten Wohnung schaute, sie entdeckte plötzlich die Spuren oder besser gesagt den Müll des Mannes, für den sie alles, wirklich alles, getan hatte. Wobei das Wort Müll für das, was sie entdeckte, die Untertreibung des Jahres war.

Sogar im Bücherregal stieß sie auf leere Kondomhüllen, das war einfach nur widerlich und erniedrigend. Sie stopfte sie in den Müllschlucker und widerstand der Versuchung, nachzuzählen. Wie oft hatte er …? Mit wem …? Wenn sie eins wusste, dann dass sie selbst als Adressatin dieser Lümmeltüten ausschied. Schließlich hatte sie sich vor elf Monaten mit Rücksicht auf die angebliche Latex-Allergie von Denis ein Diaphragma einsetzen lassen.

Wann er wohl die andere kennengelernt hatte? Oder waren es womöglich mehrere gewesen? Dass er es offenbar sogar hier, in ihrer Wohnung, auf Teufel komm raus getrieben hatte, setzte dem Ganzen die Krone auf!

Ann-Sophie war nach großer Szene, nach Teeren und Federn und in jedem Fall schön langsam Umbringen, sie wünschte ihm die Pest an den Hals, sie hasste ihn, und wie sie ihn hasste! Sie hasste ihn ganz besonders dafür, dass sie an diesem denkwürdigen Morgen so fühlte, wie sie fühlte. Sie fühlte sich an wie ein Schal aus Wollresten, bei dem immer mal wieder eine Masche fehlte, gespickt mit kratzenden Knötchen und an den Enden ausgefranst. Sie drehte noch durch. Allerdings tat sie das, diesem verfluchten Muster folgend, das sie dank Denis und ihrer Tagebücher soeben entdeckt hatte, zunächst lautlos. Und weil Denis noch mehr Hornhaut auf seinen Empathie-Antennen als an den Füßen hatte, bemerkte er auch nur, dass sie an diesem Morgen besonders »ungemütlich« war. Das störte ihn. Und er setzte noch eins drauf: Sie solle nur ja nicht denken, dass er ihre perverse Spanner-Aktion schon vergessen hatte. Bei dieser Mitteilung öffnete er demonstrativ eine neue Packung Eifelmilch, setzte sie an den Mund, trank und schluckte mit rollendem Adamsapfel und verschwand erst mal im Bad, dessen Rohre innig mit denen der Küche korrespondierten und jeden Pupser und jedes Gurgeln gigantisch aufblähten. Die offene Tür tat ein Übriges. Denis fühlte sich bei geschlossenen Türen eingesperrt. Während er sie also an seiner Körperhygiene teilhaben ließ, setzte Ann-Sophie die erstmalig von allen Sentimentalitäten befreite Analyse seiner Persönlichkeit fort und kam parallel zum Surren seines Rasierapparats – wetten, dass die Stoppeln gleich wieder im Waschbecken lagen? – zu dem Schluss, dass sie dumme Kuh vielleicht sogar eigenhändig die Attraktivität und damit den Marktwert dieses Betrügers gesteigert hatte. Seine neuerdings zu beobachtende Verwandlung zu einem zivilisierten Zeitgenossen in der Öffentlichkeit – und nur da – hatte er schließlich einzig und allein ihr zu verdanken.

Ohne sie würde er die Milch bis zu seinem letzten Schnaufer direkt aus dem Tetra-Pack schlürfen und sein Raubtiergebiss noch immer gierig in ein Riesenstück höhlengereiften Le-Gruyère-Rohmilchkäse für 30 Euro das Kilo schlagen. Irgendwann in der gemeinsamen Zeit hatte sie sich ein Herz gefasst und es ihm gesagt – schließlich wollte er Karriere machen, im Job und ebenso bei ihr, zumindest hatte er das immer behauptet.

Tempi passati! Und es war besser so, viel besser. Während es nebenan weiter gurgelte und sonst wie unappetitlich tönte, beförderte sie, einem Impuls folgend, die beiden dickwandigen Keramikbecher mit den peinlichen Bildern eines Penis hier und einer Muschi dort, die seit elf Monaten ihr eigenes schlicht weißes Frühstücksporzellan verdrängten, in den Korb zum Altglas. Es schepperte und klirrte und beendete symbolträchtig die Ära des Kerls, der diesen Schund mitgebracht hatte und den sie nicht kränken wollte.

Konnte man ein Stück rülpsende Hornhaut kränken?

