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Sachsen in den Jahren des dreißigjährigen Krieges. Von 1631 bis 1648 wütete auch in Sachsen der blutigste Krieg, den die Menschheit bis dahin gesehen hatte. Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung kamen durch Not, Krankheiten, Hunger, Gewalt und Krieg ums Leben. Ganze Landstriche wurden entvölkert und niedergebrannt. Diese Erinnerungen haben sich tief in das kollektive Unterbewusstsein eingebrannt. Dies ist die Geschichte von einer kleinen Gruppe Männer, die auf der Flucht aus dem Heer nicht, wie alle anderen, marodierend und raubend umherziehen wollten, sondern die erkannt haben, wem sie helfen wollen und von wem sie es nehmen sollen. Traumatisiert durch die Ereignisse des Sterbens und Tötens wollen sie der Gewalt ein Ende setzen. Doch wie? In einer Zeit der Gewalt kann selbst der friedfertigste nicht ganz auf Gewalt verzichten. Durch die Nutzung des Aberglaubens der Bevölkerung gelingt es ihnen, unerkannt in einer Mühle Unterschlupf zu finden. In diesem neuen Buch wird der Leser in die Zeit der Umbruches entführt, eine Zeit, in der die Ritter nicht mehr den Ton angeben und ein erstarkendes Volk langsam beginnt, sich auf sich selbst zu besinnen und sein Glück selbst in die Hand nimmt. Die Bücher in dieser Reihe, erschienen im Verlag BoD, sind: "Der Gefolgsmann des Königs " ISBN 978-3-7357-2281-2 (05.08.2014) "In den finsteren Wäldern Sachsens" ISBN 978-3-7357-7982-3 (29.09.2014) "Schicha und der Clan der Bären" ISBN: 978-3-7386-0262-3 (24.11.2014) "Im Zeichen des Löwen" ISBN: 978-3-7347-5911-6 (27.02.2015) "Im Schein der Hexenfeuer" ISBN: 978-3-7347-7925-1 (22.06.2015) "Kaperfahrt gegen die Hanse" ISBN: 978-3-7386-2392-5 (24.08.2015) "Die Bruderschaft des Regenbogens" ISBN: 978-3-7386-5136-2 (23.11.2015) "Die römische Münze" ISBN: 978-3-7392-1843-4 (19.02.2016) Weitere Informationen finden Sie unter www.buch.goeritz-netz.de
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Seitenzahl: 132
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Die Räubermühle
Stolze Krieger?
Verzweifelter Kampf
Das zerbrochene Schwert
Auf der Flucht
Auf dunklen Wegen
Die letzte Kugel
Neue Ideen
Die Mühle
Die kleine Gruppe
Aus allen Ländern
Mit anderen Mitteln
Überfallen
Ein Treueschwur
Unfreiwillige Hilfe
Die Gemeinschaft des Waldes
Ein Treffen am Waldrand
Der Segen der Armen
Räuber oder nicht?
Verbrechen
Noch eine Flucht
Ein Verräter?
Waldeskampf
Der Sonne entgegen
Der weite Weg heim
Zeitliche Einordnung der Handlung:
Sachsen in den Jahren des dreißigjährigen Krieges. Von 1631 bis 1648 wütete auch in Sachsen der blutigste Krieg, den die Menschheit bis dahin gesehen hatte. Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung kamen durch Not, Krankheiten, Hunger, Gewalt und Krieg ums Leben. Ganze Landstriche wurden entvölkert und niedergebrannt. Diese Erinnerungen haben sich tief in das kollektive Unterbewusstsein eingebrannt.
Dies ist die Geschichte von einer kleinen Gruppe Männer, die auf der Flucht aus dem Heer nicht wie alle anderen marodierend und raubend umherziehen wollen, sondern die erkannt haben, wem sie helfen wollen und von wem sie es nehmen sollen. Traumatisiert durch die Ereignisse des Sterbens und Tötens wollen sie der Gewalt ein Ende setzen. Doch wie? In einer Zeit der Gewalt kann selbst der friedfertigste nicht ganz auf Gewalt verzichten. Durch die Nutzung des Aberglaubens der Bevölkerung gelingt es ihnen unerkannt in einer Mühle Unterschlupf zu finden.
