Karrieregeflüster - Annegrit Arens - E-Book
SONDERANGEBOT

Karrieregeflüster E-Book

Annegrit Arens

3,8
4,99 €
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Von richtigen Entscheidungen, Karrieresprüngen und der wahren Liebe. „Karrieregeflüster“ von Annegrit Arens jetzt als eBook bei dotbooks. Nora kommt aus einer Familie, in der Schönheit alles zählt: der Vater Plastischer Chirurg, die Geschwister Models und Starlets. Nora dagegen hasst nicht nur ihre Nase … Statt der Schönheit und Eleganz ihrer Mutter hat sie einen klugen Kopf geerbt – und setzt ihn auch ein. Als Unternehmensberaterin startet sie durch und zählt bald zu den Besten ihrer Zunft. Wie clever sie wirklich ist, muss sie allerdings erst beweisen, als sie der Intrige eines eifersüchtigen Kollegen auf die Schliche kommt. Doch auch ihr Herz bekommt etwas zu tun: Plötzlich steht ihr früherer Liebhaber vor der Tür und will sie zurück. Nora muss sich entscheiden: Karriere oder Liebe – Kopf oder Herz? Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Karrieregeflüster“ von Annegrit Arens. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 599

Bewertungen
3,8 (18 Bewertungen)
6
6
2
4
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Nora kommt aus einer Familie, in der Schönheit alles zählt: der Vater Plastischer Chirurg, die Geschwister Models und Starlets. Nora dagegen hasst nicht nur ihre Nase … Statt der Schönheit und Eleganz ihrer Mutter hat sie einen klugen Kopf geerbt – und setzt ihn auch ein. Als Unternehmensberaterin startet sie durch und zählt bald zu den Besten ihrer Zunft. Wie clever sie wirklich ist, muss sie allerdings erst beweisen, als sie der Intrige eines eifersüchtigen Kollegen auf die Schliche kommt. Doch auch ihr Herz bekommt etwas zu tun: Plötzlich steht ihr früherer Liebhaber vor der Tür und will sie zurück. Nora muss sich entscheiden: Karriere oder Liebe – Kopf oder Herz?

Über die Autorin:

Annegrit Arens hat Psychologie, Männer und das Leben in all seiner Vielfalt studiert und wird deshalb von der Presse immer wieder zur Beziehungsexpertin gekürt. Seit 1993 schreibt die Kölner Bestsellerautorin Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher. Fünf ihrer Werke wurden für die ARD und das ZDF verfilmt.

Annegrit Arens veröffentlicht bei dotbooks unter anderem folgende Romane:Bella Rosa Weit weg ist ganz nah Aus lauter Liebe zu dir Wenn die Liebe Falten wirft

Eine Übersicht über alle Romane der Autorin finden Sie am Ende dieses eBooks.

Die Website der Autorin: www.annegritarens.de

Die Autorin im Internet: www.facebook.com/AnnegritArens

***

Neuausgabe Dezember 2015

Dieses Buch erschien bereits 1997 unter dem Titel Karrieregeflüster im Marion von Schröder Verlag sowie 1999 unter Seidenkatze mit Schlips und Kragen bei der Paul List Verlag GmbH & Co. KG.

Copyright © der Originalausgabe 1997 by Paul List Verlag GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Marza

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-449-8

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Karrieregeflüster an: [email protected]

Gerne informieren wir Sie über unsere aktuellen Neuerscheinungen und attraktive Preisaktionen – melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an: http://www.dotbooks.de/newsletter.html

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.twitter.com/dotbooks_verlag

http://instagram.com/dotbooks

http://blog.dotbooks.de/

Annegrit Arens

Karrieregeflüster

Roman

dotbooks.

Kapitel 1 Familienbrunch

Nora mochte München und den wunderschönen alten Kopfbahnhof, aus dem nun der Zug nach Köln rollte. Zugfahren mochte sie auch. Sie besaß eine Bahncard erster Klasse und hatte fast alle Intercityverbindungen zwischen den größten deutschen Städten im Kopf, einfach weil ihr Gedächtnis hervorragend war, und ihr Job als Unternehmensberaterin verlangte, daß sie oft reiste.

Den Schaffner, der jetzt die Glastür aufschob, kannte sie ebenfalls.

»Guten Morgen!« Sie überlegte, ob sie nach seinem Fuß fragen sollte, auf den ihm neulich ihr Hartschalenkoffer beim Herunterholen aus dem Gepäcknetz geplumpst war. Nicht einmal ein Trinkgeld hatte er annehmen wollen. Wenn sie gewußt hätte, daß sie ihn heute träfe, hätte sie ihm vielleicht eine Flasche Cognac mitgebracht. Aber womöglich mochte der Bahnbeamte sowas überhaupt nicht. »Trinken Sie gern Cognac?«

»Wir trinken nicht im Dienst!« Der Mann knipste ihre Fahrkarte ab. »Ihre Bahncard, bitte!«

Wußte er nicht mehr, wer sie war? Fühlte er sich beleidigt? Nora öffnete erneut ihren Aktenkoffer und wartete auf ein Wort des Erkennens. Es blieb aus. Sie starrte der Uniform nach und begegnete dabei ihrem eigenen Abbild in der Glasscheibe.

Der Hut war schuld. Wie sollte sie ein Mensch, der sie nur in Schlips und Kragen kannte, mit diesem verrückten Gebilde auf dem Kopf wiedererkennen, das mit sechs schillernden Federn rund um den flachen Deckel in Brombeerrot an eine mißglückte Geburtstagstorte denken ließ. Der Pelzkragen darunter tat ein übriges. Beides waren Geschenke ihrer Mutter, zu der sie unterwegs war, und die es wie immer schaffen würde, vier Wochen beruflichen Erfolg in ein löchriges Sieb zu verwandeln, bei dem überall das Kind durchschimmerte, das Nora einmal gewesen war und auf seltsame Weise wieder wurde, sobald sie die Schwelle ihres Elternhauses übertrat.

Vor zwanzig Jahren hatte sie sich zum ersten Mal gesträubt, die riesigen Servietten aus Damast zum Frackoberteil zusammenzufalten oder ihr eigenes Gardemaß wenigstens optisch zu mindern. Ein Teenager, der die eigene Mutter und die älteren Schwestern überragte und sogar Swen Konkurrenz machte, mußte in der Familie als genetischer Ausreißer gelten. Swen war ihr Bruder. Schon damals pfiff, fluchte und dachte sie besser als er. Heute war sie ihm außerdem zwei Zentimeter Länge, eine Schuhgröße und eine Stelle beim Gehalt voraus, das bei ihm Gage hieß. Dafür war er ein Bild von einem Mann.

Alle Dorns außer ihr selbst waren Hochglanzprodukte, was sich bei jedem Schritt und jedem Griff zur Kaffeetasse und wahrscheinlich noch auf der Klobrille offenbarte. Ihre Geschwister waren schön, ihre Mutter war von verblassender Schönheit, der Vater galt als Schönheitsexperte, dieser Hut war ein Kunstwerk.

