Die schwarze Fledermaus 11: Das Trojanische Pferd - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 11: Das Trojanische Pferd E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

In Europa tobt der Zweite Weltkrieg. Hitler hat große Teile Europas unterjocht und bedroht nun auch die Vereinigten Staaten. Durch Zufall stößt Tony Quinn auf eine geheimnisvolle Organisation, die Tod und Zerstörung über das Land bringen will.Die Printausgabe umfasst 214 Buchseiten.

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Seitenzahl: 237

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DIE SCHWARZE FLEDERMAUSBand 11

In dieser Reihe bisher erschienen:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

Die Hauptfiguren des Romans:

Die Schwarze Fledermaus

Carol Baldwin

Silk Kirby

Butch O'Leary

Inspector McGrath

G. W. Jones

Das Trojanische Pferd

Aus dem Amerikanischenvon Swantje Baumgart

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.© 2017 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannFachberatung: Dr. Nicolaus MathiesIllustrationen: Dorothea MathiesTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenwww.BLITZ-Verlag.deISBN 978-3-95719-011-6

G. Wayman Jones – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich meistens der amerikanische Autor Norman A. Daniels, so auch beim vorliegenden Roman.

Daniels wurde am 3. Juni 1905 in Connecticut geboren, brach sein Studium aus finanziellen Gründen ab und begann 1931 eine beispiellos produktive Karriere als Autor. Allein in den folgenden drei Jahrzehnten veröffentlichte er über 2.000 Geschichten: Comics, Bücher, Radio­hörspiele, aber vor allen Kriminal- und Superheldenromane. Für den Chicagoer Verlag Thrilling Publications erschuf er die Figur der Schwarzen Fledermaus und verfasste einen Großteil ihrer 62 Abenteuer, die zwischen 1939 und 1952 in den USA erschienen. Daniels starb am 19. Juli 1995 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien.

Das Abenteuer Das trojanische Pferd erschien im November 1940 unter dem Titel The Black Bat and the Trojan Horse in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 - Redefreiheit
Kapitel 2 - Butch hat ein Problem
Kapitel 3 - Politik der Unbarmherzigkeit
Kapitel 4 - Menschliches Ziel
Kapitel 5 - Verzweiflung
Kapitel 6 - Zwei kranke Männer
Kapitel 7 - Der Bluff eines blinden Mannes
Kapitel 8 - Männer ohne Gnade
Kapitel 9 - Schwarzer Kampf
Kapitel 10 - Mordvorbereitung
Kapitel 11 - Todesnebel
Kapitel 12 - Gesicht am Fenster
Kapitel 13 - Veränderte Gesichter
Kapitel 14 - Der verschwindende Mann
Kapitel 15 - Terrorwelle
Kapitel 16 - Angriff in der Dunkelheit
Kapitel 17 - Heimlicher Besuch
Kapitel 18 - Stunde null
Kapitel 19 - Trick gegen Trick
Kapitel 20 - Tod durch den Strang
Kapitel 21 - Das Ende eines Spions
BLITZ-Vorschau:
Kapitel 1 - Redefreiheit

Der Mann war dünn, hatte ein listiges Gesicht und war eine äußerst unvorteilhafte Erscheinung in seinem abgetragenen und schmutzigen braunen Anzug. Doch irgendeine seltsame Laune der Natur hatte ihn mit einer schlagfertigen Zunge ausgestattet. Er startete seine Aktion, indem er zuerst ein Gespräch mit einem Passanten begann, während seine laute Stimme ihm weitere Zuhörer verschaffte. Die meisten von ihnen waren junge Männer ohne Arbeit, die einen Großteil ihrer Zeit damit verbrachten, die Kriegsberichte vor den Zeitungsständen zu betrachten.

