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Wie man einen Boxer zähmt … Der Liebesroman „Susan und der Gentleman mit dem Veilchen“ von Annegrit Arens jetzt als eBook bei dotbooks. Roman hat Fäuste aus Stahl, ein Herz aus Gold – und Nerven wie Zuckerwatte. Nun soll ausgerechnet er mit dem Senior Chef seines exklusiven Box-Clubs im nobelsten Restaurant Kölns zu Abend essen. Doch wie knackt man Hummer und Austern? Der neue Benimmkurs der Partneragentur Liebesformel soll Romans Tischmanieren aufpolieren. Aber Kursleiterin Susan ist aus gutem Haus und verkörpert alles, was Hippie-Spross Roman verabscheut – zumindest bisher … Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Susan und der Gentleman mit dem Veilchen“ von Annegrit Arens. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 182
Über dieses Buch:
Roman hat Fäuste aus Stahl, ein Herz aus Gold – und Nerven wie Zuckerwatte. Nun soll ausgerechnet er mit dem Senior Chef seines exklusiven Box-Clubs im nobelsten Restaurant Kölns zu Abend essen. Doch wie knackt man Hummer und Austern? Der neue Benimmkurs der Partneragentur Liebesformel soll Romans Tischmanieren aufpolieren. Aber Kursleiterin Susan ist aus gutem Haus und verkörpert alles, was Hippie-Spross Roman verabscheut – zumindest bisher …
Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen.
Über die Autorin:
Annegrit Arens hat Psychologie, Männer und das Leben in all seiner Vielfalt studiert und wird deshalb von der Presse immer wieder zur Beziehungsexpertin gekürt. Seit 1993 schreibt die Kölner Bestsellerautorin Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher. Fünf ihrer Werke wurden für die ARD und das ZDF verfilmt.
Annegrit Arens veröffentlichte bei dotbooks bereits folgende Romane: »Der Therapeut auf meiner Couch«, »Die Macht der Küchenfee«, »Aus lauter Liebe zu dir«, »Die Schokoladenkönigin«, »Die helle Seite der Nacht«, »Ich liebe alle meine Männer«, »Wenn die Liebe Falten wirft«, »Bella Rosa«, »Weit weg ist ganz nah«, »Der etwas andere Himmel«, »Der geteilte Liebhaber«, »Wer hat Hänsel wachgeküsst«, »Venus trifft Mars«, »Süße Zitronen«, »Karrieregeflüster«, »Wer liebt schon seinen Ehemann?«, »Suche Hose, biete Rock«, »Kussecht muss er sein«, »Mittwochsküsse«, »Liebe im Doppelpack«, »Lea lernt fliegen«, »Lea küsst wie keine andere«, »Väter und andere Helden«, »Herz oder Knete«, »Verlieben für Anfänger«, »Liebesgöttin zum halben Preis«, »Schmusekatze auf Abwegen«, »Katzenjammer deluxe«, »Ein Pinguin zum Verlieben«, »Absoluter Affentanz«, »Rosarote Hundstage«, »Die Liebesformel: Ann-Sophie und der Schokoladenmann«, »Die Liebesformel: Anja und der Grüntee-Prinz«, »Die Liebesformel: Tamara und der Mann mit der Peitsche«, »Die Liebesformel: Antonia und der Mode-Zar« und »Die Liebesformel: Ann-Sophie und il grande amore«.
Die Autorin im Internet: www.annegritarens.de
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Originalausgabe Februar 2017
Copyright © der Originalausgabe 2016 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Bildmotivs von shutterstock / homydesign
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-95824-535-8
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Annegrit Arens
Susan und der Gentleman mit dem VeilchenDie Liebesformel Band 4
Roman
dotbooks.
Die »Liebesformel« basiert auf der Erkenntnis, dass weder der Funkenflug der Hormone (gemeinhin als Liebe bekannt) noch eine hohe Anzahl an Matching-Punkten bei einschlägigen Partnervermittlungen oder neuerdings TV-Formaten ausreichen, um eine Beziehung aufzubauen, die mehr als nur Glückssache und obendrein haltbarer als etwa ein Mittelklassewagen ist.
