Die schwarze Fledermaus 62: Unter Druck - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 62: Unter Druck E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Ein Mafioso tötet. Der Mann, der ihn dabei beobachtet hat, ist entschlossen, vor Gericht als Kronzeuge gegen den Mörder aufzutreten.Der blinde Staatsanwalt Tony Quinn wird in den Vorgang involviert und gerät in einen Strudel krimineller Machenschaften, die die gesamte Stadt bedrohen.

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In dieser Reihe bisher erschienen

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones

6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones

6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones

6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones

6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones

6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones

6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones

6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones

6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones

6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones

6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones

6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones 6059 – Mörderstadt von G. W. Jones

6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones

6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones

6062 – Unter Druck von G. W. Jones

Unter Druck

Die schwarze Fledermaus

Buch 62

G. W. Jones

Inhalt

Titelinfo

Der Mord in der Fairlawn-Bar

Ein Mörder mit Beziehungen

Der Mittelsmann

Kidnapping

Der Rat der Freunde

Der überrumpelte Inspektor

Der V-Mann

Nächtlicher Besuch

Spade Vernon schweigt

Das Zeichen der Schwarzen Fledermaus

Der düpierte Inspektor

Der aggressive Zeitungsmann

Der gespenstische Eindringling

Der Trick des Mister Chanlor

Das Tanzgirl

Die Falle

Das missglückte Rendezvous

Die Schwarze Fledermaus in der Defensive

Der Gegenschlag

Die Dunkelmänner

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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mark Freier

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7579-7620-0

6062v1

Titelinfo

Das Abenteuer Der Meistermörder erschien im Sommer 1950 unter dem Titel Blueprint of Crime in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Aus dem Amerikanischen von Heinz Zwack

Der Mord in der Fairlawn-Bar

Les Cooper machte Feierabend und schloss seine Autoreparaturwerkstatt ab. Es war keine besonders große Werkstatt. Aber Les Cooper kannte keinen falschen Ehrgeiz und war zufrieden mit dem, was er hatte. Er verstand sich auf seine Arbeit und verdiente genug damit, um sich und seiner Frau Doreen das Leben angenehm zu machen. Sie waren beide Mitte zwanzig, hatten ein hübsches Häuschen mit fünf Zimmern, viele Freunde und Freude am Leben. Mit einem Wort ‒ sie waren ein glückliches, wenn auch ganz durchschnittliches, junges Ehepaar.

Les Cooper fuhr seinen neuen Wagen aus der Garage bis zur Ecke. Dann erinnerte er sich, dass er Zigaretten brauchte. Es war schon spät, und die Läden waren bereits geschlossen.

Er ging in die Fairlawn-Bar, kaufte sich die Zigaretten und trank ein Glas Bier. Dann beschloss er, Doreen anzurufen. Sie wusste immer gern vorher, wann er nach Hause kam, damit sie einen Imbiss für ihn vorbereiten konnte.

Die einzige Telefonzelle war besetzt. Les trank deshalb noch ein zweites Glas Bier.

Das Lokal war fast leer. Außer dem Mann in der Telefonzelle war nur noch ein Gast da. Der Barkeeper lehnte schläfrig am Schanktisch. Der Gast saß mit dem Rücken zu Cooper. Der Spiegel hinter der Bar war mit Preislisten verdeckt, sodass Cooper das Gesicht des Mannes auch im Spiegel nicht sehen konnte. Vor ihm stand ein Teller Salzbrezeln.

Cooper rückte näher und streckte die Hand aus, um sich ein paar Brezeln zu nehmen. Dabei streifte er die Schulter des andern.

Der Mann fuhr blitzschnell herum, und seine Hand schnellte zur Achselhöhle. Sein Gesicht war kreideweiß. In seinen Augen stand nackte Angst.

Als er Cooper bemerkte, zögerte er und ließ die Hand sinken.

Cooper murmelte entschuldigend: „Verzeihung ‒ ich wollte nur die Brezeln ‒ falls Sie sich nicht noch bedienen wollen.“

Der Mann brummte etwas Unverständliches und wandte sich hastig ab.

Cooper zuckte die Achseln, zog den Teller zu sich heran und aß ein paar Brezeln. Er fragte sich, wovor dieser Mann sich so fürchtete, dass er bei der geringsten Berührung nach der Pistole griff. Cooper hatte die Pistole nicht gesehen, aber er zweifelte nicht daran, dass der Mann eine solche in der Achselhöhle trug.