Der Fremde senkte seine Stimme, sobald Polizisten vorbeikamen, und seine Zuhörerschaft wuchs niemals auf mehr als ein halbes Dutzend Personen. Doch von seinen Lippen tropfte Gift, das Gift einer Schlange, die zusammengerollt im Gras verborgen liegt und darauf wartet, dass sie aus dem Hinterhalt angreifen kann.

„Was also geschieht?“, fragte er die Gruppe, die um ihn herum stand. „Wir werden erwachsen und finden keine Arbeit. Das ist das Problem mit dieser Art Regierung, die sie Demokratie nennen. Sie sollten Jobs für uns schaffen, und sie sollten uns auch gut bezahlen. Wir sind genauso schlau wie die Vögel, die Millionen machen, aber wir bekommen nicht genug zu essen. Nun bringen sie uns dazu, dass wir uns schulen und vielleicht für sie kämpfen. Warum sollten wir kämpfen? Damit diese verfluchten Millionäre ihren Kaviar essen und Champagner trinken können? Jepp, während wir schon froh sein werden, wenn wir Bohnen bekommen. Jeder Trottel, der eine Waffe mit sich herumschleppt und für Millionäre kämpft, ist verrückt. Heutzutage lebt es sich besser in Deutschland oder in Italien. Dort arbeiten diese reichen Jungs für Leute wie uns, wisst ihr?“

Ein Junge, nicht älter als siebzehn, bahnte sich mit den Ellenbogen seinen Weg und trat näher heran.

„Mister, sagen Sie uns, dass wir nicht kämpfen sollen, wenn dieses Land in den Krieg zieht? Ist es das, was Sie sagen wollen?“

„Darauf kannst du wetten, Kleiner. Das ist genau das, was ich euch einzuhämmern versuche. Ich bin genauso abgebrannt wie der Rest von euch Jungs. Ich weiß nicht mal, wo ich heute Nacht schlafen werde oder wo ich meine nächste Mahlzeit herbekomme. Aber eine Waffe nehmen und Kugeln abfeuern für ein Land, das sich nicht darum schert? Ich nicht! Und ihr Jungs, ihr solltet das auch kapieren. Ehe ihr euch verseht, legt man das, was von euch übrig ist, in ein Grab wie einen Haufen untergepflügte Baumwolle. Kämpft nicht! Arbeitet nicht einmal in Munitionsfabriken. Hört nicht auf die Reden der Kriegstreiber. Alles, was die wollen, sind Gewinne aus dem Verkauf von Waffen und Kugeln, um damit andere Trottel wie uns zu erschießen.“

Während der Fremde sprach und die kleine Gruppe junger Männer zu seinen Gunsten beeinflusste, fuhr ein schäbig aussehendes Coupé rückwärts so dicht an den Bordstein heran, dass es den Sprecher beinahe umfuhr. Wissend, dass er seine Zuhörerschaft im Griff hatte, warf der Sprecher dem Fahrer des Wagens nur einen wütenden Blick zu und sprach weiter. Was er predigte, kam einer Revolution gleich, und er untermauerte dies mit falschen Argumenten, die aber für die jungen Männer, die um ihn herumstanden, leicht verständlich waren.

*

Die Tür des Coupés wurde geöffnet. Die gesamte linke Seite des Wagens neigte sich zur Gosse hin, als der Fahrer ausstieg. Er war ein bulliger Kerl von einem Mann mit Fäusten so groß wie Boxhandschuhe. Irgendwann einmal war seine Nase mit einem unnachgiebigen Gegenstand zusammengestoßen, wobei der Nasensattel geplättet worden war. Sein Gesicht war breit und für gewöhnlich glatt, doch nun lagen Sorgenfalten auf seiner Stirn.

Während er dastand und dem Sprecher zuhörte, gruben sich diese Falten tiefer und tiefer. Seine Augen wurden schmaler, und seine dicken Finger verkrampften sich. Schließlich, so als hielte er es nicht mehr aus, bewegte sich der große Mann nach vorn. Mit einer Armbewegung stieß er einige der Leute beiseite und baute sich direkt vor dem Sprecher auf.