Ausgangsbasis dieser sechsteiligen Reihe ist die persönliche Leidensgeschichte der diplomierten Psychologin Ann-Sophie Sonntag (44). In ihrem Beruf sucht Ann-Sophie Führungskräfte, die optimal zum jeweiligen Unternehmen passen. Doch so erfolgreich sie als Headhunterin ist, so unglücklich verlaufen ihre privaten Beziehungen. Im Grunde entdeckt sie rein zufällig etwas, das bei der Partnersuche bisher völlig vernachlässigt wurde. Ihr eigenes Tagebuch, das sie seit ihrem 15. Geburtstag führt und das inzwischen zwölf Hefte füllt, liefert den Schlüssel:
Während eines zufälligen Vergleichs ihrer bisherigen (gescheiterten) Beziehungen erkennt Ann-Sophie verblüffende Parallelen. Mit wissenschaftlicher Akribie arbeitet sie Schritt für Schritt heraus, was bislang unbeachtet blieb:
Fast alle Menschen folgen bei der Partnerwahl unbewusst einem Muster, das schon sehr früh angelegt wurde. Das ist inzwischen weitgehend bekannt. Menschen ahmen gern nach, was ihnen als Kind vorgelebt wurde, verfolgen in der Pubertät aber häufig das absolute Gegenteil. Beide Varianten werden dann bei der Suche nach dem richtigen Partner so lange »ausprobiert«, bis ein Echo erfolgt. Wie oft dieses Echo dem Zufall und der Sehnsucht geschuldet ist, belegt die steigende Anzahl von Trennungen.
Selbst als diplomierte Psychologin hat Ann-Sophie zwölf Tagebücher füllen müssen, um zu durchschauen, dass sie immer wieder auf Männer hereinfällt, die als ganze Kerle rüberkommen, etwa weil sie ihre Wohnungstür »knacken«, wenn sie den Schlüssel verloren hat. Ihr Beuteschema ist in Wahrheit das Beuteschema ihrer Mutter.
Die systematische Auflistung von Eigenschaften, Verhaltensweisen etc. dieser Ex-Männer bestätigt, dass schon Kleinigkeiten, die an kindliche Wohlfühlelemente anknüpfen, ausreichen, um Ann-Sophie immer wieder aufs Neue »blind« zu machen und sich auf Männer einzulassen, die nicht gut für sie sind.
Der Abgleich mit den Erfahrungen von Kolleginnen und Freundinnen und die Übersetzung in ein Computer-Programm bestätigen, dass es anderen Frauen ähnlich geht. Ann-Sophies Chef wittert ein geniales Geschäftsmodell – er gründet die Firma »Liebesformel« und macht Ann-Sophie zur Geschäftsführerin.
Um mit dem gesammelten Wissen anderen Menschen zu helfen, die große Liebe zu finden, erfragt Ann-Sophie mit ihrem Team nun scheinbar alltägliche und ganz banale Gewohnheiten und Verhaltensmuster und entdeckt den Schlüssel zu dem, was Menschen nach der ersten Verliebtheit »aufwachen« lässt.
Die Liebesformel analysiert den individuellen Mikrokosmos des Alltags von Probanden sowie deren Herkunftsgeschichte und leitet daraus ein neues Muster ab.
Um dieses neue Muster einzuüben, bietet die Liebesformel zusätzlich Workshops an, in denen die Teilnehmer Skills erlernen, die sie fit für die verschiedenen Lebenssituationen rund um die Liebe machen.
… und weil die ersten Monate gezeigt haben, wie stark der Drang vieler Mitglieder nach »learning by doing ist, gibt es nun Workshops, in denen je nach Bedarf alles auf den Prüfstand kommt und geübt wird, was die Partnerfindung erfolgreicher macht.
