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Sie sucht ein neues Outfit – und findet so viel mehr: Der Liebesroman „Antonia und der Mode-Zar“ von Annegrit Arens jetzt als eBook bei dotbooks. Neuer Lover, neue Freunde, neue Karriere … So hatte sich Antonia ihren Neustart in Köln vorgestellt. Nur leider sieht die Realität ganz anders aus. Nun soll der Mode-und-Lifestyle-Workshop der Partnervermittlung „Die Liebesformel“ wieder Glanz in ihr Leben bringen. Doch wie immer, wenn sie nervös ist, wird Antonia kratzbürstig und schlägt alle in die Flucht. Nur einen scheint das gar nicht zu stören: Kursleiter Leander. Der kennt sich mit trotzigen Diven bestens aus – und bringt Antonia so aus dem Konzept, dass sie ganz vergisst, ihm die kalte Schulter zu zeigen. Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Antonia und der Mode-Zar“ von Annegrit Arens. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 188
Über dieses Buch:
Neuer Lover, neue Freunde, neue Karriere … So hatte sich Antonia ihren Neustart in Köln vorgestellt. Nur leider sieht die Realität ganz anders aus. Nun soll der Mode-und-Lifestyle-Workshop der Partnervermittlung »Die Liebesformel« wieder Glanz in ihr Leben bringen. Doch wie immer, wenn sie nervös ist, wird Antonia kratzbürstig und schlägt alle in die Flucht. Nur einen scheint das gar nicht zu stören: Kursleiter Leander. Der kennt sich mit trotzigen Diven bestens aus – und bringt Antonia so aus dem Konzept, dass sie ganz vergisst, ihm die kalte Schulter zu zeigen.
Ob Parship, Friendscout oder ElitePartner – glauben Sie daran, dass man seine große Liebe online finden kann? Annegrit Arens schreibt für alle Überzeugten, Skeptiker und Unentschlossenen.
Über die Autorin:
Annegrit Arens hat Psychologie, Männer und das Leben in all seiner Vielfalt studiert und wird deshalb von der Presse immer wieder zur Beziehungsexpertin gekürt. Seit 1993 schreibt die Kölner Bestsellerautorin Romane, Kurzgeschichten und Drehbücher. Fünf ihrer Werke wurden für die ARD und das ZDF verfilmt.
Annegrit Arens veröffentlichte bei dotbooks bereits folgende Romane: »Der Therapeut auf meiner Couch«, »Die Macht der Küchenfee«, »Aus lauter Liebe zu dir«, »Die Schokoladenkönigin«, »Die helle Seite der Nacht«, »Ich liebe alle meine Männer«, »Wenn die Liebe Falten wirft«, »Bella Rosa«, »Weit weg ist ganz nah«, »Der etwas andere Himmel«, »Der geteilte Liebhaber«, »Wer hat Hänsel wachgeküsst«, »Venus trifft Mars«, »Süße Zitronen«, »Karrieregeflüster«, »Wer liebt schon seinen Ehemann?«, »Suche Hose, biete Rock«, »Kussecht muss er sein«, »Mittwochsküsse«, »Liebe im Doppelpack«, »Lea lernt fliegen«, »Lea küsst wie keine andere«, »Väter und andere Helden«, »Herz oder Knete«, »Verlieben für Anfänger«, »Liebesgöttin zum halben Preis«, »Schmusekatze auf Abwegen«, »Katzenjammer deluxe«, »Ein Pinguin zum Verlieben«, »Absoluter Affentanz«, »Rosarote Hundstage«, »Die Liebesformel: Ann-Sophie und der Schokoladenmann«, »Die Liebesformel: Anja und der Grüntee-Prinz«, »Die Liebesformel: Tamara und der Mann mit der Peitsche«, »Die Liebesformel: Susan und der Gentleman mit dem Veilchen« und »Die Liebesformel: Ann-Sophie und il grande amore«.
Die Autorin im Internet: www.annegritarens.de
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Originalausgabe April 2017
Copyright © der Originalausgabe 2017 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Dr. Verena Stindl
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Timolina
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (sh)
ISBN 978-3-95824-813-7
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Annegrit Arens
Antonia und der Mode-Zar Die Liebesformel Band 5
Roman
dotbooks.
