Die schwarze Fledermaus 63: Die Liga der gesichtslosen Männer - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 63: Die Liga der gesichtslosen Männer E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Inspektor McGrath ruft Tony Quinn ins Krankenhaus, um die Aussage eines schwer verletzten Wachmanns einer Bank aufzunehmen. Laut Wachwann sei der Anführer der Bankräuber höflich gewesen, die Verletzung war ein Unfall. Kurz darauf geschieht ein weiterer Banküberfall nach gleichem Muster mit offenbar denselben Tätern. Doch dieses Mal wurde ein Bankangestellter scheinbar vorsätzlich getötet.

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In dieser Reihe bisher erschienen

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones

6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones

6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones

6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones

6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones

6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones

6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones

6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones

6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones

6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones

6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones

6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones

6059 – Mörderstadt von G. W. Jones

6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones

6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones

6062 – Unter Druck von G. W. Jones

6063 – Die Liga der gesichtslosen Männer von G. W. Jones

6064 – Verhängnisvolle Erbschaft von G. W. Jones

6065 – Der unschuldige Mörder von G. W. Jones

6066 – Sexy und tödlich von G. W. Jones

6067 – Zwei Fälle für Tony Quinn von A. S. Jones

Die Liga der gesichtslosen Männer

Die schwarze Fledermaus

Buch 63

G. W. Jones

Übersetzt vonW. Arnemann

Inhalt

Titelinfo

Der höfliche Bankräuber

Die Aussage des Sterbenden

Die geheimnisvolle Leiche

Der zweite Fall

Der Mann in Schwarz

Sprich oder stirb

Jagd über die Dächer

Vielen Dank für die Chance

Klub des Toten

Goldgräber

Weitere Hunderttausend

Bezahlter Mörder

Die Dame weiß etwas

Alias Wilma Drake

Butch schaltet richtig

Die Herren vom Klub

Lohn für einen Killer

Die größte Überraschung

Die Beute

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Ein Unternehmen der SilberScore Beteiligungs GmbH

Mühlsteig 10 • A-6633 Biberwier

Redaktion: Danny Winter

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mark Freier

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-68984-064-8

6063 vom 14.09.2024

Titelinfo

Das Abenteuer Die Liga der gesichtslosen Männer erschien im Winter 1951 unter dem Titel The League oft the faceless Men in dem amerikanischen Magazin Black Book-Detective.

Aus dem Amerikanischen von W. Arnemann

Der höfliche Bankräuber

Morgens um 8 Uhr 30 war dieser abgelegene Teil der Clark Street wenig belebt. Hier gab es nur Läden und eine Zweigstelle der Prudential Security Bank, deren Schalterstunden um 9 Uhr begannen.

Punkt 8 Uhr 30 erschien der Nachtwächter im Portal. Er hatte seinen Dienst beendet und trug bereits Zivilkleidung. Er ließ Mike Riley, einen grauhaarigen ehemaligen Polizisten, ein, der kam, um ihn abzulösen. Der Nachtwächter wartete noch in der Tür, bis Riley in seine hellblaue Uniform geschlüpft war, und ging dann. Riley wartete auf das Erscheinen der Bankangestellten.

Alles in allem arbeiteten elf Leute hier. Um 8 Uhr 40 kam, wie immer als Erster, Will Overman. Will arbeitete seit vierzig Jahren als Buchhalter in dieser Bank und war der Ansicht, dass es nie schaden konnte, etwas vor der Dienstzeit an seinem Platz zu sein.

Overman nickte Mike Riley zu, der den schweren Riegel zurückschob und die Glastür für ihn öffnete. Overman war im Begriff einzutreten, als wie aus dem Boden geschossen zwei Männer links und rechts von ihm auftauchten. Er fühlte, wie einer von ihnen ihm eine Pistole gegen die Rippen drückte.

Der Buchhalter erblasste und blieb wie angewurzelt stehen.