Es gab vermutlich niemanden, bei dem der wuchtige Altbau aus dunklem Backstein auf Anhieb positive Gefühle auslöste. Auch die Zimmer des St.-Antonius-Krankenhauses waren ausgesprochen spartanisch eingerichtet, die dicken Mauern sperrten sich erfolgreich gegen WLAN und Bluetooth, worüber sich besonders jüngere Patienten, sobald es ihnen etwas besser ging, beklagten. Auch Tamara und Susan suchten an diesem Tag in der winzigen Cafeteria vergeblich nach einer Netzverbindung.
Tamara vollführte mit ausgestrecktem Arm die wildesten Verrenkungen. »Ich hab nicht mal einen einzigen Balken auf dem Display. Und du?«
»Bei mir ist der Empfang auch eher suboptimal«, erwiderte Susan und sah sich verlegen um, obwohl sie bis auf zwei tuschelnde Lernschwestern allein mit in Folie eingeschweißten Kuchenstücken und einem antik anmutenden Kaffeeautomaten waren. Susan war auf den ersten Blick das genaue Gegenteil von Tamara, trotzdem schweißte die beiden Frauen ein Erlebnis zusammen, das manch andere um den Verstand gebracht hätte. Sie waren zwei Verrückten in die Hände gefallen und hatten es geschafft, genug Zeit herauszuschinden, bis Tamaras Liebster auf ihren Hilferuf reagierte. Der Aufenthalt in dieser Klinik sollte nur sicherstellen, dass nichts zurückblieb.
Jetzt sprang Tamara auf, um zum einzigen Fenster im Raum zu rennen. »Endlich hab ich einen Balken!«, jubelte sie.
»Das ist sehr erfreulich«, bestätigte Susan.
»Und du bist sicher, dass du morgen zu mir aufs Zimmer verlegt werden willst, wenn das andere Bett frei wird?«
»Ich bestehe darauf.«
»Prima. Verdammt, der Balken ist wieder futsch, ich krieg echt die Krise.«
Susan sah sich fassungslos um. Man hatte sie gerade in ein Zimmer verlegt, das mindestens dreimal so groß war wie das alte – alles wirkte hell und modern, es sah wie im Hotel aus. Unter dem schwenkbaren Flatscreen am pastellgrünen Feinputz der Wand gegenüber präsentierte sich ein Obstkorb in Gesellschaft von allen möglichen Zeitschriften und diversen Säften, sogar eine Nespresso-Maschine war vorhanden. Von Tamara war allerdings weit und breit nichts zu sehen … und ein zweites Bett gab es auch nicht.
Susan fühlte sich wie im falschen Film.
»Hören Sie, Schwester Marga, was hat das zu bedeuten? Wieso bekomme ich dieses Einzelzimmer?«
Die Pflegerin schnaubte verächtlich. »Sie heißen ja wohl Gruber, oder?«
»Ja, aber ich verstehe trotzdem nicht …«
»Herr Ministerialdirigent Professor Dr. Hans-Lothar Gruber hat veranlasst, dass seine Tochter sofort umgebettet wird.«
»Und woher weiß mein Vater, dass ich hier bin?«
»Von mir bestimmt nicht. So, war’s das? Ich muss jetzt nämlich wieder zurück auf meine alte Station.«
Susan nickte und schloss die Augen. Prompt sah sie »das Tier« vor sich, wie sie Markwart, wegen dem sie in dieser Klinik war, nannte. Sie hätte ihr Zimmer gern mit Tamara geteilt, sie war so ruhig und stark. Wieso mussten ausgerechnet jetzt ihre Eltern auftauchen? Susan wollte ihr Leben endlich allein in den Griff bekommen.
Das versuchte sie wenig später auch Tamara klarzumachen. Ein schwieriges Unterfangen, jemandem klarzumachen, dass man liebend gern auf all diesen Komfort verzichtet hätte.