Die »Liebesformel« basiert auf der Erkenntnis, dass weder der Funkenflug der Hormone (gemeinhin als Liebe bekannt) noch eine hohe Anzahl an Matching-Punkten bei einschlägigen Partnervermittlungen oder neuerdings TV-Formaten ausreichen, um eine Beziehung aufzubauen, die mehr als nur Glückssache und obendrein haltbarer als etwa ein Mittelklassewagen ist.
Ausgangsbasis dieser sechsteiligen Reihe ist die persönliche Leidensgeschichte der diplomierten Psychologin Ann-Sophie Sonntag (44). In ihrem Beruf sucht Ann-Sophie Führungskräfte, die optimal zum jeweiligen Unternehmen passen. Doch so erfolgreich sie als Headhunterin ist, so unglücklich verlaufen ihre privaten Beziehungen. Im Grunde entdeckt sie rein zufällig etwas, das bei der Partnersuche bisher völlig vernachlässigt wurde. Ihr eigenes Tagebuch, das sie seit ihrem 15. Geburtstag führt und das inzwischen zwölf Hefte füllt, liefert den Schlüssel:
Während eines zufälligen Vergleichs ihrer bisherigen (gescheiterten) Beziehungen erkennt Ann-Sophie verblüffende Parallelen. Mit wissenschaftlicher Akribie arbeitet sie Schritt für Schritt heraus, was bislang unbeachtet blieb:
Fast alle Menschen folgen bei der Partnerwahl unbewusst einem Muster, das schon sehr früh angelegt wurde. Das ist inzwischen weitgehend bekannt. Menschen ahmen gern nach, was ihnen als Kind vorgelebt wurde, verfolgen in der Pubertät aber häufig das absolute Gegenteil. Beide Varianten werden dann bei der Suche nach dem richtigen Partner so lange »ausprobiert«, bis ein Echo erfolgt. Wie oft dieses Echo dem Zufall und der Sehnsucht geschuldet ist, belegt die steigende Anzahl von Trennungen.
Selbst als diplomierte Psychologin hat Ann-Sophie zwölf Tagebücher füllen müssen, um zu durchschauen, dass sie immer wieder auf Männer hereinfällt, die als ganze Kerle rüberkommen, etwa weil sie ihre Wohnungstür »knacken«, wenn sie den Schlüssel verloren hat. Ihr Beuteschema ist in Wahrheit das Beuteschema ihrer Mutter.
Die systematische Auflistung von Eigenschaften, Verhaltensweisen etc. dieser Ex-Männer bestätigt, dass schon Kleinigkeiten, die an kindliche Wohlfühlelemente anknüpfen, ausreichen, um Ann-Sophie immer wieder aufs Neue »blind« zu machen und sich auf Männer einzulassen, die nicht gut für sie sind.
Der Abgleich mit den Erfahrungen von Kolleginnen und Freundinnen und die Übersetzung in ein Computer-Programm bestätigen, dass es anderen Frauen ähnlich geht. Ann-Sophies Chef wittert ein geniales Geschäftsmodell – er gründet die Firma »Liebesformel« und macht Ann-Sophie zur Geschäftsführerin.
Um mit dem gesammelten Wissen anderen Menschen zu helfen, die große Liebe zu finden, erfragt Ann-Sophie mit ihrem Team nun scheinbar alltägliche und ganz banale Gewohnheiten und Verhaltensmuster und entdeckt den Schlüssel zu dem, was Menschen nach der ersten Verliebtheit »aufwachen« lässt.
Die Liebesformel analysiert den individuellen Mikrokosmos des Alltags von Probanden sowie deren Herkunftsgeschichte und leitet daraus ein neues Muster ab.
Um dieses neue Muster einzuüben, bietet die Liebesformel zusätzlich Workshops an, in denen die Teilnehmer Skills erlernen, die sie fit für die verschiedenen Lebenssituationen rund um die Liebe machen.
