4,99 €
Tony Quinn trifft auf einen Verbrecher von teuflischer Genialität. Es kommt zum Duell der Gehirne.
Das E-Book wird angeboten von und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 175
6001 – Der Anschlag von G. W. Jones
6002 – Der Sarg von G. W. Jones
6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder
6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek
6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones
6007 – Die Spione von G. W. Jones
6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones
6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones
6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones
6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones
6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones
6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones
6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones
6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones
6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones
6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones
6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones
6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones
6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones
6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones
6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones
6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones
6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones
6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones
6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones
6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones
6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones
6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones
6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones
6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones
6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones
6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones
6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones
6037 – Bunte Steine von G. W. Jones
6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones
6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones
6040 – Regie des Todes von G. W. Jones
6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones
6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones
6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones
6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones
6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones
6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones
6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones
6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones
6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones
6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones
6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones
6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones
6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones
6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones
6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones
6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones
6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones
6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones 6059 – Mörderstadt von G. W. Jones
6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones
6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones
6062 – Unter Druck von G. W. Jones
Die schwarze Fledermaus
Buch 61
Titelinfo
Perlonstrümpfe
Mord
Ein geständiger Mörder
Tony Quinn
Das Gesetz stattet Price einen Besuch ab
Die Jagd beginnt
Eine kleine Unterhaltung
Das Hornissennest
Rettung
Dr. Ralph Gaylord
Tod an der Pforte
Alibi
Hotel Strandblick
Butch erfährt etwas Neues
Ein Versuch im Laboratorium
Der Mord vor Quinns Haus
Verfolgung
Das Geheimnis lüftet sich
Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen
und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.
In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book lieferbar.
Bei einer automatischen Belieferung gewähren wir Serien-Subskriptionsrabatt. Alle E-Books und Hörbücher sind zudem über alle bekannten Portale zu beziehen.
Copyright © 2024 BLITZ-Verlag
Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mario Heyer
Logo: Mark Freier
Satz: Gero Reimer
Alle Rechte vorbehalten
www.Blitz-Verlag.de
ISBN: 978-3-7579-0179-0
6061v1
Das Abenteuer Der Meistermörder erschien im Sommer 1950 unter dem Titel Blueprint of Crime in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.
Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack
Es war einer dieser riesigen Lastzüge, groß wie Güterwagen und mit ein paar Tausend Paar Perlonstrümpfen beladen. Ed Decker, fünfzig Jahre alt, saß hinter dem Steuer. Für ihn war die Fahrt mit diesem Ungetüm nicht schwieriger als eine Fahrt mit einem Kinderwagen.
Er hielt an einer Verkehrsampel an, griff in die Tasche seiner Lederjacke und sah sich noch einmal den Frachtbrief an. Er hatte bisher noch nie etwas an die Trojan Supply Company geliefert, aber das hatte ja nichts zu sagen.
Ed Decker hatte bisher nicht bemerkt, dass ein ziemlich alter Wagen, mindestens zehn Jahre alt, schon seit einer Stunde hinter ihm herfuhr. Über das Aussehen des Mannes am Steuer hätte sogar Ed Decker gestaunt, und Ed Decker war schon so lange Fernfahrer, dass es nichts auf der Straße gab, was ihn noch in Erstaunen versetzen konnte.
Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet. Selbst sein Hemd machte keine Ausnahme, und dazu trug er einen breitkrempigen Hut, der sein Gesicht beinahe völlig verdeckte, ganz besonders die obere Hälfte, gerade, als wollte der Mann jene seltsamen Narben um seine Augen nicht sehen lassen.
Auf dem Sitz neben ihm lag eine Automatik. Er brauchte nur die Sicherung umzulegen, und schon hatte er neun Verderben bringende Geschosse zur Verfügung.
