Die schwarze Fledermaus 18: Die Augen des Blinden - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 18: Die Augen des Blinden E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Aus dem Amerikanischen von Swantje BaumgartKriminelle lassen Unschuldige durch ein grelles Licht erblinden. Was steckt dahinter? Als auch Tony Quinn dem blendenden Licht ausgesetzt wird, bedeutet das den Tod für die Schwarze Fledermaus. Auf die eine oder andere Weise …Die Printausgabe umfasst 204 Buchseiten.

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DIE SCHWARZE FLEDERMAUSBand 18

In dieser Reihe bisher erschienen:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

Die Hauptfiguren des Romans:

Die Schwarze Fledermaus

Carol Baldwin

Silk Kirby

Butch O'Leary

Inspector McGrath

G. W. Jones

Die Augen des Blinden

Aus dem Amerikanischen von Swantje Baumgart

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2018 BLITZ-VerlagRedaktion: Harald GehlenFachberatung: Dr. Nicolaus MathiesIllustrationen: Dorothea MathiesTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-018-5Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

G. Wayman Jones – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich meistens der amerikanische Autor Norman A. Daniels, so auch beim vorliegenden Roman.

Daniels wurde am 3. Juni 1905 in Connecticut geboren, brach sein Studium aus finanziellen Gründen ab und begann 1931 eine beispiellos produktive Karriere als Autor. Allein in den folgenden drei Jahrzehnten veröffentlichte er über 2.000 Geschichten: Comics, Bücher, Radio­hörspiele, aber vor allen Kriminal- und Superheldenromane. Für den Chicagoer Verlag Thrilling Publications erschuf er die Figur der Schwarzen Fledermaus und verfasste einen Großteil ihrer 62 Abenteuer, die zwischen 1939 und 1952 in den USA erschienen. Daniels starb am 19. Juli 1995 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien.

Das Abenteuer Die Augen des Blinden erschien im Januar 1942 unter dem Titel The Eyes of the Blind in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Kapitel 1 – Blendendes Licht

Der Mann, der gerade die Bank betrat, war ein durchschnittlicher Typ, einer dieser Männer, den man innerhalb einer Menschenmenge wohl kaum eines zweiten Blickes würdigen würde. Er war ordentlich gekleidet, mittelgroß und nicht übermäßig schwer, und er pfiff fröhlich, als er den großen Eingangsbereich der Bank durchschritt. In einer Hand trug er einen schwarzen Koffer.

Ein uniformierter Wachmann trat hervor und schaute ihn forschend an. Der Mann grinste.

„Ich komme von der Atlas Versicherung“, sagte der Mann mit dem Koffer. „Ich überprüfe die Sicherheit der Bank, Officer. Sie scheinen mir ein gutes Beispiel für Effizienz zu sein.“

Der Wachmann tippte an seine Kappe. „Danke, Sir“, sagte er zufrieden. „Wenn Sie eine Inspektion durchführen wollen, gehen Sie zu Mister Carey, dem Assistenten des Finanzdirektors. Das ist der da drüben in dem Büro ... Ja, das Büro mit der offenen Tür.“

Der Inspektor der Versicherungsgesellschaft begann wieder fröhlich zu pfeifen, betrat forsch Careys Büro und ließ seinen Hut auf den Schreibtisch des kleinen Bankangestellten fallen. Er überreichte seine Karte und ein Identifikationsschreiben. Carey überflog beides und schaute dann zu seinem Besucher auf.

„Was wollen Sie denn überhaupt inspizieren?“, fragte er. „Ist das nicht etwas ungewöhnlich?“

Der Mann lächelte. „Ungewöhnlich? Haha ... für mich nicht, Mister Carey. Ich inspiziere schon seit über zehn Jahren Banken. Wir schauen nach, ob das Zeitschloss nicht rostig und das Tränengas nicht überaltert ist, all diese Dinge. Aber im Ernst, die Arbeit ist unabdingbar, das muss Ihnen klar sein. Ich bin darauf trainiert, eine Menge Unstimmigkeiten zu erkennen, die der Aufmerksamkeit einer durchschnittlichen Person entgehen. Und Banken benötigen natürlich allen Schutz, den sie bekommen können. Nun, kann ich mich an die Arbeit machen?“

Carey schaute bedauernd drein und griff nach dem Telefon.