Die Tür der Telefonzelle ging auf. Ein Mann kam heraus, nickte dem Barkeeper zu und ging.

Cooper trank sein Bier aus, stopfte sich noch eine Brezel in den Mund und betrat die Telefonzelle.

Er freute sich, als er Doreens sanfte, warme Stimme hörte.

„Ich bin in etwa fünfzehn Minuten zu Hause, Liebling“, sagte er.

„Fein, Les“, antwortete Doreen. „Ich lasse das Garagenlicht brennen. Möchtest du Kaffee?“

„Ja, bitte! Bis gleich also, mein Schatz!“

Er hängte ein und wollte die Zellentür aufstoßen. Plötzlich aber verharrte er mitten in der Bewegung und starrte durch die Glasscheibe.

Das Bild an der Bar hatte sich kaum verändert. Der Barkeeper döste immer noch über einer Rennzeitung. Der Gast schenkte sich aus einer Flasche ein, die er offenbar zu seinem ausschließlichen Gebrauch gekauft hatte. Zwei Männer gingen langsam auf die Bar zu, und ein dritter stand mit dem Rücken zum Ausgang.

Diese Szene wäre nicht weiter bemerkenswert gewesen, hätten die beiden Ankömmlinge nicht Pistolen in den Händen gehalten. Einer trat jetzt auf den schreckhaften Gast zu und stieß ihm das kalte Metall ins Genick.

Der Gast zuckte zusammen, richtete sich aus seiner schlaffen Haltung auf und hob langsam die Hände.

Der zweite Gunman sprang auf den Barkeeper zu, bevor dieser überhaupt merkte, was vorging. Er hob die Pistole und ließ sie wuchtig auf den kahlen Kopf des Barkeepers heruntersausen. Der sackte hinter dem Schanktisch zusammen. Seine Hand griff ins Leere, als suchte sie Halt, und verschwand dann ebenfalls.

Cooper ging instinktiv in die Knie und duckte sich, um durch die Glasscheibe seiner Telefonzelle nicht entdeckt zu werden. Er hatte keine Lust, einen Schlag über den Schädel oder eine Kugel in die Brust zu bekommen. Er war nicht feige, aber er war auch kein Narr. Diese Männer waren Killer, und es wäre Selbstmord gewesen, ihnen in den Weg zu laufen.

Er wagte einen vorsichtigen Blick durch die Scheibe.

Der furchtsame Gast stand jetzt mit dem Rücken gegen die Bar und hatte beide Hände über den Kopf erhoben. Er redete mit einer vor Aufregung schrillen Stimme auf die Killer ein. Einer von ihnen durchsuchte seine Taschen, fand eine Pistole und steckte sie zu sich.

Dann wichen beide ein wenig zurück, die Pistolen im Anschlag. Der Überfallene hatte es aufgegeben, um sein Leben zu flehen.

Cooper wühlte fieberhaft in seinen Taschen nach einer Münze. Er überlegte, ob man es draußen hören würde, wenn er sie einwarf und die Polizei anrief. Aber das Problem erledigte sich von selbst: Er fand kein Kleingeld. Er hatte die letzte Münze für das Gespräch mit seiner Frau ausgegeben.

Niemand sah in seine Richtung. Die Telefonzelle befand sich in einer dunklen Ecke, sodass Cooper sich hier halbwegs sicher fühlte. Wenn er sein Versteck verließ, um sich einzumischen, standen seine Chancen sehr schlecht. Die beiden Gunmen waren hierhergekommen, um diesen Mann kaltblütig umzubringen. Und sie würden bestimmt einen zweiten Mord nicht scheuen.

Vor ein paar Jahren hätte Cooper vielleicht noch etwas riskiert ‒ aber jetzt musste er an Doreen denken.

Vorsichtig drückte er die Tür einen Spaltbreit auf. Er hörte einen der beiden Gangster sagen: „Spade ‒ er gehört dir!“

Der dritte Mann, der bisher nur die Tür bewacht hatte, schlenderte näher. Er hatte keine Pistole in der Hand und schien sich an dem Anblick des wehrlosen Opfers zu weiden.

Der Überfallene begann zu zittern; er hatte Mühe, die Hände oben zu halten.

Der Mann, der Spade genannt wurde, schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. Die blasse Wange färbte sich an der getroffenen Stelle knallrot.