„Hören Sie, Mister“, sagte er langsam. „Ich war vielleicht nicht auf dem College, wissen Sie? Ich weiß auch nicht viel, aber die Art, wie Sie reden, gefällt mir nicht. Es gibt eine Menge Ärger auf der Welt, und sie sind dabei nicht sehr hilfreich. Also, warum halten Sie nicht einfach Ihre Schnauze und hauen ab, he?“

Der Sprecher stieß ein paar Flüche aus und schüttelte seine Faust so dicht vor dem Gesicht des großen Mannes, wie er konnte.

„Ich sage, was ich will. Dieses dämliche Land erlaubt die Redefreiheit. Niemand kann mich stoppen. Nicht Sie, nicht die Polizei, auch nicht die Armee oder die Navy ...“

„Jepp?“, grollte der große Mann. „Vielleicht nicht mal die Marines, he? Aber ich kann das, du kreischendes Stinktier. Noch ein Ton von dir, und ich werde den Bürgersteig mit dir kehren. Du wirst der Besen sein, klar?“

„Ich sollte Sie verhaften lassen“, schrie der Sprecher. „So spricht niemand mit mir. Jemand soll mir einen Polizisten herholen!“

Mehr konnte er nicht sagen, denn eine dieser riesigen Fäuste schoss hervor. Die Finger packten seine Krawatte und er spürte, wie er vollständig vom Bürgersteig gehoben wurde. Er begann, mit den Armen zu rudern und um Hilfe zu schreien. Die, die ihm zugehört hatten, wichen zurück. Sie wollten keinen Ärger mit diesem Riesen, der genau das tat, was sie insgeheim selbst hatten tun wollen.

Plötzlich drehte der riesige Mann seinen Gefangenen herum, packte ihn an den Knöcheln, als sei er nichts als eine Bauchrednerpuppe, und schüttelte ihn heftig. Ein Strom aus Silber fiel aus den Taschen des Redners, dann noch einige andere kleine Gegenstände und schließlich eine Rolle zusammengeklammerte Geldscheine. Die silberne Klammer löste sich, als das Geld auf den Bürgersteig fiel, und die Scheine flatterten herum; fünf davon waren Einhundertdollarscheine, und dann gab es noch ein Dutzend Fünfziger und zahlreiche Zwanziger, Zehner und Fünfer.

„Hey!“, schrie einer der Jünglinge. „Der Bursche hat gesagt, er sei arbeitslos wie wir. Schaut euch die Kohle an, die er hat! Er hat uns belogen, als er über Millionäre sprach und sagte, wir sollten nicht für sie kämpfen. Er ist selbst ein Millionär. Jungs, seht euch an, wie dieser große Kerl den Bürgersteig mit ihm wischt.“

„Jepp“, sagte ein anderer Junge kalt. „Geschieht ihm recht. Wir waren ein Haufen Trottel, dass wir ihm zugehört haben. Ich hoffe, er bricht sich den Hals.“

*

Eine Polizeipfeife schrillte. Vier Streifenpolizisten kamen herbeigerannt, begleitet von einem Sergeant. Er schaute den großen Mann kurz an und griff nach seinem Totschläger. Doch als die Polizisten näher kamen, hörte der große Mann auf, sein Opfer zu schütteln.

„Setz ihn ab, Atlas“, befahl der Inspektor. „Eine falsche Bewegung, und ich verpass dir eine.“

Der große Mann hatte sein Opfer noch immer an einem Knöchel gepackt. Er hielt ihn über der Gosse und ließ los. Dann breitete er seine Hände in einer Geste der Bestürzung aus.