„Sie werden einen Augenblick warten müssen, Mister ...“, er warf einen Blick auf die Karte. „Mister Landis, während ich in Ihrer Firma anrufe und Sie überprüfe. An diesem Ort liegt eine Menge Geld herum, und wir sind etwas kleinlich, wenn es darum geht, wer damit in Kontakt kommt.“

Landis lachte. „Wenn Sie nicht anrufen würden, um mich zu überprüfen“, sagte er, „dann hätte ich einen negativen Bericht über Sie geschrieben, Mister Carey. Wir Versicherungsleute sehen es gern, wenn unsere Kunden auf Zack sind. Bitte rufen Sie an ... Jetzt gleich.“

*

Carey erreichte die Telefonistin der Bank und sagte ihr, sie solle ihn bei der Atlas Versicherung mit einem Verantwortlichen verbinden. Wenig später rief die Telefonistin Carey zurück, und eine männliche Stimme antwortete.

„Hier spricht Martin“, sagte die Stimme. „Personalmanager bei der Atlas Versicherung.“

Und dann als Antwort auf Careys Anfrage: „Landis? Oh, ja ... sicher. Wenn der Mann, nach dem sie fragen, einen Meter siebzig groß ist und hundertfünfundvierzig Pfund wiegt, graue Augen hat, schwarze Haare und eine Narbe an der Lippe, im oberen linken Mundwinkel, dann ist es Landis, richtig. Das ist unser Mann.“

Carey betrachtete ihn genau, besonders die Narbe, die seltsam aussah, denn dadurch schien Landis ständig zu lächeln.

„Danke“, sagte Carey. „Damit bin ich absolut zufrieden, Mister Martin.“

Er hängte den Hörer ein und stand auf. Landis zündete sich eine Zigarette an, schlenderte mit Carey zu den großen Tresorräumen hinüber und überprüfte kurz den Mechanismus und die Tränengasbomben. Er machte ein paar Einträge in das kleine Buch, das er zu diesem Zweck geöffnet hatte, dann bat er, die Tresorräume mit den Bankschließfächern im Kellergeschoss zu sehen. Dieses Mal nahm er die Tasche mit. Die Tasche, die er zuvor in Careys Büro zurückgelassen hatte.

Mit einer Handbewegung schickte Carey den Wachposten fort, der an dem großen Tor stand, das den Weg in die Tresorräume versperrte. Sechs oder sieben Leute waren an den kleinen Schreibtischen in den Tresorräumen damit beschäftigt, die Inhalte ihrer Tresorfächer zu untersuchen.

„Ich verstehe nicht, was Sie hier wollen, Mister Landis“, sagte Carey. „Niemand würde jemals versuchen, ein Bankschließfach auszurauben. Es ist nicht nur genauso schwierig, wie in die großen Tresorräume oben zu gelangen. Wenn man außerdem erst einmal drinnen ist, würde ein Gangster nichts finden als mehrere Hundert Kisten, die zweimal verschlossen wurden. Einmal von der Bank und dann noch mal von dem entsprechenden Mieter.“

Landis lächelte. „Sicher. Da haben Sie Recht, Mister Carey, aber unsere Police deckt auch die Bankschließfächer ab. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ein Bild vom Inneren mache? Nur für unsere Aufzeichnungen und unsere Experten, damit sie es untersuchen können. Ich hätte auch die Kunden gern etwas näher zusammen, nur für die Atmosphäre.“

Die Bankkunden hatten nichts dagegen, dass in dem Tresorraum Bilder von ihnen gemacht wurden. Tatsächlich gefiel ihnen der Gedanke. Sie gingen zu verschiedenen Schreibtischen und Tischen, die in Landis’ Nähe standen, und taten so, als wären sie eifrig damit beschäftigt, ihre Schließfächer zu untersuchen. Carey selbst strich hastig sein Jackett glatt und stellte sich lässig genau vor Landis’ Kamera.

Landis öffnete die schwarze Tasche und suchte darin herum. Er hob die Tasche an und stellte sie auf den Tisch. Dann drehte er sie herum, so dass das Innere auf die Bankkunden und Carey gerichtet war. Sie sahen eine große Anzahl Glasröhren, mehrere Kabel und Gegenstände, die aussahen wie Batterien. Das sahen sie, ja, und das war das Letzte, was sie sahen.