Es gab Zeiten, wo selbst der Hut mit der breiten Krempe diesem Mann als Schutz nicht ausreichte. In solchen Fällen holte er eine schwarze Maske aus der Tasche und streifte sie über. Und wenn er diese Maske trug, dann gab es keinen Zweifel mehr daran, wer jener Mann war: die Schwarze Fledermaus, jener geheimnisvolle Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit.
Im Augenblick interessierte sich die Schwarze Fledermaus für diese Wagenladung Perlonstrümpfe. Er fuhr vorsichtig hinter dem schweren Lastzug her, bemüht, immer den gleichen Abstand zu halten. Er wusste nicht, ob der Mann am Steuer ein Verbrecher war oder nicht, aber er ließ es jedenfalls nicht darauf ankommen, entdeckt zu werden.
Ed Decker war kein Verbrecher. Er war ein ganz gewöhnlicher Mann. Er bog in die Straße ein, wo er seine Ladung abliefern sollte, und hielt an, nachdem er die gesuchte Hausnummer gefunden hatte. Er stieg aus dem Führerstand und schloss die Tür hinter sich ab.
Im Büro der Trojan Supply Company brannte ein schwaches Licht. Ein Mann in Hemdsärmeln saß hinter einem Schreibtisch. Die Uhr an der Wand zeigte an, dass es ein Uhr früh war. Ed Decker machte die Tür auf und trat ein.
Der Hemdsärmelige blickte auf und sah Decker fragend an. Der schob sich den Hut ins Genick und griff wieder nach dem Frachtbrief.
„Lkw-Spedition Ajax“, sagte Decker. „Ich habe eine Ladung für Sie. Wo soll ich sie hinschaffen?“
„Eine Lieferung?“ Der Mann zog eine Schublade heraus und wühlte in den darin verstreuten Papieren. „Ah, ja. Ich lasse gleich das Tor aufmachen. Sie können hereinfahren. Warten Sie einen Moment in Ihrem Wagen.“
Decker ging zu seinem Wagen und schloss wieder auf. Er sah, wie die Tore des Lagerhauses zurückrollten. Ein Mann in verschossenen Leinenhosen kam heraus und winkte ihm zu. Decker legte den Rückwärtsgang ein, fuhr ein Stück zurück und lenkte den Wagen geschickt durch das Tor.
Drinnen lagerten Stapel von Kisten, mit denen etwa ein halbes Dutzend Männer beschäftigt waren. Neonröhren an den Decken ließen den Lagerraum in taghellem Licht erstrahlen.
Decker sah plötzlich, wie ein Mann verstohlen im Halbdunkel verschwand. Er kniff die Augen zusammen, sah nichts mehr und zuckte die Achseln. Er ging um den Wagen herum und schloss die Tür des Laderaumes auf.
Der Hemdsärmelige trat zur Seite. Er nickte kurz, und die Arbeiter begannen mit dem Abladen.
Decker stand eine Weile neben ihm und sah ihm zu, wie er die einzelnen Posten auf seiner Liste abhakte, während die Kisten abgeladen wurden. Er blickte wieder in die Richtung, in der er zuerst den Mann hatte verschwinden sehen.
„Sagen Sie“, meinte er, „wer war der Bursche, der sich da verdrückt hat, als ich ausstieg?“
„Warum?“, fragte der andere nicht besonders interessiert.
„Ich habe ihn nur einen Augenblick gesehen, aber ich möchte wetten, dass ich ihm schon einmal begegnet bin.“
Der Mann in Hemdsärmeln blickte auf. „Der Einzige, der gerade nicht arbeitet, ist Pete Marcola.“
Decker zündete sich eine Zigarette an. „Dann habe ich mich wohl getäuscht“, meinte er.
Die Arbeiter hatten inzwischen die letzte Kiste weggekarrt. Der Angestellte führte Decker ins Büro zurück, wo er den Frachtbrief und die anderen Papiere unterschrieb. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, während Decker zu seinem Wagen zurückging und wieder auf die Straße hinausfuhr.
