Die Schwarze Fledermaus 44: Das Versteck am See - G.W. Jones - E-Book

Die Schwarze Fledermaus 44: Das Versteck am See E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Kommissar McGrath bittet Tony Quinn um Hilfe. Ein Kind wird bedroht.Die Schwarze Fledermaus tritt in eine grausame Schlacht ein. Zum ersten Male nicht im vertrauten Chicago, sondern auf unbekanntem Terrain.

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Seitenzahl: 159

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DIE SCHWARZE FLEDERMAUSBand 44

In dieser Reihe bisher erschienen:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

G. W. Jones

Das Versteck am See

Aus dem Amerikanischenvon W. Arnemann

Das Abenteuer Das Versteck am See erschien im April 1947 unter dem Titel The Lakeside Murder in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

McGrath

Als Taschenbuch gehört dieser Roman zu unseren exklusiven Sammler-Editionen und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt.Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.© 2022 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Harald GehlenTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mario HeyerLogogestaltung: Mark FreierIllustration: Ralph KretschmannSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-044-4

Kapitel 1

Der Mann war hochgewachsen und wirkte beinahe eckig. Man sah auf den ersten Blick, dass er ein Engländer war, als er aus einer Taxe stieg und den Fahrer bezahlte. Er nahm seine beiden Koffer, drehte sich um und besah sich das Hotel.

Es war nicht besonders groß. Dieser Teil von Florida war anders als die Luxusklubs von Miami, und daher sah dieses Hotel eher wie eine Wirtschaft auf dem Lande aus. Es hatte eine weit ausgedehnte Terrasse, auf der vielleicht ein halbes Dutzend Leute untätig herumsaß, Opfer jener Lethargie, die viele Leute aus dem Norden überkommt, wo jetzt die ganze Landschaft unter einer Schneedecke liegt.

Der Mann hatte strahlend blaue Augen, die kalt wie Eis blickten. Er sah sich die Leute auf der Terrasse an. Irgendwo schrie ein Baby, und der Mann zuckte zusammen und sah sich dann schnell um, als wolle er herausbekommen, woher der Schrei gekommen war. Aber nirgends war ein Kind zu sehen.

Das Hotel Okoochee, benannt nach dem See, an dem es lag, hatte drei Pagen in seinen Diensten. Einer von ihnen rannte dem Neuankömmling entgegen. Er nahm ihm die Koffer ab und führte ihn hinein und auf den Empfangstisch in der Lobby zu.

„Ich bin nicht angemeldet“, sagte der Fremde mit deutlich erkennbaren britischem Akzent. „Wie ich höre, ist hier alles ziemlich voll, aber ich muss unbedingt ein Zimmer haben.“

„Ich kann Ihnen ein hübsches Einzelzimmer im vierten Stock geben“, sagte der Portier. „Der Preis …“

„Wird schon in Ordnung sein, dessen bin ich sicher“, unterbrach der Mann ihn. Offensichtlich interessierten ihn Preise nicht. Er füllte den Meldezettel aus.

Der Portier winkte dem Pagen. „Zeigen Sie Mister Graystone Zimmer 409! Danke, Mister Graystone!“

Mr Graystone nickte gnädig und folgte dem Jungen. Ein etwas altersschwacher Lift brachte sie ins vierte Stockwerk. Das Zimmer, in das der Gast geführt wurde, war geräumig und sauber. Mr Graystone achtete nicht besonders darauf. Er holte ein paar Banknoten aus der Tasche, sortierte eine amerikanische Eindollarnote aus einem Bündel britischer Pfundnoten aus und überreichte diese dem Pagen.

„Übrigens“, sagte er, „ich bin hierhergekommen, um mich auszuruhen. Ganz besonders allergisch bin ich gegenüber Kindern, hauptsächlich Babys, die zu viel schreien. Sind viele im Hotel?“

Der Junge nahm den Geldschein und schob ihn in die Tasche.

