Die schwarze Fledermaus 56: Die Bande der jungen Mörder - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 56: Die Bande der jungen Mörder E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Jugendbanden verüben in Chicago Überfälle und Einbrüche. Zudem bekriegen sich die Jugendlichen gegenseitig. Wie eine Woge wächst die Brutalität weiter an. Ein Polizist wird erschossen.Tony Quinn ermittelt in der Maske als Schwarze Fledermaus und stößt auf Unglaubliches.

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IN DIESER SERIE BISHER ERSCHIENEN:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones

6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones

6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones

6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones

6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones

6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones

6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones

6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones

6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones

6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones

6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones

6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones

DIE BANDE DER JUNGEN MÖRDER

DIE SCHWARZE FLEDERMAUS

BUCH 56

G. W. JONES

W. ARNEMANN

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

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Copyright © 2023 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati, Mario Heyer

Logo: Mark Freier

Illustration: Ralph Kretschmann

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten.

www.Blit-Verlag.de

ISBN: 978-3-7579-5689-9

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INHALT

Einführung

Schüsse im Dunkeln

Die Verhaftung

Hintergründe des Verbrechens

Die Wandlung

Der Mann in Schwarz

Kriegsrat

Fluchtgeld

Der ermordete Mörder

Jung und brutal

Waffenhändler

Ein zwielichtiger Rechtsanwalt

Unerwartete Hilfe

Mord an einem Verbrecher

Rummelplatz

Die Begegnung in der Oak Avenue

Der Trick der Schwarzen Fledermaus

Interessante Recherchen

Das verseuchte Viertel

Die Falle

McGrath macht einen Fang

Der große Job

Blutige Millionen

EINFÜHRUNG

Das Abenteuer Die Bande der jungen Mörder erschien im Mai 1949 unter dem Titel Murders playgroundin dem amerikanischen ­Magazin Black Book ­Detective.

Tony Quinn

SCHÜSSE IM DUNKELN

In der Abendstille machte Polizeiwachtmeister Thatcher in aller Ruhe seinen Rundgang durch das hübsche Wohnviertel.

Es war die Zeit zwischen dem Dinner und dem Ende der Theatervorstellungen. Eine Zeit, in der der Verkehr nicht sehr dicht war und nur wenige Fußgänger auf den Straßen waren.

Thatcher wusste selbst nicht, warum ein Fenster im vierten Stock eines Gebäudes plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Freilich, dort oben hatte eben jemand das Licht eingeschaltet. Aber so etwas kam oft genug vor, ohne dass man einen Gedanken daran verschwendete.

Thatcher bemerkte flüchtig einen Schatten am Fenster, und unwillkürlich sah er noch einmal hin.

Plötzlich wurde er hellwach.

Die Gestalt, die sich gegen das Licht abzeichnete, war die eines halbwüchsigen Jungen ‒ in Pullover und engen Hosen. Der Junge hielt einen Sack in den Händen und stopfte irgendetwas hinein.

Thatcher musste plötzlich daran denken, dass sich in letzter Zeit die Einbruchsdiebstähle und Raubüberfälle durch Jugendliche in einem beängstigenden Maß gehäuft hatten. Es war wie eine Welle, die vor sechs oder sieben Monaten eingesetzt hatte.

Als der Polizist die verdächtige Gestalt am Fenster bemerkte, eilte er daher augenblicklich über die Straße auf das Haus zu und klopfte an die Tür der Pförtnerwohnung im Kellergeschoss.

Der Pförtner öffnete. Er war mit Kohlenstaub bedeckt, denn er hatte offenbar gerade die Heizung für die Nacht versorgt.

„Wer wohnt im vierten Stock, vorne, an der Nordwestecke?“, fragte Thatcher.