Die Glasrohre glühten kurz auf, dann begann ein kleines Rohr genau in der Mitte der Apparatur heller und ­heller zu leuchten. Ungefähr drei Sekunden lang wurde das Licht immer intensiver, bis jemand die Hand vor seine Augen schlug und einen Schrei ausstieß.

Carey, der Assistent des Finanzdirektors, stolperte umher, unfähig, irgendetwas zu sehen außer diesem schrecklichen, sengenden Licht. Eine Frau schrie auf und fiel in Ohnmacht. Ein Mann fluchte, als er feststellte, dass er das Licht nicht ausschalten konnte, indem er seine Augen bedeckte. Er versuchte es mit seinem Arm, doch das Licht schien das Fleisch und die Knochen seines Armes zu durchdringen. Es war ein intensives weißes Licht und es erzeugte prasselnde Geräusche wie die von ­Quecksilberdampf.

*

Der Wachmann an dem großen Tor hörte die Schreie und rannte dorthin, woher der Trubel kam. Er schaute nicht direkt ins Licht, doch es blendete ihn dennoch.

Er zog seine Waffe, zog den Abzug zurück und versuchte, herauszufinden, was vor sich ging. Bevor er zu sehr erblindete, um noch etwas zu sehen, erkannte er, wie Carey durch sein Blickfeld taumelte. Der Wachmann bewegte sich einige Schritte nach vorn und bog um eine Ecke.

Landis trat hinter ihm hervor. Er hielt ein schmales Messer hoch erhoben, das mehr an den Eispickel eines Barmixers erinnerte als an eine Säbelklinge. Es fuhr hinab, drang direkt über dem Herzen in den Rücken des ­Wachmanns ein und schnitt durch Muskeln und Knochen. Binnen Sekunden war der Wachmann tot.

Landis ließ die Leiche seines Opfers zu Boden gleiten, warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass niemand sonst in Sicht war, der ihn hätte stören können. Die Schreie der Opfer von dem schrecklichen Licht konnte man in der Bank durch die schweren Zwischentüren kaum gehört haben. Landis hastete den engen Gang hinunter, der mit nummerierten Bankschließfächern gesäumt war. Vor einem Abschnitt blieb er kurz stehen, während seine Hände zügig arbeiteten. Dann eilte er zu den Kisten, die geöffnet auf den Tischen standen. Er durchsuchte sie sorgfältig, stopfte sich die Taschen mit Beute voll, dann eilte er zu seinem mörderischen Koffer. Seltsamerweise schien ihn das Licht, das die anderen Leute hatte erblinden und ohnmächtig werden lassen, zu keinem Zeitpunkt zu beeinträchtigen.

Er nahm die schwarze Tasche auf, schloss sie, und das furchtbare Licht erlosch. Carey, der wie ein Blinder beide Hände nach vorn gestreckt hielt, taumelte umher. Er begann laut zu schreien. Landis trat näher heran und versetzte ihm einen Aufwärtshaken auf den Kiefer. Dann verließ Landis unbekümmert die Tresorräume, ging die Treppe hinauf und durch die Bank, als wäre nichts geschehen.

Ein schlaksiger Mann, der an einem großen Tisch gerade einen Einzahlungsschein ausgefüllt hatte, kam hinü­ber und schloss sich ihm an.

„Alles in Ordnung?“, fragte er mit einem deutlichen Zischen in der Stimme.

„Prächtig!“, grinste Landis. „Absolut prächtig. Müssen wir uns beeilen?“

„Sollten wir besser“, empfahl der schlaksige Mann. „Freut mich zu hören, dass alles wie geplant gelaufen ist. Ich bin im Büro der Telefonistin von der Atlas Versicherung geblieben, mit einer Knarre, die auf den Zinken von der Dame gerichtet war, bis dein Anruf kam. Ich hab ihn angenommen, wie wir’s geplant hatten. Als jemand anrief, hab ich ihm gesagt, ich wäre ein Sachbearbeiter von der Versicherungsgesellschaft. Danach wurde das Telefonmädchen immer schwieriger zu händeln, neigte zur Hysterie. Am Ende musste ich sie niederschlagen. Ich schätze, in der Telefonzentrale sind schon ein Dutzend Anrufe angekommen.“

Als die beiden Männer die Bank verließen und den Bürgersteig überquerten, hielt ein großer Wagen an. Sie stiegen ein, und der Wagen fädelte sich reibungslos in den fließenden Verkehr ein.