„Nun, Sir, bestimmt nicht so viele, dass es Sie stören wird“, sagte er. „Ich glaube, nur drei. Ein paar Kinder sind da, zwischen fünf und zehn Jahren … aber nur drei Babys.“

Graystone nickte nur und deutete damit an, dass er allein sein wolle. Unmittelbar, nachdem der Page ­verschwunden war, schloss er die Tür ab. Jetzt schien Mr Graystone zum ersten Mal, seit er das Hotel betreten hatte, völlig entspannt zu sein. Er ging auf das Fenster zu, trat etwas zur Seite, um nicht von draußen gesehen zu werden, und blickte auf den See hinunter.

Es war ein See, an dem ein Maler seine Freude gehabt hätte, und er war schon viele Male gemalt worden. An seinem Ufer standen Palmen, sowohl die gewöhnliche Art als auch hohe Königspalmen mit weißen Stämmen. Der See selbst war von einem tiefen Azurblau, und kein Windhauch trübte seine spiegelglatte Oberfläche.

Am Ufer putzten sich einige Falken. Im Hotelgarten herrschte eine üppige Blumenpracht, und irgendwo im Gebüsch zwitscherte ein Spottvogel.

Der weiße sandige Strand, der zum Hotel gehörte, war von vielleicht einem Dutzend Leuten bevölkert. Mr Graystone sah sich diese Leute an. Der herrlichen Landschaft wurde er sich anscheinend überhaupt nicht bewusst. Sein Interesse galt einem Baby, das vielleicht acht Monate alt sein mochte und unter einem Schirm in einem Körbchen lag.

Die Eltern des Säuglings, die neben ihm saßen, waren noch ganz junge Leute. Die mädchenhaft wirkende Mutter trug einen weiß und schwarz gemusterten Bade­anzug und hätte vermutlich auch in Miami Beach Aufsehen erregt. Der Mann war gut gebaut und von der Sonne braun gebrannt, fast schwarz.

Mr Graystone trat hastig vom Fenster zurück, klappte seinen Koffer auf und nahm zwei Gegenstände heraus, eine Wedley-Pistole, die er in die Tasche schob, und einen Feldstecher. Dann trat er wieder ans Fenster zurück und hob die Gardine etwas an, darauf bedacht, dabei nicht gesehen zu werden.

Er richtete das Glas auf das Baby, stellte das Okular scharf ein und beobachtete das Kind mindestens fünf Minuten lang. Dann runzelte er die Stirn, stellte das Glas beiseite und holte sich aus dem Badezimmer ein Glas Wasser.

Es war nicht kalt, sondern lauwarm. Er rief die Bar an und bestellte Scotch, Soda und viel Eis.

Ein Kellner in einem weißen Kittel brachte das Gewünschte. Graystone murrte nur irgendetwas Unverständliches als Antwort auf den Gruß des Kellners, gab ihm jedoch ein reichliches Trinkgeld. Dann mischte er sich einen Drink und setzte sich seufzend wieder hin. Er hatte eine lange, anstrengende Reise per Flugzeug und Eisenbahn hinter sich. Er war am Rande völliger Erschöpfung, und dennoch wusste er, dass er in der nächsten Zeit nicht zum Schlafen kommen, ja, dass er nicht einmal viel Zeit zum Ausruhen haben würde.

Zehn Minuten später ging er aus dem Zimmer und überzeugte sich draußen davon, dass die Tür versperrt war. Als er durch die Lobby ging, hielt er den Schlüssel in der Tasche, anstatt ihn beim Portier abzugeben. Auch die wenigen Gäste in der Halle musterte er aufmerksam.

Auf der Terrasse befand sich ein weiteres Kleinkind. Es mochte etwa acht oder neun Monate alt sein. Graystone nahm auf einem der großen Schaukelstühle neben einer jungen Frau, offensichtlich der Mutter des Kindes, Platz und lächelte dem Kind zu.