Auf dem Rückweg kam er an dem Coupé vorbei, das so viele Kilometer hinter ihm hergefahren war, achtete aber nicht darauf. Er hatte auch keine Veranlassung dazu, denn der Wagen war leer.
* * *
Der Schwarzen Fledermaus war es gelungen, durch eine Hintertür in das Lagerhaus einzudringen. In der hinteren Hälfte des Gebäudes, das erstaunlicherweise leer war, war es stockdunkel. Für ihn bedeutete diese Finsternis kein Hindernis, denn sein Gesichtssinn war außergewöhnlich. Er konnte im Dunkeln ebenso gut sehen, als ob es heller Tag wäre.
Er drückte vorsichtig die Tür einen Spalt auf, bis er in den Raum sehen konnte. Er hörte Decker eine Bemerkung über einen Mann machen, der verschwunden war.
Nachdem Decker weggefahren war, wurden die Lagerhaustore sofort wieder abgeschlossen, und die Männer lungerten zigarettenrauchend herum.
Die Schwarze Fledermaus blieb im Halbdunkel versteckt. Er ahnte schon, was nun kommen würde, aber er wollte ganz sichergehen.
Zehn Minuten später kam ein Mann in das Lagerhaus, und die Arbeiter drückten ihre Zigaretten aus und schickten sich an, weiterzuarbeiten. Die Tore rollten auf, und ein kleiner Lastwagen fuhr herein. Draußen parkten zwei weitere Fahrzeuge von etwa der gleichen Größe. Die Männer beluden den Wagen mit den gleichen Kisten, die sie vorher aus Deckers Wagen ausgeladen hatten. Als die letzten Kisten verladen waren, klappten sie die Rückwand hoch, und der Fahrer schickte sich an, einzusteigen.
Der Hemdsärmelige, der vorher den Frachtbrief unterschrieben hatte, war der Erste, der den seltsamen Schatten an der Wand bemerkte. Er erstarrte förmlich, knurrte etwas Unverständliches, und drehte sich dann langsam um. Er sah den Mann in der schwarzen Maske mit einer Pistole in jeder Hand an der Wand stehen.
Er schrie auf, fuhr in die Hüfttasche und riss eine Pistole heraus, als ihn eine Kugel in der Schulter traf. Er brüllte auf und ließ die Waffe fallen, während die anderen gehorsam die Hände hoben.
Die beiden draußen parkenden Lastwagen verschwanden. Die Schwarze Fledermaus ging auf die Männer zu.
„An die Wand mit euch, und lässt die Hände hübsch oben. Die geringste Bewegung, und ...“
Er brauchte den Satz nicht zu Ende zu sprechen, denn die Männer gehorchten aufs Wort. Die Schwarze Fledermaus durchsuchte sie geschickt, nahm jedem der Männer eine Waffe weg und warf sie gleichgültig irgendwohin ins Dunkel. Dann untersuchte er den Verwundeten, der immer noch stöhnte.
„Ich würde Ihnen raten zu reden“, meinte der Maskierte.
Der Mann murmelte etwas Unverständliches. Die Schwarze Fledermaus zuckte die Achseln. „Früher oder später werden Sie schon reden, Freundchen. Ich möchte von Ihnen nur wissen, wer der Mann ist, der sich hier verdrückt hat, als er den Lkw-Fahrer aussteigen sah.“
„Hier ist sonst niemand“, murmelte der Mann. „Kein Mensch hat sich hier verdrückt. Sie haben sich geirrt. Was soll denn das alles?“
„Das wissen Sie ganz genau“, stellte der Maskierte ruhig fest und stieß die Pistole des Verwundeten mit einem Fußtritt zur Seite. „Aber bitteschön, Sie können meinetwegen ruhig den Rest Ihres Lebens hinter Gittern verbringen, wenn Ihnen das lieber ist.“
Er richtete sich auf und feuerte kurz hintereinander vier Schüsse gegen die Decke. Die Detonationen hallten durch das Lagerhaus und drangen ins Freie. Die Polizei würde auf diese Schüsse hin nicht lange auf sich warten lassen, dachte er. Und tatsächlich dauerte es nur ein paar Augenblicke, bis er draußen die Bremsen eines Wagens kreischen hörte.