Mindestens drei bis vier Minuten vergingen, nachdem der Wagen verschwunden war, bevor in der Bank der erste Alarm ausgelöst wurde. Carey kam schnell wieder zu Bewusstsein, und er tastete blind umher, bis er gegen die Stufen stieß. Um Hilfe schreiend stolperte er hinauf.

Jemand trat auf einen der Alarmknöpfe, und binnen Minuten wimmelte es in der Gegend von Polizeiwagen. Einer der ersten Beamten von Rang, die vor Ort waren, war Captain McGrath vom Hauptquartier. McGrath war stolz darauf, sofort auf Notrufe zu reagieren, und ebenso stolz war er auf sein Äußeres. Er war klein und untersetzt und rühmte sich damit, dass sein Schnäuzer stets sorgfältig geschnitten war. Er trug einen dunklen Anzug und einen Filzhut, der seine kalten, stechenden Augen halb bedeckte.

*

Als die Polizei eintraf, war ein Arzt gerade mit den Augen von Carey beschäftigt. Captain McGrath wartete, bis der Arzt fertig war. Der Arzt schaute auf, schüttelte wenig hoffnungsvoll den Kopf und nahm McGrath zur Seite.

„Der Patient sagt, ein grelles Licht hätte ihn geblendet, Captain“, erklärte der Arzt hastig. „Vielleicht stimmt das, aber ich habe noch nie von einem so starken Licht gehört, dass es die Sehkraft praktisch wegbrennen kann, so wie es in diesem Fall passiert ist. Ich glaube nicht, dass Carey oder irgendeine von den Personen, die in dem Tresorraum waren, jemals wieder sehen wird. Zumindest für viele Monate nicht, denn es gibt vielleicht eine Möglichkeit ...“

McGrath sog scharf die Luft ein, und der Gedanke an einen anderen Mann, der nichts sehen konnte, schoss ihm durch den Kopf. Zumindest hatten einige der besten Augenärzte der Welt dies bestätigt, und doch zweifelte McGrath manches Mal an deren Wort. Er dachte an Tony Quinn, ehemaliger Bezirksstaatsanwalt, der durch einen schrecklichen Unfall erblindet und nun selbstständiger Rechtsanwalt war. Ein blinder Rechtsanwalt, und vielleicht war er auch dieser unheimliche nächtliche Streuner, den man als die Schwarze Fledermaus kannte.

McGrath sagte sich, dass Tony Quinn vielleicht an diesem Fall interessiert sein könnte, in dem Leute durch die Hand eines Verbrechers erblindet waren. Quinn würde mit solchen Opfern mitfühlen. Und wenn er die Schwarze Fledermaus war, würde er vielleicht sofort eingreifen, und vielleicht würde er dabei irgendwo und irgendwann einen kleinen Fehler machen. McGrath lebte in der Hoffnung, zur Stelle zu sein, wenn dieser Fehler eines Tages passieren sollte. Er hatte geschworen, dass die Schwarze Fledermaus demaskiert und in eine Zelle geworfen werden würde, und dass er der Mann wäre, der dies tun würde.

Nicht, dass McGrath die Leistung der Schwarzen Fledermaus nicht guthieß, denn dieser maskierte Kämpfer gegen das Verbrechen brachte mehr der übelsten Gauner dorthin, wo sie hingehörten, als das halbe Polizeipräsidium. Das war in Ordnung für McGrath. Das Problem war nur, dass die Schwarze Fledermaus unkonventionelle Methoden anwandte, um das Verbrechen zu bekämpfen, und sich weigerte, sich der Bürokratie zu unterwerfen. Mitunter wurden seine Aktivitäten auch vom Klang bellender Waffen begleitet. In den Augen von McGrath waren all das ebenfalls Verbrechen.

Diese Aktionen machten die Schwarze Fledermaus ebenfalls zum Gesetzesbrecher, und aus diesem Grund war er Captain McGraths rechtmäßige Beute.

Careys leere Augen waren voller Tränen, als McGrath zu ihm zurückkehrte.

