Silvia-Gold 74 - Heide Prinz - E-Book

Silvia-Gold 74 E-Book

Heide Prinz

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Was ihn schuldig werden ließ
Es sind Sekunden, die das Leben zweier Menschen verändern

Wie Nadeln stechen die Scheinwerfer des entgegenkommenden Autos und blenden die junge Frau hinter dem Steuer. Entsetzt erkennt Sarah, dass der Wagen direkt auf sie zuhält. Buchstäblich im letzten Moment reißt sie das Steuer herum. Reifen radieren auf dem Asphalt, Bremsen quietschen, dann ein gewaltiger Stoß, Sarah prallt gegen das Lenkrad - Dunkelheit hüllt sie ein, löscht jeden Schmerz aus.
Das war knapp!, denkt Florian, erleichternd aufatmend. Doch schon im nächsten Augenblick durchfährt es ihn eisig. Was hat er da gerade tun wollen? Nicht nur sein Leben auslöschen, sondern auch das einer jungen Frau, deren angsterfülltes Gesicht er für die eine kurze Sekunde der Wahrheit erkennen konnte.
Wie eine glühende Faust greift die Schuld nach ihm ...

Leben ist das, was passiert, während du dabei bist, andere Pläne zu machen ... Vielleicht lässt sich so die dramatische erste Begegnung zwischen Sarah und Florian erklären - und auch das, was danach kommt ...
Heide Prinz ist eine Meisterin der emotionalen Erzählkunst. Jede Zeile trifft direkt ins Herz!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 102

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Was ihn schuldig werden ließ

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7599-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Was ihn schuldig werden ließ

Es sind Sekunden, die das Leben zweier Menschen verändern

Von Heide Prinz

Wie Nadeln stechen die Scheinwerfer des entgegenkommenden Autos und blenden die junge Frau hinter dem Steuer. Entsetzt erkennt Sarah, dass der Wagen direkt auf sie zuhält. Buchstäblich im letzten Moment reißt sie das Steuer herum. Reifen radieren auf dem Asphalt, Bremsen quietschen, dann ein gewaltiger Stoß, Sarah prallt gegen das Lenkrad – Dunkelheit hüllt sie ein, löscht jeden Schmerz aus.

Das war knapp!, denkt Florian, erleichternd aufatmend. Doch schon im nächsten Augenblick durchfährt es ihn eisig. Was hat er da gerade tun wollen? Nicht nur sein Leben auslöschen, sondern auch das einer jungen Frau, deren angsterfülltes Gesicht er für die eine kurze Sekunde der Wahrheit erkennen konnte.

Wie eine glühende Faust greift die Schuld nach ihm …

Die ersten dicken Regentropfen, die gegen die Frontscheibe klatschten, bestätigten Florian Grünthal, dass der Fernsehwetterfrosch doch recht behalten sollte. Noch bis tief in den Nachmittag hinein hatte eine strahlende Herbstsonne die gelbbunte Landschaft in ein unwirklich goldenes Licht getaucht.

Doch dann waren nach und nach schwarze Wolken aufgezogen, die sich bis zur einbrechenden Dunkelheit zu wahren Wolkengebirgen formiert hatten. Das Herbstlaub tanzend vor sich hertreibend, hatte der Wind sich zu einem handfesten Sturm auszuweiten begonnen. Inzwischen hatte der Himmel vollends seine Schleusen geöffnet.

Außerhalb des anthrazitfarbenen Kombis, dessen Scheinwerfer sich durch die nachtdunkle eintönige Landschaft tasteten, war die Hölle los. Die Sicht wurde immer schlechter.

Florian Grünthal, der sich von einer auswärtigen Baustelle seiner Firma auf dem Heimweg befand, runzelte die Stirn. Weshalb bloß war er nicht zeitiger zurückgefahren? Seine Arbeit auf der Baustelle war doch schon ziemlich früh beendet gewesen. Aber ein Fachgespräch unter Kollegen ließ er sich selten entgehen.

Konzentriert richtete Florian seinen Blick auf das vor Nässe spiegelnde asphaltgraue Band der schmalen Landstraße vor sich, die hier kilometerweit ein saftiges Weideland von beträchtlichen Ausmaßen durchschnitt.