Nora nahm das Gebilde in die Hände und stellte es sich abwechselnd in einem Museum für angewandte Kunst und auf den Köpfen der weiblichen Dorns vor. Das Arrangement würde hier wie dort überzeugend wirken. Sie spähte auf den Gang und blickte, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß niemand ihr zusah, in den Spiegel an der Abteilwand gegenüber. Ein Alptraum in Brombeer. Darunter reichlich viel Nase und nervös zuckende Lippen. Der Rest war ein Silberfuchs mit Glasaugen. Selbst das ausgestopfte Tier schien sie verhöhnen zu wollen.

»Schuster, bleib bei deinen Leisten!« An den Spruch sollte sie sich halten und sich ihrer Zunft gemäß verpacken. Wobei ihre Zunft nicht ganz leicht zu beschreiben war, was weniger an der Materie selbst lag, sondern vielmehr an dem Drumherum mit dem man sich verkaufte, um mehr kassieren zu können. Gelegentlich hatte Nora den Verdacht, daß ihre Kollegen selbst an das aufgeblasene Geschwätz mit den immer längeren und unverständlicheren Worthülsen glaubten, bei denen der Auftraggeber aus Angst vor der Blamage nicht mehr nachfragte, sondern löhnte und von Glück reden konnte, wenn der erhoffte Aufschwung tatsächlich kam.

»Was machen Sie da eigentlich in Ihrem Job?« hatte noch letzte Woche die Wirtin der Kneipe »Am Gleis« gefragt und dabei ausgesehen, als bezweifelte sie, daß Nora noch lange das Futter für ihre Katze würde bezahlen können.

Nora hatte überlegt, wie sie ihren Beruf so beschreiben könnte, daß die Frau ein Bild davon bekäme, und sich für den Zapfhahn entschieden. »Stellen Sie sich vor, Sie zapften dieses Jahr genausoviel Bier wie im Jahr zuvor und stünden unterm Strich trotzdem schlechter da, dann könnten Sie uns beauftragen oder selbst herausfinden, was schuld daran ist.«

»Der Kölschpreis«, hatte die Frau eingeworfen, »und die Aushilfe hat uns gelinkt, 'ne Zeitlang war auch zuviel Paniermehl in den Frikadellen, das war, als ich die Ausschabung hatte. Und dafür, daß Sie sowas herausfinden, bekommen Sie Geld?«

»Natürlich sind die Unternehmen, die unsere Hilfe erbitten, größer als Ihre Wirtschaft, dementsprechend schwieriger ist es, die Quelle des Übels zu finden. Ihre guten Frikadellen heißen woanders etwa Traktoren, daran arbeite ich gerade, da kriselt es ausgerechnet jetzt, wo das neue Modell in die Produktion geht. Und warum? Weil die Arbeiter in Bayern nicht mit dem Betriebskonzept aus Japan klarkommen.«

»Kenne ich!« Die Wirtsfrau hatte umgehend Parallelen zu ihrer Küchenhilfe entdeckt, die nicht mit dem neuen Fleischwolf klarkam, obwohl der vollautomatisch war und in einer Minute doppelt soviel Hack produzierte wie der alte: »Sie hat keinen Bock, sich von der alten Maschine auf was Neues umzustellen, deshalb, und die Betriebsanleitung versteht sie auch nicht, weil sie kein Englisch kann.«

Erstaunt hatte Nora registriert, wie nah beieinander die Probleme von Miniaturbetrieb hier und Großkonzern dort tatsächlich lagen, es war geradezu frappierend. Ein Glück, daß niemand von Hochschulabsolventen praktischen Menschenverstand verlangte, hatte sie gedacht und erklärt, daß natürlich auch »betriebsexterne Gründe ein im Grunde solides Unternehmen« aushöhlen könnten.

Die Frau hatte verblüfft geschwiegen. Allerdings nicht lange genug, denn noch bevor Nora die Tür erreichte, schob sie ein »Meinen Sie damit meinen Karl?« nach.

Nora hatte ihren Koffer wieder abgesetzt, sie war gut in der Zeit gewesen. »Wieso sollte ich Ihren Karl meinen?«

»Weil der sich doch den teuren neuen Motorroller gekauft hat, auch noch 'nen Japs. Da jibt es doch nix mehr dafür, höchstens 'nen Appel un' 'n Ei. Kalle, hab ich jesacht, dat iss über unsere Verhältnisse ...«

Nora hatte zu dem Kauderwelsch, das den Grad persönlicher Betroffenheit anzeigte, genickt und auf das Ziffernblatt ihrer Uhr getippt: »Leider muß ich jetzt wirklich los, München, Sie verstehen?«

»Zu den Fleischpflanzerln, komischer Name, dabei schmecken die genau wie meine Frikadellen, wir haben mal Urlaub in Oberammergau gemacht.«

In der Kantine des Traktorenwerks hatte Nora dann tatsächlich zweimal »Fleischpflanzerl« gegessen, dabei jedesmal an die Wirtin denken müssen und überlegt, daß hier eigentlich nur noch ein über die Stränge schlagender Unternehmer fehlte, was in diesem konkreten Fall aber auszuschließen war. Die Geschäftsleitung des Traktorenwerks rekrutierte sich aus drei Brüdern, die sogar die privat entnommenen Briefmarken ausbuchten. Dafür hatte Noras Kollege, mit dem sie den Auftrag bearbeitete, wiederholt versucht, die Spesenrechnung in die Höhe zu treiben: »Den Lachsforellenzopf im Königshof sollten wir uns nicht entgehen lassen, punktgenau gegart, bei meiner Ehre.«

Weil Nora wußte, was sie von der Ehre dieses Spesenritters par excellence zu halten hatte, war es bei »Fleischpflanzerln« und orangefarbenen Kunststofftabletts in der Betriebskantine geblieben. Lothar Becker durfte sich daran noch eine Woche länger und sogar heute, am Tag des Herrn, laben. Während die Frau, der er den Namen »die Beißerin« angehängt hatte, in Familie machte, würde er auf ihre Anweisung hin ein Dutzend Meister auf Trab bringen, die unter der Woche unabkömmlich waren. Ein Glück, daß er nicht ahnte, wie ihr Biß mit jedem Kilometer schlaffer wurde, der sie dem rot bespannten Stühlchen mit zweierlei Beinen, das ihre Eltern sich zu ihrer Geburt hatten aufschwatzen lassen, näherbrachte.

Zwölfmal im Jahr war sie nicht »die Beißerin«, sondern nur die jüngste von vier Dorns, die sich pünktlich an jedem gottverdammten ersten Sonntag im Monat zum obligaten Familienbrunch einfinden mußte.

Als die Lautsprecherstimme Nora darauf hinwies, daß der Zug in wenigen Minuten Köln erreichen würde, suchte sie ihre Sachen zusammen, trat mit dem Hut vor den Spiegel, zögerte und stopfte ihn in den hintersten Winkel des Gepäcknetzes, bevor sie in den Gang trat.

Diesmal lächelte der Schaffner sie an, was sie als gutes Omen wertete. Sie stieg aus.

»Hallo!«

Nora wandte sich um, das Winken galt ebenfalls ihr, der Mann schien seine Unfreundlichkeit von vorhin wiedergutmachen zu wollen. Leicht übertrieben, wie Nora fand, aber auch rührend. Sie lächelte zurück, bis sie das Ding in der Hand des Bahnbeamten erkannte. Notgedrungen machte sie kehrt.