„Blind“, murmelte er vor sich hin. „Kann nichts sehen. Ich werde nie wieder sehen können. Dieses Licht ... dieses schreckliche Licht ... es hat mein Augenlicht verbrannt. Ich bin blind!“

McGrath setzte sich neben Carey.

„Ich bin für die polizeiliche Untersuchung zuständig“, erklärte er. „Sagen Sie mir, wie dieser Kerl Landis mit dem Licht aussah. Erinnern Sie sich daran?“

„Ob ich mich erinnere?“, stöhnte Carey. „Er war das Letzte, was ich gesehen habe, wahrscheinlich das Letzte, was ich jemals gesehen haben werde in meinem Leben. Ich werde nie vergessen, wie er aussah. Na ja, ich habe die Versicherungsgesellschaft angerufen, von der er sagte, dass er in ihrem Auftrag käme. Der Mann dort gab mir eine perfekte Beschreibung von Landis.“

„Der Anruf bei der Versicherungsgesellschaft wurde nie durchgestellt“, sagte McGrath. „Das wurde bereits überprüft. Einer von Landis’ Kumpeln war im Telefonbüro und hatte eine Waffe auf die Telefonistin gerichtet. Er hat den Anruf angenommen und mit Ihnen gesprochen.“

„Aber die Beschreibung war perfekt“, beharrte Carey. „Landis war einssiebzig groß, wog einhundertvierzig Pfund, hatte graue Augen und schwarze Haare. Und er hatte links an der Oberlippe eine Narbe, mit der er aussah, als würde er ständig lächeln. Finden Sie ihn, Officer! Finden Sie ihn, und bringen Sie die Ratte in meine Reichweite. Ich werde ihm seinen miesen Hals umdrehen. Ich werde ...“

„Ganz ruhig“, beschwichtigte McGrath. „Mit der richtigen Behandlung werden Sie vielleicht wieder sehen können. Übrigens, wenn das Licht alle anderen angegriffen hat, wie kommt es dann, dass Landis nicht auch erblindet ist? Hat er irgendeine Brille getragen?“

Carey schüttelte entschieden den Kopf.

„Nein“, sagte er. „Ich bin sicher, das hat er nicht. Ich kann das nicht verstehen. Wie ist es ihm gelungen, nicht davon beeinflusst zu werden?“

„Das war nur ein neuer Weg, eine Bank auszurauben“, sagte McGrath. „Er hat es nicht gewagt, das Licht in der Bank selbst einzusetzen, weil dort zu viele Leute waren. Einige davon wären vielleicht außerhalb der Reichweite des Lichtes gewesen und hätten Alarm geschlagen. Also raubte er stattdessen die Bankschließfächer aus. Hat außerdem ziemlich fette Beute gemacht. Ungefähr siebzig oder achtzig Riesen in bar und Juwelen, die einige der Leute in ihren Blechdosen hatten. Das sagen meine Männer.“

„Und der Wachmann ... der arme alte Murphy ... sie sagen, er ist tot.“ Carey bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und erschauerte.

„Yeah“, sagte McGrath. „Ich schätze, das Licht hat ihn nicht schnell genug geblendet, oder er war nicht in dessen Reichweite. Und so ist Landis einfach von hinten an ihn herangetreten und hat ihm ein Messer ins Herz gerammt. Gut, Mister Carey, Sie sollten besser sofort zu einem Arzt gehen. Irgendjemand, der alles über Augen weiß. Wenn Sie Probleme haben sollten, einen zu finden, dann nehmen Sie Kontakt mit Tony Quinn auf, dem Rechtsanwalt. Sie kennen ihn, jeder kennt ihn. Ehemaliger Bezirksstaatsanwalt. Er war schon bei jedem Augenarzt im Land, schätze ich.“

„Und haben sie ihn geheilt?“, fragte Carey hoffnungsvoll.

Einen Augenblick lang biss sich McGrath auf die Unterlippe und runzelte die Stirn.

„Wissen Sie, Mister Carey. Da bin ich nicht sicher. Nicht sicher.“

Kapitel 2 – Blinder Besucher

Hinter der Tür mit der Aufschrift ANTHONY QUINN, RECHTSANWALT befanden sich ein Wartezimmer und ein Vorzimmer, in dem ein Stenograf und ein Mitarbeiter mit ihrer Arbeit beschäftigt waren. Beide schauten auf, als jemand an der Tür fingerte. Offenbar bereitete sie ihm Probleme.