»Sie können es einfach nicht lassen, aber vielleicht müssen Eltern ja so sein und einem immer wieder helfen wollen. Im Grunde kann ich ihnen nicht mal etwas vorwerfen, sie wären unglaublich gern stolz auf mich. Aber wenn sie mich so sehen … Ich habe nicht einmal etwas halbwegs Normales zum Anziehen. Hilfst du mir? Bitte!«
Tamara nickte, dann sichteten sie gemeinsam den Inhalt des Kleiderschranks. Tamara konnte gar nicht glauben, dass Susan in der Zeit mit dem »Tier« immer nur Sachen getragen hatte, die fast so wenig zeigten wie eine Burka. Der Grund lang auf der Hand: Niemand sollte sehen, dass Susan sich in ihrer Not überall geritzt hatte.
Tamara verschwand mit dem Versprechen, sich etwas zu überlegen. Sie musste nur erst nachsehen, ob ihr Liebster sie womöglich schon suchte.
Susan seufzte: Wie schön musste die Liebe sein!
Tamara eilte über die Gänge, blieb aber plötzlich stehen. Till war tatsächlich schon da, allerdings wirkte er nicht besonders aufgeregt. Er stand im Schwesternzimmer und ließ sich mit einem großen Stück Buttercremetorte verwöhnen, so etwas gab es auf dieser Station normalerweise nie. Um Till herum war es so laut, dass er nicht einmal mitbekam, wie Tamara sich dazugesellte.
»Störe ich?«, fragte sie laut.
»Da bist du ja endlich.« Till winkte fröhlich mit seiner Kuchengabel. »Willst du mal probieren? Selbstgemacht von Natis Oma.«
»Nati?«, wiederholte Tamara gedehnt.
»Schwester Natalie, sie hat nämlich heute Geburtstag.«
»Und deshalb ist sie mal eben von der Praktikantin zur Stationsschwester befördert worden?« Kaum war die spitzfindige Bemerkung ausgesprochen, tat sie Tamara auch schon leid. Diese Nati war ausnehmend hübsch und schmachtete Till fast schon schamlos an, da waren die Pferde mit Tamara durchgegangen, sie sollte sich schämen. Till sah das allerdings anders, als sie endlich wieder allein in ihrem kargen Zweibettzimmer waren.
»Ich find’s ziemlich süß, wenn du eifersüchtig wirst«, sagte Till nun und zog sie an sich.
»Ich doch nicht. Trotzdem hättest du dich nach allem, was war, schon ein bisschen sorgen können.«
»Die Schurken sitzen hinter Gittern, und die Oberschwester hat mich schon über euer Wohlergehen informiert, da war ich noch nicht ganz aus dem Aufzug ausgestiegen.«
»Dann weißt du also schon, wohin es Susan verschlagen hat? Dabei hatte ich mich schon so darauf gefreut, mir ein Zimmer mit ihr zu teilen.«
Till nickte. »Ich weiß. Schwester Marga hat mir auch verraten, dass Susans Vater ein hohes Tier im Kultusministerium ist und die Verlegung seiner Tochter auf die Privatstation veranlasst hat.«
»Wetten, dass Susans Eltern auch alles tun werden, damit sie nicht in unsere WG zieht? Es ist unglaublich, wie unsicher sie plötzlich ist. Ich würde ihr so gerne helfen. Einen Job braucht sie auch.«
»Uns fällt schon noch was ein. Übrigens hast du mich noch nicht gebührend begrüßt, nur zur Erinnerung.«
Das wirkte. Tamara schmiegte sich an ihn und vergaß ihren Kummer eine ganze Weile lang. Till küsste phantastisch.