»Das ist doch Ihr Hut? Ein sehr schöner Hut mit echten Papageienfedern, was für ein Glück, daß ich immer noch einmal jedes Abteil kontrolliere.«

»Ja«, erwiderte Nora, »was für ein Glück!« Sie drückte sich den Hut auf den Kopf. Der Hut konnte ja nichts dafür.

***

»Sie sind wieder zurückgekommen.« Sabine Dorn streckte ihre Hände vor, die sehr schlank waren und makellos aussahen, jedenfalls bis auf diese beiden bräunlichen Flecken. »Du hast mir versprochen, sie blieben weg.«

»Sie sind keinesfalls zurückgekommen«, Fritz Dorn zwinkerte seinem Sohn über den Rand seiner Sonntagszeitung zu. »Sie sind neu.«

»Aber ich war nicht in der Sonne, keine Sekunde lang, es ist nicht die Zeit dafür.« Wie zum Beweis hielt die Hausfrau den Haselnußzweig hoch, den sie soeben zurechtschnitt.

»Es geht nicht um Pigmentflecken eines Teenies, Liebes.« Und zu Swen gewandt: »Damit haben die Beauties in eurem Tennisclub noch keine Moleste, wie?«

»Hundertprozentig nicht.«

»War heute früh etwas Lohnendes dabei?«

»Cara und Steff dulden keine Konkurrenz.«

»Hoffentlich sind deine Schwestern pünktlich. Du weißt, wie empfindlich deine Mutter ist, jetzt erst recht.« Der Ältere tippte sich auf den Handrücken.

»Ich könnte sie abholen.«

»Und an deiner Tennisbraut hängenbleiben, wie? Nichts da!«

»Heute hatte ich übrigens ein Match mit einem Kollegen von dir.«

Die Zeitung senkte sich, der Mann dahinter richtete sich auf: »An meine Ohren und meine Nasen kommt keiner heran, keiner.«

»Beruhige dich, er ist auf Brüste spezialisiert. Tolle Apparate, wenigstens wenn die Auslage seiner Begleiterin selfmade war.«

»Name?«

»Veronika.« Swen malte zwei üppige Gebilde in die Luft.

Sein Vater winkte ab. »Ich meine natürlich den Chirurgen.«

Schulterzucken antwortete ihm, begleitet von einem Grinsen: »Genaugenommen ist er auch ein Selfmade-Schnipsler, und seinen Namen hab ich mir nicht gemerkt, was soll ich als Mann damit?«

»Das ›auch‹ könntest du dir sparen, Sohn, schließlich lebt ihr alle nicht schlecht von meinem Geschnipsel. Was schluckt dein Neuer pro hundert Kilometer?«

»Um die acht Liter. Du tust gerade so, als ob ich keinen Job hätte.«

»Ich habe etwas von dreizehn Litern Super gelesen, die monatlichen Unterhaltskosten dürften immens sein. Wieviel bleibt dir bei allem, was du sonst noch in der Garage und im Kleiderschrank hast, zum Leben?«

»Dreizehn frißt er nur in der Spitze, du mußt nachher unbedingt 'ne Runde mitdrehen, wir lassen jeden Porsche stehen.«

»Mit acht Litern?«

»Topqualität hat nun mal ihren Preis, die Rechnungen für deine Schönheitsoperationen sind auch nicht ohne, stimmt's?«

»Achthundertdrei Mark und sechsunddreißig Pfennige pro Fleck«, tönte es aus dem Hintergrund, »dein Vater hat mir eine Rechnung für nichts gestellt.«

Die beiden Männer drehten sich zu der Frau um, die sich inzwischen umgezogen hatte. Die schmalen Ärmel des lagunenblauen Etuikleides reichten bis zum Knöchel.

»Die sechsunddreißig Pfennige erlaß' ich dir.« Der Senior kniff ein Auge zu.

»Das Blau da paßt sowieso viel besser zu den Veilchen«, ergänzte der Junior.

»Die Veilchen sind Hyazinthen. Eigentlich sollte ich ihm«, Sabine zeigte auf ihren Mann, »das Kleid hier als eine Art Wundverband in Rechnung stellen.«

»Teure Bandage.« Swen stand auf, umkreiste seine Mutter und nannte einen Designer.

Sie lächelte. »Immerhin kennst du dich mit Mode aus.«

»Und du mit Blumen, Mutter. Es bleibt mir ewig und drei Tage ein Rätsel, wie du für jeden Monat neue Arrangements findest.«

»Die jeweils passenden Möbel und das Porzellan und die Kleidung nicht zu vergessen.« Die Zeitung wurde achtlos beiseite gelegt, als der Hausherr nun aufstand. Rote Headlines, eine halbnackte Maid und ein gefoulter Fußballspieler sprengten die Harmonie des Wintergartens, in dem von den Markisen über die Rattanmöbel bis hin zu den grob gekalkten Wänden alles einheitlich in türkisgrün gehalten war. Nicht einmal die Grünpflanzen tanzten aus der Reihe, dafür sorgten die getönten Floraspots.

»Ich denke, du bist ein Ästhet?« Sabine Dorn sammelte die verstreuten Zeitungsblätter ein. »Wie ein halbwegs zivilisierter Mensch so etwas nur lesen kann!«

»Hoffentlich muß ich demnächst nicht noch die Presse aufkaufen, damit deren Layouts zu deinen Kreationen passen.«

»Dann operierst du eben ein paar Nasen mehr. Wie wär's mit Politikernasen, die hattest du noch nicht?«

»Nicht übel, gar nicht übel.« Während die Hausfrau den Tisch im benachbarten Eßzimmer passend zu ihrem Kleid und den Blumen eindeckte, erörterten Vater und Sohn halb im Scherz, halb ernsthaft die Möglichkeiten einer groß angelegten Werbekampagne für Nasenkorrekturen bei Politikern, die bekannt dafür waren, daß sie im Zweifelsfall den Staatssäckel mit ihren »Werbungskosten« belasteten.

»Da ist glatt noch ein zweiter SLK 230 für dich drin, Junge.«

»Einer reicht mir. A propos, hast du schon was über den Sylva Striker gelesen? Nur Fliegen ist schöner.«

»Quanta costa?«

»Neunundsechzigtausendneunhundertfünfzig.«

»Die neunhundertfünfzig erläßt du mir?«

»Logisch. Mutter ist wirklich eine Künstlerin, sieh dir das an!« Der Eßtisch vor der bunt verglasten Schiebetür, durch die es weiter in den Salon und von dort in die Eingangshalle ging, glich nunmehr einer Lagunenlandschaft. Das Blau der Decke zipfelte bis auf den naturfarbenen Granitboden, der an in der Sonne gleißenden Sand erinnerte, und die mit türkis-blau changierendem Chintz bezogenen sechs Stühle hätten mit etwas Phantasie Wellenbrecher sein können. Lediglich vier einzelne Stühle stachen aus dem Arrangement hervor, von denen einer mit roter Seide bespannt war und von zwei geraden und zwei abgespreizten Beinchen getragen wurde.