Wie er sich über sie lustig gemacht hatte, wenn sie immer wieder versuchte, ihm die Grundbegriffe guten Benehmens zu vermitteln. Beispielsweise dass man einer Dame die Tür aufhielt oder ihr den Vortritt und sie immer rechts gehen ließ, außer von rechts drohte ihr eine Gefahr.

»Gefahr, wie?« Denis hatte gegrinst, wie nur er grinsen konnte. Verwegen und reichlich versaut.

»Beispielsweise von einem zu dicht vorbeifahrenden Auto«, hatte sie hastig ergänzt, aber genutzt hatte es nichts. Das Versaute steckt in ihm drin, das bewies seine flapsige Antwort.

»Du meinst, damit die Süße nicht unter die Räder kommt? Was sind vier Räder gegen mich, he?« Denis hatte sich vor Lachen ausgeschüttet und ihr plastisch ausgemalt, wie es aussah, wenn ihm eine Chica unter seine »Räder« kam.

»Für euch Mädels bin ich doch so was wie ein Jeep, der auch noch schwimmen kann.«

»Du meinst ein Amphibienfahrzeug?«

»Meinetwegen auch so, jedenfalls brauch ich den ganzen Firlefanz von deinem tollen Dr. Knigge nicht, um ’ne Punktlandung hinzukriegen.«

Offenbar doch! Wie war das vorhin noch mal gewesen? Denis würde ihre Entgleisung zwar bestimmt niemals vergessen, könnte sich aber vorstellen, ihr das Ganze noch einmal großmütig zu verzeihen, zumal ein paar von ihren Tipps ja doch ganz brauchbar waren und ihm wichtige Türen geöffnet hatten.

Türen? Ann-Sophie starrte auf den Müllschlucker.

»Willst du jetzt schon unserem Müll Manieren beibringen?« Denis hatte sich barfuß und mit nichts als einem viel zu kleinen Handtuch um die sehenswerten Lenden angeschlichen und fand sich offenbar sehr witzig. Dann fiel ihm wieder ein, dass er ja seine Socken suchte. »Die schwarzen, heute ist nämlich ein wichtiger Tag für mich, und du sagst ja immer, rote Socken sind vulgär.«

»Deine Socken interessieren mich nicht mehr.«

»Hey, was soll der Quatsch? Wenn hier einer Grund hat, sauer zu sein, dann bin das ja wohl ich. Aber Schwamm drüber, ich muss mich übrigens beeilen, her mit den Socken und dann drück mir die Daumen.«

Es war die geballte Ladung aus Ignoranz, schlechten Manieren, Überheblichkeit und die Erinnerung an weggeworfene Kondome, die Ann-Sophie nur einen Monat vor Ablauf des ersten gemeinsamen Jahres ihr Muster durchbrechen ließ. Sie war es und sie war es auch wieder nicht, die da einen Mann, den sie kraft ihrer Phantasie insgeheim sogar zum Bräutigam und Vater ihrer Kinder befördert hatte, aufforderte, ihre Wohnung bis abends zu räumen und ihr jetzt schon einmal die Hausschlüssel und vor allem den Wagenschlüssel zurückzugeben.

»Clown gefrühstückt, wie?« Er fischte die leere Flasche Eierlikör und die Scherben der beiden Porno-Becher aus dem Korb für Altglas, sonst übersah er großzügig jede Form von Müll, schon um sich vor der Entsorgung zu drücken. »Hey, das ist mein Eigentum, vielmehr das war’s, jetzt bist du mir erst recht was schuldig, Chica.«

Vielleicht hätte er noch eine winzige Chance gehabt, aber er verpasste sie. Mit dieser flapsigen Bemerkung besiegelte er sein Schicksal.

3. Kapitel

Laris Jordan sah schon zum wiederholten Mal auf seine Uhr, das fiel sogar seiner Tochter Maya auf. Dabei hatte die den Kopf eigentlich mit anderen Dingen voll. Sie wollte endlich dafür sorgen, dass ihre armen Kinder wie sie selbst nach der Scheidung mit Nachnamen Jordan hießen und nicht länger nach ihrem Erzeuger da Silva. Und dann musste sie zusehen, dass sie irgendwie in der Agentur ihres Vaters Fuß fasste, schon um ihr Selbstbewusstsein aufzupolieren, aber natürlich auch, um endlich finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Eine andere Wohnung brauchte sie ebenfalls, deshalb suchte sie gerade mal wieder im Internet, wo die Fotos einem oft etwas zeigten, was in der Realität dann viel schäbiger war. So wie bei den Männern, dachte sie und beobachtete, wie ihr Vater zum Fenster ging und jetzt gleichzeitig das Ziffernblatt seiner Uhr und den Parkplatz für Besucher und Mitarbeiter vor der alten Villa fixierte.