Der Pförtner nahm die Pfeife aus dem Mund und sagte verwundert: „Mister und Mistress Motan. Warum?“

Statt zu antworten, fragte Thatcher weiter: „Sind sie zu Hause?“

Der Pförtner schüttelte den Kopf. „Nein. Sie sind verreist. Schon seit einer Woche.“

Er musterte den Polizisten neugierig. „Warum fragen Sie? Was ist los?“

„Eine Menge ist los!“, antwortete Thatcher. „Da oben wird gerade eingebrochen! Jetzt hören Sie gut zu, Mann, denn ich kann es nicht zweimal sagen. Rennen Sie hinüber zur Ecke 85. Straße. Dort finden Sie einen Kollegen von mir. Schicken Sie ihn sofort her. Er soll sich nicht erst mit Telefonieren aufhalten. Rufen Sie vorher das Überfallkommando an. Verstanden?“

Der Pförtner nickte. Aber in seiner Aufregung hatte er durchaus nicht alles verstanden.

Er machte sich sofort auf den Weg, um den zweiten Polizisten zu holen. Aber er vergaß, zu telefonieren.

Thatcher wusste das nicht. Er lief auf den Lift zu. Es blieb ihm keine Zeit, die Polizei anzurufen; er musste sich ganz auf den Pförtner verlassen.

Mit dem Lift fuhr er bis zum vierten Stock, sprang hinaus und packte mit der Linken seinen Gummiknüppel fester, während er mit der Rechten die Dienstpistole zog.

Rasch orientierte er sich, wo die Wohnung der Motans lag, und eilte darauf zu. Dabei kam er an einer Tür zur Feuerleiter vorbei. Die Tür war nicht ganz zu. Er sah einen schlaksigen Jungen draußen auf der Feuerleiter herumlungern; er hatte eine Zigarette zwischen den Zähnen und summte leise vor sich hin.

Als er die blaue Uniform erkannte, warf er die Zigarette weg, stieß die Tür auf und kam auf den Polizisten zugerannt.

Thatcher hörte ihn kommen und wirbelte herum, den Gummiknüppel in Bereitschaft.

Der Junge, der wie ein Verrückter auf ihn losging, mochte höchstens sechzehn sein. Aber sein Gesicht hatte einen bösartigen, frühreifen Ausdruck.

Thatcher hob den Knüppel und schlug zu, als der Junge sich auf ihn stürzte. Die Jugend seines Gegners hatte ihn eine Sekunde zu lang zögern lassen ‒ der Junge duckte sich, und der Schlag ging daneben.

Der Junge schrie eine Warnung.

Gleichzeitig umschlang er den Polizisten mit seinen dünnen Armen, ohne sein Geschrei zu unterbrechen.

Eine Wohnungstür ging auf.

Ein Junge mit kalten Augen kam heraus, winkte dann noch drei weitere hinzu. Alle vier rannten auf den Polizisten und seinen zappelnden Gefangenen ‒ den Jungen von der Feuerleiter ‒ zu.

Der Polizist hatte ihn mit einem Judogriff am Kragen gepackt und drückte ihn gegen die Wand.

Thatcher stand mit dem Rücken zur Wohnungstür, aber er hörte die andern ankommen. Er ließ seinen Gefangenen los und hob die Dienstpistole. Es blieb ihm keine Zeit, und er hatte auch keinen Grund, an das Alter der Jungen zu denken. Es ging um Leben und Tod ‒ denn sie waren alle bewaffnet, und ihr Anführer legte bereits auf ihn an.

Bevor Thatcher noch etwas tun konnte, knallten zwei Schüsse.

Der Polizist krümmte sich zusammen, versuchte verzweifelt, seine Pistole in Anschlag zu bringen ‒ und schlug dann der Länge nach auf dem Fußboden auf.

Der junge Mann mit der noch rauchenden Pistole warf einen Blick auf ihn und gab dann einige rasche Befehle.

„Der ist erledigt“, sagte er. „Der Lift, mit dem er heraufgefahren ist, hält noch hier oben. Wir fahren gleich hinunter. Ich hole den Wagen, und ihr bleibt so lange in der Halle. Wenn ich hupe, kommt rasch! Vielleicht hat er schon nach Verstärkung geschickt. Los!“

Alle fünf drängten sich in den Lift und fuhren hinunter.