Die Schwarze Fledermaus rannte zur Tür, versteckte sich im Schatten und hielt die beiden Funkstreifenbeamten mit der Pistole in Schach, die eintraten.
„Ruhig Blut, Jungs“, sagte er. „Ich hab euch da ein paar Gangster geschnappt, die sich an fremdem Eigentum bereichern wollten. Soviel ich weiß, wird die Bande seit Wochen gesucht.“
Die Beamten ließen die Waffen sinken. Sie kannten und respektierten die Schwarze Fledermaus.
„Vielen Dank“, sagte der eine. „Wir kümmern uns schon um die Kerle. Sind genug Beweise da, dass wir sie festnehmen können?“
„Ein ganzer Lastwagen voll. Perlonstrümpfe, die durch irgendeinen Trick hierhergeschafft wurden. Dieses Lagerhaus ist völlig leer. Die Kisten, die Sie hier sehen, sind nur Attrappen, um den Fahrer zu täuschen. Ich werde mich mit Inspektor McGrath in Verbindung setzen, damit er sich um das Weitere kümmert. Ihr braucht nur die Burschen festzunehmen und die Ware sicherzustellen.“
Die Schwarze Fledermaus schob sich rückwärts zur Tür hinaus und rannte davon. Bald saß er in seinem Wagen und fuhr in Richtung Innenstadt. Unterwegs vertauschte er die Maske mit seinem breitkrempigen schwarzen Hut. Kurz darauf hielt er in einem ruhigen Stadtviertel an, betrat eine Telefonzelle, wo er die Nummer von McGraths Wohnung wählte. Bald darauf meldete sich eine schläfrige, mürrische Stimme.
„Tut mir furchtbar leid“, sagte der Maskierte. „Hier spricht die Schwarze Fledermaus.“
McGrath war plötzlich hellwach, wie man an der Veränderung in seiner Stimme merken konnte. „Was ist denn schon wieder los?“, wollte er wissen.
„Sie haben doch auch von dieser Welle von Verbrechen gehört, die alle Polizisten in ganz Chicago verrückt macht. Eine raffinierte Bande von Verbrechern, die bisher all ihre Ziele mit Tricks erreicht hat, ohne Gewalt anwenden zu müssen. Ich erinnere besonders an die Lkw-Ladungen, die spurlos zu verschwinden schienen.“
„Ich weiß schon“, knurrte McGrath. „Sagen Sie mir bloß nicht, dass Sie diesen Fall gelöst haben!“
„Teilweise, Mac. Die Funkstreife hat in einem Lagerhaus sechs Gefangene gemacht. Sie werden in ein paar Minuten mehr darüber hören. Das Ganze ist folgendermaßen abgelaufen: Der Lkw-Fahrer bekam einen falschen Frachtbrief, es sei denn, er hätte selbst die Hände im Spiel gehabt, und das bezweifle ich nach allem Vorgefallenen stark. Er lieferte seine Ware an die falsche Adresse, wo die Gangster sich in einem leeren Lagerhaus eingenistet hatten. Sie haben es ganz raffiniert ausgetüftelt. Der Fahrer ließ sie die Ware ausladen, und nachdem er weggefahren war, sollte sie in kleinere Fahrzeuge zur Lieferung an das Hauptquartier der Bande umgeladen werden.“
„Gut!“, knirschte McGrath. „Ich muss Ihnen gratulieren, Schwarze Fledermaus. Haben Sie die ganze Bande erwischt?“
„Leider nicht, Mac. Einer ist mir entwischt. Ich konnte nichts daran ändern. Ich nehme an, dass er der Chef der Bande war. Aber vielleicht verraten die Gefangenen etwas. Irgendjemand in der Fabrik, in der die Ware aufgegeben wurde, muss den Frachtbrief und die Versandadresse gefälscht haben.“
„Ich werde mich der Sache annehmen“, sagte McGrath. „Hören Sie, warum können Sie denn nicht tagsüber arbeiten, damit ich nicht immer um diese Zeit aus den Federn muss?“
Alles, was Inspektor McGrath hörte, war ein Kichern, dann wurde die Verbindung abgebrochen.