Spade sagte: „Du hast doch nicht geglaubt, dass du damit durchkommst, Pete!“

Pete, das Opfer, bewegte die Lippen, brachte aber kein Wort hervor.

Spade lachte und schlug abermals zu. Der zweite Schlag schien Pete die Zunge zu lösen.

„Spade, ich ‒ ich hab einen Fehler gemacht!“, stotterte er. „Es soll nicht wieder vorkommen ‒ bestimmt nicht.“

Spade sagte ironisch: „Hör zu, Pete! Du hast geglaubt, du kannst mich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Aber mich hat noch keiner für dumm verkauft. Mich nicht!“

Der blasse Mann stammelte: „Spade, es ist alles ein Irrtum, glaub mir! Ich will alles tun, was du sagst, alles, nur ...“

„Alles?“, fragte Spade lauernd.

In dem anderen erwachte ein Funke Hoffnung.

„Ja, alles!“, rief er übereifrig. „Sag, was ich tun soll, Spade! Sag es doch!“

„Gut“, erwiderte Spade mit beißendem Spott. „Dann ‒ stirb!“

Pete öffnete den Mund zum Schreien, brachte aber keinen Laut hervor.

Cooper konnte sich nicht mehr zurückhalten. Das war zu viel! Er konnte nicht hier stehen und ruhig mitansehen, wie man einen Mann kaltblütig ermordete.

Er war im Begriff, die Tür aufzustoßen und hinauszustürzen. Aber da merkte er, dass er einen Augenblick zu lang gezögert hatte.

Spade trat einen Schritt zurück, und Cooper sah, dass er ein Messer in der Hand hielt. Ein Teil der Klinge blitzte gefährlich, aber der andere Teil war dunkel von Blut.

Pete hielt die Arme nicht mehr in die Höhe. Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser und fiel aufs Gesicht.

Spade lachte kurz auf. Das Lachen jagte Cooper eine Gänsehaut über den Rücken. Der Killer griff sich eine Serviette von einem Tisch, wischte sein Messer seelenruhig ab und steckte es ein. Dann nickte er den beiden Gunmen zu, die ihre Pistolen ebenfalls wegsteckten. Einer von ihnen öffnete die Tür zur Straße.

In diesem Augenblick startete draußen ein Motor. Die beiden Pistolenmänner gingen hinaus. Spade sah sich noch einmal um, offenbar sehr zufrieden mit seinem Erfolg. Dann ging auch er, und die Tür schlug hinter ihm zu.

Als Cooper aus der Zelle stürzte, hörte er den Wagen abfahren.

Er rannte zu dem Gast, der auf dem Boden lag, kniete neben ihm nieder und fühlte ihm den Puls. Er hatte in der Marine gedient und kannte den Unterschied zwischen Leben und Tod. Er sah auf den ersten Blick, dass dieser Mann sich nie wieder fürchten würde.

Cooper sprang auf und lief hinter den Schanktisch. Der Barkeeper war bewusstlos und würde es noch eine Weile bleiben.

Cooper öffnete die Kasse, entnahm ihr eine Münze und rannte in die Telefonzelle zurück.

Als die Polizei sich meldete, brachte er ein paar Sekunden kein Wort hervor. Er musste sich gegen die Wand der Zelle lehnen und tief Luft holen, bevor er seine Stimme wiederfand.

„Rasch, um Himmels willen!“, keuchte er. „Ein Mord! Fairlawn-Bar!“

Ein Mörder mit Beziehungen

Les Cooper stand noch immer unter dem Eindruck des Schocks, als Inspektor McGrath ihn verhörte. Der Inspektor legte einen Stoß Fotos vor ihn hin und sagte: „Mister Cooper, wir haben uns die Bar genau angesehen. Von der Telefonzelle aus hatten Sie einen ausgezeichneten Überblick über das ganze Lokal. Die Beleuchtung war auch gut, sodass Sie die Gesichter der Beteiligten deutlich sehen konnten, nicht wahr?“

Cooper fiel ihm ungeduldig ins Wort: „Ich habe Ihnen doch alles gesagt, Inspektor. Wann kann ich denn nun endlich nach Hause gehen?“

„Das kommt darauf an.“

„Worauf?“, fragte Cooper gereizt. „Sehen Sie. meine Frau erwartet mich seit einer Stunde und ...“

„Ihr Pech“, meinte Inspektor McGrath gleichmütig. „Wenn sie Ihnen die Geschichte nicht glauben sollte, schicken Sie sie ruhig zu mir. Ich bin auch verheiratet und weiß, wie die Frauen manchmal sind und wie man am besten mit ihnen fertig wird.“