Renata wartete, bis ihr Mann erneut zu diktieren begann. Seine Stimme war raumgreifend, selbst hinter einer geschlossenen Tür besaß er noch Präsenz. Wenn er ein neues Projekt plante, tauchte er zu Hause quasi nur noch zu den Mahlzeiten auf. Sie ertappte sich dabei, dass sie auf Zehenspitzen ging – sicher war sicher. Das ehemalige Reich ihrer einzigen Tochter befand sich schließlich genau über Hans-Lothars Arbeitszimmer. Beim Verlegen des traumhaft schönen alten Parketts um die Jahrhundertwende hatte man noch nicht an Trittschall gedacht, oft genug war deshalb auch Susan aufgeflogen, wenn sie zu spät oder nicht mehr ganz nüchtern oder gar in Gesellschaft heimgekommen war. Auch wenn ihr Mann nie laut geworden war, war es für einen Teenager bestimmt nicht leicht gewesen, sich gegen so viel Etikette und rhetorische Überlegenheit zu behaupten. Ob das der Grund war, warum Susan von heute auf morgen ausgezogen war?
Renata widerstand der Versuchung, eines der vier bodentiefen Sprossenfenster zu öffnen. Die Scharniere quietschten neuerdings sehr laut, und sie scheute sich, deshalb einen Handwerker zu bestellen. Es roch leicht muffig in dem großen Zimmer, obwohl hier noch immer jede Woche saubergemacht wurde. Selbst das Bett bezog Renata heimlich einmal im Monat neu. Nur frische Blumen und Süßigkeiten stellte sie nicht mehr hin, seit ihr Mann darauf hingewiesen hatte, wie bedenklich es war, noch nach Jahren so zu tun, als ob eine erwachsene Frau von mittlerweile 34 Jahren sich irgendwann wieder in jenes Mädchen zurückverwandeln würde, das einmal alle mit seinem Liebreiz für sich eingenommen hatte.
Vielleicht lag er mit dieser Einschätzung ja richtig und sie, Renata, war nur zu feige, den Dingen auf den Grund zu gehen. Daher flüchtete sie lieber auf Nebenschauplätze wie Susans altes Kinderzimmer, und wenn das nicht ausreichte, richtete sie zur Ablenkung Benefizveranstaltungen im großen Stil aus oder engagierte sich für SOS-Kinderdörfer und Tiere in Not. Seit Susans Auszug flog sie etwa einmal im Monat auf die Balearen, um Hunde vor der Tötungsstation zu retten. Hans-Lothar bezahlte all ihre Aktionen großzügig. Vielleicht weil er selbst spürte, dass zwischen ihnen beiden schon lange etwas nicht stimmte. Ob er sich insgeheim genau wie sie selbst danach sehnte, noch einmal von vorn anfangen zu können und diesmal alles richtig zu machen? Auch und vor allem in Hinblick auf Susan?
»Wusste ich doch, dass du hier bist«, sagte es hinter Renata.
»Du?« Sie schoss herum, Hans-Lothar stand im Türrahmen und fixierte die Babypuppe, die einmal Susans Lieblingsspielzeug gewesen war. Spontan presste Renata die Puppe fester an sich. »Spionierst du mir etwa nach?«
»Ich will nur nicht, dass du schon wieder damit anfängst«, antwortete er ruhig.
»Aber Susan ist im Krankenhaus, sie braucht uns jetzt, schließlich sind wir ihre Eltern.«
»Und da willst du sie mit ihrer alten Puppe überraschen? Glaubst du, sie käme dann wieder heim und alles wäre gut?«
»Und was wäre so schlimm daran? Bloß für den Übergang natürlich und nur, wenn sie das auch möchte. Deshalb wollte ich die alten Sachen auch endlich wegschaffen.«
»Das ist schon mal eine gute Idee.«
»Ja, sie soll völlig unbelastet noch einmal neu anfangen dürfen. Ohne Vorwürfe. Unsere Tochter braucht jetzt vor allem ganz viel Ruhe. Wir dürfen sie auf gar keinen Fall bedrängen, sagt der Therapeut.«
»Du warst tatsächlich bei einem Fachmann? Und warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich habe ja gerade erst mit der Therapie angefangen. Prof. Dr. Jonk empfiehlt uns übrigens eine Familienaufstellung.«