Mike Rileys Hand fuhr nach seiner Waffe; aber er überlegte es sich anders. Er sah eine Pistole gerade auf seinen Leib gerichtet; und die beiden Männer sahen nicht aus, als ob sie zu Späßen aufgelegt wären.

Riley prägte sich ihre Gesichter sehr sorgfältig ein. Er hatte sie nie zuvor gesehen. Aber er würde sie wiedererkennen. Sie waren unauffällig gekleidet, ihre Mantelkragen waren nicht hochgeschlagen, noch ihre Hutkrempen tief ins Gesicht gezogen. Offenbar hatten sie Wert darauf gelegt, auf der Straße keinerlei Aufsehen zu erregen und wie andere harmlose Passanten auszusehen.

Einer von ihnen verzog den Mund zu einem Lächeln.

„So ist’s recht, Mister Overman“, sagte er. „Und Sie, Riley, machen Sie keine Dummheiten, dann geschieht keinem von euch etwas. Gehen Sie hinein ... Riley, Sie bleiben an der Tür stehen wie gewöhnlich. Lassen Sie die anderen Angestellten herein und geben Sie keinerlei Zeichen oder Warnung. Verstanden? Sonst ...“

„... krieg ich ein paar blaue Bohnen in den Rücken, ich weiß“, knurrte Riley.

„Es wäre uns sehr unangenehm“, lächelte der Mann mit der Pistole. „Und schließlich, was geht es Sie an, wenn wir die Bank etwas erleichtern? Es ist nicht Ihr Geld. Und keiner kann Ihnen einen Vorwurf machen.“

„Klar“, murmelte Riley.

Der mit der Pistole wandte sich an seinen Begleiter.

„Bring Mister Overman in das Hinterzimmer. Ich schick die anderen der Reihe nach herein. So weit ist alles glattgegangen. Wir werden dafür sorgen, dass es so bleibt.“

Riley stand an der Tür. Hinter ihm duckte sich der Mann mit der Pistole gegen einen Pfeiler, sodass er von außen nicht gesehen werden konnte.

Riley hatte keine Chance, und er wusste es. Es hatte keinen Sinn, etwas Unüberlegtes zu tun. Ein toter Polizist ist ein Held ‒ aber er kann nichts mehr dazu tun, die Verbrecher zur Strecke zu bringen.

Plötzlich tauchte ein neuer Mann am Eingang auf. Dieser hielt wie zufällig den Arm vors Gesicht.

Der Mann mit der Pistole befahl Riley: „Aufmachen. Hereinlassen. Das ist einer meiner Freunde. Drei weitere müssen jeden Augenblick ankommen.“

Riley brummte in hilflosem Zorn vor sich hin, während er dem Fremden die Tür öffnete. Dieser trat ein. Und jetzt merkte Riley, dass er eine Art Maske über dem Gesicht trug. Sie war fleischfarben, lag eng wie eine Haut an und fiel auf den ersten Blick nicht auf. Aber wenn man näher hinsah, berührte einen der Anblick seltsam unheimlich. Als hätte dieser Mensch überhaupt kein Gesicht. Nur schmale Schlitze für Augen und Mund unterbrachen die glatte, gummiartige Oberfläche.

Der Mann mit der Maske trat wortlos ein und beeilte sich, aus der Nähe des Fensters fortzukommen. Etwas in seinem Auftreten sagte Riley, dass dieser der Führer der Bande sein musste.

Im Laufe der nächsten paar Minuten trafen noch drei weitere Maskierte ein und wurden hereingelassen. Riley sagte sich, dass sie in dieser Aufmachung nicht allzu weit durch die Straßen gegangen sein konnten. Vermutlich parkte ein Wagen in der Seitenstraße neben dem Bankgebäude. Diesen Umstand wollte er sich für später merken.