„Kann ich sie denn nicht wenigstens anrufen?“

„Nein“, sagte der Inspektor barsch. Dann fügte er freundlicher hinzu: „Sie müssen das verstehen, Mister Cooper. Wir kennen Sie nicht. Vielleicht sind Sie in Ordnung. Aber wir haben keinen Beweis dafür.“

„Wie meinen Sie das?“

„Nach Ihrer Aussage hat der Mörder keine Ahnung, dass er beobachtet wurde. Wenn das stimmt, dürfte er sich ziemlich sicher fühlen. Und das könnte uns unsere Arbeit erleichtern.“

„Und was kann ich dabei tun?“

„Sehen Sie diese Fotos durch, Mister Cooper. Es sind Bilder aus der Verbrecherkartei, von Männern, die ungefähr Ihrer Beschreibung entsprechen. Vielleicht erkennen Sie den Mörder unter diesen Brüdern. Also los! Lassen Sie sich aber ruhig Zeit.“

Cooper betrachtete das erste Bild aufmerksam und legte es dann beiseite.

„Mir scheint, Sie haben schon eine eigene Theorie, wer der Mörder ist“, bemerkte er und blätterte die Bilder durch.

Plötzlich stutzte er. „Das ist er!“, rief er und deutete auf eines der Bilder.

„Sind Sie sicher?“, fragte McGrath.

„Natürlich! Ich habe ihn fünf oder sechs Minuten lang beobachtet. Das Gesicht dieses Killers werde ich mein Leben lang nicht vergessen!“

„Gut“, sagte McGrath befriedigt. „Jetzt können Sie Ihre Frau anrufen. Aber sagen Sie nichts von dem, was geschehen ist. Nur, dass alles okay ist und Sie bald nach Hause kommen werden. Sonst nichts, verstanden? Ich bleibe neben Ihnen stehen.“

Hastig griff Cooper nach dem Telefon.

Doreen hatte sich bereits große Sorgen gemacht. Er beruhigte sie und versprach, bald zu kommen.

McGrath gab inzwischen seinen Leuten Anweisungen, und die Verbrecherjagd begann.

Der Inspektor zündete sich eine seiner Lieblingszigarren an, die im Nu das ganze Zimmer verpestete. Cooper musste husten und steckte sich rasch selbst eine Zigarette an, um nichts mehr von dem penetranten Geruch zu merken.

„Der Kerl, den Sie identifiziert haben“, erklärte McGrath, „heißt Spade Vernon. Sagt Ihnen der Name etwas?“

„Hm ‒ er kommt mir bekannt vor.“

„Das kann ich mir denken. Ich habe gleich auf ihn getippt, als Sie sagten, dass einer der andern ihn Spade nannte. Spade Vernon ist wahrscheinlich der größte Schieber in unserer Stadt. Einer von den ganz großen Gangstern.“

„Oh!“, machte Cooper überrascht. „Ich werde mich bei ihm nicht gerade beliebt machen, wenn ich mich da reinhänge.“

„Klar. Ihre Aussage könnte Ihnen gefährlich werden. Aber wir übernehmen selbstverständlich Ihren Schutz. Der Ermordete hieß Pete Montaya und war einer von Spades Leuten ‒ Spezialist für Spielhöllen. Pete muss dabei in die eigene Tasche gearbeitet haben. Und so was sieht Spade nicht gern.“

Cooper nickte. „Spade sagte, er ließe sich nicht ausnehmen und für dumm verkaufen.“

„Ganz recht. Das hätte Pete wissen müssen. Pete war um kein Haar besser als Spade. Aber das Gesetz kümmert sich nicht um den Charakter des Ermordeten. Mord ist Mord und muss bestraft werden.“

Cooper meinte etwas bedenklich: „Sie sagten, Spade Vernon sei einer von den ganz großen Gangstern. Meinen Sie, er hat die notwendigen Beziehungen, um sich aus der Sache herauszuwinden?“

McGrath schüttelte den Kopf.