Der Anführer rannte durch die Halle dem Ausgang zu. Seine Schritte hallten auf dem Pflaster des Bürgersteigs. An der nächsten Ecke sprang er in eine funkelnde neue Limousine, ließ den Motor aufheulen und schwang das Lenkrad herum.

Als er auf die Kurve zufuhr, sah er den Pförtner mit dem zweiten Polizisten ankommen. Er drückte anhaltend auf die Hupe.

Der Polizist hatte ihn bemerkt und sofort seine Pistole gezogen. Er legte an und feuerte.

Der Junge am Lenkrad bremste hastig, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Wenn er es bis zur Ecke schaffte, konnte er dem Blauen entkommen. Zwar waren seine Kameraden noch in der Halle ...

Aber nein, da kamen sie schon heraus, einer nach dem anderen. Sie erfassten die Lage mit einem raschen Blick und rannten auf den Wagen zu, der langsam rückwärtsfuhr.

Der Polizist war zu weit weg, um irgendeinen von ihnen in dem schwachen Licht der Straßenlaterne identifizieren zu können. Er wusste nur, dass sein Kollege ins Haus gegangen war, um die Einbrecher zu überraschen. Wenn er nicht wiederkam, musste er tot oder schwer verwundet sein. Die Pistolen in den Händen der jugendlichen Gangster waren nicht zu übersehen.

Der Polizist stoppte. Er konnte diese fünf jungen Männer nicht überwältigen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seiner Waffe zu bedienen.

Er rief: „Halt! Oder ich schieße!“

Aus dem Wagenfenster kam ein Schuss. Er verfehlte sein Ziel. Aber der Polizist konnte nicht warten, bis der Junge sich einschoss. Er zielte sorgfältig und drückte ab.

Eine der laufenden Gestalten warf beide Arme hoch, drehte sich um sich selbst und stolperte ein paar Schritte auf die Hauswand zu; der Verwundete krallte sich an die Ziegelmauer und sank langsam daran herunter. Er schrie den anderen etwas zu ‒ aber keiner achtete mehr auf ihn.

Sie rannten weiter und zwängten sich in den Wagen. Er fuhr rückwärts um die Ecke, wendete und schoss dann in entgegengesetzter Richtung davon.

Der Fahrer kümmerte sich nicht um die Verkehrsampeln. Er überfuhr die Kreuzung, erreichte die nächste bei rotem Licht und achtete nicht auf das Taxi, das von rechts kam. Erst im letzten Augenblick bemerkte er es und riss das Lenkrad herum. Der Wagen drehte sich einmal um sich selbst, verfehlte zwar das Taxi, krachte aber gegen den nächsten Laternenpfahl.

Durch den Anprall sprangen die Hintertüren auf. Ein Junge kletterte heraus und stand sekundenlang ganz benommen da. Streifenwagen kamen angebraust, mit heulenden Sirenen und kreisenden Blinklichtern. Das brachte den Jungen wieder zu sich. Er zögerte, beugte sich vor und schaute in den Wagen hinein. Er half einem anderen, auszusteigen. Ein dritter schaffte es aus eigener Kraft.

Einer rief: „Was ist mit Joey?“

Und dann: „Joey! Was ist los?“

Der Junge hinter dem Lenkrad antwortete nicht. Er war nach vorn gesunken. Blut rann ihm über die Stirn.

„Verdammt! Joey hats erwischt!“, schrie einer der Jungen. „Macht euch dünn, Jungs!“

Und sie wandten sich zur Flucht.

Als der erste Streifenwagen ankam und mit kreischenden Bremsen hielt, waren sie alle verschwunden.

Ein Polizist sprang aus dem Streifenwagen, rannte auf die Limousine zu und warf einen flüchtigen Blick hinein. Dann winkte er einen zweiten zu sich.