Dann hatte Riley keine Zeit mehr, Überlegungen anzustellen. Die übrigen Bankangestellten kamen in kurzen Abständen an. Jeder, der eintrat, wurde sofort mit vorgehaltener Pistole empfangen und erhielt den Befehl, keine Angst oder Überraschung zu zeigen und sich augenblicklich nach dem Hinterzimmer zu begeben.

Acht Minuten vor neun Uhr waren alle Bankangestellten in dem Zimmer versammelt.

Riley wurde angewiesen, sich offen an der großen Glastür zu zeigen, als ob nichts Ungewöhnliches vorginge. Aber ein maskierter Mann beobachtete ihn aus einem Versteck heraus. Man hatte Riley seinen Dienstrevolver nicht abgenommen, dessen Fehlen vielleicht Verdacht erregen konnte. Aber er wusste, was geschehen würde, wenn er auch nur die Hand danach ausstreckte.

Diese Männer waren bestimmt keine Amateure. Ihr Vorgehen war kaltblütig und wohlberechnet. Und sie würden keinen Augenblick zögern, jeden niederzuschießen, der sich ihnen widersetzte.

Der Gangsterboss hatte sich in das Hinterzimmer begeben. Riley fragte sich, was dort vorgehen mochte. Was hatte man mit den Angestellten vor?

Die Angestellten standen an der Wand des Hinterzimmers aufgereiht, mit vorgehaltenen Pistolen zu völliger Bewegungslosigkeit gezwungen. Der Führer trat ihnen gegenüber und sprach sie höflich an.

„Meine Damen und Herren, wir bedauern es aufrichtig, Ihnen Ungelegenheiten bereiten zu müssen. Aber beruhigen Sie sich, es soll niemandem etwas geschehen. Das heißt, solange Sie alle vernünftig sind. In fünf Minuten wird sich das Schloss der Stahlkammer öffnen. Mister Brierly, bitte treten Sie vor.“

Brierly, der Direktor, trat einen Schritt aus der Reihe vor. Er hielt die Hände in Schulterhöhe.

Der Bandenführer fuhr fort: „Sie sind ein kluger Mann, Mister Brierly. Sie haben eine Frau, eine hübsche Frau, nebenbei bemerkt, und zwei reizende Kinder. Sie möchten Ihrer Familie sicherlich erhalten bleiben. Und schließlich ist die Bank versichert, nicht wahr? Sie haben also gar keinen Schaden dabei. Und die Versicherungsgesellschaft kann einen kleinen Stoß aushalten.“

Brierlys Gesicht blieb unbeweglich.

„Ich bin nicht verrückt“, sagte er ruhig. „Sie wollen, dass ich das Schloss der Stahlkammer für Sie öffne, sobald das Zeitschloss aufspringt. Aber ich kann das nicht allein.“

„Ich weiß“, bestätigte der Maskierte freundlich. „Mister Warner, Ihr Assistent, kennt eine Hälfte der Zahlenkombination, und Sie die andere. Mister Warner, würden Sie so freundlich sein, ebenfalls vorzutreten?“

Warner, ein junger Mann, runzelte finster die Stirn, gehorchte aber.

Die Augen des Maskierten suchten die Reihe ab. Er stutzte.

„Augenblick mal! Ein Angestellter fehlt! Wo ist Gregory Jordan?“

Brierly zuckte die Achseln. „Er ist Kassierer und hat vorige Woche einige Überstunden gemacht. Er feiert sie ab, indem er diese Woche jeden Tag eine Stunde später kommt.“

„So, so.“ Der Maskierte nickte. „Das scheint zu stimmen. Wir wissen, dass er Überstunden gemacht hat. Also schön. Nun hören Sie alle gut zu, Sie begeben sich jetzt an ihre Plätze und Schalter, als ob nichts vorgefallen wäre. Machen Sie keinen Versuch, die Alarmeinrichtung zu betätigen. Mister Brierly und Mister Warner werden die Stahlkammer öffnen. Meine Leute und ich bleiben im Hintergrund, aber schussbereit. Zwingen Sie uns nicht dazu, Ihnen zu zeigen, was für gute Schützen wir sind!“