Sie sind keine Heiligen und keine Helden, sondern einfache Männer mit Mut und Entschlossenheit. Kann ihre Aufgabe ein Erfolg werden oder scheitern sie an den Umständen der Zeit? Die handelnden Figuren sind zu großen Teilen frei erfunden, aber die historischen Bezüge sind durch archäologische Ausgrabungen, Dokumente, Sagen und Überlieferungen belegt.
Das Hornsignal schallte laut über das Zeltlager und riss den jungen Mann aus seinen Gedanken. Er strich sich über seinen Vollbart und griff zu dem Schwert, das neben ihm auf der Bank lag. Mit ein paar schnellen und geübten Griffen richtete er seine Kleidung. Er schnallte das Schwert um und als letztes setzte er den Hut mit der langen Feder auf, bevor er aus dem Zelt trat. Er warf einen Blick auf den Brustpanzer, der neben dem Eingang lag und zögerte einen Moment. Sollte er ihn umbinden oder nicht? Eigentlich brauchte er ihn nicht und doch gehörte er einfach dazu.
Er griff nach dem Panzer und legte ihn um. Er zog die Lederriemen fest und fuhr mit den Fingern die Kante entlang, damit seine Kleidung keine drückenden Falten warf. Mit einer schnellen Handbewegung schlug er den Eingang zurück und trat nach draußen. Hinter ihm fiel die Zeltbahn mit einem raschelnden Geräusch zurück vor die Öffnung.
Vor dem Zelt stehend sah er mit einem stechenden Blick auf seine Männer, die kreuz und quer durcheinander liefen, bevor sie sich endlich zu einer Reihe aufstellten. „Seine Männer?“ er war zwar als Hauptmann des Kaiserlichen Heeres für die Kämpfer verantwortlich, aber von den hundert Männern hatte er höchstens zehn, denen er vertrauen konnte. Richtige Uniformen hatten sie alle nicht, nur normale Kleidung. Die Farbe der Schärpe unterschied Freund und Feind in der Schlacht.
In manchen Schlachten wechselten die Kämpfer mehrmals die Seiten. Schärpe ab und die eines Toten umbinden und schon war man auf der anderen Seite. Je nachdem zu wessen Gunsten sich das Kriegsglück gerade wendete. Viele kannten sich und die Kämpfer waren sowieso aus allen Ländern zusammen geholt worden. Dreckig, verlaust, aber wohlgenährt standen sie nun vor ihm. Seine hundert Männer waren in drei Gruppen eingeteilt. Am linken Rand standen zwanzig, die ihre langen Zweihandschwerter vor sich abgestellt hatten. Danach folgten vierzig Spießträger und den Abschluss bildeten vierzig Musketenschützen.
Zusammen mit den Unteroffizieren kontrollierte Hans, so hieß der Hauptmann, seine Männer. Er begann links bei den Doppelsöldnern. Sie mussten mit den Schwertern beim Angriff eine Schneise in die Wand der gegnerischen Spieße schlagen und wurden dafür mit dem doppelten Sold belohnt. Daher waren sie auch mit besseren Sachen als der Rest ausgestattet. Bunte Federn an ihren Hüten stellten ihr Statussymbol dar und sie fühlten sich den anderen Söldnern überlegen. Sie waren alle groß und kräftig, da sie die mehr als mannshohen Schwerter handhaben mussten.
Hier war alles in Ordnung, in der Mitte, bei den Spießträgern, sah das anders aus. Viele hatten nicht mal richtige Schuhe an und auch die Sachen waren verschlissen, löchrig und abgetragen. Einzig die Waffen waren in Ordnung, die kurzen Schwerter und die sehr langen Spieße wurden vom Heer gestellt. Diese Waffen wurden kontrolliert und mancher Rostfleck beanstandet. Einige verschwanden kurz, um die Waffen zu polieren und sie danach wieder vorzuzeigen. Den Abschluss der Kontrolle bildeten die Musketen der Schützen. Jeder hatte eine Luntenschloßmuskete, eine Musketengabel zum Auflegen der Waffe, eine Tasche für die Kugeln und einen Gürtel mit vielen kleinen Pulverflaschen daran.