„Wieder so ein Halbstarker“, erklärte er. „Wetten, dass der Wagen gestohlen ist? Der Junge ist nicht tot ‒ nur bewusstlos. Leg ihm Handschellen an, bevor er aufwacht. Bei denen muss man auf alles gefasst sein! Die kämpfen mit Zähnen und Nägeln. Ich laufe zu dem Haus hinüber, wo der Einbruch erfolgt ist. Zu dumm, dass der Anruf nicht früher kam.“

Inzwischen waren andere Streifenwagen vor dem Wohnhaus vorgefahren. Der Polizist, den der Pförtner geholt hatte, kniete neben dem Jungen, den er erschossen hatte. Er sah mit schreckgeweiteten Augen auf.

„Ein Kind!“, brachte er mit blassen Lippen hervor. „Nicht mehr als ein Kind! Höchstens dreizehn, vierzehn! Und ich hab ihn erschossen! Er blieb nicht stehen. Ich konnte nicht wissen, dass es nur ein Kind war. Irgendeiner von ihnen hat auf mich geschossen!“

Ein Polizeisergeant nahm ihn beiseite.

„Hören Sie zu, Jack!“, sagte er. „Sie brauchen sich nicht aufzuregen. Es war nicht Ihre schuld. Woher hätten Sie wissen sollen, wie alt der Junge ist? Sie haben in Notwehr gehandelt. Kein Mensch kann Ihnen einen Vorwurf machen. Also zerbrechen Sie sich nicht den Kopf.“

Der andere fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

„Das ist leicht gesagt“, stöhnte er. „Ich habe selbst einen Jungen in dem Alter! Ich weiß, wie wild sie sein können. Aber ich hab einen umgebracht. Ich hab ihm kaum eine Chance gegeben!“

Bevor der Sergeant antworten konnte, kam ein weiterer Polizist auf ihn zu.

„Ich habe nach einem Krankenwagen telefoniert“, meldete er. „Thatcher ist oben im vierten Stock. Zwei Einschüsse im Unterleib. Sieht böse aus. Die Burschen waren dabei, eine Wohnung auszuräumen. Aber sie kamen nicht mehr dazu, die Beute mitzunehmen ‒ wir fanden alles in Koffern und Säcken verstaut.“

„Ich komme gleich“, sagte der Sergeant kurz.

Er wandte sich wieder dem Polizisten zu, der immer noch neben der Leiche kniete und gequält auf den leblosen Körper starrte.

Der Sergeant fragte hart: „Haben Sie gehört? Thatcher ist erschossen worden. Kaltblütig abgeknallt ‒ von einem dieser Bengel. Das müsste doch Ihr Gewissen erleichtern!“

Der andere nickte unglücklich. „Es wäre halb so schlimm, wenn ich nicht selbst einen Sohn in dem Alter hätte“, murmelte er. „Sie sind Rowdys. Aber wir waren in dem Alter genauso.“

„Das bezweifle ich“, sagte der Sergeant scharf. „Wir haben nicht mit Schießeisen gespielt und keine Polizisten erschossen, soviel ich mich erinnern kann. Kommen Sie! Stehen Sie auf, Mann! Rufen Sie die Mordkommission an! Die Jungs sollen ein bisschen Dampf machen. Hier gibts allerhand zu tun.“

DIE VERHAFTUNG

Zwanzig Minuten später traf die Mordkommission ein, an ihrer Spitze Inspektor McGrath, grimmig und geschäftig, mit vor Eifer gesträubtem Schnurrbart. McGrath war ein tüchtiger Detektiv, mit dem nicht gut Kirschenessen war ‒ wie mancher Verbrecher schon erfahren hatte. Den weichen Kern unter der rauen Schale kannten nur wenige. Wie immer trug er ungebügelte Hosen und derbe Schuhe.

