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Kind oder Karriere? Melissa hat bei dieser Frage nie überlegen müssen. Kein Kind, dafür die große Karriere als Modejournalistin!
Und dann passiert es doch:
Hals über Kopf verliebt sie sich in den einen Freund aus Kindertagen, Roman. Wie eine Fügung des Schicksals findet sie ihn wieder und in ihm die große Liebe. Roman und Melissa heiraten und dann der Schock - Melissa ist schwanger! Was nun? Ein Baby würde ihr ganzes Lebenskonzept durcheinander werfen!
Da macht Roman ihr einen Vorschlag, der Melissa schließlich überzeugt, das Kind zu bekommen: Rollentausch heißt das Zauberwort. Er wird Hausmann, sie die »Ernährerin«.
Melissa geht auf sein Angebot ein - nicht ahnend, dass sie ihren Mann schon bald glühend um seine Rolle beneidet ...
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Seitenzahl: 107
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Plötzlich – Familie!
Vorschau
Impressum
Plötzlich – Familie!
Als eine Frau ihre Karriere gegen ein Leben als Mutter eintauschte
Von Heide Prinz
Kind oder Karriere? Melissa hat bei dieser Frage nie überlegen müssen. Kein Kind, dafür die große Karriere als Modejournalistin!
Und dann passiert es doch:
Hals über Kopf verliebt sie sich in den einen Freund aus Kindertagen, Roman. Wie eine Fügung des Schicksals findet sie ihn wieder und in ihm die große Liebe. Roman und Melissa heiraten und dann der Schock – Melissa ist schwanger! Was nun? Ein Baby würde ihr ganzes Lebenskonzept verändern und auf den Kopf stellen!
Da macht Roman ihr einen Vorschlag, der Melissa schließlich überzeugt, das Kind zu bekommen: Rollentausch heißt das Zauberwort. Er wird Hausmann, sie die »Ernährerin«.
Melissa geht auf sein Angebot ein – nicht ahnend, dass sie ihren Mann schon bald glühend um seine Rolle beneidet ...
Die jährlich im Frühjahr stattfindende Handwerksmesse in München neigte sich ihrem Ende zu. Es war drei Stunden vor Feierabend am vorletzten Tag der Messe, doch die Gänge quollen noch immer über vor Besuchermassen. Kaum zu glauben, dass vierundzwanzig Stunden später um diese Zeit die meisten Firmen schon wieder mit dem Abbau beginnen würden.
Neben Altbewährtem zogen wie üblich auch wieder viele Neuerungen aus allen handwerklichen Bereichen das Interesse auf sich. Die Aussteller konnten mit dem Messegeschäft schon vor dessen Abschluss zufrieden sein. In den Medien wurde die Messe bereits enthusiastisch als »Rekordmesse« gehandelt. Die Zwischenbilanz zur Halbzeit hatte ergeben, dass die Besucherzahlen jene des Vorjahrs noch erheblich übertreffen würden. Und es waren durchaus nicht nur Schaulustige, die die riesigen Hallen bevölkerten.
Von dem Besucherstrom ließ sich wie ziellos auch die Journalistin Melissa Petersen mitziehen. Obwohl sie diese Messe rein privat besuchte, tat sie dies dennoch mit den aufmerksamen Augen einer Pressefrau, die Interessantes stets sofort in ihrem Kopf speicherte, um es vielleicht für einen ihrer kommenden Artikel zu nutzen. Immerhin ließ sich nie vorhersagen, ob nicht etwas Verwertbares für ihren Berufszweig, der ausschließlich mit Mode zu tun hatte, auch unter dem Ausstellungsmaterial auf einer Handwerkermesse sein würde.
Melissa Petersen war eine äußerst attraktive, immer modisch gekleidete Frau, nach der sich so mancher Mann heimlich umschaute. Auf ihrem Messe-Rundgang trug sie ein elegantes tabakbraunes Etuikleid, das am Hals in einem stilvollen Stehkragen mündete.
Ihre Bewegungen waren geschmeidig, ihr Auftreten selbstsicher. Sie war mittelgroß und schlank. Am auffälligsten in ihrem herzförmigen, leicht gebräunten Gesicht waren ihre unwahrscheinlich hellen, dicht bewimperten Augen, deren Farbe schwer zu bestimmen war. In der Iris mischte sich bei ihr ein helles Grau sowohl mit Aquamarinblau als auch mit Smaragdgrün, was ihre Augen je nach Lichteinfall bisweilen blaugrau, dann wieder seegrün erscheinen ließ. Dicht unter ihrem linken Auge befand sich ein linsengroßer Leberfleck, der die Ebenmäßigkeit ihres Gesichts recht apart unterbrach.