Doch weil ein Unheil selten allein kommt, begann mitten in diesem Inferno jetzt auch noch der Motor seines Wagens zu stottern. Der markerschütternde Fluch, den Florian daraufhin ausstieß, war voll und ganz Ausdruck seiner gegenwärtigen Stimmung.

Nicht, dass ein stotternder Motor Florian im Normalfall aus der Fassung gebracht hätte. Als Maschinenbauingenieur kannte er sich schließlich auch unter der Motorhaube eines Kraftfahrzeugs ziemlich gut aus.

Doch hier trafen bedauerlicherweise zwei ungünstige Faktoren zusammen: Die einsame Landstraße, an der die nächste Ortschaft mindestens noch zehn Kilometer entfernt lag, und das Unwetter draußen, denn in das hätte er hinausgemusst, um nach dem Rechten zu sehen.

Florian schauderte es schon allein bei dieser Vorstellung.

Mittlerweile war das Stottern des Motors heftiger geworden. Florian tippte auf eine Verstopfung des Filters für die Benzinzufuhr. Da würde er nicht mehr weit kommen, wenn er nicht gleich etwas unternahm. Also, was machte es dann für einen Unterschied, ob er sich gleich jetzt oder erst ein, zwei Kilometer weiter diesem sintflutartigen Regen aussetzte? Nach einem baldigen Nachlassen des Unwetters sah es vorerst nämlich nicht aus.

Mit zusammengebissenen Zähnen, um nicht vor Wut laut zu fluchen, brachte er den Kombi zum Stehen und stieg aus. Noch ehe er überhaupt die Motorhaube geöffnet hatte, war er in seinem dünnen Sporthemd bereits bis auf die Haut durchnässt.

So kam es, dass nicht lange danach der Serviererin in der Dorfschenke der nächsten Ortschaft, die Florian angesteuert hatte, der entsetzte Ausruf entwich: »Ja, sagen Sie mal, mein Herr, warum sind Sie denn bei diesem Hundewetter zu Fuß unterwegs?«

Triefend nass lächelte Florian ein schiefes, süßsaures Lächeln. Er schüttelte sich, dass die dicken Wassertropfen aus Haaren und Kleidung nur so nach allen Seiten spritzten und auf die altersdunklen Holzbohlen der Kneipe klatschten.

»Vor einer Autopanne ist man leider bei keinem Wetter gefeit«, erwiderte er resigniert und hob vielsagend die Schultern. Sein Blick richtete sich auf ein dampfendes Glas Grog. Der im Moment einzige Gast in der Wirtsstube, vermutlich ein Landwirt aus der Gegend, denn vor dem Gasthaus stand ein Trecker, hatte dies vor sich stehen. Bei dem Gedanken, selbst auch bald etwas Warmes in den Magen zu bekommen, konnte Florian schon wieder lächeln.

»Soll ich Ihnen zunächst mal auch so etwas bringen?«, fragte die Serviererin, die Florians Blick gefolgt war. Über ihre Schulter hinweg deutete sie mit dem Daumen zu dem Tisch hinüber, an welchem der einsame Gast saß.

»Wäre nicht schlecht«, antwortete Florian dankbar.

»Marschiert sofort.« Mit Wohlgefallen glitt der Blick der auf eine etwas vulgäre Art dennoch recht hübschen jungen Frau ungeniert über die schlanke Gestalt ihres neuen Gastes, an welcher sich unter dem klatschnass am Körper klebenden Hemd jeder einzelne Muskel abzeichnete.

Das Mannsbild könnte mir gefallen, dachte sie, während sie hinter die polierte Schanktheke trat.

Florian hingegen ahnte in diesem Augenblick noch nicht, wie tief diese glutäugige Schöne noch in sein Leben eingreifen sollte.

Während er, seine Hände zwischendurch an dem heißen Glas aufwärmend, in kleinen Schlucken das belebende Getränk schlürfte, unterhielt er sich mit der schwarz gelockten Serviererin. Da bei diesem Wetter nicht damit zu rechnen war, dass noch viele Gäste kommen würden, hatte sie sich zu Florian an den Tisch gesetzt. Sie versuchte herauszubekommen, ob er hier irgendwo in der Gegend wohnte.

Florian machte es Spaß, sich mit der Serviererin, die sich als Christina Görke vorgestellt hatte, zu unterhalten. So erfuhr Christina, bei welchem Unternehmen er angestellt war und dass er sporadisch diese Strecke fuhr.