***

Erst als der Taxifahrer sich der »Affeninsel« näherte, wie weniger begüterte Bensberger den Schloßberg zu ihren Häuptern nannten, fiel Nora ein, daß ihr Hut verknautscht sein könnte. Die wenigsten Kunstwerke vertrugen es, wenn man sie irgendwo hineinstopfte. Zu spät kommen würde sie außerdem. Sie zupfte an den Federn, eine war abgeknickt, der Seitenspiegel auf der Beifahrerseite zeigte ihr das exotische Wippen von nunmehr fünf Spitzen und einem in der Mitte gekappten Kiel. Der Sekundenzeiger am Armaturenbrett schien zu rasen. Ihr Kopf pendelte hin und her, während der Wagen unbeirrt bergan fuhr, blinkte, in die ruhige Seitenstraße abbog und endlich vor dem Anwesen mit der doppelten Hausnummer anhielt.

»Nicht übel«, sagte der Fahrer, »da sieht man wieder mal, was an den Klagen von den Herren Medizinern dran ist, dabei gehören die HNOs angeblich zu den besonders stark Gebeutelten«, Fingerzeig auf das Taxameter, »macht achtunddreißigachtzig, so gebeutelt wär ich auch gern mal.«

»Fünfzig«, sagte Nora und hängte hastig ein »Bitte!« und die Versicherung an, keine Quittung zu benötigen. Dann stieg sie aus, blieb prompt am Türrahmen hängen und spürte Wut, hilflose Wut in sich aufwallen, als sie den brombeerroten Tortendeckelhut befreite und mit dem Bewußtsein einer Mittdreißigerin mit zu großem Kopf, zu großem Wuchs, zu großen Füßen und zu großem Trinkgeld zu sein, das Portal ansteuerte.

An dem unverhältnismäßig hoch bemessenen Trinkgeld war das große Schild schuld, auf dem »Dr. med. Fritz Dorn, Hals-Nasen-Ohren-Arzt«, stand, was offenbar dazu angetan war, einen ganzen Berufsstand in Mißkredit zu bringen. Dabei hatte Noras Vater die zweihundertachtzig Quadratmeter Wohnfläche auf rund tausend Quadratmetern Grund und Boden keineswegs der Behandlung von Rachenmandeln und Stockschnupfen auf Krankenschein zu verdanken, sondern der privat abgerechneten Korrektur von Nasen und Ohren.

Was gab denen da drinnen eigentlich das Recht, sich so aufzuspielen?

Wie zur Antwort öffnete sich die Tür vor ihr und gab den Blick auf eine Sinfonie in Orangetönen frei, die Nora ganz kurz an die Plastiktabletts der Kantine des Traktorenwerks denken ließ, obwohl vermutlich jeder einzelne Knopf an diesem Hemd, das an eine aufgeplatzte Blutorange erinnerte, mehr kostete als ein Dutzend Kantinentabletts. In Noras Kopf addierten sich blitzschnell Weste, Sakko und Hose aus Designerhand zum Preis einer kompletten Kantineneinrichtung, während sie sich gleichzeitig bemühte, die Ironie in den Worten ihres Bruders zu überhören. Leider kamen seine Formulierungen ähnlich treffsicher daher wie seine Garderobe und der Rest der Familie.

»Ein Unfall«, hörte sie sich sagen und überlegte, wie sie die Kollision der echten Papageienfedern mit einem Gepäcknetz erklären sollte.

»Mit dem Kopf?« Swen tippte gegen die Hut gewordene Geburtstagstorte. »Da wird Mutter sich aber freuen.« Die Botschaft von der verunglückten »Nina Ricci« erreichte die im Wintergarten um den Eßtisch versammelte Familie noch vor Nora selbst, denn Swen ging vor ihr her durch die Halle, den Salon und die Schiebetür, deren farbige Jugendstilverglasung nur die Umrisse der vier Personen dahinter freigab.

»Wißt ihr«, hörte Nora ihn fragen, »wann der letzte Luftangriff über Köln war?«

Obwohl alles in ihr gegen diese Inszenierung rebellierte, sagte Nora nichts, zog sich nur das Ding vom Kopf und überlegte, ob sie es noch rasch im Schutz dieser Schiebetür unter einem Kissen verstecken könnte. Leider entdeckte sie nichts, was Ähnlichkeit mit einem Polster besessen hätte. Ihre Mutter mußte erneut umdekoriert haben, denn im Januar gab es hier noch lose drapierte Stoffe die Fülle und eine Landschaft aus viereckigen, runden und rollenförmigen Kissen in allen Größen und Farben des Orients.

»Gesegnete Mahlzeit miteinander!« Nora versuchte, sowohl die suchenden Blicke hoch zu ihrem Kopf und dann hinab zu ihren Händen wie auch den leeren roten Stuhl mit den zweierlei Beinen zu übersehen. Sie fixierte das Gesteck aus gelben Kissenprimeln, blauvioletten Hyazinthen und Haselnußzweigen zwischen Fischen und Krustentieren auf blauem Geschirr. Das hob sich kaum von dem Tischtuch darunter ab, weshalb es so schien, als tummelten sich Blüten, Taschenkrebse und Aal direkt auf dem changierenden Stoff. Was Nora grundsätzlich nicht einmal für ausgeschlossen hielt, denn ihre Mutter war als Vorreiterin ästhetischer Arrangements für jede Überraschung gut.

»Du entschuldigst, wir haben schon angefangen, die ›molecche‹ vertragen keine längere Wartezeit.« Die Hand der Hausherrin wies auf den roten Stuhl.

Die »molecche« sollten Nora zusätzlich verunsichern, das war ihr auf Anhieb klar. Doch die Rechnung ging nicht auf, weil ihre Mutter die Nummer mit den »Babytaschenkrebsen« schon einmal im vergangenen Frühjahr inszeniert hatte, was ihr wohl entfallen sein mußte.

Trotzdem machte sich in Sekundenschnelle in ihr die Botschaft breit, zu spät, ungehobelt und fehl in dieser Runde zu sein, was ihr nie stärker auffiel als angesichts dieses Stuhls. Nichts als ein wackliges Möbel, jedenfalls bis sie darauf saß, denn dann begannen die Fetzen Seide zu leben und sie selbst zu schrumpfen. Noras Mutter war als letztes Kind ein im Zeichen des .Feuers geborenes, kapriziöses Geschöpf prophezeit worden, dessen Spiegelbild eben dieses Stühlchen mit zwei geraden und zwei schräg abgespreizten Beinen und dem knapp bemessenen Sitzpolster aus leuchtend roter Seide sein sollte. Das Feuerzeichen traf zu, denn Nora war im August geboren worden. Sonst stimmte nichts.

Nora zog an der Rückenlehne, die kaum weniger filigran als der Unterbau war und strengte sich an, die Kommentare ihrer Schwestern zu überhören.