Eine halbe Stunde später stellte die Schwarze Fledermaus seinen Wagen in der Nähe eines Hotels ab. Es war ein kleines Hotel mit höchstens fünf Zimmern und besaß eine ziemlich verwitterte Fassade aus roten Backsteinen. Die Schwarze Fledermaus schlich durch den Lieferanteneingang hinein.
Im Keller fand er den Telefonanschluss des Hausmeisters und rief von dort aus den Portier an. Er sagte: „Polizei. In Ihrem Hof steht ein großer LKW, der soeben beraubt wurde. Wir möchten wissen, was fehlt. Nach den Papieren, die wir vorfanden, fährt ein gewisser Ed Decker den Wagen, und wie uns der Parkwächter sagte, ist der Mann in diesem Hotel abgestiegen.“
„Er hat Zimmer fünf“, sagte der Pförtner schläfrig. „Soll ich ihn herunterholen?“
„Nein, ich gehe hinauf“, sagte die Schwarze Fledermaus. „Schlafen Sie ruhig weiter.“
Er fuhr mit dem klapprigen Lift ins vierte Stockwerk hinauf und streifte sich dann die Maske über. Vor Deckers Zimmer blieb er einen Augenblick stehen und lauschte. Zuerst hörte er gar nichts, nahm aber dann ein leises Stöhnen wahr.
Er drückte die Türklinke nieder und fand die Tür unverschlossen. Mit schussbereiter Waffe ging er hinein. Das Licht war eingeschaltet, und Ed Decker lag auf dem Boden neben einem Stuhl. Eine Seite seines Gesichts war blutig, und seine Haut hatte bereits die graublaue Färbung angenommen, die dem Tod unmittelbar vorausgeht. Neben ihm lag ein Handtuch des Hotels, und darunter sah die Schwarze Fledermaus den Kolben einer Pistole.
Decker wollte etwas sagen. Seine schon fast glasigen Augen waren geöffnet. Die Schwarze Fledermaus kniete neben ihm nieder, und ein schneller Blick verriet ihm, dass weder er noch sonst jemand dem Mann helfen konnte.
„Wer hat es getan?“, fragte er. „Wissen Sie, wer auf Sie geschossen hat?“
Deckers Augen schlossen sich den Bruchteil einer Sekunde, als wäre er froh, dass noch jemand gekommen war, dem er sich anvertrauen konnte. Maskiert oder nicht, es war jemand, dem er seine Geschichte erzählen konnte, die paar Worte, um derer willen er so verbissen um sein Leben gekämpft hatte.
„Price“, murmelte er. „Price ... im Telefonbuch ... angekreuzt ... ich habe mich nicht selbst erschossen. Mord … es war Mord. Sagen Sie es meiner Frau ... sagen Sie ihr …“
Plötzlich blieb sein Mund offen stehen, und der schwache Pulsschlag, den die Schwarze Fledermaus soeben noch wahrgenommen hatte, war nicht mehr zu spüren. Der Maskierte ließ den Toten langsam zu Boden sinken und richtete sich dann auf. Die Augen, die durch die Schlitze der schwarzen Maske spähten, funkelten kalt und unheilverheißend.
Auf dem kleinen Schreibtisch fand er die Brieftasche des Ermordeten. Sie war offen, und das Bild einer grauhaarigen Frau lächelte ihm daraus entgegen.