… und weil die ersten Monate gezeigt haben, wie stark der Drang vieler Mitglieder nach »learning by doing ist, gibt es nun Workshops, in denen je nach Bedarf alles auf den Prüfstand kommt und geübt wird, was die Partnerfindung erfolgreicher macht.
Ann-Sophie fuhr ihren Laptop hoch und klickte den Chatroom der Liebesformel an. Heute hatte Susan die Moderation übernommen, sie wirkte professionell und sympathisch. Seit sie mit Roman zusammen war, ging sie überhaupt viel mehr aus sich heraus und tat alles, um dem Liebesformel-Team zu beweisen, dass sie mehr konnte als nur gelegentlich einen Kurs frei nach Knigge zu leiten. Insgesamt kam sie überall gut an. Na ja, fast überall, denn ein einzelnes zahlendes Mitglied war definitiv nicht gut auf Susan zu sprechen, seit sie und Roman ein Paar waren.
Antonia Küsgen hatte sich selbst Chancen bei Roman ausgerechnet und einen regelrechten Eklat provoziert, als er sich für Susan entschied. In ihrer Enttäuschung hatte Antonia sogar mit juristischen Schritten gedroht, aber natürlich gab es dafür nicht wirklich eine Handhabe. Gut möglich, dass sie ihre Abneigung gegen Susan jetzt automatisch auf alles übertrug, was mit der Liebesformel zusammenhing und deshalb auf keins der breit gefächerten Angebote reagierte. Sie ignorierte sogar direkt an sie gerichtete Mails. Ann-Sophie überlegte gerade, ob sie der Strafverteidigerin die Rückerstattung ihres im Voraus bezahlten Mitgliedsbeitrags für immerhin ein halbes Jahr anbieten sollte, als ihr auf stumm geschaltetes Smartphone aufblinkte. Blitzschnell tippte Ann-Sophie auf »Anruf annehmen«. Vergebliche Liebesmüh! Dieses kurze Anklingeln und gleich wieder auflegen war typisch für Flo. Wenig später erhielt sie per SMS die profane Mitteilung, dass sie einen Anruf von »Michelangelo«, wie sie Flo nannte, verpasst hatte.
Seit drei Wochen wartete Ann-Sophie darauf, dass er endlich sein Versprechen wahr machte und seine Tochter Franzi, die inzwischen als studentische Hilfskraft für die Liebesformel arbeitete, in Köln besuchte. Damals, als Flo den Pavillon der Firma restaurierte, waren er und Ann-Sophie einander sehr nah gekommen. Allein durch die Erinnerung an diese Wochen begann Ann-Sophies Puls zu rasen. Sie sagte sich, dass nichts dagegen sprach, wenn sie selbst die Initiative für einen zweiten Anlauf ergriff, schließlich war sie eine moderne Frau, die mitten im Leben stand. Sie ließ es endlos lange klingeln, aber er meldete sich trotzdem nicht. Stattdessen leuchtete ihr Display erneut auf, diesmal kam eine Textnachricht von ihm – aber was für eine! Er teilte ihr ganz lässig mit, dass er soeben einen Auftrag in Florenz angenommen hatte und sie doch bitte solange gut auf sich selbst und erst recht auf seine kleine Franzi aufpassen sollte. Er würde sich demnächst wieder melden, das war es dann auch schon. Ann-Sophie kochte vor Wut und hatte wenig Lust, ausgerechnet jetzt im Chatroom der Liebesformel zu verfolgen, wie wildfremde Menschen sich über das Thema Nummer eins austauschten. Andererseits gehörte auch dies zu ihrem Job, und das sah offenbar auch ihre Sekretärin so. Renate war eben hereingekommen und hatte sich hinter Ann-Sophies Arbeitsplatz aufgebaut, jetzt beugte sie sich vor und tippte auf die geöffnete Seite.
»Sieh dir das mal an«, sagte sie.
Ann-Sophie nahm den Bildschirm genauer ins Visier. Irrtum ausgeschlossen!