»Hoffentlich behandelt sie die Seide nicht genauso wie ihren Hut!«

»Vielleicht sollte man ihr wieder eine Schutzdecke unterlegen!«

Während Nora vorsichtig Platz nahm und den Hut, den sie noch immer festhielt, auf ihrem Schoß deponierte, wünschte sie sich, dem inneren Kommando folgen und das ganze wunderbare Arrangement einer künstlichen Lagune mit Krustentieren und Familienmonstern sprengen zu können. »Steh auf! Bombardier sie mit ›molecche‹! Geig ihnen die Meinung oder hau ab!«

Sie blieb sitzen, es ging nicht anders, so als hätte dieses rote Seidenpolster einen Anspruch darauf, daß sie es einmal im Monat sonntags von zwölf bis zwei absaß und ihre Rolle als jüngste Dorn zumindest durch körperliche Anwesenheit ausfüllte. Mit ihren fünfundsechzig Kilo auf ein Meter achtundsiebzig tat sie das überreichlich, damit überbot sie sogar das Gewicht ihres Bruders und wahrscheinlich sogar das des Vaters, denn sowohl die männlichen wie auch die weiblichen Mitglieder dieser Familie verfügten über »Gazellenknochen« und ein Ebenmaß der Proportionen, das, wenn man den Schablonen des Schönheitschirurgen Fritz Dorn Glauben schenkte, allenfalls noch von Nadja Auermann erfüllt wurde. Nach seinen Rastern war sogar die Mona Lisa eine Fehlkonstruktion.

»Bedien dich! Du solltest trotzdem zuerst die ›molecche‹ kosten.«

Gerade als Nora den Arm ausstreckte, um zu beweisen, daß sie immerhin Taschenkrebse von Aal und Steinbutt und Languste unterscheiden konnte, piepste es. Ihre beiden Schwestern griffen synchron in die am Boden abgestellten Handtaschen desselben Fabrikats, ihr Bruder zog ein rotes Handy aus dem orangeroten Jackett, der Vater zückte einen gerade handtellergroßen Apparat, die Mutter sah sich zur Anrichte um, und Nora stand auf: »Wenn ihr mich kurz entschuldigt ...«

Es war ihr bis heute unerklärlich, wieso all diese Besitzer eines Mobiltelefons in Aufruhr gerieten, sobald es in einem Radius von zehn Metern piepste. Sie selbst wußte immer, woher das betreffende Geräusch kam. Diesmal aus ihrer eigenen Handtasche, und sie wußte ebenfalls, daß dieser Ton unzulässig war, es sei denn, die Firma ihres Chefs stünde in Flammen.

»Nora Dorn.« Noch während sie sich meldete, sah sie sich nach einem Ort um, wo sie unbelauscht reden könnte. Das neue Interieur ohne Dekorationen und Polster wirkte wie ein Verstärker, der Widerhall ihres eigenen Namens erschreckte sie, und sie stellte sich vor, wie jedes weitere Wort von ihr zu der Runde am Eßtisch hinübergetragen werden würde.

»Becker hier, sind Sie das?«

»Wer sonst?« zischelte Nora und klinkte ohne aufzusehen die Tür auf, von der sie wußte, daß sie in die Garderobe führte. Sie verzichtete auch darauf, den Lichtschalter zu betätigen, weil selbst der Anblick der Mäntel ihrer Familie sie daran hindern könnte, mit ihrem Mitarbeiter Klartext zu reden. Zum Glück roch es weder nach »Nina Ricci« noch nach »homme«, eher schon roch es nach Käse.

»Wieso sind Sie um ...?«, sie unterbrach sich und rückte das beleuchtete Zifferblatt ihrer Armbanduhr näher an die Augen, während sie gleichzeitig nach draußen lauschte und den Zeitplan von Lothar Becker memorierte. Keine Frage, seine Mittagspause begann frühestens in zwanzig Minuten.

»Sind Sie noch da? Man versteht Sie kaum!«

»Das könnte sich sehr rasch ändern«, erwiderte Nora, »fangen wir doch gleich einmal mit Ihrer Arbeitszeit an.«

»'türlich, es ist nämlich so ...« Angeblich hatte jemand den Aushang vom Schwarzen Brett entfernt und obendrein eine falsche Flüsterpropaganda in Gang gesetzt, mit dem Ergebnis, daß Coach und Schüler aneinander vorbeiliefen und er, der arme Becker, vergeblich im falschen Schulungsraum wartete: »... bis mir dämmerte, da stimmt etwas nicht.«

Diesmal mußte Nora nicht mehr ihre Uhr konsultieren, um zu wissen, wie abstrus diese Schilderung war. Einer mit Psychologiediplom in der Tasche wollte ihr weismachen, er habe hundertsechzig Minuten gebraucht um festzustellen, daß »da etwas nicht stimmte«. Die Dreistigkeit dieses Mannes erboste Nora um so, mehr, weil niemand besser als ihr Gesprächspartner wissen mußte, daß sie sich nichts vormachen ließ, weder aus Bequemlichkeit noch aus Eigennutz. »Und Sie glauben, das nimmt Ihnen einer ab?« Wie zur Bekräftigung klopfte sie auf das Hutbord, das sie nicht sehen konnte, von dem sie aber wußte, daß es sich unmittelbar links hinter der Tür befand.

Es quatschte. Irgend etwas quatschte, was ihre Empörung noch steigerte, weil ihr dieses Echo in direktem Verhältnis zu ihren Worten zu stehen und eine Bresche in ihre Autorität als rechte Hand von Mark Wagner zu schlagen schien. Ihr Chef hatte gewußt, warum er sie gegen den Protest von gut einem Dutzend gleich qualifizierter Kollegen an die Spitze seiner Crew gestellt hatte. Sie wußte es auch, jedenfalls außerhalb dieses Hauses.

»Ich habe einen Zeugen«, protestierte es in ihr Ohr, »der letzte von den Meistern, den ich noch gerade eben so erwischt habe.«

»Geben Sie mir den Mann!« Es wäre ein Kinderspiel, ihren Kollegen des willentlichen Arbeitsboykotts zu überführen, der das Traktorenwerk eine hübsche Stange Geld und die Unternehmensberatung ihren guten Ruf kosten könnte.

»Passiert ist passiert«, nuschelte es am anderen Ende der Leitung, »und die Absicht müßten Sie mir erst mal beweisen. Überhaupt war ich für die Firma ›Klotzblitz‹ in Hamburg eingeteilt.«

»Das dachte ich mir, daß Sie den schrillen Ladies von der Reeperbahn nachtrauern.«

»Schrille Turmschuhe, wenn überhaupt«, protestierte es, »und wozu habe ich schließlich die Outdoor-Fortbildung mitgemacht, wenn ich's nicht anwende?«

»Sie können gerne mit Ihren Meistern in Steinhausen outdoor vor der neuen Montagehalle trainieren.«

»Diese Leute sind Schrott und zu alt. Die raffen sowieso nicht mehr, was da aus Japan rüberschwappt, die spielen den Einpeitscher und rechnen sich ihre Rente aus und basta.«

»Irgendwie ist mir Ihr Alter entfallen, Becker?« Natürlich wußte Nora genau, daß der Kollege sechsundvierzig, somit elf Jahre älter als sie selbst und schon als Unternehmensberater für die Wagner GmbH tätig gewesen war, als sie noch die Schulbank drückte. Ebenso kannte sie alle relevanten Zahlen des Traktorenwerks in München. Das Durchschnittsalter der Meister dort, die passend zur neuen Technologie auf Teamarbeit umgeschult werden sollten, betrug vierundvierzigkommadrei Jahre. Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort auf ihre Frage, trotzdem ließ sie bewußt das Schweigen zwischen ihnen wachsen und nachklingen.