„Im Allgemeinen kann er mit seinen einflussreichen Freunden alles drehen. Aber das ist ein Mord. Der Barkeeper hat zwar nichts gesehen. Und selbst wenn, würde er nichts sagen. Aber Sie können den Mord bezeugen. Hören Sie. Cooper: Sie denken doch nicht etwa daran, zu kneifen?“

„Warum sollte ich?“, fragte Cooper erstaunt. „Ich habe einen Mord gesehen, und ich werde darüber aussagen. Mich interessieren weder der Mörder noch das Opfer. Mir liegt nur daran, dass Recht geschieht.“

„Gut.“ McGrath erhob sich. Er war ein vierschrötiger, bulliger Mann, dessen Schnurrbart sich in Momenten äußerster Entschlossenheit sträubte wie eine Bürste: Jetzt war der Schnurrbart gesträubt. „Spade wird bald hier sein. Sie werden ihn dann identifizieren müssen. Aber vorher möchte ich Sie mit Tony Quinn bekannt machen, dem Staatsanwalt, der diesen Fall übernehmen soll. Sein Büro liegt drüben im andern Trakt.“

„Quinn?“, wiederholte Cooper. „Ist das nicht der blinde Staatsanwalt?“

„Ja. Vor etwa zehn Jahren hat er im Dienst sein Augenlicht verloren. Seitdem ist er Staatsanwalt für Sonderaufgaben und kriegt immer nur die unangenehmsten Fälle zugeschanzt.“

Cooper fragte zweifelnd: „Kann denn ein Blinder auf dem Gebiet wirklich Vollwertiges leisten?“

McGrath lachte, während sie auf den Korridor hinaustraten.

„Er ist einer der fähigsten Leute, die wir überhaupt haben! Als er Staatsanwalt wurde, war er nicht blind. Damals galt er als der kommende Mann. Er war sogar für den Posten des Gouverneurs vorgesehen! Aber dann hatte er Pech.“

„Wie verlor er sein Augenlicht?“

„Er hatte einen großen Gangster in der Mache ‒ so einen wie Spade Vernon. Einen von denen, die vor nichts zurückschrecken. Der hetzte ihm einen seiner Freunde auf den Hals, um wichtige Beweisstücke zu vernichten. Der Kerl versuchte es, indem er eine Flasche Säure danach warf. Quinn wollte die Papiere retten ‒ und die Säure traf seine Augen.“

Cooper pfiff durch die Zähne. „Dann ist es wirklich kein Wunder, dass er die Verbrecher so hasst.“

„Tony Quinn hasst niemanden, Mister Cooper“, sagte McGrath nachdenklich. „Er liebt nur das Recht. Ich glaube, er wird Ihnen gefallen. Hier sind wir. In seinem Büro brennt noch Licht. Erzählen Sie ihm Ihre Geschichte genauso, wie Sie sie mir erzählt haben.“

„Gern“, sagte Cooper. „Wenn ich dann nur endlich nach Hause kann.“

McGrath öffnete die Tür zu Quinns Büro.

Tony Quinn saß an seinem Schreibtisch. Man hätte ihn einen gut aussehenden Mann nennen können, wären nicht die entstellenden Narben rings um seine Augen gewesen. Er trug einen grauen Tweedanzug. Sein Lächeln war freundlich und lebendig wie sein ganzes Wesen. Alles an ihm war lebendig ‒ bis auf die Augen, die blicklos geradeaus starrten.

Hinter seinem Stuhl stand ein schlanker, fast kahlköpfiger Mann von Mitte vierzig mit kühlen grauen Augen und geschmeidigen Bewegungen. Es war Silk Kirby, Quinns Sekretär und ständiger Begleiter.

Quinn empfing seine Besucher mit freundlichem Händedruck.

„Nehmen Sie Platz, Mister Cooper!“, bat er. „Und erzählen Sie mir alles, was Sie der Polizei schon berichtet haben. Ich möchte es gern von Ihnen direkt hören.“

Les Cooper fand den blinden Staatsanwalt vom ersten Moment an sympathisch. Er erzählte alles, was er wusste, und verschwieg nichts.

Quinn lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu. Als Cooper geendet hatte, nickte er.

„Das war eine sehr glaubwürdige Aussage, Mister Cooper. Allerdings wird der Mann, den Sie anklagen, ein Alibi beibringen und versuchen, Ihre Glaubwürdigkeit zu erschüttern. Spade Vernon beschäftigt einen ganzen Stab von Rechtsanwälten. Man wird Sie auf jede mögliche Weise fertigzumachen versuchen. Wenn es in Ihrer Vergangenheit irgendeinen dunklen Punkt geben sollte, werden die ihn ausgraben, darauf können Sie sich verlassen. Vielleicht ist es besser, Sie sagen mir gleich, ob Sie etwas zu verbergen haben.“