»Das ist doch Antonia, unsere Strafverteidigerin! Mein Gott, und die arme Susan macht heute die Moderation, hoffentlich geht das gut.«
»Um Susan brauchst du dir keine Gedanken zu machen, glaube ich.« Mit dieser mysteriösen Bemerkung fuhr Renate die Lautstärke hoch. «Hör selbst.«
Und dann verfolgten die beiden Frauen, wie Antonia sich auf einen Neuzugang einschoss, der sich unter dem Nickname »Der Pate« angemeldet hatte. Niemand stellte sich im Chat unter seinem echten Namen vor, das tat natürlich auch die Juristin nicht, die sich gerade mit besagtem Paten fetzte. Sie nannte sich »Tonette«.
»Ohne ›die‹ davor«, betonte sie, »so wichtig nehme ich mich nicht. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als notorische Wichtigtuer. Wie Marlon Brando sehen Sie übrigens nicht aus. Oder sehen Sie sich eher als sein Gegenspieler, das war doch einer von diesen Mafia-Bossen?«
»Was soll das? Ich frage Sie ja auch nicht, ob Sie sich Tonette nennen, weil Sie sich heimlich für Marie Antoinette halten und ein Faible für Sonnenkönige haben.«
Es war ein ziemlich kurioser Schlagabtausch, der da ablief und alle anderen verstummen ließ. So benahm man sich höchstens ohne Zeugen und wenn man sich sehr gut kannte, was hier nun wirklich nicht der Fall war. Ann-Sophie wollte gerade Susan zu Hilfe kommen und dazwischen gehen, als ausgerechnet die Tochter von Ann-Sophies umtriebigem »Michelangelo« nach einem kurzen Klopfen hereingestürmt kam.
»Sorry, tut mir echt leid, aber dieser Typ gibt einfach keine Ruhe und will unbedingt zu dir. Angeblich …«, hier legte Franzi eine Art Kunstpause ein, » … also angeblich kennt er dich schon ewig.«
»Hat er auch einen Namen?«, erkundigte sich Ann-Sophie.
»Klar, tut mir leid, aber irgendwie bringt mich dieser Ingo Emde auf die Palme mit seiner arroganten Art. Nur weil er angeblich Creative Director beim Fernsehen ist …«
»Beruhig dich, das ist er wirklich. Den Job habe ich ihm höchstpersönlich vermittelt, als ich noch als Headhunter aktiv war. Außerdem ist Ingo Emde nicht nur ein besonders kreativer Kopf, sondern obendrein ein ziemlich sympathischer Zeitgenosse.«
»Verstehe.« Man konnte sehen, wie es hinter Franzis glatter Stirn arbeitete. »Dann darf er also einfach so ohne Termin zu dir rein?«
Ann-Sophie zögerte kurz. Sie warf einen Blick auf die Uhr, in ein paar Minuten endete der Chat sowieso, so lange würde Susan es auch allein schaffen.
»Er darf«, sagte sie laut, »und ruf mal deinen Vater an, bevor er endgültig … aber das sagt er dir besser persönlich.«
Antonia wunderte sich über sich selbst. Dabei hatte sie gerade eine anstrengende Hauptverhandlung und einen Haftprüfungstermin hinter sich gebracht und erst kürzlich ihren Traummann – Betonung auf »Traum« – endgültig verloren, obendrein an eine Mitarbeiterin der Liebesformel. Seit Wochen begleitete sie diese Niederlage. Kaum wachte sie auf, meldete es prompt: Du bist ihn los, du bist und bleibst eine Versagerin mit sächsischem A und mindestens fünf Kilo zu viel auf den Rippen. So sah es aus, das war die knallharte Wirklichkeit, trotzdem war an diesem Tag etwas anders. Ihre beste und einzige Freundin bezog das allerdings fälschlicherweise auf ihren Strudel. Britta arbeitete in der Gerichtskantine und war für alles Süße zuständig. Kaum erblickte sie heute Antonia, kam sie auch schon angerannt.
»Hey, du musst gerochen haben, dass in ein paar Sekunden mein Apfelstrudel fertig ist. Ich habe ein neues Rezept ausprobiert, du kriegst auch das erste und größte Stück.«
»Heute nicht«, protestierte Antonia und hielt kurz die Luft an, denn jetzt roch sie es. Wie das duftete, nach Äpfeln und Zimt und natürlich nach frisch gebackenem Teig.