Neben der Brieftasche lag ein Bündel Geldscheine, mindestens tausend Dollar. Ferner sah die Schwarze Fledermaus einen Frachtbrief ohne Unterschrift, und daneben eine Notiz auf einem Hotelbriefbogen.
„Nach dem, was ich getan habe, kann ich niemandem mehr in die Augen sehen. Der Ausweg, den ich gewählt habe, ist bestimmt der beste. Sagt Ellen, dass es mir leidtut. Ihr hätte ich am allerwenigsten vor die Augen treten können!“
Die Schwarze Fledermaus verglich schnell die Handschrift mit Deckers Unterschrift auf seinem Führerschein. Ein Grafologe hätte zweifellos beeidet, dass es sich um ein und dieselbe Handschrift handelte.
Er fand einen Umschlag im Schreibtisch, steckte die tausend Dollar hinein und klebte ihn zu. Dann sah er noch einmal den Führerschein an und schrieb Name und Anschrift von Mrs Ellen Decker auf den Umschlag. In der Brieftasche steckten ein paar Briefmarken, von denen er eine auf das Kuvert klebte. So würde Deckers Witwe wenigstens das Geld bekommen, das man neben ihren ermordeten Mann gelegt hatte, um damit den Anschein zu erwecken, er sei auf die schiefe Bahn gekommen und hätte Selbstmord begangen, nachdem man ihm seinen Anteil an der Beute ausbezahlt hatte.
Anschließend griff die Schwarze Fledermaus zum Telefonbuch. Er begann darin zu suchen, bis er sich erinnerte, dass der Tote den Namen Price gemurmelt hatte. Er schlug die entsprechende Seite auf.
Wie Decker schon gesagt hatte, war der Name mit Bleistift angekreuzt: Joshua Price, 1198 Maple Street. Die Schwarze Fledermaus wusste, dass dies eine exklusive Wohngegend war. Der Name kam ihm vertraut vor, aber er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Decker hatte gesagt, dass dieser Joshua Price sein Mörder sei.
Jetzt würde die Schwarze Fledermaus sich den Mörder vorknöpfen.
Er verließ das Hotel so ungesehen, wie er es betreten hatte. An der Straßenecke steckte er den Umschlag mit dem Geld in einen Briefkasten.
Er kam zu seinem Coupé und setzte sich hinters Steuer. Dann überlegte er ein paar Augenblicke und ließ die verschiedenen Vorgänge der Nacht noch einmal an seinem geistigen Auge vorüberziehen. Es war ganz offensichtlich, dass der Lkw-Fahrer den Mann erkannt hatte, der sich im Lagerhaus verdrückt hatte. Der Mann hatte bemerkt, dass er entdeckt worden war und hatte sofort Schritte unternommen, um sicherzugehen, dass der Lkw-Fahrer nicht aussagen konnte, ihn im Lagerhaus gesehen zu haben. Und irgendwie kam der Schwarzen Fledermaus der Name Price bekannt vor.
Das Anwesen 1198 Maple Street war ein mehrgeschossiges Appartementgebäude. Eines jener Häuser, in dem die Bewohner Besitzer ihrer Wohnungen sind und nur eine monatliche Gebühr für Pflege und Unterhalt des Hauses bezahlen. Eigentumswohnungen in dieser Straße waren ein Vermögen wert.
Und jetzt wusste er plötzlich, wer Joshua Price war. Der Mann war ein reicher und äußerst einflussreicher Makler. Er war Direktor von einem halben Dutzend Firmen, Leiter eines großen Krankenhauses, und sein Name stand meist an erster Stelle auf Spendenlisten, wenn es um wohltätige Zwecke ging.
Es war kaum anzunehmen, dass ein solcher Mann in ein Verbrechen verwickelt war oder gar den Mord an einem im Vergleich zu ihm so unbedeutenden Mann wie Decker begangen hatte. Und doch hatte Decker seinen Namen ganz deutlich angegeben und ihn sogar im Telefonbuch angestrichen.