„Aber sehen Sie, Sarge, dieser Bursche hat gegen die Vereinigten Staaten geredet. Er hat gesagt, das Land wäre nicht gut und dass niemand dafür kämpfen sollte. Er hat gesagt, dass er lieber in Europa leben würde. Ich bin ­vielleicht kein kluger Kerl, aber mir gefällt nicht, was er gesagt hat, also dachte ich mir, ich zeige ihm mal, was ich denke.“

„Das stimmt, Sergeant.“ Einige der Jünglinge kamen näher. „Er sagte, wir sollten nicht kämpfen, selbst wenn wir eingezogen werden. Ich hätte ihm selbst gern eine reingehauen.“

„Wer sind Sie?“, fragte der Inspektor den großen Mann.

„Butch ... Butch O’Leary. Ich wollte nichts Böses, aber ein Mann kann sich das nicht ewig anhören ...“

„Hey“, schrie der Sergeant plötzlich. „Fangt diesen Aufrührer! Er kriecht durch die Gosse und versucht abzuhauen.“

Zwei Streifenpolizisten stürzten sich auf den Redner und zerrten ihn zurück. Er rappelte sich auf, starrte Butch O’Leary an und versuchte noch einmal, den Einfluss seiner Stimme zu nutzen.

„Ich bin Hans Hofer, Bürger der Vereinigten Staaten. Ich kann sagen, was ich will und wo ich will. Dieser Affe hat mich angegriffen. Ich verlange, dass er verhaftet wird.“

„Okay, Sweetheart“, sagte der Sergeant. „Murphy, ruf den Wagen. Was Sie betrifft, Mr. Hofer, sie kommen besser auch mit. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Sie versucht haben, diesen großen Burschen zu treten. Das reicht für eine Körperverletzung, also sind Sie auch dran.“

Zehn Minuten und sechs Wortwechsel später hielt ein Streifenwagen an. Butch schluckte, als er ihn sah, und machte einen Satz, als ein Streifenpolizist seinen Arm berührte.

„Gehen wir, Kumpel. Was ist los, möchtest du nicht mit dem Wagen fahren? Komm, ich sage dir, was wir tun. Du fährst vorne beim Fahrer mit, und jeder wird glauben, dass du ein Zivilpolizist bist.“

„Meine Güte, danke!“ Butch lächelte zum ersten Mal. „Aber ist das nicht gegen die Regeln oder so?“

„Vielleicht ist es das. Aber wenn wir einen Kerl wie dich festnehmen müssen, dann tun wir das auf die nette Art. Und dieser dürre Trottel ist sowieso ein gefährlicher Bursche. Wenn wir dich mit ihm hinten reinsetzen, dann wird er vielleicht brutal und verletzt dich. Setz dich auf den vorderen Sitz und keine Widerrede.“

Eine Menschenmenge hatte sich versammelt, sie reckten die Köpfe und drängelten. Die sich zerstreuenden Zuhörer des verhafteten Sprechers schoben sich durch die Menge und erklärten, was geschehen war. Ein leises Summen verärgerter Stimmen veranlasste den Sergeant, sich besorgt umzusehen. Er drängte seinen Gefangenen zum hinteren Teil des Wagens.

„Nein!“, schrie Hofer. „Ich werde nicht wie ein gewöhnlicher Gefangener in diesem Ding fahren. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen.“

Der Sergeant sagte kein Wort. Er packte Hofer nur hinten am Hals und an seinem Hosenboden. Hofer stieß heftig gegen das Frontblech des Transporters und begann zu heulen. Als sich die verdrahteten Türen schlossen und der Wagen davonrollte, folgten ihm verächtliche Rufe.

*

Eine Stunde später stand Butch O’Leary vor dem Richter eines Nachtgerichts und versuchte, zu erzählen, was geschehen war.