Kurz darauf fuhr eine große Limousine vor. Der Fahrer stieg aus und ging um den Wagen herum, um die andere Tür zu öffnen. Er war groß und schlank, hatte ein kluges Gesicht und einen fast kahlen Kopf.

Der Mann, dem er beim Aussteigen half, war blind. Tiefe Narben rund um die Augen entstellten das sonst anziehende Gesicht. Er trug einen weißen Blindenstock.

Der Fahrer berichtete: „Da wird gerade einer weggetragen, Mister Quinn. Wahrscheinlich die Leiche des erschossenen Polizisten.“

Staatsanwalt Tony Quinn tastete mit seinem weißen Stock nach dem Kantstein.

„Erlauben Sie, Sir“, sagte der kahlköpfige Fahrer und fasste ihn unter dem Arm.

„Danke, Silk“, murmelte Quinn und ließ sich über den Bürgersteig auf das Haus zuführen.

Ein Polizist stand im Eingang und wollte ihnen den Weg versperren. Er trat aber rasch beiseite, als er den Mann mit dem weißen Stock erkannte.

„Tag, Mister Quinn!“, grüßte er höflich. „Der Inspektor sagte, Sie sollen gleich raufkommen.“

„Danke!“, antwortet Quinn, und seine blicklosen Augen starrten an dem Mann vorbei.

Mit seinem Stock tastete er die Türschwelle ab, dann trat er an Silks Arm ein.

Sie fuhren zum vierten Stock hinauf. Eine Sekunde lang blitzte es in den scheinbar blinden Augen auf, als sie an der Stelle vorbeikamen, wo Thatcher erschossen worden war. Ein dunkler Fleck zeichnete sich auf dem Flurläufer ab. Quinn presste die Lippen zusammen.

Inspektor McGrath kam ihnen entgegen, den Hut ins Genick geschoben, sein Notizbuch in der Hand.

Er begrüßte den Blinden. „Schön, dass Sie gekommen sind, Tony! Ein glücklicher Zufall, dass Sie gerade auf der Polizei waren, als die Meldung kam. Sie werden Näheres wissen wollen. Es ist wieder so eine Bande Jugendlicher. Halbe Kinder. Aber diesmal geht ein Mord auf ihr Konto.“

Quinn bat: „Erzählen Sie mir alles, Mac. Was ist hier vorgefallen?“

In knappen Worten berichtete ihm der Inspektor, was er von den Geschehnissen wusste. Einzelheiten ersah er aus seinem Notizbuch.

„Thatcher muss durch irgendetwas auf den Einbruch aufmerksam geworden sein, der in einer Wohnung im vierten Stock verübt wurde. Er erkundigte sich bei dem Pförtner, wer dort wohnt. Dabei erfuhr er, dass die Leute verreist sind. Er ging sofort hinauf und schickte den Pförtner um Hilfe. Der Mann rannte los, einen Polizisten zu suchen, anstatt uns anzurufen und ein halbes Dutzend Streifenwagen anzufordern. Thatcher kam hier herauf. Wie sich die Sache genau abgespielt hat, wissen wir nicht. Jedenfalls knallten ihn diese Jungen nieder, bevor er selbst zum Zuge kam.“

„Wie schwer ist Thatcher verletzt?“, erkundigte sich Quinn.

„Weiß ich nicht!“, knurrte der Inspektor grimmig. „Aber mit zwei Kugeln im Bauch kann ihm nicht zum Lachen sein.“

„Was war dann?“, fragte Quinn.

„Nach der Schießerei rannte einer der Jungen hinaus, um ihren Wagen zu holen. Die anderen warteten offenbar in der Halle. Inzwischen hatte der Pförtner Wachtmeister Maxwell alarmiert, der an der 85. Straße Dienst hatte. Als die beiden hier ankamen, versuchten die Jungen gerade, zu entkommen. Maxwell sagt, er hätte nicht erkennen können, dass es Kinder waren. Der im Wagen feuerte auf ihn, und so blieb Maxwell nichts anderes übrig, als auch zu schießen. Er hat einen der Jungen tödlich getroffen.“

Quinns Miene blieb unbewegt.