Schließlich wurde sie geöffnet. Eine junge Frau trat ein. An ihrem Arm hing Carey, der Assistent des Finanz­direktors von der Bank, die zwei Tage zuvor so spektakulär ausgeraubt worden war.

„Wir würden gern mit Mister Quinn sprechen“, sagte die junge Frau. „Nein, es handelt sich nicht um eine rechtliche Angelegenheit. Es ist ein ... persönlicher Gefallen, um den wir ihn gern bitten würden. Fragen Sie ihn bitte, ob er einen Moment mit uns sprechen kann.“

Tony Quinns Signalanlage summte, und er drückte den Knopf. Er lauschte seinem Mitarbeiter, der ihm Careys Namen nannte, dann ordnete er an, die Besucher sofort hineinzubringen.

Tony Quinn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und wartete. Einst war er ein gut aussehender Mann gewesen. Er war noch immer jung, und seine Gesichtszüge waren fein gezeichnet, nur nicht um die Augen. Dort hatte eine Säure tiefe Furchen gezogen. Die Augen selbst waren völlig leere Kugeln.

Einst war Tony Quinn der hoffnungsvollste Bezirksstaatsanwalt gewesen, den die Stadt je gekannt hatte. Dann geschah es eines Tages im Gericht, dass Kriminelle versuchten, Beweise zu vernichten, indem sie Säure darüber schütteten. Tony Quinn hatte sie bekämpft, ein Teil der Säure war in sein Gesicht gelangt, und er war erblindet. Jeder Arzt, zu dem er gegangen war – und es waren viele gewesen – hatte ihm gesagt, die Erblindung sei dauerhaft, unheilbar.

Monatelang hatte Tony Quinn erfahren, wie sich die schwarzen Tiefen der Verzweiflung anfühlten. Dann war eines Nachts die Hoffnung zu ihm gekommen, gebracht von einem hübschen Mädchen. Ihr Name war Carol Baldwin, und ihr Vater, ein Polizeisergeant, lag wegen der Kugel eines Gangsters, die ihn in den Rücken getroffen hatte, in einer kleinen Stadt im Mittleren Westen im Sterben.

Ihr Vater hatte von Tony Quinn gewusst, hatte von dem Kampf gewusst, den der Bezirksstaatsanwalt gegen die Gangster aufgenommen hatte, bis sie sein Augenlicht zerstört hatten. Carols Vater hatte Tony Quinn seine Augen vermacht. Teile davon waren durch einen kaum bekannten Chirurgen, dessen Leistung an ein Wunder grenzte, in Tony Quinns Augen transplantiert worden.

Tony Quinn hatte sein Augenlicht zurückerhalten. Er hatte auch Carol Baldwin gesehen. Die Zeit verging, und er hatte mehr und mehr von ihr gesehen, denn es hatte nicht lange gedauert, bis sie zu einem seiner vertrautesten Gehilfen geworden war. Fortan widmete sie ihr Leben dem Kampf gegen das Verbrechen und gegen solche Verbrecher wie die, die ihren Vater getötet hatten. Und so hatte es auch nicht lange gedauert, bis sich Tony Quinn in Carol verliebte.

Erstaunlicherweise hatte die Natur offenbar Mitleid wegen des bitteren Streichs gehabt, den sie ihm gespielt hatte, und entschädigte ihn teilweise. Er konnte nicht nur wieder sehen. Selbst in der tiefsten Dunkelheit konnten seine Augen nun selbst blasse Farben erkennen. Seinem erstaunlichen Sehsinn blieb nun nichts mehr verborgen. Außerdem hatten sich in den Monaten, in denen er blind gewesen war, Tony Quinns andere Sinne schnell weiterentwickelt, bis sein Gehör übernatürlich scharf und sein Tastsinn ganz unglaublich geworden waren.