„Ich schätze, ich bin schuldig, aber ich habe ihn nicht geschlagen. Ich hab ihn nur irgendwie ein bisschen geschüttelt. Ich mag’s nicht, wenn Leute sagen, dieses Land wär nicht gut, Richter, und genau das hat er getan. Vielleicht hätt’ ich mich um meinen eigenen Kram kümmern sollen, aber ich bin nicht schlau wie Sie oder jeder andere hier drin. Es tut mir nicht leid, was ich getan hab, und ich werde nicht versprechen, dass ich’s nicht wieder tu. Also sollte ich vielleicht ins Gefängnis gehen.“

Der Richter rückte seine Brille zurecht, räusperte sich und schaute den Sergeant fragend an, der die Verhaftung vorgenommen hatte.

„Haben Sie die Fingerabdrücke dieser beiden Männer genommen? Haben Sie! Alle Aufzeichnungen dieser Art, die Mr. Butch O’Leary betreffen, sollen hiermit vernichtet werden. Er ist kein Krimineller.“

„Euer Ehren“, schrie Hofer wütend. „Meine Fingerabdrücke müssen ebenfalls vernichtet werden. Ich bin als anklagender Zeuge hier. Ich habe meine Rechte. In diesem Land ist es kein Verbrechen, zu sagen, was man denkt. Die Verfassung garantiert mir das Recht, zu sagen, was ich will. Ich bin ein Bürger ...“

„Ihre Fingerabdrücke und Ihre persönliche Geschichte“, unterbrach der Richter, „werden nach Washington gesandt. Ich will sicherstellen, dass Sie ein ­Staatsangehöriger sind, wie Sie behaupten, und dass Sie kein Vorstrafen­register haben. Bis wir eine Antwort bekommen, werde ich Sie gegen eine Kaution von zehntausend Dollar freilassen, und zwar wegen verbrecherischen Angriffs auf die Person von Butch O’Leary.“

„Dann müssen Sie ihn auch festhalten!“, kreischte ­Hofer. „Er ist der Schuldige. Ich bin ein friedlicher Bürger. Er hat mich angegriffen. Ich habe ihn nicht geschlagen.“

„Butch O’Leary, treten Sie zur Bestrafung vor“, sagte der Richter. „Sie haben auf schuldig plädiert. Sie hatten kein Recht, diesen Mann zu schlagen oder anzurühren. Die Strafe dieses Gerichts sieht vor, dass Sie zur Zahlung von einem Dollar verurteilt werden, ohne zusätzliche Kosten; die Vollstreckung dieser Strafe wird ausgesetzt. Sie können gehen.“

Butchs breites Gesicht erhellte sich. Er stolperte auf den Richter zu, streckte seine gewaltige Hand aus und sah dabei ein wenig verschämt aus, obwohl der Richter seine Hand nahm.

„Sie“, sagte der Richter ätzend und wandte sich Hofer zu, „behaupten, Sie seien ein eingebürgerter Staatsangehöriger. Das bedeutet, dass Sie sich, ohne von irgend­jemandem dazu genötigt worden zu sein, entschieden haben, dieses Land als Ihr eigenes anzunehmen. Nun, da vier Fünftel der Welt verrückt geworden sind, predigen Sie die These, dass die armen Leute nicht zum Wohle der Reichen kämpfen sollten.

Sie hatten jedoch 3480 Dollar in bar in Ihren Taschen. Das macht Sie nicht gerade zu einem ­Almosenempfänger, und es widerlegt jegliche Thesen, die Sie anzubieten ­haben. Sie wurden gefragt, woher Sie das Geld haben, und Sie haben die Antwort verweigert. Das ist Ihr gutes Recht, doch wir werden herausfinden, woher das Geld stammt.

Ich habe einem Mann eine Geldbuße auferlegt und damit eine Gerichtsakte von ihm angelegt, weil er sich entschieden hatte, zu handeln, anstatt Ihren Worten zu lauschen, wie es so viele gleichgültige Bürger tun. Als er Hand an Sie legte, hat er ein Verbrechen begangen, denn jeder hat in unserem Land das Privileg, zu sagen, was er möchte. Im Ausland wären Sie vermutlich erschossen worden. Die Redefreiheit ist ein Segen unter vielen in den Vereinigten Staaten, aber lassen Sie mich Ihnen sagen, er wird nicht ad absurdum geführt werden.