»Wieso nicht? Bist du etwa wieder auf dem ›Keine Kohlenhydrate nach 18 Uhr‹-Trip?« Britta musterte Antonia ausgiebig.
»Erstens ist es gerade mal halb sechs, und zweitens geht es auch nicht um Kohlenhydrate.«
»Und worum geht es dann?«
»Schon mal was von Selbstbeherrschung gehört?«
»Normalerweise guckst du ziemlich biestig aus der Wäsche, wenn du dich selbst kasteist. Heute wirkst du eher aufgekratzt. Was ist passiert? Verrätst du mir deinen Trick?«
»Kein Trick! Man muss nur den richtigen Schalter im Kopf erwischen.«
»Ich glaube, so ein Schalter fehlt in meinem Kopf. Ich verstehe echt nur noch Bahnhof.«
»Ist aber ganz simpel, wenn man erst mal verstanden hat, worauf es bei einer erfolgreichen Diät wirklich ankommt.«
»Darauf, dass die Pfunde purzeln, würde ich mal sagen.«
»Das ist eher eine nette Folgeerscheinung, wenn’s im Oberstübchen endlich Klick gemacht hat.« Antonia tippte sich gegen die Stirn und fuhr leicht stockend fort: »Eigentlich … also, wenn du es genau nimmst, ist es sowieso ziemlich egal, wie dick oder dünn du bist und was du anziehst oder welchen Dialekt du sprichst.«
»Hört, hört!«
»Du brauchst dich gar nicht lustig über mich zu machen, das ist sogar wissenschaftlich erforscht.«
»Und was genau hat man da erforscht?«
»Na, dass jede nachhaltige Änderung aus einem selbst kommen muss und es absolut nichts bringt, wenn man sich verstellt oder etwas tut, nur weil andere es gut finden. Auf Dauer funktioniert das sowieso nicht.«
»Und warum machst du dann überhaupt noch eine Diät?«
»Weil ich es jetzt selbst will. Ich tu’s für mich, ist das wirklich so schwer zu verstehen?« Antonia überlegte, ob und wie sie erklären sollte, was gerade mit ihr passierte. Gut, sie hatte sich vorhin nach getaner Arbeit zwischen Aktendeckeln und leeren Coffee-to-go-Bechern mal wieder in den Chatroom der Liebesformel verirrt und dort einem der sich »der Pate« nannte – Pate für was? –, ordentlich Kontra gegeben, vielleicht gerade weil alle anderen ihm zustimmten. Anscheinend hatte dieses Scharmützel sie irgendwie vitalisiert und möglicherweise sogar besagten Schalter in ihrem Kopf umgelegt …
»Ich gebe mir ja Mühe, aber irgendwie komme ich gerade nicht mehr mit. Reden wir jetzt eigentlich noch vom Speck, der weg muss, oder eher von was anderem?«, fragte Britta ratlos und signalisierte der Küchenhilfe hinter der Durchreiche, schon mal den Backofen auszuschalten. Das Mädchen zuckte die Schultern und rührte sich nicht, anscheinend verstand sie nicht, was Britta von ihr wollte.
»Na ja …«, Antonia räusperte sich, bevor sie mit gesenkter Stimme fortfuhr: »Also sagen wir’s mal so: Ich hab mich heute endgültig von ein paar fixen Ideen verabschiedet.«
»Geht es auch ein bisschen konkreter?«
»Klar. Ich hungere mich für keinen Traumprinzen in Größe Zero oder auch nur in ’ne 38, was realistischer ist, damit geht es schon mal los. Und erst recht lasse ich mich nicht von irgendeinem Klugschwätzer …« »Kluges Mädchen!«, fiel Britta ihr ins Wort. »Was willst du auch mit ’nem Kickboxer, für den Sport das Größte ist?«
Antonia nickte, obwohl ihr klar war, dass ihre Freundin die Empörung über einen gewissen »Klugschwätzer« fälschlicherweise auf den Mann bezog, der bis von Kurzem noch Antonias Traummann gewesen war.