„Und die anderen?“, fragte er nur.

„Konnten den Wagen erreichen. Der Fahrer fuhr rückwärts in die Seitenstraße, wendete dort und fuhr davon, und zwar so schnell, dass er schon an der übernächsten Kreuzung, als er einem Taxi ausweichen wollte, gegen einen Laternenmast brummte. Der Fahrer war bewusstlos, und wir konnten ihn verhaften. Die anderen sind entkommen.“

Quinn seufzte. „Ein hoher Preis für eine Verhaftung! Zwei Tote ‒ ein halbes Kind und ein Polizist. Mac, wir haben versucht, diese Welle der Verbrechen von Jugendlichen einzudämmen. Aber jetzt werden wir unsere Anstrengungen verdoppeln müssen. Das muss ein Ende haben!“

McGrath sah die Sache von der praktischen Seite. Er zuckte die Achseln.

„Wenn mehr von den Bengels ins Gras beißen müssten, dann würden sich die anderen solche Wildwestabenteuer zweimal überlegen! Tony ‒ wissen Sie, dass in den letzten Monaten 500 Einbrüche von jugendlichen Banden verübt wurden? Abgesehen von kleineren Diebstählen und all denen, die nicht gemeldet wurden. Wagen werden jede Nacht zu Dutzenden gestohlen und nach wilden Fahrten irgendwo stehen gelassen. Und immer sind die Täter Jugendliche. Man kommt nicht mehr dagegen an.“

Quinn nickte. „Ich weiß. Es ist wie eine Seuche. Ist der tote Junge schon identifiziert worden?“

McGrath warf einen Blick in sein Notizbuch.

„Nach den Papieren, die wir in seinen Taschen fanden, hieß er George Taylor. Oak Avenue Nummer 62. Das ist in einer etwas anrüchigen Gegend, wie Sie wissen. Ich werde ein paar Leute losschicken, um dort Auskünfte einzuholen. Vielleicht können sie die Namen der andern Jungen herauskriegen, die bei der Schießerei dabei gewesen sind.“

Quinn schlug vor: „Überlassen Sie das mir. Ich möchte selbst in die Oak Avenue fahren. Und, Mac ‒ ich werde den ganzen Fall übernehmen. Jugendliches Bandenwesen ist eine Sache, die mir besonders am Herzen liegt.“

McGrath schob die Zigarre von einem Mundwinkel in den andern.

„Als Staatsanwalt für besondere Aufgaben können Sie sich ja Ihre Fälle aussuchen“, knurrte er neidvoll. „Aber mir soll es recht sein. Ich freue mich, wieder einmal mit Ihnen zusammenarbeiten zu können. Diese verdammten Bengel machen einem mehr zu schaffen als manche hartgesottenen, alten Zuchthäusler!“

Quinn wandte sich um und tastete sich mit seinem Stock über den Teppich zum Lift zurück.

„Silk!“, sagte er. „Wir fahren gleich zur Oak Avenue. Und Mac ‒ lassen Sie den Jungen, der den Fluchtwagen fuhr, in einer Stunde in mein Büro bringen. Das heißt ‒ nur, wenn er nicht zu schwer verletzt ist.“

„Es ist ihm nicht allzu viel geschehen“, brummte der Inspektor. „Er hätte ruhig etwas mehr abkriegen können. Sie hatten ihm Handschellen angelegt, bevor er aufwachte. Und er hat sich dann trotzdem wie ein Wilder aufgeführt; sie konnten kaum mit ihm fertig werden. Ein feines Früchtchen!“

Quinn und Silk bestiegen den Wagen. Sie verließen die elegante Wohngegend und wandten sich einem weniger vornehmen Teil der Stadt zu ‒ den Slums, dieser Brutstätte von Armut, Laster und Verbrechen, die dem Staatsanwalt für besondere Aufgaben schon viel zu schaffen gemacht hatte.