Es roch tatsächlich nach Käse. Die Stille intensivierte den Geruch, der Nora in die Nase stieg und sie irritierte, weshalb sie von sich aus die stumme Marter abbrach: »Wissen Sie schon, wieviel Sie bekämen, wenn SIE demnächst in den Ruhestand träten, Becker?«

»Ich? Bis dahin sind es noch zwanzig Jahre, mindestens. Wollen Sie mich verarschen?«

»Höchstens neunzehn«, korrigierte Nora sanft, »und wenn Sie so weitermachen, sind's statt Jahren allenfalls Wochen. Ich hoffe, Sie haben unser kleines Gespräch nicht vergessen.«

»Sie sind eine Teufelin!«

»Weil ich Sie davor bewahre, Ihre Familie zu ruinieren?«

»Die fünf Mille jeden Monat zahle ich Ihnen heim, ich schwör's.«

»Sie haben die private Krankenversicherung vergessen, Becker!« Jedesmal, wenn sie in der Lohnbuchhaltung ihrer Firma auf diese, gemessen am Einkommen des Kollegen durchaus bescheidene Summe stieß, die seit nunmehr acht Monaten direkt auf ein Konto in den neuen Bundesländern ging, machte sich tiefe Zufriedenheit in ihr breit. Dieser Mensch hatte nach der Wende einen Auftrag in Cottbus ausgeführt und nebenbei eine Frau geschwängert, die im letzten Juni mit ihren Zwillingen bei der Firma Wagner aufgetaucht war. Nora hatte das für einen Fingerzeig des Himmels gehalten. Der Kollege war dort erwischt worden, wo es ihm weh und seinem Saatgut wohl tat.

Das Triumphgefühl machte Noras Stimme rund, sie hörte es selbst, gleichzeitig entspannte sich ihr Körper und griff Raum. Es quatschte erneut unter ihrem Handballen, etwas Weiches blieb haften. Das hier war eine Garderobe, verdammt! Nicht einmal ihre Mutter oder ihre Schwestern waren. so meschugge, sich nach Käse riechende Weichgebilde auf den Kopf zu setzen.

»Sind Sie noch dran?«

»Ja.«

»Ihre Stimme ist plötzlich so weit weg, ich versteh Sie kaum, vielleicht sollte ich doch lieber Hamburg übernehmen, ein Zimmer habe ich auch schon reserviert.«

Ist er nur dreist? überlegte Nora. Oder obendrein dumm? Ihre Stimme wurde scharf, sie hörte das »R« rollen und das »Z« zischen: »Hören Sie gut zu, Becker. Sie haben jetzt zwei Optionen.«

»Ich nehme Hamburg«, darauf er, »ich verspreche Ihnen, ich mache meine Sache gut, Mode schlägt voll in mein Fach, Sie werden staunen.«

Nora verzichtete darauf kundzutun, was exakt in sein Fach schlug. Egal nämlich, ob es wie in diesem Fall bloß um extravagante Schuhmoden auf der Reeperbahn oder eine als Schulungsmaßnahme getarnte Unterhosenparty auf Sardinien oder eine Beteiligung an den Nebeneinkünften der geleasten Schreibhilfen aus Prag ging, Lothar Becker war spezialisiert auf die Ausbeutung von Frauen. Am liebsten war es ihm, wenn eine sich wehrte, dann spielte er den Zuchtmeister. Es waren üble Dinge, die über ihn in Umlauf waren, doch leider war bislang keines der Opfer bereit gewesen, sich zu wehren. Die Angst oder das Schmerzensgeld, das er notfalls zahlte, waren zu groß. Im Fall von Hilde Halbritter aus Cottbus betrug es jetzt immerhin fünf Mille monatlich plus Krankenkasse, davor hatte er in seiner Lieblingswährung »Unterhalt« geleistet. »Sagen Sie ihm nicht, daß ich mit Ihnen gesprochen habe«, hatte die Frau bei jenem Besuch im Büro gefleht, »sonst schlägt er mich windelweich.«

Wenn einer staunen würde, dann Lothar Becker selbst.

»Okay«, setzte sie an und registrierte das voreilige Aufatmen am anderen Ende der Leitung, ehe sie fortfuhr: »Sie können entweder die Kosten für das heute durch ihr Verschulden ausgefallene Seminar übernehmen oder sich umgehend krank melden.«

»Ich bin freier Mitarbeiter, mein Fixum ist ein Witz und geht für Alimente drauf, was habe ich da von einem Attest?«

»Das brauchen Sie, um unsere Firma nicht in Mißkredit zu bringen.«

»Und wer bezahlt mir den Ausfall?«

»Sie selbst, das gilt natürlich auch für die Hotelkosten in Hamburg, falls ich nicht einspringe und selbst dort logiere. Wo haben Sie gebucht?«

»Im Elysee. Das darf doch nicht wahr sein, ausgerechnet Sie wollen ein paar Meter vom Babystrich entfernt Girlies beibringen, wie sie die Brikettsohlen von diesem Schuhfritzen unters Volk bringen?«

»Bei mir laufen die Girlies auf Steuerkarte und mit Versicherung und riskieren allenfalls einen gebrochenen Knöchel.«

»Bei mir hat sich auch noch keine das Schambein gebrochen.«

Der Typ war verrückt, pervers, einfach widerlich. »Passen Sie auf, daß ich Sie nicht mit meinem Schambein erschlage!«

»Nicht in meiner Anrichte, Nora, das geht zu weit!« Die Tür unmittelbar neben Nora blieb geschlossen, dafür klaffte nun am anderen Ende der höchstens drei Meter langen und zwei Meter breiten Kammer ein Spalt, ließ Licht hereinfluten, konturierte die Silhouette ihrer Mutter und eine Anrichte nebst Weinregalen, wo all die Jahre zuvor Mäntel, Hüte und Schals aufbewahrt worden waren. Es roch nach Käse, weil dort Käse stand, und das Quatschen unter ihrem Handballen eben stammte von der kuppelförmigen Kräuterfrischkäsetorte, der nun eine Ecke fehlte.

Diesmal eilte die Kunde von Noras Attentat auf den letzten Gang dieses Familienbrunchs vor ihr her in den Wintergarten. Inzwischen waren auch die beiden Schwiegersöhne eingetroffen, die regelmäßig um zwei Uhr die Runde ergänzten, wenn, wie gewohnt, vom Eßtisch zu der Sitzgruppe aus Rattan übergewechselt wurde, um das sonntägliche Treffen mit Kaffee, Dessert oder wahlweise Käse zu beschließen.