»Kurz und gut, ich mache jetzt wieder bei der Liebesformel mit«, sagte sie laut. »Schließlich habe ich für ein halbes Jahr im Voraus bezahlt.«
»Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Gratuliere! Wann geht es mit der Suche nach Mister Right weiter?«
»Ähm, also genau genommen ist es schon losgegangen. Ich war vorhin schon mal kurz im Chat der Liebesformel, ausgerechnet diese Susan hat ihn moderiert, aber irgendwie hat mich das heute kalt gelassen …«
»… weil da jemand war, der dich auf Anhieb gefesselt hat? Erzähl, wie sieht er aus! Was macht er beruflich?«
»Da war niemand außer so einem komischen Vogel … Einer, der sich selbst ›der Pate‹ nennt, muss doch ’ne Macke haben, und dann hat er mein Outfit am Ende auch noch ›Shabby Chic‹ genannt.«
»Shabby Chic? Sagt mir nichts.«
»Das ist gerade der letzte Schrei. Da wird ’ne vergammelte Apfelsinenkiste zum Nachttisch umfunktioniert. Ich hab’s extra gegoogelt. Trage ich vielleicht einen Jutesack am Leib? Und selbst wenn ich’s täte, ginge das keinen was an, der mich zum ersten Mal sieht. Dieser Typ hat sich glatt so aufgeführt, als ob er mit mir allein wäre und alles über mich wüsste, so was ist einfach nur anmaßend und …«
»Für mich hört sich’s eher so an, als ob dir dieser Pate mächtig unter die Haut gegangen wäre.«
»Du interpretierst das komplett falsch. Und wenn du jetzt nicht endlich in deine Küche zurückgehst, hast du gleich ein großes Problem, fürchte ich.«
Britta drehte sich um und zuckte zusammen. Ihre Küchenhilfe hatte Verstärkung erhalten, der Chef persönlich war aufgetaucht, es roch nun auch nicht mehr verführerisch, sondern eher leicht verbrannt. Das Gesicht des Chefkochs sprach Bände.
»Soll ich ihm das sagen, dass ich schuld bin und dich aufgehalten habe?«, schlug Antonia vor.
»Nee, lass mal, der beruhigt sich schon wieder, sonst sag ich ihm, die Webcam in meinem Schlafzimmer hätte neulich ganze Arbeit geleistet.«
»Du hast was mit unserem Küchenchef…«
»Nee, war nur ein Witz. Aber wenn’s doch mal so weit kommt, frag ich dich, mit Webcams und Chatrooms kennst du dich ja bestens aus.« Ehe Antonia protestieren konnte, war ihre Freundin auch schon verschwunden, dem Gesichtsausdruck ihres Chefs nach zu urteilen gelang es ihr tatsächlich, ihn rasch zu besänftigen. Ob die beiden am Ende wirklich etwas miteinander hatten?
Es klopfte kurz, dann betrat Ingo Emde auch schon mit weit ausholenden Schritten Ann-Sophies Büro. Sie hatte Ingo zuletzt vor etwa drei Jahren gesehen, er war genau der Typ Mann, auf den die meisten Frauen abfuhren, und zweifelsfrei wusste er um seine Wirkung. Seine Kleidung war elegant, doch keineswegs steif, Schnitt und Stoff von Sakko wie Hose waren perfekt. Kein Wunder, dass Franzi sich vorhin unsicher gefühlt hatte, zumal ihr eigener Vater mit Anfang vierzig noch immer einem gewissen Gammel-Look frönte. Ann-Sophie widerstand der Versuchung, rasch ihre Haare in Form zu zupfen und in der Fensterscheibe zu kontrollieren, ob ihr Kostüm richtig saß und die Seidenbluse nicht hinten aus dem Bund zipfelte. Stattdessen stand sie ein wenig abrupt auf und ging mit ausgestreckter Hand auf den Besucher zu.
»Ingo«, sagte sie, »wie schön.«
»Ann-Sophie«, erwiderte er und wollte sie offenbar an sich ziehen.