„Ein hübsches Kind“, sagte er. „Wirklich hübsch!“

„Oh, vielen Dank!“, erwiderte die Frau lächelnd. „Ich sage das auch immer. Mein Mann übrigens auch. Nicky ist unser einziges Kind und nun schon beinahe zehn Monate alt.“

„Ah, ja“, sagte Graystone. „Hier hat er es schön. Sind Sie schon lange hier?“

„Eine Woche, und ich hätte vor ein paar Monaten nie auch nur davon geträumt, einmal so schöne Ferien zu erleben. Aber uns ist etwas ganz Wunderbares zugestoßen. Wir haben die Reise hierher gewonnen. Und einen Monat Aufenthalt mit sämtlichen Nebenkosten.“

„Großartig!“, rief Mr Graystone aus. „Bei welchem Preisausschreiben haben Sie das denn gewonnen, wenn ich fragen darf?“

„Bei einer Benzinfirma“, erklärte die junge Mutter. „Mein Mann hat eine Tankstelle. Er hat einen neuen Werbe­spruch für das Benzin geprägt, und dafür haben wir die Reise und den Urlaubsaufenthalt bekommen. Einen ganzen Monat!“

Mr Graystone murmelte einen Glückwunsch und wechselte dann ziemlich abrupt das Thema.

„Ich höre, dass hier noch zwei Babys sind“, meinte er. „Der Kleine da draußen am Strand sieht ja sehr gesund aus, finden Sie nicht auch. Das dritte habe ich noch nicht gesehen.“

Die Frau lächelte. „Sie interessieren sich wohl sehr für Kinder, Mister … Mister… ?“, fragte sie.

„Graystone“, sagte er und stand auf, nahm den Hut ab und verbeugte sich. Dann setzte er sich wieder.

„Ich heiße Pamela Dary“, stellte sie sich vor.

„Engländerin?“, fragte Graystone.

„O nein! Nein, ich bin hier zur Welt gekommen. Mein Mann auch.“

„Pamela ist ein Name, der in England sehr verbreitet ist“, sagte Graystone. „Sie wollten mir von den anderen Kindern erzählen. Kennen Sie sie? Junge Mütter wie Sie und die der anderen Babys kommen doch bestimmt zusammen.“

„Ja. Das Baby am Strand ist der Sohn von Noah und Selena Chase. Er ist so alt wie mein Junge. Und das Baby der Bakers auch. Ist das nicht seltsam? Alle drei genau gleich alt. Und alle drei Jungen.“

Wenn Graystone es auch nicht sagte, so hielt er das doch ganz und gar nicht für seltsam. Im Gegenteil, er hätte sich eher gewundert, wären die drei Kinder nicht genau gleichaltrig gewesen.

„Dieses Kind der Familie Baker habe ich noch nicht gesehen“, sagte er.

„Er ist krank“, erklärte Pamela Dary. „Der Junge hat Kummer mit dem Wasser hier. Es ist ihm nicht bekommen, aber er wird schon wieder gesund werden. Sie werden ihn sicher bald sehen, Mister Graystone.“ Sie lächelte.

„Eh … ja. Nun, ich denke, ich werde vor dem Essen noch ein wenig spazieren gehen“, sagte er. „Ich würde mich freuen, wenn Sie und Ihr Gatte heute Abend mit mir essen würden, Mistress Dary.“

Ihre Augen wurden rund und groß. „Oh, vielen Dank! Ich werde es Jim sagen. Er wird sich gewiss freuen.“

Graystone tippte an seinen Hut und ging dann die Terrassen­stufen hinab. Er schlenderte zum Seeufer, und seinen eisig blauen Augen entging nichts, was sich im oder am Wasser tat. Er wartete, bis zwei Männer an Land geschwommen waren, und musterte sie dann ziemlich intensiv, aber unauffällig.

Eine halbe Stunde später kehrte er in sein Hotel zurück und ging in sein Zimmer. Er untersuchte die Tür. Sie war noch ebenso sicher versperrt, wie er sie verlassen hatte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn herum, öffnete die Tür, trat ein und schloss sie hinter sich.

Beinahe im gleichen Augenblick sah er den Zettel, der an einer Wasserkaraffe lehnte. Er nahm ihn und las den kurzen Text. Sein Gesicht wurde aschgrau. Die Mitteilung war nicht lang, aber sehr prägnant. Sie lautete ­Mister Graystone. Wir machen Ernst. Wenn Sie dieses Hotel nicht binnen einer Stunde verlassen, also vor fünf Uhr, wird das Kind sterben. Wenn noch einmal ein Detektiv, ein Agent von Scotland Yard, ein amerikanischer Polizist oder ein FBI-Agent hierherkommt, machen wir Schluss. Sie fahren mit dem Wagen in die Stadt und nehmen die 6.15-Uhr-Maschine nach New York. Von dort aus fliegen Sie spätestens morgen Abend nach London. Befolgen Sie unseren Rat und tun Sie, was wir sagen!