Auch hier musste an einigen Musketen der Rost entfernt werden, was auch schnell gemacht wurde. Im Regenwetter waren die Musketen vollkommen nutzlos und schon oft hatte Hans erlebt, wie mitten in der Schlacht die Musketen nur noch zum Schlagen benutzt werden konnten. Für den Notfall, im engsten Getümmel der Schlacht, hatten auch sie ein kurzes, kaum armlanges Schwert an ihrer Seite.
In der Schlacht hielten nur seine Unteroffiziere die Truppe zusammen. Auf sie konnte sich Hans verlassen und als Abschluss kontrollierte Hans die etwa mannshohen Spieße seiner Unteroffiziere. Mit diesen kurzen Waffen hielten sie, hinter den Kämpfern herlaufend, die Truppe von der Flucht ab. Vorn die Spieße des Feindes und hinten die der Unteroffiziere, da mussten sie kämpfen, ob sie wollten oder nicht.
Noch vor dem Mittag war die Kontrolle beendet und alle holten ihre Schüsseln und Löffel, um ihre Suppe in der Küche in Empfang zu nehmen. Hans übergab die Männer an die Unteroffiziere, nahm sein Pferd und ritt zum Befehlshabenden Obristen, um den Zustand seiner Männer zu melden. Schon bald würde es wieder in die Schlacht gehen. So wie sie es vor ein paar Wochen im Mai des Jahres 1631 in Magdeburg gemacht hatten.
Nach ihrem Sieg hatten sie die ganze Stadt ausgeplündert und anschließend angezündet. Jeder der Stadtbevölkerung, der nicht fliehen konnte, war dabei ums Leben gekommen. Aber so war das eben im Krieg und Hans machte sich da nicht zu viele Gedanken darüber. Das Leben seiner Männer war schon nicht viel Wert, das Leben eines Bauern gleich gar nichts. Die Heimat des Offiziers lag weit im Süden bei Prag in Böhmen. Dort hatte er auch schon zu Beginn des Krieges gekämpft. Das war nun schon viele Jahre her. Seine elterliche Burg hatte er seitdem nicht wiedergesehen. Wie mag es wohl seinen Eltern ergangen sein?
Das Pferd ritt von selbst die breite Gasse entlang. Sein alltäglicher Weg war dem Schimmel wohlbekannt und die Ordnung im Lager immer dieselbe, egal wo das Lager aufgeschlagen wurde. Links und rechts waren Zelte, so weit wie der Offizier sehen konnte. Auch einen Bereich für Kranke und Verletzte gab es, doch jeder im Heer mied diesen Bereich. Man kam selten Lebend dort wieder weg und Krankheiten kosteten mehr Söldner das Leben, als der Feind in der Schlacht.
Der Mann stoppte das Pferd vor einem großen Zelt und stieg ab. Ein Knecht nahm ihm die Zügel ab und Hans schlug die Zeltplane zurück. Er betrat das Zelt und grüßte die anwesenden Offiziere, die kurz vom Tisch aufsahen und ihn mit einem Nicken begrüßten. Hans erstattete dem Schreiber in der Ecke des Zeltes Bericht. Sorgfältig wurden die gemeldeten Zahlen in das große Buch geschrieben. Danach trat Hans an den Tisch heran.
Der Marsch zum nächsten Lagerplatz wurde hier gerade besprochen. Offenbar war das umliegende Land vollkommen ausgeplündert und das Heer musste zu einer neuen Nahrungsquelle weiterziehen. Am nächsten Morgen sollte es losgehen und die Truppe von Hans würde die Spitze bilden. „Wie immer.“ dachte Hans. Er meldete sich ab, ging zu seinem Pferd und fuhr ihm über den Kopf. Sein Schimmel spielte mit den Ohren und nickte wie zur Bestätigung des neuen Aufbruchs.
Der Sommer des Jahres 1632 hatte begonnen und damit auch die Erntezeit. Die wenigen übrig gebliebenen Bauern gingen auf die Felder und brachten die Ernte ein, die meist kurz darauf von den Heeren geraubt wurde. „Der Krieg ernährt sich selbst.“ hatte ihr Heerführer Wallenstein einmal gesagt. Hans hatte schon bald gemerkt, wie das Ganze gemeint war. Wenn die Bauern für die Versorgung aufkommen mussten, so brauchte niemand dafür Geld ausgeben.