Brierly warf einen Blick auf die Wanduhr. „Keine Angst, wir machen Ihnen keine Schwierigkeiten. Lieber liefere ich Ihnen den letzten Cent der Bank aus, als zuzulassen, dass jemand verletzt wird.“

„Ein sehr kluger Entschluss, Mister Brierly“, lobte der Bandenchef. „Also los. Alles auf die Plätze. Und schauen Sie nicht so ängstlich drein. Wir sind es, die Angst haben müssten. Aber wir haben keine, darauf können Sie sich verlassen!“

Er öffnete die Tür zur Schalterhalle. Die Angestellten begaben sich auf ihre Plätze, wie ihnen befohlen war.

Riley schloss auf Befehl der Banditen die Eingangstür auf.

Brierly und Warner gingen zu der großen Stahlkammer. Das Zeitschloss war bereits offen. Brierly stellte seine Zahlenkombination ein und trat dann zurück. Warner nahm seinen Platz ein und vollendete die Kombination. Die schwere Tür ließ sich nun öffnen.

Kein unbefangener Beobachter hätte bis jetzt Argwohn schöpfen können, dass nicht alles in Ordnung war. Die Beamten saßen auf ihren Plätzen, bereit für die Arbeit des Tages. Die Banditen hielten sich geschickt verborgen.

Der Bandenchef schickte Brierly in die Stahlkammer und warf ihm einen Sack vor die Füße. Der Direktor hob den Sack auf und begann, ihn mit Banknotenbündeln vollzustopfen. Das nahm kaum mehr als fünf Minuten in Anspruch.

Inzwischen betraten zwei Kunden den Schalterraum und wurden abgefertigt. Die Abfertigung geschah vielleicht etwas nervöser und hastiger als sonst, und die Kassierer sahen aus, als hätten sie die Nacht schlecht geschlafen. Aber das genügte nicht, um den Verdacht zu erregen, dass ein Raubüberfall im Gange war.

Brierly schleppte den vollen Sack aus der Stahlkammer. Der Bandenchef sah sich einen Augenblick um, dann schlug er den Mantelkragen hoch, drückte den Hut tiefer ins Gesicht und schob die Hand mit der Pistole in die Tasche. Mit der Linken ergriff er den Sack. Er pfiff hinter seiner Maske leise durch die Zähne. Augenblicklich tauchte von irgendwoher einer seiner Leute auf. Auch dieser trug eine Maske. Aber sie war so natürlich, dass man sie bei flüchtigem Hinsehen kaum bemerkte. Der Mann trug ein Sparbuch in der Hand, schlenderte zu einem der Schalter, wechselte ein paar Worte mit dem Kassierer und ging dann lässig auf den Ausgang zu.

Riley ließ ihn passieren.

Aber in Mike Rileys Adern floss irisches Blut, und dieses Blut begann seit einer geraumen Weile zu sieden. Wer ihn kannte, hätte es ihm an den bebenden Nasenflügeln, dem krampfhaften Öffnen und Schließen der Hände ansehen können. Riley war drauf und dran, zu explodieren.

Auch die anderen Banditen gingen jetzt einer nach dem anderen an ihm vorbei ins Freie. Der Anführer und einer der beiden Unmaskierten blieben als letzte zurück. Der Unmaskierte zündete sich eine Zigarette an.

Zwei Frauen betraten die Bank. Der Bandit trat höflich zur Seite und tippte an seine Hutkrempe. Dann schritt er aus der Tür und hob die Hand.

Auf dieses Zeichen hin bog ein großer schwarzer Wagen um die Ecke und hielt vor dem Eingang.

Der Gangsterchef verneigte sich leicht.

„Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen herzlich für Ihr freundliches Entgegenkommen. Ich freue mich, dass niemand verletzt wurde. Verhalten Sie sich noch eine halbe Minute ruhig, und alles ist in Ordnung. Dann können Sie meinetwegen gern Alarm schlagen. Nochmals vielen Dank.“

Er schulterte den Sack mit der Linken, die Rechte mit der Pistole blieb in der Tasche. Er verbeugte sich noch einmal und ging an den Schaltern vorbei auf den Ausgang zu.

Riley stand neben der Tür. Sein Gesicht war puterrot angelaufen, und seine Schläfenadern traten wie Stränge hervor.

Es war seine Pflicht, das zu verhindern, was soeben hier geschehen war. Dafür wurde er bezahlt. Dafür trug er die Uniform und den Revolver.

Verrückt oder nicht ‒ es war nun einmal seine Pflicht, gleichgültig, was daraus wurde. Alle seine Muskeln spannten sich, als der maskierte Bandenführer sich ihm näherte.

Vielleicht wäre trotzdem nichts geschehen. Aber der Räuber beging jetzt einen kleinen Fehler, indem er leise lachte, als er an Riley vorbeikam.

„Für einen Iren sind Sie erstaunlich vernünftig, Riley“, bemerkte er spöttisch.

Das war zu viel für Riley.

Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf den Banditen, krallte die Finger in die Gummimaske und fetzte ein ganzes Stück davon herunter. Mit der freien Hand tastete er nach seinem Revolver.

Er kam nicht dazu, ihn zu ziehen.

Der Bandit sagte vorwurfsvoll mit seiner sanften, höflichen Stimme: „Das hätten Sie nicht tun sollen, Riley.“

Gleichzeitig drückte die Hand in der Tasche ab. Die Mündung der Pistole war gegen Rileys Unterleib gepresst. Es gab einen kaum hörbaren Knall. Jedenfalls hörte ihn niemand auf der Straße. Niemand ahnte die Tragödie, die sich abspielte.

Riley taumelte zurück. Seine Hand glitt vom Revolverknauf, tastete haltsuchend nach einem Pfeiler. Seine Knie gaben nach.

Der Banditenführer war bereits draußen und auf den parkenden Wagen zugeeilt. Die Wagentür wurde geöffnet. Er warf den Sack hinein und kletterte nach. Der Wagen setzte sich augenblicklich in Bewegung.

Jetzt schrillten sämtliche Alarmglocken auf, und alle in der Bank begannen durcheinanderzuschreien. Verwirrte Passanten blieben stehen. Ein Verkehrspolizist kam angerannt, lief in die Schalterhalle.

Niemand achtete auf den schwarzen Wagen, der sich im Verkehr verlor.

Niemand achtete auf Riley. Erst als der Verkehrsschutzmann ankam, versuchte Riley zu reden. Er hielt eine Hand gegen den Leib gepresst. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor. Der Schutzmann warf einen Blick darauf. Dann rannte er zum Telefon.

Die Aussage des Sterbenden

In dem kalten, weißen Krankenhauszimmer lag Mike Riley auf einem Operationstisch angeschnallt. Der Chi-rurg tastete mit einer Sonde die Wunde ab. Ein Assistenzarzt nahm eine Blutübertragung vor.

Mike Rileys Augen waren geöffnet, aber blicklos. Es war schwer zu sagen, ob er Schmerzen litt.

Draußen im Korridor hörte man zwischen eiligen Schritten das Tappen eines Stockes auf den Fliesen. Die Tür wurde aufgestoßen. Als Erster trat Inspektor McGrath ein, ein untersetzter, kräftiger Mann mit Schlapphut und ungeputzten Schuhen. Er kleidete sich hoffnungslos schlampig, zum Leidwesen seines Schneiders. Er kaute an einem Zigarrenstummel und warf einen düsteren Blick auf den Schwerverletzten, der auf dem Tisch lag.

Hinter ihm erschien ein großer, schlanker Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Ein gut aussehender Mann ‒ bis auf die entstellenden Narben rings um beide Augen. Die Augen selbst hatten einen starren und leeren Ausdruck. Er tastete sich mithilfe eines weißen Blindenstocks ins Zimmer.