Doch in dem Moment, in dem er sein Augenlicht so wundersamerweise wie heimlich zurückerlangt hatte, war aus Tony Quinn auch die Schwarze Fledermaus geworden. Eine beängstigend geheimnisvolle Persönlichkeit, die gegen jegliche teuflischen Einflüsse eintrat, so wie die, die ihn hatten erblinden lassen, und sie bekämpfte. Seine seltsame Gestalt in der Rolle der Schwarzen Fledermaus, gekleidet in eine schwarze Maske, die die Narben rund um seine Augen verdeckte und seine auffälligen Gesichtszüge gut verbarg, hatte einen Bekanntheitsgrad überall dort erlangt, wo das Verbrechen florierte.

Und da war er nun, trug einen Umhang mit gerippten Schlägen wie die Flügel eines nächtlichen Raubvogels. Durch die Nacht streunend erwartete er keine Gnade und zeigte auch keine. Das Blut wich aus den Gesichtern verzweifelter Männer, die die Polizei verspotteten, sobald der Name der Schwarzen Fledermaus fiel.

Niemand kannte seine Identität, bis auf drei nahestehende Gehilfen, die mit ihm arbeiteten, Carol und zwei weitere. Andere, wie etwa Captain McGrath und Police Commissioner Warner, mochten vermuten, wer die Schwarze Fledermaus war in seiner wirklichen und weniger Furcht einflößenden Gestalt. Doch insgeheim bewunderten sie die großartige Arbeit der Schwarzen Fledermaus und halfen ihm, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Außer dass McGrath, während er zähneknirschend die Hilfe des maskierten Rächers akzeptierte, fest entschlossen war, ihn eines Tages als Bösewicht festzunehmen.

Obwohl nur drei Personen außer ihm selbst davon wussten, konnte dieser scheinbar blinde Mann mit den starrenden, leeren Augen also tatsächlich sehen. Doch niemand hätte das je geahnt. Und so konnte es auch heute niemand ahnen, denn sein Blick ruhte leicht links von der Stelle, an der die beiden Besucher einen Platz vor seinem Schreibtisch eingenommen hatten.

„Bitte setzen Sie sich“, sagte er einladend. „Mrs. Carey, helfen Sie Ihrem Mann zu einem Stuhl. Ich kann absolut nachvollziehen, wie er sich im Augenblick fühlt. In der ersten Zeit ist die Blindheit am schlimmsten. Danach gewöhnt man sich daran.“

„Daran gewöhnen!“, schrie Carey. „Daran gewöhnen! Diese ewige Dunkelheit ... diese nicht endende Abhängigkeit von jemand anders, der dir hilft. Ich wäre lieber tot! Quinn, wir sind hergekommen, weil Captain McGrath von der Polizei sagt, Sie kennen jeden der besten Augenchirurgen. Ich war schon bei dreien, nachdem mich diese dreckige Ratte in der Bank vor zwei Tagen geblendet hat. Sie alle haben mir dasselbe gesagt. Vielleicht bekomme ich mein Augenlicht zurück, vielleicht auch nicht. Ich muss es wissen! Ich muss sicher sein, so oder so.“

Quinn schüttelte den Kopf. „Es tut mir Leid, Mister Carey“, sagte er mit tiefem Mitgefühl in der Stimme. „Und ich verstehe, wie Sie sich fühlen in ihrer plötzlichen und tragischen Not. Natürlich hat mir mein Assistent vorgelesen, was in Ihrer Bank mit Ihnen passiert ist. Da waren noch sechs oder sieben weitere Leute, die geblendet wurden, nicht wahr?“

„Ja, und denen wurde dasselbe gesagt wie mir“, sagte Carey. „Vielleicht. Nur vielleicht! Keine Garantie, dass auch nur einer von ihnen jemals wieder wird sehen können. Die Spezialisten können nicht sagen, ob die Nerven zerstört wurden oder nicht. Jeder Augenarzt sagte etwas über ultraviolette Energie in diesem verfluchten Licht. So stark, dass es die Nerven vielleicht hat verschrumpeln lassen. Ich muss es wissen ... damit ich sicher bin! Es müssen Veränderungen vorgenommen werden, wenn ich ... wenn ich den Rest meines Lebens in Dunkelheit verbringen muss. Sagen Sie mir, wer der beste Augenchirurg ist, den Sie kennen.“

„Ich könnte einige empfehlen“, sagte Quinn mit sanfter Stimme. „Aber ich fürchte, das einzige, was jeder Einzelne Ihnen sagen wird, ist eine Wiederholung dessen, was andere Spezialisten Ihnen bereits gesagt haben. Ihr Fall ist nicht hoffnungslos. Sie alle haben gesagt, es gibt eine Chance, dass Ihr Augenlicht vielleicht zurückkehrt. Aber wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Namen der Experten, die ich kenne.“

Quinn drückte auf einen Knopf, und aus einem Vorzimmer kam ein kahlköpfiger Mann im mittleren Alter mit schmalem Gesicht, schlanker Figur, flinken Bewegungen und einwandfreien Manieren. Er verbeugte sich leicht und erwartete seine Befehle.