Graystone faltete den Zettel zusammen und schob ihn in die Tasche. Er war mit der Maschine geschrieben und trug keine Unterschrift. Aber Graystone wusste, woher der Zettel kam. Er ging sofort zum Telefon.

„Ich brauche einen Wagen, der mich in die Stadt bringt“, sagte er, als er mit dem Empfang verbunden war. „Ich beabsichtige, innerhalb der nächsten zwanzig Minuten abzureisen. Mieten Sie irgendeinen Wagen. Der Preis spielt keine Rolle. Etwas sehr Wichtiges ist vorgefallen.“

Graystone versperrte seine Koffer und zahlte die Miete für ein Zimmer, das er höchstens ein paar Stunden benutzt hatte. Irgendwelche Erklärungen für seinen plötzlichen Entschluss gab er nicht.

„Ich habe die Garage hier angerufen, einen Wagen zu schicken“, sagte der Portier. „Er ist vermutlich schon unterwegs. Aber einer unserer Gäste fährt gerade mit seinem eigenen Wagen in die Stadt und hat sich erboten, Sie mitzunehmen. Sie haben es doch eilig, nicht wahr?“

„Vielen Dank!“, antwortete Graystone. „Ich nehme das Angebot gern an.“

Er wurde dem Gast vorgestellt, der so freundlich war, ihn mitnehmen zu wollen. Der Mann war etwa sechzig Jahre alt. Graystone bedankte sich bei ihm. Sie fuhren sofort ab, und er erreichte den Flughafen noch rechtzeitig für die Maschine nach New York.

Graystone war enttäuscht, auch ein wenig besorgt. Seine Reise war streng geheim gehalten worden, und dennoch war bereits wenige Minuten nach seiner Ankunft bekannt, dass er in dem Hotel war. Er hatte also gar nichts erreicht, nur Kosten verursacht.

Als die Maschine in der Luft war, beschloss Graystone, den Kampf nicht aufzugeben. Es gab noch eine andere Möglichkeit, durch die sich unter Umständen etwas erreichen ließ. Als er seine Rechnung bezahlt hatte, hatte er etwas gesehen, was ihm gewisse Aussichten eröffnete. Auf dem Schreibtisch hatten ein Telegramm und ein paar offene Briefe gelegen, die er hatte lesen können. Besonders aufgefallen war ihm dabei eine Bestellung für eine Zimmerflucht, eine Bestellung, die durch das Telegramm noch einmal bestätigt wurde. In dem Telegramm stand weiter zu lesen, dass der Besteller zwei Wochen zu bleiben beabsichtige.

Und der Name des Bestellers war Tony Quinn!

Graystone strich sich übers Kinn. Es würde natürlich riskant sein. Ein Menschenleben stand auf dem Spiel, das wusste er nur zu genau. Er durfte also gar nicht an ein Versagen seines Planes denken.

*

Hätte Mr Graystone freilich gewusst, was kurz nach seiner Abreise in der Nähe des Hotels geschah, wäre er nicht so selbstzufrieden gewesen. Der bestellte Mietwagen, gesteuert von einem achtzehnjährigen Jungen mit einer schmierigen Uniformmütze, kam an. Der Junge stieg gar nicht aus, und der Portier rannte zu ihm hinaus.

„Ihr Fahrgast ist von jemandem mitgenommen worden“, erklärte er. „Diesmal ist nichts zu machen. Mehr Glück beim nächsten Mal!“

Der junge Fahrer zuckte die Achseln, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr wieder ab. Die Taxe war auffällig bemalt und leicht zu erkennen. Der Driver fuhr die Straße zu der Garage zurück, die etwa zwei Meilen vom Hotel entfernt lag. Er fuhr ziemlich schnell, denn während seiner Abwesenheit konnte ja leicht ein anderer Anruf kommen, und er wollte sich kein Geschäft entgehen lassen.