»Du weißt genau, was ich von diesem Humbug halte.«
»Es ist vielleicht ihre letzte Chance, und es kann ja schon sein, dass wir sie überfordert haben.«
»Womit? Mit deinen Prinzessinnenkleidchen und den teuersten Privatschulen und sogar einem eigenen Pferd? Nicht zu vergessen drei abgebrochene Studiengänge und zuletzt das Cabrio?«
»Vielleicht hat sie ja geglaubt, sie müsste gerade deshalb immer besonders lieb und höflich sein, und irgendwann war es dann zu viel für sie.«»Sagt das auch dein Prof. Dr. Jonk?«
»Ja. Nein. Ich will doch nur, dass wir diesmal alles richtig machen. Bleibt es dabei, dass wir nach dem Mittagessen in die Klinik fahren?«
»Natürlich.«
»Es gibt heute Wildlachs und Kaiserschoten, keine Kohlenhydrate … weißt du noch, wie verrückt Susan immer auf Negerküsse und Amerikaner war?«
»Das sagt man nicht mehr, Renata.«
»Aber es gibt beides noch, ich hab’s eben übers Internet bestellt, hoffentlich liefern die rechtzeitig. Geh ruhig wieder arbeiten, ich erledige das schon allein. Eine neue Garderobe braucht Susan sicher auch. Glaubst du, sie ist noch dünner geworden? Wann sie wohl entlassen wird? Hoffentlich schaffen wir bis dahin alles, ich bin … ich habe Angst.«
»Dazu gibt es keinen Grund.« Hans-Lothar streichelte über den Kopf der Puppe im Arm seiner Frau. »Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Sag Lina bitte, dass sie die Kaiserschoten diesmal wirklich nur ganz kurz aufkochen lässt, sie müssen noch Biss haben.«
»Ja«, sagte Renata und verspürte eine merkwürdige Mischung aus Wut und Scham, dazu gesellte sich Hilflosigkeit. Das änderte sich erst, als pünktlich vor dem Essen zwei Kartons mit Gebäckstücken eintrafen, die haargenau so aussahen und dufteten wie früher. Alles würde wieder gut werden … hoffentlich.
Gab es so etwas wie eine unsichtbare Nabelschnur, die sich spannte, wenn eine gewisse räumliche Distanz unterschritten wurde? Susan war jedenfalls fest davon überzeugt, dass ihre Eltern jeden Moment auftauchen würden, dabei waren sie entschiedene Gegner von Überraschungsbesuchen. Aber sie waren eben auch ihre Eltern. Susan fühlte sich denkbar schlecht präpariert, auch wenn Tamara ihr vorhin noch einen Morgenrock vorbeigebracht hatte, der ihr ganzer Stolz war. Susan hatte ihn an- und wieder ausgezogen, hin und her, zuletzt behielt sie ihn aus Trotz und Loyalität an, obwohl er ihr eindeutig zu klein war und auch eher nach einem Negligé aussah. Gerade als Susan ihn doch wieder ausziehen wollte, klopfte es kurz, dann ging auch schon die Tür auf. Es war ein eigentümliches Gefühl, ihre Eltern dort stehen zu sehen. Seltsam unsicher, das passte gar nicht zu ihnen. Erwartungsgemäß fing ihr Vater sich als erstes.
»Da bist du also«, sagte er und wollte im selben Atemzug wissen, ob Susan mit dem neuen Zimmer und dem Service zufrieden war und schon einer von seinen Anwälten bei ihr gewesen war, um der Staatsanwaltschaft Beine zu machen.
»Ich brauche keinen Anwalt«, wehrte Susan ab und fühlte sich plötzlich wieder sehr klein und hilflos.
»Nun lass sie doch erst mal alles verkraften«, mischte Susans Mutter sich ein und näherte sich vorsichtig dem Bett, hinter dem Susan Zuflucht gesucht hatte. Es wäre die natürlichste Sache der Welt, sich kurz zu umarmen, doch die Fremdheit der letzten Monate oder gar Jahre stand wie eine Mauer zwischen ihnen. Sie spürten es alle drei.
»Deine Mutter geht jetzt sogar wegen dir zu einem Therapeuten«, sagte Susans Vater und sah aus, als ob er soeben in eine Zitrone gebissen hätte.