„Silk“, sagte Quinn, „gehst du mein Adressbuch durch und suchst die Namen der letzten drei Augenärzte heraus, die ich aufgesucht habe? Schreibe sie auf und gib sie Mister Carey.“

„Carey?“ Silk Kirbys Augen huschten in Richtung des blinden Mannes. „Ist das nicht einer von denen, die in der Bank waren, als ...“

„Ja“, unterbrach ihn Quinn. „Besorge die Adressen, bitte. Einer dieser Ärzte ist vielleicht in der Lage, Mister Carey zu helfen.“

Silk verschwand. Als einer der Gehilfen der Schwarzen Fledermaus war er auch Tony Quinns Diener, Chauffeur und Sekretär in einer Person. In seiner eigenen kriminellen Glanzzeit war Silk einer der begabtesten Hochstapler des Landes gewesen. Eine gewandte Zunge, korrektes Benehmen und die Kleidung, die er für seine Rolle ausgewählt hatte, hatten Silk seinen Spitznamen gegeben.

Eines Nachts war er gekommen, um Tony Quinn auszurauben. Doch nach dem Gespräch, das sie in der Nacht geführt hatten, war er geblieben, um sein Freund und Verbündeter zu werden. Heute war Silk Kirby ein unentbehrlicher Teil des Quartetts, das die kleine Gruppe der Schwarzen Fledermaus bildete.

„Ich hoffe, irgendjemand wird meinen Mann ein wenig aufmuntern“, sagte Mrs. Carey. „Selbstverständlich wird er seine Arbeit nicht verlieren, aber ...“

Tony Quinn lehnte sich über seinen Schreibtisch nach vorn.

„Sagen Sie mir, Mister Carey: Ist es wahr, dass dieser Gauner nur etwa siebzig- oder achtzigtausend Dollar Beute gemacht hat?“

Carey nickte. „Mehr nicht. Er konnte die anderen Bankschließfächer nicht öffnen. Denn selbst wenn er uns gezwungen hätte, die Bankschlüssel herauszugeben, hätte er außerdem noch alle Kunden zusammentreiben müssen, die die Fächer gemietet haben, um auch an ihre Schlüssel zu kommen.“

Quinn runzelte die Stirn. „Sie entschuldigen mein Interesse an dieser Angelegenheit, aber ich war mal Bezirksstaatsanwalt, und derartige Vorkommnisse machen mich äußerst wütend. Ich wünschte, ich könnte etwas tun. Sehen Sie, es erscheint mir nicht sehr vernünftig, zu glauben, dass ein Dieb ein tragbares Licht wie das, das Sie geblendet hat, konstruiert, und sich dann mit einer Beute im Wert von nur siebzig- oder achtzigtausend Dollar zufriedengibt. Mit dieser Summe ließe sich kaum die Arbeit finanzieren, um die Lampe zu perfektionieren, die er benutzt hat. Wissenschaftler arbeiten im Augenblick an einem Licht dieser Art. Aber sie haben es nicht so weit perfektioniert, wie es dieser Gauner anscheinend getan hat. Offensichtlich hat er sogar die Hoffnungen dieser Wissenschaftler übertroffen. Warum sollte er sie dann an Dinge wie einen Bankraub verschwenden? Das verstehe ich nicht.“

„Ich weiß es nicht“, seufzte Carey. „Und es interessiert mich auch nicht, solange ich mein Augenlicht zurückbekomme.“

Silk Kirby kehrte mit den Namen und Adressen der Augenärzte zurück. Mrs. Carey nahm den Zettel und steckte ihn in ihre Tasche.

„Danke, Mister Quinn“, sagte sie. „Wir sind Ihnen und Captain McGrath zu Dank verpflichtet, wenn irgendetwas getan werden kann.“