»Ein Krater wie von einer. Bombe«, hörte Nora ihre Mutter sagen. »Stundenlang habe ich für diese Käseterrine gebraucht, es war stockfinster in meiner Anrichte, mich hätte der Schlag treffen können.«

»Unsere Schwester berät vielleicht neuerdings die Luftflotte«, warf Swen ein, »und die rächen sich nun. Erst erwischt es Mutters Hutkreation und dann ihren Käsegang. Ich wußte allerdings nicht, daß in Friedenszeiten Verdunklung angesagt ist.«

»Und irgendwas war mit ihrem Schambein.« Das Lagunenblau direkt vor Nora vibrierte kaum weniger als die Stimme der Trägerin. »Sie hat gedroht, jemanden mit ihrem Schambein zu erschlagen.«

»Kein Wunder, daß sie keinen Mann abbekommt«, sagte eine Frauenstimme, die Nora unschwer Carola, genannt Cara, zuordnete. Ihre älteste Schwester hielt sich jede Menge darauf zugute, einen Schauspieler eingefangen zu haben, der obendrein noch erfolgreich Drehbücher schrieb und seit neuestem sogar Regie führte. Sie selbst wachte darüber, daß alle, vom Kabelträger über die Maske bis hin zum Produzenten unentwegt ihr Improvisationstalent und ihre Schönheit lobten. Angeblich war keiner von denen imstande zu begreifen, wie Cara diese Qualitäten der Öffentlichkeit vorenthalten konnte, woraufhin sie nach eigenen Aussagen zu erwidern pflegte, daß EIN Star im Duo »Dorn-Entemann« ihr genüge.

Wenn Nora eins wußte, dann, daß keines ihrer Geschwister genügsam war. Eher schon hatte Cara sich ausgerechnet, daß ihre Chancen auf der Bühne für die erste Liga nicht allzu gut stünden. Im Gegensatz zu der zwei Jahre jüngeren Stefanie, genannt Steff, war die Einundvierzigjährige nämlich schon an den Vierzeilern gescheitert, die sie zum Muttertag oder zu Weihnachten aufsagen sollte.

Für Einzeiler aus der eigenen Giftküche reichte es allerdings, wie dieser Ausspruch gerade bewies, der Nora traf, obwohl sie sich wie jedesmal sagte, daß ihre Karriere tausendmal mehr wöge als die Assistenzdienste für einen Ehemann, der obendrein fremdging.

»Sollten wir Nora nicht von einem grüßen, der sozusagen ihr erster Kunde war?« hörte sie nun besagten Ehemann soufflieren. Kurz nach der Hochzeit hatte Diddi sein Glück auch bei ihr versucht und natürlich eins auf die Finger bekommen. Seitdem neigte er dazu, seine ledige Schwägerin als karrieregeiles Mannweib zu karikieren.

»Stimmt ja«, tönte es jenseits von dem Lagunenblau und den türkis angestrahlten Palmwedeln vor der Sitzgruppe. Und dann lauter: »Nora, Schwesterherz, wir sollen dich auch ganz lieb von Friedrich grüßen.«

Nora schnellte vor, stieß dabei gegen den Ellbogen ihrer Mutter und wurde selbst von einem Farnblatt erwischt: »Spinn nicht rum! Ich dulde das nicht.«

»Sie duldet es nicht, hört ihr?« Es mochte Zufall sein, daß Caras Kostüm perfekt mit der Farbpalette des Raums harmonierte, jedenfalls bildete sie eine Einheit mit ihrem Umfeld, als sie sich nun den anderen zuwandte und verständnisinniges Lächeln einheimste, bevor sie die Story zum besten gab, wie einer, den »unsere Nora« um ein Haar dingfest gemacht hätte, es vorgezogen hatte, durchs Examen zu rasseln und ein Busenwunder zu heiraten: »Vielleicht sollten wir unserer Nora die Adresse von dem Busenschnipsler geben, was meint ihr?«

Die Stimmen schwirrten durcheinander, die »Mordstitten« wurden beschrieben, wie sie im Hüpfsprung nach einem Tennisball vibrierten, Noras Mutter protestierte, und ihr Vater trumpfte mit seinen Nasen und Ohren auf: »Gegen meine Beauties kommt keiner an, ich hab Noraken schon mehrmals eine neue Nase angeboten, wie heißt der Schnipsler denn nun?«

Es interessierte Nora nicht, daß der »Schnipsler« der Vater jenes Busenwunders war, das Fredder geheiratet hatte, mit Familiennamen »Schaller« hieß und über seine clevere Tochter – »sie wollte auch in Medizin machen, ist aber durchgefallen, immerhin hat sie jetzt die richtigen Connections« – ständig neue Ärzte verpflichtete, die entweder arbeitslos oder unterbezahlt oder verschuldet waren und im Auftrag des gelernten Chemikers Brustkorrekturen durchführten. In Noras Kopf mischten sich Brustlappen und blutige Skalpelle mit einem giftgrünen Ohr. Und obwohl die Geschichte mit Fredder nun zwölf Jahre her war, gab es Nora noch jetzt einen Stich, wenn sie damit konfrontiert wurde. Sie hatte Fredder geliebt, für ihn hatte sie sogar ihr Examen riskiert, aber ihr Professor hatte den Pfusch bemerkt, seine beste Studentin geschützt und Fredder durchfallen lassen. Das war's dann. Ihr Liebster vertrug keine Frau, die ihm stets eine Nasenlänge voraus war: »Laß uns einfach gute Freunde bleiben, okay?« Die Freundschaft hatte nicht einmal für eine Karte zum Geburts-Valentins-Freundschaftstag gereicht. Sie sah die Trennungsszene wieder vor sich, er hatte pausenlos an seinem Ohrläppchen gefriemelt, was zur Folge hatte, daß die Farbe von seinen Fingern daran haften blieb. Der letzte Schnappschuß in Noras Kopf zeigte einen gutaussehenden Studenten mit giftgrün koloriertem Ohr. Mit seinen Farbstiften war er sehr viel fleißiger gewesen als mit Lehrbüchern, insgeheim hatte er auf seine Entdeckung als Künstler gehofft: »Grafik ginge auch.« Nora hatte in all den Jahren niemals etwas von einem Friedrich Hügel gehört, der die Kunstszene eroberte.

Endlich erreichte sie die Stimme ihres Vaters: »Den Jungen hättest du dir mal besser nicht durch die Lappen gehen lassen sollen, Noraken, wenn das so ist!«

»So?« Ihre Stimme klang hohl, das hörte sie selbst, gleich würde ihr übel werden, dann läge sie da flach ausgestreckt auf dem glitzernden Granitboden, angestrahlt von türkisgrünem Licht, Marke Wasserleiche. Den Gefallen tat sie den Dorns nicht, nie! Wenn sie in die Knie ginge, dann outdoor. Ihr nächster Auftrag war outdoor, nur ein paar Meter weg von Hamburgs Babystrich, sie würde der Firma »Klotzblitz« auf Brikettsohlen so hoch wie ihr Handrücken zu neuem Ruhm verhelfen. Klotzblitzklotzblitzklotz ..., die Brikettabsätze wuchsen ins Gigantische, holten aus, das Karussell in ihrem Kopf stand still. A-u-s.