Hans hatte nicht allzu viel Mitleid mit den Bauern. So wie er hier in der Armee lebte, so war es eben Gottgegeben für ihn. Der warme Wind zog durch das Lager und blähte die nach oben gebundenen Zelte auf. Staub drang in die Zelte und legte sich auf alles, was die Söldner besaßen. Jeden Tag gingen Teile des Heeres auf Beutezug ins Umland. Niemand war mehr sicher, wenn das Heer in der Nähe war.
An diesem Tag sollte Hans mit seiner Truppe die Versorgung des Heeres sicherstellen. Am Morgen ließen die Unteroffiziere alle Söldner antreten. Alle schweren Waffen blieben im Lager, nur mit den kurzen Schwertern bewaffnet machten sich die hundert Mann unter Führung von Hans und seiner zehn Unteroffiziere auf den Weg in das nächste Dorf. Ein paar Wagen für die Beute schlossen sich ihnen an.
Sie zogen zuerst durch ein Wäldchen und danach über Wiesen und Felder, die schon abgeerntet waren. Vorbei an den Resten von ein paar zerstörten Dörfern und dann über eine Brücke, die sich über einen kleinen Fluss spannte. Von seinem Pferd aus konnte der Offizier die Dächer des Dorfes sehen und hielt die Kolonne an. Sie würden von drei Seiten in das Dorf einfallen. Hans schickte die Doppelsöldner mit seinem Freund Karl, der sein Stellvertreter und Unteroffizier war, nach links, die vierzig Musketenschützen, die ihre Musketen zurückgelassen hatten, nach rechts. Mit dem Rest wollte Hans dann von vorn kommen.
So wollte er die Flucht der Bauern vermeiden und alle im Dorf mit seinem Überfall überraschen. Die Wagen blieben bei Hans und nun nahmen die Söldner das Dorf in die Zange. Mit gezogenen Schwertern und laut schreiend fielen die Männer im Rennen in das Dorf ein. Ein paar der Bauern versuchten sich mit Mistgabeln und Knüppeln zu wehren, aber die kurzen Schwerter der Söldner waren furchtbare Waffen. Die breiten Klingen durchtrennten Arme oder Beine meist mit dem ersten Hieb.
In wilder Raserei, fast im Blutrausch, tobten die Söldner durch das Dorf und ließen niemand am Leben. Die Vorräte wurden aus den Scheunen geholt und auf die Wagen verladen. Als sie die Kühe aus einem der Ställe hohlen wollten stach ein Bauer, der sich dort drin versteckt hatte, einen der Söldner mit einer Mistgabel nieder und lief dann aus dem Stall heraus über den Platz. Während seiner Flucht verletzte er noch zwei andere Söldner, dann warf er die Mistgabel weg, um schneller laufen zu können. Hans trieb die Absätze seiner Stiefel in die Seiten seines Pferdes. Das bäumte sich kurz auf und Hans zog seine Waffe. Schnell ritt er auf dem Pferd hinterher und streckte den Bauern mit einen einzigen Hieb seines langen Reiterschwerts nieder, bevor dieser den schützenden Waldrand erreichen konnte.
Der Söldner im Stall war Tod, ihm wurde die Ausrüstung abgenommen und dann ließen sie ihn einfach, zwischen den toten Dorfbewohnern, liegen. Die Wunden der beiden anderen wurden verbunden. Die Männer stöberten durch alle Hütten und nahmen sich was ihnen gefiel. Nur die Verpflegung war für das Heer zu sichern, der Rest war Belohnung für die Männer. Nachdem alles Brauchbare aufgeladen war, liefen die Unteroffiziere mit Fackeln durch das Dorf und alle Hütten sowie Ställe wurden angezündet.
Eine hohe Rauchsäule zog zum Himmel und blieb hinter den Söldnern zurück. Sie verkündete allen die Zerstörung des Dorfes und zeigte den anderen Dörfern, dass sie heute noch Glück gehabt hatten. Noch vor dem Abend waren sie wieder zurück im Lager. Hans machte Meldung und berichtete vom Verlust eines Mannes. In der Zeit luden seine Männer die Beute an der Küche ab.