»Paps, erwartest du die Queen oder warum starrst du ständig nach draußen?«

»Die Queen interessiert mich nicht.«

»Dann vielleicht Angie? Hast du etwa wieder ein Date mit ihr?« Ihr Vater war ein Fan der Bundeskanzlerin, er hatte sich sogar schon einmal mit ihr bei einem gesetzten Essen durch sechs Gänge futtern dürfen. Als Experte für Führungskräfte standen ihm praktisch alle Türen offen. Natürlich war die Frage trotzdem nicht ernst gemeint, sondern eher ein Versuch, seine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken.

»Unsere Ann-Sophie ist überfällig.«

»Es ist gerade mal zwanzig nach neun«, widersprach Maya und zwang sich, dieses kleine Wörtchen »unsere« zu überhören. Sie hatte ein scheußliches Jahr hinter sich und witterte momentan überall Verrat. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass auch die auf den ersten Blick so loyale Ann-Sophie zwei Gesichter hatte. Frauen, die derart kontrolliert und perfekt und auch noch hübsch waren und trotzdem keinen Ehemann und erst recht kein Kind hatten, kaschierten damit bestimmt oft ein dunkles Geheimnis oder zumindest ein paar handfeste Macken.

»Sonst ist sie immer auf die Minute pünktlich, das passt nicht zu ihr«, sagte ihr Vater in ihre abirrenden Gedanken hinein. »Sie könnte wenigstens anrufen.« Es hörte sich vorwurfsvoll und zugleich besorgt an.

»Vielleicht hatte sie eine aufregende Nacht mit einem gewissen Herrn Römer.«

»Meinst du etwa diesen Luftikus, der neulich hier aufgekreuzt ist? So jemand ist ihrer unwürdig.«

»Leider war ich nicht dabei und kann deshalb nicht mitreden. Ist er wirklich so spektakulär?«

»Du hast nichts verpasst!«

»Frauen sehen das möglicherweise anders, Paps.«

»Ann-Sophie ist keine von diesen Frauen.«

»Du scheinst sie ja besser zu kennen, als ich dachte.«

»Sie ist mein bestes Pferd im Stall.«

»Ich weiß, sie ist mir weit voraus. Zumindest was die Akquise von klassischen Führungskräften angeht.«

»Du betonst das so merkwürdig.« Ihr Vater musterte sie irritiert. »Kannst du bitte mal Klartext reden.«

»Nun ja, es wird gemunkelt, dass sie bei ihren Männerbekanntschaften nicht ganz so treffsicher ist wie im Job. Dieser Römer-Verschnitt soll es mit der Treue auch nicht besonders genau nehmen.«

»Dann sollte unsere Ann-Sophie diese Type schleunigst loswerden.«

»Urteilst du jetzt als Psychologe oder als Mann?«

»Da kommt sie ja endlich.« Laris trat einen Schritt vom Fenster zurück, die Erleichterung war ihm anzusehen. Und um eine Antwort auf Mayas Frage war er auch herumgekommen.

4. Kapitel

Ann-Sophie war noch immer nicht ganz sie selbst. Kein Mensch war das, wenn er eine solche Nacht hinter sich hatte. Wegen Denis kam sie jetzt auch noch zu spät zur Arbeit, sie hatte nicht mal gefrühstückt, ihre letzte »Mahlzeit« war dieser ekelhafte Eierlikör gewesen. So viel Eierlikör konnte sie gar nicht trinken, um die Erinnerung an das, was dieser Mistkerl ihr angetan hatte, auszulöschen.

»Ich bringe dich um, du Mistkerl.«

»Ist alles in Ordnung, Frau Sonntag?«

Erde, tu dich auf! Hatte sie ihre Drohung etwa mit Ton rausgelassen und zufällig den Hausmeister erwischt? Herr Rettich war bestimmt kein Mistkerl, allein seine Sorge gerade um sie war rührend und zeugte von seinen menschlichen Qualitäten.

»Tut mir leid, Herr Rettich, mein Kreislauf spielt nur gerade verrückt.« Ann-Sophie tastete nach einem Halt und erwischte die Kette, mit der die extra breite Parkbucht ihres Chefs abgetrennt war.