»Wann denn, zum Beispiel?«, wollte es Christina ganz genau wissen.

»Immer dann, wenn ich etwas bei unserem zurzeit im Bau befindlichen Zweigwerk in Holthus zu tun habe«, erwiderte Florian. »Aber allzu oft kommt das nicht vor.«

»Und weshalb sind Sie dann noch nie bei uns eingekehrt?« Ihre Neugier schien keine Grenzen zu kennen.

»Weil mir während der Arbeitsstunden kaum mal Zeit für so einen Aufenthalt bleibt«, erklärte Florian. »Dieser Stopp heute ist ein witterungsbedingter Zwangsaufenthalt.«

»Und nach Feierabend?« Christina blickte Florian herausfordernd an. »Jeder muss doch gelegentlich etwas essen.«

»Bisher hatte ich noch keine Veranlassung, ausgerechnet in diesem Kaff mein Abendessen einzunehmen.« Florian grinste.

»Könnten Sie künftig eventuell eine Veranlassung dazu sehen?«, fragte Christina keck.

»Es wäre immerhin zu überlegen«, ging Florian auf den Flirt ein. Er musterte die Serviererin jetzt genauer: dunkles, vermutlich naturgelocktes Haar, dunkle Augen, die einiges versprachen, üppige, wohlproportionierte Figur, gut geformte Beine unter einem atemberaubend kurzen engen Rock. Florian schätzte Christina auf Anfang bis Mitte zwanzig.

Warum nicht, wenn sie sich hier doch so unverhohlen willig zeigt?, dachte Florian amüsiert. Schließlich war er als Junggeselle Herr über seine Entschlüsse und niemandem Rechenschaft schuldig. Und wenn er auch immer noch hoffte, eines Tages der Frau fürs Leben zu begegnen, mit der er dann auch Kinder haben wollte – ein unkompliziertes Abenteuer, wie es dies hier zu werden versprach, zu verschmähen, hätte er für pure Dummheit gehalten.

»Bei diesem Wetter ist hier heute bestimmt nicht mehr mit viel Betrieb zu rechnen«, meinte Christina in seine Gedanken hinein. »Ich könnte meinen Chef bitten, mich heute früher gehen zu lassen – falls Sie Ihr Hemd bei mir zu Hause trocknen möchten.«

Christinas dunkler Blick tauchte verheißungsvoll in den von Florian. Schon von Berufs wegen war die Kellnerin eine gute Menschenkennerin. Und wenn ein Mann dabei war, bei ihr anzubeißen, dafür hatte sie schon in ganz jungen Jahren einen Blick bekommen. Außer, dass Christina wusste, was sie selbst wollte, stand sie dem nicht unwissend gegenüber, was sich Männer von ihr wünschten.

Im Laufe der nächsten halben Stunde nahm der mit Worten, Blicken und aufreizenden Gesten ausgetragene Flirt zwischen den beiden an Intensität noch zu. Und als Christina Florian schließlich bat, aus Rücksichtnahme auf ihren Chef, der mittlerweile zurückgekehrt war und jetzt Gläser wusch, eine Viertelstunde vor ihr das Haus zu verlassen, da war eigentlich schon alles klar.

***

Als Florian wenig später das Gasthaus verließ, war der Blick, mit welchem er Christina im Hinausgehen beachtete, ziemlich gleichgültig. Sowohl der Wirt als auch sie wünschten Florian trotz des schlechten Wetters eine angenehme Heimfahrt.

Draußen stellte Florian fest, dass der orkanartige Sturm sich mittlerweile auf einen immer noch scharfen Wind reduziert hatte. Und auch der sintflutartige Regen war inzwischen in einen eher sanften Dauerregen übergegangen.

Florian, dem es trotz des heftigen Unwetters unterwegs gelungen war, den Schaden am Wagen zu beheben, setzte sich in den Firmenkombi und fuhr zu der von Christina angegebenen Stelle am Ortsausgang. Sie wollte nachkommen, so schnell es ging.

Er hatte erst eine knappe Viertelstunde gewartet, als Christinas Kleinwagen, den sie ihm genau beschrieben hatte, unmittelbar hinter dem anthrazitfarbenen Kombi zum Stehen gebracht wurde.