Er sah den entgegenkommenden Lastwagen ganz deutlich, achtete aber nicht besonders darauf. Seine Gedanken konzentrierten sich ganz auf das Geburtstagsgeschenk, das er seiner Mutter kaufen wollte. Er hatte gute Trinkgelder bekommen, die Garage bezahlte einen anständigen Lohn, und er konnte eigentlich mit seiner finanziellen Lage recht zufrieden sein. Er würde also auch ein ordentliches Geschenk kaufen.

Der Lastwagen, eine schwere Maschine, die mit leeren Kisten geladen war, fuhr ziemlich schnell. Plötzlich schoss er von links nach rechts schräg über die Straße. Unmittelbar vor dem unvermeidlichen Zusammenstoß mit dem Taxi sprang der Mann hinter dem Lenkrad des Lastwagens aus dem Führerhaus. Er landete auf allen vieren, rappelte sich jedoch schnell wieder auf und rannte auf einen Busch neben der Straße zu.

Der junge Taxifahrer hatte keine Chance. Sein Wagen krachte frontal gegen den Lastwagen. Aus dem Motor des LKW schoss eine Stichflamme. Dann war eine laute Explosion zu hören, und beide Fahrzeuge standen in hellen Flammen.

*

Eine halbe Stunde später fanden die Feuerwehrleute nur mehr verkohlte Trümmer.

Einer der Feuerwehrleute berichtete einem Land­polizisten, der kurz darauf ankam, was er von dem Unfall wusste.

„Der LKW gehörte Matt Lome“, erklärte er. „Jemand hat ihn kurz vor dem Unfall gestohlen. Der junge Billy Turner fuhr die Taxe. Allein, wie man mir sagte, denn der Mann, für den das Hotel ihn bestellte, war von einem Hotelgast in die Stadt mitgenommen worden. Billys sterbliche Überreste haben wir gefunden, aber der Fahrer des Lastwagens ist verschwunden. Ihn hätte es erwischen sollen, nicht den armen Billy!“

Der Landpolizist nickte und sagte: „Sie haben natürlich recht. Was mich wundert, ist, dass die beiden Wagen fast völlig verbrannt sind, gerade, als hätte man sie bewusst und vorsätzlich in Brand gesteckt. Ja, ich habe auch gehört, dass Billy einen Fahrgast hätte mitnehmen sollen. Der Mann hat unerhörtes Glück gehabt, dass er nicht mitgefahren ist.“

*

Ein Blinder tastete sich die Stufen eines großen Bürohauses in der City von Chicago herunter. Er war hochgewachsen, breitschultrig und hielt einen weißen Stab in der rechten Hand.

Vor jedem Schritt, den er tat, betastete er die nächste Stufe.

Wenn man von den zahlreichen tiefen Narben um seine starren Augen absah, musste man diesen Mann als gutaussehend bezeichnen. Es waren tiefe Narben, und es hatte den Anschein, als wären sie förmlich eingebrannt, wenn man ihnen auch ansah, dass sie schon lange verheilt waren. Er trug den Kopf leicht zur Seite geneigt, als lausche er, und seine Augen starrten geradeaus, die stumpfen, glasigen Augen des Blinden.

Der Name des Mannes war Tony Quinn, und alle Leute, die ihm auf der Treppe begegneten, schienen ihn gut zu kennen. Niemand erbot sich, ihm zu helfen, denn alle wussten, dass Tony Quinn kaum Hilfe brauchte, wenn er auch blind war. Sie wussten auch, dass Quinn die Leute, die ihn grüßten, an der Stimme und an ihren Schritten erkannte, denn er dankte jedem mit Namen.

Sein Wagen stand am Bürgersteig, und der Fahrer saß schon am Lenkrad. Gewöhnlich erwartete er Quinn auf der Treppe und führte ihn zum Wagen, aber heute regte er sich nicht von der Stelle, und Quinn fragte sich, weshalb er das nicht tat. Quinn fand den Buick leicht mithilfe seines Blindenstabes, denn der Wagen parkte immer an genau derselben Stelle. Freundliche Polizeibeamte sorgten dafür, dass niemand diesen Parkplatz benutzte.

Quinn machte die Tür auf.

„Nun, wie geht’s, Silk?“, fragte er den Fahrer.

„Gut, Sir, danke!“, erwiderte der Mann am Lenkrad.