Bemerkenswert an Melissa waren auch ihre schönen Hände mit langen wohlgeformten Nägeln, die sie niemals aufdringlich rot lackierte, sondern stets nur perfekt manikürte und gelegentlich mit einem farblosen Lack veredelte. Ihr braunes Haar mit dem Mahagoni-Schimmer war seitlich gescheitelt und etwa kinnlang. Dazu trug sie einen einwandfrei sitzenden Pony.
Männer, die sich für die attraktive Neunundzwanzigjährige interessierten, gingen gewöhnlich davon aus, dass sie bereits verheiratet, mindestens aber in festen Händen sein musste.
Doch dem war nicht so.
Bei Melissa Petersen hatte der Beruf Vorrang. Bisher hatte sie noch jede Beziehung von sich aus wieder aufgelöst, sobald ein Mann zu besitzergreifend geworden war. Sie war viel zu selbstbewusst, um sich von einem Mann vereinnahmen zu lassen.
Melissa war so ganz und gar nicht der Typ Schmusekätzchen oder Heimchen am Herd. Sie war vollkommen auf Karriere programmiert und schätzte nichts mehr als ihre Unabhängigkeit. An Begriffe wie Heirat, Haushalt oder gar Kinder verschwendete sie nicht einen einzigen Gedanken. Eine Familie zu haben, bedeutete Bindung und erforderte Rücksichtnahme. Und Melissa wollte für niemanden außer für sich selbst verantwortlich sein.
Vielleicht war ihr der richtige Mann aber auch einfach noch nicht begegnet. Möglicherweise wartete irgendwo da draußen tatsächlich dieser Eine auf sie, dem zuliebe sie den einen oder anderen ihrer starren Grundsätze umstoßen würde. Aber so richtig glaubte sie nicht daran, dass es dieses Wunder von Mann, dem das gelingen könnte, wirklich gab. Deshalb machte sich Melissa auch keine weiteren Gedanken darüber.
Sie liebte das hektische Single-Leben, das sie führte. In ihrem abwechslungsreichen Beruf hatte sie ihre Erfüllung gefunden.
Melissa kam viel herum, auch über die Landesgrenzen hinaus. Sie lernte auf ihren Reisen interessante Leute kennen. Gelegentlich freundete sie sich auch mal mit jemandem an, doch sie hütete ihre Unabhängigkeit.
Finanzielle Erwägungen spielten dabei nie eine Rolle. Melissa verdiente selbst mehr als die meisten Männer. Einen kleinen Flirt hier und da, von dem sie sich jederzeit wieder zurückziehen konnte, wenn das Ende abzusehen war, war alles, was sie sich in privater Hinsicht zugestand.
Auch jetzt bei ihrem Messe-Bummel verschwendete Melissa nicht einen einzigen Gedanken an vielleicht verpasste Gelegenheiten.
Sie blieb eine Weile interessiert vor einem Stand mit handgefertigtem europäischem Schmuck stehen, dann vor einem mit Silberschmuck aus Lateinamerika. Danach weckten handgewebte Stoffe ihr Interesse. Und gleich darauf bummelte sie zu der Ausstellungshalle hinüber, die unter dem Thema »Schöner Wohnen« stand.
Da Melissa das Gegenteil einer guten Hausfrau war und zum Kochen nicht die geringste Lust verspürte, war sie immer an Neuerungen für die Küche interessiert.
Wenn sie schon gelegentlich an freien Wochenenden für sich kochen musste, weil sie keine Lust hatte, essen zu gehen, dann sollten ihr die modernen Küchengeräte diese Arbeit wenigstens erleichtern.
Die Handwerksmesse bot Melissa also wieder einmal eine willkommene Gelegenheit zur Information über die neusten Küchenhelfer.
Gerade wollte sie sich zu den Ständen mit den Küchenneuheiten begeben – als ein an sich ziemlich unbedeutender Zwischenfall dies zunächst verhinderte.
»Kannst du mich mal für einen Augenblick vertreten, Eberhard? Ich muss nur mal kurz weg. Bin aber schnell wieder zurück.«
Irgendwo in dem Menschengewühl um sie herum hatte ein Mann diese Frage soeben gestellt.
Melissa, die sich eigentlich nicht im Mindesten angesprochen gefühlt hatte, horchte dennoch wie elektrisiert auf.