Ein dritter Mann mit einem Frettchengesicht und flinken, scharfen Augen führte den Blinden am Ellbogen. Es war sein ständiger Begleiter.

Der Doktor nickte ihnen zu, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.

Eine Krankenschwester steckte den Kopf zur Tür herein. „Alles fertig zur Operation, Doktor“, meldete sie.

„Noch zwei Minuten“, murmelte der Arzt. „Plasma bereitstellen.“

Inspektor McGrath schaute auf den Verletzten.

„Wie geht es, Mike?“, fragte er gepresst.

Riley brachte ein schwaches Grinsen zustande.

„Hallo, McGrath. Mir geht’s gut. Tut nicht sehr weh. Sind die Banditen gefasst?“

„Wir werden sie fassen“, versicherte ihm McGrath. „Mike, wir haben nicht viel Zeit, Sie zu verhören. Sie sollen gleich operiert werden ‒ falls die Messer überhaupt durch Ihr dickes Fell dringen“, versuchte er zu scherzen. „Sie kennen doch Tony Quinn, nicht?“

Riley wendete mühsam den Kopf und nickte dem Blinden zu. „Tag, Mister Quinn“, murmelte er schwach.

McGrath brachte ein halbes Dutzend Fotos zum Vorschein. „Mike“, drängte er. „Können Sie noch einen Blick auf die Fotos werfen, bevor man Sie unter Narkose setzt? Sie sind der Einzige, der das Gesicht des Banditenführers gesehen hat.“

„Ich würde ihn jederzeit wiedererkennen“, murmelte Riley. „Bei Gott, den vergess ich nie wieder! Ihn und sein geschniegeltes Getue!“

„Gerade das hat uns zu einer ganz bestimmten Annahme über seine Person gebracht. Sehen Sie sich die Bilder an, Riley. Sagen Sie, ob es einer von diesen war.“

„Zeigen Sie her, Mac“, sagte Riley. „Aber machen Sie schnell. Vor meinen Augen fängt alles an zu verschwimmen.“

McGrath hielt ihm eines der Bilder hin. Der Verwundete gab kein Zeichen des Erkennens. McGrath versuchte ein zweites, dann ein drittes.

Diesmal zuckte Riley zusammen. „Das ist er! Ich bin ganz sicher. Das ist er.“

„Gut, Mike.“ McGrath trat einen Schritt zurück. „Wir werden ihn uns vornehmen, darauf können Sie sich verlassen!“

Der Tisch wurde zur Tür hinausgerollt. Der Doktor begann seine Hände zu waschen.

„Doktor“, fragte McGrath besorgt. „Wie sieht es aus?“

Der Arzt schüttelte ernst den Kopf. „Schlecht. Nach allem, was Riley sagt, war der Räuber ein Mann mit besten Manieren. Er hatte nur leider eine weniger feine Angewohnheit: Wenn er schoss, verwendete er Dumdum-Geschosse.“

McGrath ging langsam zum Warteraum zurück, gefolgt von dem Blinden und seinem Begleiter. Dort sank er niedergeschlagen auf einen Stuhl, die Fotos immer noch zwischen den feuchten Fingern.

„Die Sache mit Riley geht mir sehr nahe“, murmelte er leise. „Tony ‒ ich muss den Kerl zur Strecke bringen, der ihm das angetan hat. Ich muss!“

Der blinde Tony Quinn nickte. „Sie müssen ihn fassen, Mac. Den Rest besorge dann ich. Falls Riley stirbt, endet sein Mörder auf dem elektrischen Stuhl.“

„Falls er stirbt?“, wiederholte McGrath grimmig. „Tony! Haben Sie schon einmal gehört, dass jemand ein Dumdum-Geschoß in die Eingeweide überlebt hat? Riley hat den Mann erkannt, darum musste er sterben.“