Es schaukelte – alles schaukelte plötzlich.

»Frau Sonntag, hören Sie mich?«

»Wie?« Das Gesicht des Hausmeisters kam immer näher, besonders hübsch war es wirklich nicht. Aus den Nasenlöchern wuchsen Haarbüschel, so liefe nicht mal ein Naturbursche wie Denis herum, obwohl Denis es sich leisten könnte, er war schließlich ein echtes Prachtexemplar. Natürlich nur rein äußerlich, wie sie spätestens seit gestern wusste.

»Es geht Ihnen nicht gut, Frau Sonntag. Gar nicht gut. Wir sollten vielleicht doch besser einen Arzt rufen. Einen Krankenwagen. Mit dem Kreislauf ist nicht zu spaßen.« Die Haarbüschel in dem Riechorgan keine Handbreit von ihrem Gesicht entfernt vibrierten, dazu gesellte sich das lang gezogene Tuten eines Telefons, dann meldete sich der Notruf der Feuerwehr. Stopp! Ann-Sophie war plötzlich hellwach.

»Wenn Sie nicht sofort mit dem Schwachsinn aufhören, schlage ich Sie ungespitzt in den Boden«, drohte sie und merkte zu spät, dass sie in ihrer Not einen der Lieblingssprüche von Denis benutzt hatte. Es kam noch schlimmer. Ehe sie alles erklären oder sich wenigstens entschuldigen konnte, kam Maya Jordan angelaufen, ein paarmal knickte sie um, das lag an den viel zu hohen Absätzen. Bis vor kurzem hatte die einzige Tochter vom Chef nur Ballerinas und Sneakers getragen, die krass blonden Strähnchen waren ebenfalls neu, so neu wie die Trennung von ihrem Ehemann. Angeblich hatte er sie verlassen, aber gab ihr das etwa das Recht, sich ständig derart daneben zu benehmen? Bestimmt hatte sie schon am Fenster gestanden und nur darauf gelauert, Ann-Sophies Verspätung und den erhofften Rüffel des Big Boss hautnah mitzuerleben. Jedenfalls machte sie keine Anstalten, ihr wieder auf die Beine zu helfen. Für Ann-Sophie stand fest, dass Maya sie von Anfang an nicht hatte leiden können. Die Ursache für diese Abneigung stand in den Sternen. Gerade als Ann-Sophie in ihrem armen Kopf den Gedanken formulierte, dass sie beide ja jetzt quasi Leidensgenossinnen waren und deshalb eigentlich endlich netter miteinander umgehen könnten, wurde Maya unsanft beiseitegeschoben. Ann-Sophie fand es nicht übel, wie ihr Chef – der ja schließlich der Vater von Maya war – hier klare Prioritäten zu ihren eigenen Gunsten setzte und den Hausmeister gleichfalls in seine Schranken verwies.

»Sie haben doch gehört, dass Frau Sonntag keinen Arzt wünscht«, herrschte er Herrn Rettich an und machte eine eindeutige Handbewegung. Verschwinde, hieß das, und obwohl Ann-Sophie generell nichts davon hielt, wenn ein Mann sich als Macho aufführte, war sie gerade voll einverstanden.

»Aber so war sie noch nie, sie ist ja nicht sie selbst, sie hat mir sogar gedroht.«

Ihr wunderbarer Chef lief zur Höchstform auf. Er stellte die Frage in den Raum, ob jemand wirklich für den verantwortungsvollen Job des Hausmeisters qualifiziert sein könne, wenn er sich von einer zarten Frau wie Frau Sonntag bedroht fühlte. Zart hörte sich gut an, sehr gut sogar. Trotzdem sorgte sie jetzt doch besser ganz pragmatisch dafür, dass Herr Rettich sie nicht wortwörtlich zitierte, denn das würde absolut nicht zu ihrem zarten Image passen.

5. Kapitel

Ann-Sophies Chef war ein Ästhet der ersten Stunde und zudem ein Kavalier. Er gab nicht eher Ruhe, bis Ann-Sophie auf dem klassischen Kuhfell der leider etwas zu kurzen Corbusier-Liege in seinem Allerheiligsten ruhte und japanisches Pfefferminzöl inhalierte, während er höchstpersönlich alle Vorhänge zuzog und dann ungeduldig nach ihrem Ingwerwasser verlangte.