Diese Stimme! Wo hatte sie die schon mal gehört? Nicht kürzlich, das wusste sie genau. Aber irgendwann in einer fernen Vergangenheit.
Doch die Erinnerung war noch zu schemenhaft, um mit der Stimme auch eine Person verbinden zu können. Diese musste aber irgendwann in ihrem Leben mal eine Rolle gespielt haben, wenn schon der Klang sie auf Anhieb so nervös machen konnte.
Melissa schaute sich um. Aber sie blickte nur in fremde Gesichter.
Wenn ihr doch nur einfallen würde ...
»Mach ich, Roman. Lass dir ruhig Zeit. Ist ja doch bald Feierabend.«
An einen Mann namens Roman war die Antwort also gerichtet. Das war kein allzu häufig vorkommender männlicher Vorname. Persönlich hatte sie bisher nur einen Roman gekannt. Roman Le ...
Diese Stimme! Und dazu nun auch noch die Erinnerung an diesen Namen ...
Irritiert ließ Melissa ihren Blick nochmals in die Runde schweifen, diesmal zielsicher.
Und dabei entdeckte sie ihn.
Sie erkannte Roman auf Anhieb wieder, obwohl inzwischen so viele Jahre vergangen waren, in denen sie einander nicht mehr gesehen hatten.
Aus der Abteilung »Möbel mit Pfiff« kommend, bahnte sich der hochgewachsene Mann – keine fünf Meter von ihr entfernt – ohne Hast einen Weg durch den Besucherstrom.
»Roman Lessing!«, kam es Melissa verblüfft von den Lippen.
Ihr wurde nicht einmal richtig bewusst, dass sie sich dieses Namens halblaut erinnert hatte, anstatt ihn nur zu denken.
Welch seltsame Zufälle das Leben mitunter doch bereithielt.
♥♥♥
Trotz des Stimmengewirrs, das die große Halle füllte, hatte Roman Lessing seinen Namen vernommen. Er blieb stehen und blickte sich um.
Wollte da jemand etwas von ihm?
Über die Köpfe von Besuchern hinweg hob Melissa die Hand und winkte ihm zu.
»Hallo, Roman!«, rief sie aufgeregt.
»Ja – bitte?«
Roman Lessing bahnte sich einen Weg zu ihr hin und lächelte sie ein wenig ratlos an.
»Sag bloß, du erkennst mich nicht wieder!« Melissa lachte. »Hab ich mich tatsächlich so sehr verändert? Dich hab ich sofort wiedererkannt.«
Es war einer dieser peinlichen Momente, die wohl niemandem fremd sind.
Jetzt erlebte auch Roman Lessing einen dieser unangenehmen Augenblicke.
Die Frau, die seinen Vor- und Nachnamen kannte und ihn sogar geduzt hatte – eine Verwechslung war demnach ausgeschlossen –, war ihm völlig fremd. Er konnte sich nicht erinnern, ihr zuvor schon einmal begegnet zu sein.
Wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten? Sollte er nach ihrem Namen fragen – oder eine direkte Anrede vermeiden und so tun, als sei auch sie ihm bekannt? In der Hoffnung darauf, dass ihm im Laufe des Gesprächs noch einfallen würde, woher sie einander kannten?
Irritiert musterte Roman die junge Frau. Er suchte nach irgendetwas, das ihm auf die Sprünge helfen könnte.
Schließlich blieb sein Blick wie gebannt an dem kleinen Leberfleck unter ihrem linken Auge hängen.
»Lissy?«, fragte er, noch immer reichlich unsicher.
»Wer denn sonst?« Melissa amüsierte sich königlich über Roman Lessings Unsicherheit. »Na, das hat aber gedauert!«
»Lissy!« Diesmal jubilierte seine Stimme. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«
Ungeachtet der vielen Leute rings um sie her, für die sie beide ein Hindernis bildeten, umarmte Roman Lessing die Freundin aus Kindertagen stürmisch. Er drückte ihr herzhafte Küsse auf beide Wangen und hielt Melissa danach auf Armeslänge von sich entfernt.
»Lass dich anschauen, Kleine. Donnerwetter, hast du dich herausgemacht, Lissy«, schwärmte er begeistert, während er sie intensiv musterte.
»Können Sie nicht ein bisschen beiseitetreten und die Leute an sich vorbei lassen?«, fragte hinter ihnen vorwurfsvoll eine mürrische Männerstimme. »Sie halten ja den ganzen Betrieb auf.«
Roman Lessing wandte sich dem Frager zu.