Wenn sie nicht in ihrer Raserei alle getötet hätten, dann wären die jungen Männer gefangen genommen worden und zum Dienst im Heer gezwungen gewesen. Viele von ihnen blieben auch freiwillig. Hier gab es immer reichlich zu essen und sterben konnten sie auch in ihren Dörfern, wie der heutige Tag ja wieder mal gezeigt hatte. Das Heer hatte immer Bedarf an Söldnern. Krankheiten forderten mehr Opfer als die Kämpfe. Hans musste sich nun damit abfinden, dass er erst in ein paar Tagen Ersatz für die, in der Zwischenzeit verlorenen, Männer bekommen würde. An manchen Tagen starben zwei oder drei. Heute war es nur einer gewesen.
Jeder schaffte seine Beute in die Zelte und ging dann zur Küche, um seine Schüssel mit dampfender Suppe zu empfangen. Es würde sicher für jeden ein großes Stück Fleisch darin sein und Brot würde es auch geben. Die meisten Bauer kannten Brot nur aus Erzählungen und Fleisch konnten sie sich auch kaum leisten. Was die Söldner übrig ließen, holten meist die Eintreiber der Lehnsherren. Für die, die all dies Produzierten blieb meist nur eine dünne Gemüsesuppe. Langsam sank die Dämmerung auf das Zeltlager herunter.
Am Abend saßen die Unteroffiziere vor seinem Zelt am Feuer und ließen die Trinkbecher herum gehen. Hans setzte sich dazu und stopfte sich eine Pfeife mit Tabak. Mit einem langen Span zündete er die Pfeife an und blies den blauen Dunst nach oben in Richtung Mond. Einer der Männer fing an ein altes, schwermütiges Söldnerlied zu singen. Nach und nach stimmten alle mit ein, auch an den anderen Feuern wurde das Lied aufgenommen und schwebte über den Zelten. Es erzählte vom Kampf in der Schlacht, vom Glück der reichen Beute und dem Tod der Kämpfer.
Erst spät kamen die meisten vollkommen betrunken in ihre Zelte, obwohl schon lange Zapfenstreich geblasen worden war, aber Hans wollte heute einfach mal nur am Feuer sitzen, und wenn er nichts sagte, so würden auch die Unteroffiziere sitzen bleiben. Als Hans dann zu seinem Zelt ging streichelte er seinem Pferd, das auf der nahen Koppel stand, den Kopf. Sie waren schon ein paar Jahre zusammen und auf sein Pferd konnte er sich verlassen, im Gegensatz zu seinen Männern, da war er sich nicht so sicher.
Es war Oktober des Jahres 1632. Die gegnerischen Heere waren in der Nähe von Leipzig versammelt und in den nächsten Tagen würde wohl eine große Schlacht stattfinden. Die Ausrüstung wurde noch mal viel intensiver überprüft. Jeden Tag wurden vor dem Zeltlager Übungen abgehalten und Hans war mit der Leistung seiner Männer zufrieden. Karl würde in der Schlacht die Schützen führen müssen und machte ein Zielschiessen mit den Männern am Rande der Wiese.
Laden und schießen wurde solange geübt, bis alle in derselben Geschwindigkeit schießen konnten. Die Treffsicherheit der Musketen ließ zwar zu wünschen übrig, das galt aber auch für die Musketen ihrer Feinde. Zielsicher waren sie höchstens auf zwanzig Meter. Das heißt also auf die Entfernung, auf die man sie auch werfen konnte. Der Lärm und der Knall waren wichtiger, als das Treffen. Die Rauchwolke am Rand wurde immer größer und der Gestank des Pulvers zog bis zu Hans herüber.
Die Unteroffiziere erstatteten Hans Bericht und ließen die Männer in die Zelte gehen. Die Waffen mussten noch gereinigt werden. Nach der Übung ritt Hans zum Befehlszelt und erfuhr dort, dass es am nächsten Tag losgehen sollte. Der Aufmarschplan wurde abgesprochen und Hans würde mit seinen Männern die linke Flanke sichern. Der Offizier warf einen Blick auf die Karte und überschlug den Weg seiner Männer. Er prägte sich den Weg ein und überlegte sich ein paar markante Wegpunkte für seinen Marsch. Nachdem er das Zelt verlassen hatte ritt er zu seinem Zelt zurück. Er sattelte sein Pferd ab, führte es zur Weide hinüber, nahm seine beiden Pistolen aus den Sattelholstern und kontrollierte sie. Er schoss beide Pistolen auf den Boden ab und setzte sich vor das Zelt.