»Ob sie sich wegen ihrer Nase grämt?« fragte es über ihr. »Dabei habe ich ihr doch gerade noch eine neue angeboten, fühl mal einer den Puls!«

»Ich denke, du bist der Arzt!« Lagunenblau schob sich neben Karo, das zu ihrem Vater gehören mußte, weil niemand außer ihm so konsequent das Modediktat sprengte wie er mit seiner Vorliebe für großkarierte Sakkos. Nora blinzelte.

»Nicht mit 'nem Aperitif, zweierlei Wein und 'nem doppelten Grappa im Leib, der war gar nicht übel. Sieh mal einer nach dem Kind, ich finde den Puls nicht.«

Nora richtete sich auf. »Ist schon okay, lag wohl am Essen, ich muß dringend mal raus.«

Die aufgeregte Stimme ihrer Mutter verfolgte sie durch den Salon und die Halle, vorbei an der zur Anrichte umgemodelten Garderobe bis hin ins Bad. Es nützte nicht einmal etwas, daß Nora sich die Finger in die Ohren stöpselte. Die durch keinen Stoff und keinen Teppich gedämmten Räume trugen das Echo der Klage um die Dreistigkeit von Menschen zu ihr, die jede wohlmeinende Hilfe ablehnten und nicht einmal davor zurückschreckten, das eigene Elternhaus in Mißkredit zu bringen: »Schambein, sie hat wortwörtlich Schambein gesagt, und von meinen ›molecche‹ hat sie nicht einmalgekostet.«

»War auch besser so«, dröhnte die Stimme des Hausherrn, »für meinen Geschmack ist an diesen Babykrebsen eh nichts zum Beißen dran, ein ordentliches Steak wär mir lieber, und was das Schambein betrifft, solltest du dich nach vier Geburten wenigstens damit auskennen, das sitzt nämlich da!«

Der nachfolgende Aufschrei bewies Nora, daß ihre Mutter nun definitiv wußte, wo ihr eigenes Schambein saß. Im Spiegel sah Nora ihre fast zuckenden Mundwinkel. Lachte sie? Weinte sie? Sicherheitshalber wischte sie sich unter den Augen entlang, doch alles blieb trocken, und weil sie so gut wie kein Make-up benutzte, waren auch keine Farbrückstände zu befürchten.

Fredder hatte es gemocht, wenn sie Lippenstift benutzte, weil ihr Mund dann angeblich noch wollüstiger wirkte. Sie stülpte die Lippen vor, zog sie breit, spreizte sie, aber sie konnte wahrlich nichts Wollüstiges daran entdecken. In einem Dutzend Jahren mochte auch das verflogen sein, überhaupt machte es keinen Unterschied für einen, der soeben bei einem Busenwunder namens Veronika Schaller angedockt hatte, wie die Lippen einer Nora Dorn beschaffen waren. Diese Veronika kannte Nora ebenfalls, und es war nicht weiter erstaunlich, daß sie damals durchs Examen gefallen war. Eine, die nichts ausließ, um sich bei einem Möchtegern-Picasso einzuschleimen, hatte keinen Kopf für Humanmedizin, falls sie überhaupt einen denkfähigen Kopf besaß. Es hatte ihr schon immer genügt, Männer mit ihrem bloßen Anblick in hirnlos sabbelnde Lustmolche zu verwandeln, und offensichtlich hatte Fredder es vorgezogen, diesen Zustand festzuschreiben. Picasso ade! Nora sagte sich, daß sie froh sein sollte, daß sie ihn los und ihrem klugen Kopf gefolgt war.

»Dr. Nora Dorn«, sagte sie ihrem Spiegelbild vor, »Jahreseinkommen um die zweihundertvierzigtausend Mark, fickt durchschnittlich einmal die Woche im Traum und sehr viel seltener real und dann nur mit Kondom und minimalem Lustgewinn und niemals bei sich zu Hause.«

Sie stockte. Genaugenommen gab es nicht einmal ein Zuhause. Sie lebte aus dem Koffer, den sie in einem jener Hotels, die sich überall gleich waren, aufklappte und den sie nicht einmal in dem Schlupfloch auspackte, wo Pandora über einen Stapel Wäsche zum Wechseln und ein paar Erinnerungen wachte. Im Gegensatz zu Gott und aller Welt wußte Nora, daß Pandora keineswegs die Überbringerin von Unheil war, ganz im Gegenteil.

Ob Fredder wirklich mit dieser Veronika verheiratet war?

Kapitel 2 Neues vom Hochplateau

»Pandora, komm!« Nora lockte die Katze, die jedoch zu klug war, um zu glauben, daß die Stoffpuppe, die ihr hingehalten wurde, eine neue Spielrunde einleitete. Das Tier rührte sich nicht unter dem großen Bett hervor, das zusammen mit dem Schaukelstuhl und einer Unzahl von Puppen den Raum beherrschte.

Er war fünf Meter breit und drei Meter achtzig lang, davon ging nur das winzige Bad ab, es gab weder Küche noch Flur, dafür war die Dachterrasse großzügig bemessen. Von dort aus sah Nora auf ein Gewirr von Gleisen, die Bahnhofshalle und die beiden aufragenden Spitztürme des Kölner Doms. Sie liebte diesen Platz. Im Moment allerdings war ihr das Ticken der Wanduhr, die sie bloß wegen der Püppchen gekauft hatte, die sich dort im Zeittakt drehten, näher. Die ergötzten nämlich die Katze, die voll Verachtung auf echte Mäuse oder solche aus Gummi herabsah. Genaugenommen zählten für Pandora nur Puppen.

»Pandora, komm!« Nora griff in das Uhrwerk, um das Erscheinen des winzigen Eskimos zu forcieren, der jeden Morgen um sieben seinen Auftritt hatte. Um zwanzig nach ging Noras Zug, es wurde höchste Zeit, und sie wollte der Katze wenigstens noch einmal über das seidige Fell streicheln, bevor sie zum allmonatlichen Montagmorgen-Meeting mit dem Oberboß nach Frankfurt führe und von dort dann weiter nach Hamburg.

Pandora bewegte sich nicht.

Noch im Großraumwagen der ersten Klasse sah Nora die funkelnden grünen Augen vor sich, die das einzig Lebendige an dem Tier gewesen zu sein schienen, sein anthrazitgrauer Körper war statuenhaft starr geblieben. Kein Maunzen, kein Fauchen, Verachtung pur. Nora seufzte. Sie hätte es wissen müssen, sie war selbst schuld. Als sie vor nunmehr sechs Jahren beschlossen hatte, sich ein Haustier anzuschaffen, das pflegeleicht war und ihr die oft schlaflosen Nächte in ihrer Kölner Rumpelkammer verkürzte, hatte sie die Auswahl zwischen allen möglichen Kätzchen, eine niedlicher und verspielter als die andere, gehabt. Aber sie hatte nach Pandora gegriffen, die damals noch namenlos war und abseits saß. Der Züchter hatte sie sogar gewarnt, nicht einmal die Rassemerkmale stimmten, aber Nora hatte sich nicht beirren lassen. Mit dem Erfolg, daß sie sich nun von einem verhaltensauffälligen Wesen tyrannisieren ließ, das mit einer Hauskatze soviel gemeinsam hatte wie sie selbst mit ihren Schwestern.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!