Hastig trat sie einen Schritt zurück und zeigte auf die beiden schicken Corbusier-Sessel im Erker, die Blick auf den Naturteich im Park gewährten.
»Wollen wir uns nicht setzen?«
Er folgte ihrer Aufforderung und legte gleich los. Angeblich suchte er schon geraume Zeit nach einem halbwegs intelligenten »Aufhänger«, um sie wiederzusehen.
»Aufhänger?«, wiederholte sie und kam sich in diesem Moment nicht eben eloquent vor. Zu viel schoss ihr gleichzeitig durch den Kopf.
»Aufhänger«, bestätigte er und veränderte seine Haltung. Jetzt zeigte sein todschicker Ankle Bootie direkt auf sie. »Mir schwante«, fuhr er fort, »dass du mir umgehend den nächsten Korb geben würdest, wenn ich dich ohne plausiblen Grund um ein Treffen bäte«.
»Dann hast du also jetzt einen plausiblen Grund für dein Kommen?«, konterte sie, ohne auf ihre Gründe für die damals konsequent ausgeschlagenen Einladungen einzugehen. Oder sollte sie ihm etwa verraten, dass sie sich nicht selbst in Versuchung führen wollte und zudem Rücksicht auf einen extrem eifersüchtigen Mann genommen hatte – der da längst fremd gegangen war, was sie aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst hatte? Ganz gewiss erzählte sie ihm das nicht!
Sie erntete ein leicht süffisantes Lächeln.
»Ganz die alte Ann-Sophie. Immer sehr direkt, aber das mag ich ja gerade so an dir, heute mehr denn je. Seit ich beim Fernsehen bin, habe ich es ständig mit mehr oder weniger selbstverliebten Scheuklappenträgern zu tun. Auf Dauer ist das ganz schön anstrengend.«
»Das hört sich nicht eben begeistert an«, hakte Ann-Sophie nach. »Gefällt deine Position dir nicht mehr? Willst du dich verändern? Bist du deswegen gekommen? Leider kann ich dir dabei nicht behilflich sein, weil ich nicht mehr für die Vermittlung von Führungspositionen zuständig bin.«
»Als ob ich das nicht wüsste. Ich verfolge deinen neuen Weg bei der Liebesformel sehr gewissenhaft. Dein Ruf ist wirklich exzellent, sogar die Presse ist dir inzwischen wohlgesonnen. Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Nein, ich will nicht den Sender wechseln. Und wie es aussieht, könnten deine und meine Karriere sich demnächst wunderbar gegenseitig ergänzen. Das wäre Synergie vom Feinsten.« Sein Lächeln war umwerfend, schaffte es aber nicht, Ann-Sophies Verstand auszuschalten. Im Gegenteil!
»Offen gestanden glaube ich nicht, dass Formate wie ›Bauer sucht Frau‹ sich sonderlich gut mit dem Auftrag meiner Liebesformel vertragen. Wir haben es gern seriös und diskret und vor allem authentisch.«
»Eben. Genau da will ich mit meinem neuen Projekt hin. Wenn der Pilotfilm gut beim Sender ankommt, wird sogar eine Serie daraus.«
»Was für ein Pilotfilm?«
»Das ist der übliche Weg, um zu testen, ob ein Thema das Zeug zum Dauerbrenner hat. Bei deiner Liebesformel bin ich mir fast sicher, dass es funktioniert. Überschrift: ›Reality mit Niveau‹, so etwas liegt voll im Trend.«
»Ich kann mir trotzdem beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kunden der Liebesformel sich vor laufender Kamera suchen und finden wollen, egal wie echt und meinetwegen auch anspruchsvoll du eine solche Story aufziehst«, stellte Ann-Sophie klar. »Wir benutzen ja nicht ohne Grund sogar im Chatroom generell Nicknames, um die Privatsphäre des Einzelnen zu schützen.«
»Keine Sorge. Bei diesem TV-Format geht es praktisch ums Vorstadium, dabei outet sich niemand, jedenfalls nicht in Sachen Liebe, Leidenschaft oder gar Sex, darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Schön, aber ich versteh’s trotzdem nicht.«