»Ich will einfach herausfinden, was wir als Eltern falsch gemacht haben«, erklärte Renata Gruber und fing an zu weinen. Ohne Ton, was Susan besonders schrecklich fand.
»Ist schon gut, Mama. Mach dir keine Vorwürfe. Ich war einfach nur naiv und blind … und irgendwie wohl auch verliebt.«
»In diesen Verbrecher?«
Susan nickte und merkte nicht einmal, dass sie ebenfalls zu schluchzen begann. Plötzlich hatte ihre Mutter das Bett umrundet und umarmte sie. Es fühlte sich fremd und gut zugleich an, das galt auch für das, was sie sagte.
»Manchmal braucht es eben etwas länger, bis man seinen eigenen Weg findet. Aber du schaffst das, und dein Vater und ich sind für dich da. Schließlich sind wir deine Familie.«
»Deine Mutter stellt gerade dein altes Kinderzimmer auf den Kopf. Sie will einfach nicht verstehen, dass du nicht zurückkommst. Nicht mit 34 Jahren.«
»Und wenn doch?« Im Grunde wollte Susan ihren Erzeuger nur provozieren, ihn einmal aus der Reserve locken und ihm vor allem zeigen, auf welcher Seite sie stand. Mit dem, was dann passierte, hatte Susan allerdings nicht gerechnet: Ihre Mutter jubelte und stieß winzige Freudenschreie aus.
»Nun sag doch etwas«, verlangte sie schließlich ungewohnt energisch von ihrem Mann. »Sag endlich, dass du dich auch freust.«
»Dein Elternhaus steht dir natürlich immer offen«, sagte Susans Vater. »Und wenn es sein muss, unterstütze ich auch diesen psychologischen Schnickschnack, obwohl ich nicht daran glaube. Meinetwegen kannst du auch ein viertes Studium anfangen, darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. Hauptsache, du hörst mit diesem gefährlichen Blödsinn auf.« Er zeigte auf die Bandagen an Susans Handgelenken.
»Solch einen Fehler macht man nur einmal im Leben«, sagte sie und duldete, dass ihre Mutter behutsam und fast ängstlich über den Verband streichelte.
»Gut, dann sind wir uns ja einig. Als Familie. Blut ist bekanntlich dicker als Wasser. Ich muss rasch noch ein paar Formalitäten regeln, bevor die unten in der Verwaltung dicht machen.« Pause. »Das wird schon.«»Ja«, sagte Susan, »das wird schon.« Irgendwie glaubte sie das sogar oder wollte es glauben, als sie mit der Puppe zurückblieb, die ihre Mutter zum Abschied verschämt aus ihrer großen Designertasche zog.
»Ich habe es nicht übers Herz gebracht, deine alte Babypuppe mit wegzugeben, alles andere holt morgen die Arbeiterwohlfahrt ab.«
Diese Worte hallten nach und woben eine Art Kokon um Susan. Sie sehnte sich nach Liebe und Fürsorge und wäre am liebsten noch einmal so klein wie ihre alte Puppe. Alles auf Anfang und alles besser.
Susan war gerade im Bad, als es klopfte. Das kann eigentlich nur Tamara sein, dachte sie. Till war vermutlich mittlerweile wieder gegangen. Doch Susan irrte sich, die Besucherin war eine Fremde und stellte sich als Gerlis von Gaggern vor. Susans Mutter hatte die Stilberaterin engagiert, um ihrer Tochter zu einer angemessenen Garderobe zu verhelfen. Ehe Susan es sich versah, wurde ihr Kleiderschrank geöffnet, und der Inhalt war nun wirklich alles andere als berauschend.
Die Vorstellung, sich von diesem gruseligen Noppenpulli und den Pluderhosen verabschieden zu können, hatte durchaus etwas Reizvolles. Das fand auch Tamara, die wenig später dazu kam und bestaunte, welche Kollektionen die Stilberaterin zur Auswahl mitgebracht hatte.