Als Florian sah, dass die Fahrertür aufgestoßen wurde, öffnete er sofort die Beifahrertür an seinem Wagen. Nur ein paar Wimpernschläge später ließ sich Christina lächelnd neben ihn auf den Sitz fallen.

»Puh! Ist das heute ein Sauwetter«, stöhnte sie auf. Sie fuhr mit gespreizten Fingern durch ihr Haar. »Keinen Hund würde man heute vor die Tür scheuchen.«

Im Dunkeln des Wagens versuchte sie Florian ins Gesicht zu sehen.

»Aber ohne dieses Sauwetter hätten wir beide uns vermutlich auch niemals kennengelernt«, gurrte sie sinnlich. Ihre Hände tasteten geschickt seinen durchnässten Oberkörper ab. »Es wird allerhöchste Zeit, dass du aus diesen durchweichten Klamotten herauskommst, Schatz. Ehe du dir wirklich noch eine Lungenentzündung holst.«

Doch trotz dieser Einsicht nahm sich Christina immerhin noch so viel Zeit, Florian ihre Arme um den Hals zu schlingen, seinen Kopf zu sich heranzuziehen und ihn voller Leidenschaft zu küssen.

»Fahr mir nach, Liebling. Es ist nicht weit«, flüsterte sie ihm zu. »Zu Hause bei mir machen wir zwei es uns dann so richtig schön gemütlich, ja?«

Florian versprach es.

Vor einem Vierfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss leuchteten plötzlich die Stopplichter auf. Christina hatte nicht gelogen. Die Fahrt hatte nur wenige Minuten gedauert.

Christina bewohnte in diesem Haus die gemütliche Mansardenwohnung. Sie war geschmackvoller eingerichtet, als Florian der Frau, der er erst kurz zuvor begegnet war, eigentlich zugetraut hätte. Doch Christina ließ ihm nicht lange Zeit, sich ausgiebig umzuschauen. Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, als sie augenblicklich damit begann, ihrem Gast die an seinem Körper klebenden Sachen auszuziehen.

Einmal ein bestimmtes Ziel vor Augen, verlor die erfahrene Frau nicht gern viel Zeit.

***

An jenem stürmischen Herbstabend hatte Florian Grünthal noch keineswegs damit gerechnet, dass er sich in Christina Görke tatsächlich verlieben könnte. Er war davon ausgegangen, dass diese Begegnung die Angelegenheit einer einzigen Nacht bleiben würde. Allenfalls hätte er noch die Möglichkeit eines gelegentlichen Wiedersehens erwogen, falls er gerade mal in der Gegend sein sollte.

Die eine oder andere leidenschaftliche Nacht mit ihr – dagegen hätte Florian nichts einzuwenden gehabt. An eine engere Bindung dachte er dabei jedoch nicht einen Augenblick lang.

Doch es sollte anders kommen.

Als Florian Grünthal die leichtherzige Kellnerin in der kühlen, jetzt sturm- und regenfreien Morgenfrühe des folgenden Tages verließ, wusste er auf dem Heimweg bereits, dass er sie, sobald es ihm wieder möglich war, wieder besuchen würde. Die zurückliegende Nacht steckte ihm noch in den Gliedern, im Blut, und sie beherrschte auch völlig seine Gedanken.

War das eine Frau!

Er musste sie unbedingt wiedersehen.

Schon am darauffolgenden Wochenende machte er seinen Wunsch zur Wirklichkeit. Und in der Folgezeit so häufig, wie ihm das bei der räumlichen Trennung nur eben möglich war.

Was anfangs nur pure Lust gewesen war, wurde für Florian fast unbemerkt, im Laufe vieler Wochen und Monate, allmählich Liebe. Eine innige Liebe, die ihn ganz auszufüllen begann. Florian glaubte, in Christina tatsächlich die Frau fürs Leben gefunden zu haben. Es war zwischen ihnen längst nicht mehr nur eine Bettgeschichte.

Mitunter genügte es ihm schon, sie von seinem Eckplatz im Gasthaus geruhsam bei ihrer Arbeit zu beobachten. Zu sehen, wie locker sie mit den Gästen umging, wie sie sich bewegte, mit einer unnachahmlichen Geste den Kopf zurückwarf, und lachte. Bei allzu aufdringlichen Gästen musste Florian dann schon an sich halten, um nicht aufzuspringen und sich einzumischen. Das aber hatte ihn Christina streng verboten.