»Können wir. Aber selbstverständlich, der Herr«, antwortete er gönnerhaft. »Komm, Lissy.«
Roman fasste Melissa beim Arm und schob sie zwischen die Möbel an einen Tisch aus hellem Holz heran, auf welchem stapelweise bunte Prospekte auslagen. Dort drückte er sie sanft auf den einzigen Stuhl hinter dem Tisch. Er selbst hockte sich ihr gegenüber auf die Tischkante.
»Nun erzähl mal, was treibst du so? Ich nehme an, du bist als Besucherin hier.«
»Noch.«
»Noch? Wie soll ich das verstehen?«
»Wie ich es sage. Noch bin ich hier als Besucherin. Aber schon in wenigen Tagen muss ich mich hier aus beruflichen Gründen herumtreiben.«
»Ach ja? Du meinst, bei der Mode-Messe?«
»Erraten.«
»Was tust du denn? Ich meine beruflich. Bist du – so wie ich – bei einer der Ausstellerfirmen angestellt? – Ach was!«
Roman unterbrach sich selbst, noch ehe Melissa antworten konnte.
»Um sich vernünftig unterhalten zu können, ist es hier viel zu unruhig«, beschloss er.
Er schob seinen hellblauen Hemdärmel hoch und schaute auf seine Armbanduhr.
»Geht, Gott sei Dank, auf Feierabend zu. Wann können wir uns treffen? Und vor allem, wo? Ich hoffe doch, dass du für heute noch keine anderen Pläne hast, Lissy. Ich selber hab zwar schon eine Verabredung für heute Abend getroffen, aber die sage ich noch schnell ab.«
»So etwas nimmt eine Frau aber übel«, foppte Melissa den Freund. »Das könnte den Laufpass bedeuten. Verschieben wir unser Treffen doch auf morgen, Roman. Vielleicht passt es dir morgen besser?«
»Ich bin nicht mit einer Frau verabredet, wie du vermutest, sondern mit ein paar Kollegen aus der Branche«, stellte Roman Lessing richtig. »Und von denen ist kein Laufpass zu befürchten. Aber für einen unterhaltsamen Abend mit dir würde ich heute auch jede andere Verabredung stornieren. Wer weiß, wann wir beide uns das nächste Mal begegnen? Falls es wieder so lange dauert, könnte es leicht sein, dass wir dann schon graue Haare haben. Also keine Widerrede! Es bleibt bei heute Abend. Ich lad dich zum Essen ein, wenn hier dichtgemacht wird. Und dabei quatschen wir uns dann so richtig aus. Einverstanden? Du musst mir ausführlich von dir erzählen. Mich interessiert alles: Wie es dir geht, wo du jetzt wohnst, was du beruflich so machst. – Bist du verheiratet, Lissy? Hast du Kinder?«
»Weder – noch.«
»Aber du bist in festen Händen?«
Melissa hob bedauernd die Schultern.
»Nicht einmal das. Und du? Aber was frag ich. Selbstverständlich bist du verheiratet! Und selbstverständlich hast du auch Familie. Ein Mann mit deiner ruhigen, zuverlässigen Art ist doch der geborene Familienvater.«
Roman beugte sich zu Melissa vor und lächelte sie amüsiert an.
»Da täuschst du dich aber ganz gewaltig, Süße.«
»Keine Familie?«, fragte Melissa verblüfft.
Roman schüttelte den Kopf.
»Keine.«
»Woran liegt's?«
»Daran, dass ich die richtige Frau immer noch nicht gefunden habe. Die, neben der ich alt werden möchte. Die mich erträgt, wie ich bin. Der ich mit meiner Pingeligkeit nicht auf den Wecker falle. Und die auch noch dann mein ganzer Lebensinhalt ist, wenn unsere Gesichter schon so runzelig wie ausgetrocknete Winteräpfel sind.«
Melissa schmunzelte.
»Mit anderen Worten: Du mit deinen zweiunddreißig Jahren wartest wie ein unerfahrener Jüngling immer noch auf die ganz große Liebe.«
»Du sagst es.«
»Ist das nicht ein bisschen zu ... blauäugig?«
»Ich weiß nicht, was daran blauäugig sein soll. Hast du denn gar keine Ideale mehr?«
»Nicht, was die große Liebe betrifft. Für mich gibt es sie nur in Romanen, nicht aber im wirklichen Leben.«