Es war klug von Ihnen, nur zu einer kleinen Gruppe zu sprechen, so als wäre es nur eine nette Unterhaltung auf der Straße. Es zeigt, wie Männer wie Sie operieren. Glücklicherweise kann ich Sie für kurze Zeit einsperren, und ich behalte Sie mangels Kaution in Gewahrsam. Bringen Sie ihn fort, Bailiff, und bringen Sie ein paar dieser unbescholtenen Trinker, die ich in der Arrestzelle sehe. Sie werden der Luft im Raum einen süßen Duft verleihen, nach dem, was diesem Gericht gerade unter die Nase gekommen ist.“

Kapitel 2 - Butch hat ein Problem

Butch O’Leary verließ das Nachtgericht. Jemand hatte ihm eine dicke Zigarre zwischen die Zähne geschoben. Er fühlte sich ermutigt und ein wenig stolz. Doch tief drinnen nagten Zweifel an ihm. Was würde Tony Quinn von dieser Eskapade halten? Quinn hatte genaue Anweisungen gegeben, dass sich diejenigen, die mit ihm zusammenarbeiteten, keinen Ärger einhandeln durften.

Butch war froh, dass all das für die Zeitungsfotografen zu schnell geschehen war. Wenn sie ein Foto von ihm gemacht hätten, wäre das eine Katastrophe. Er musste das Rampenlicht so weit wie möglich meiden, denn Butch O’Leary war eine der drei lebenden Personen, die mit dem unheimlichen Wesen arbeiteten, das als die Schwarze ­Fledermaus bekannt war.

Butch war von seinen eigenen geistigen Fähigkeiten nicht sehr überzeugt. Er konnte kämpfen wie ein Tiger und er verfügte über die Kräfte von drei gewöhnlichen Männern, doch für seinen Seelenfrieden benötigte er eine Orientierung. Daher kehrte er nicht zu seinem eigenen bescheidenen Zimmer in einer Pension zurück, sondern ging stattdessen unmittelbar zu einem Wohnhaus nur einige Blocks von dort entfernt, wo er wohnte. Er klingelte unter dem Namensschild mit der Aufschrift ­Carol Baldwin. Sie war eine weitere Agentin der Schwarzen Fledermaus.

Carol war ein außergewöhnlich hübsches Mädchen und ebenso klug wie gut aussehend. Mit blonden Haaren, blauen Augen und schlanker Figur erntete sie viele bewundernde Blicke. Als bewährte Agentin der Schwarzen ­Fledermaus konnte sie ihren Geist gut brauchen. Er war ihr nun von Nutzen, als sie Butchs Geschichte lauschte.

„Das war toll von dir, Butch“, stimmte sie aus vollem Herzen zu. „Dieser Mann hat es verdient, ein wenig durchgeschüttelt zu werden. Nun ist alles vorbei und es gibt nichts, worum du dir Sorgen machen müsstest. Sie können keine Verbindung zwischen Butch O’Leary, dem Mann, der für sein Land eingetreten ist, und Butch ­O’Leary, dem Agenten der Schwarzen Fledermaus, herstellen. Vergiss das einfach alles.“

Butch grub in seiner Tasche und zog den dünnen Strang einer silbernen Kette hervor. Es war eine Art Kettchen, in dessen Mitte sich etwas befand, das aussah wie ein flaches Schloss.

„Hierüber habe ich mich gewundert“, sagte er. „Als ich diesen Burschen geschüttelt habe, muss sich das hier gelöst haben, und es fiel auf den Bürgersteig. Ich hob es auf. Niemand hat mich dabei gesehen. Also breche ich das seltsame Ding auf und schau, da ist tatsächlich ein Papier drin. Was hältst du davon, Carol?“

Butchs Finger setzten einen Hebel am Schloss an und brachen es auf. Carol nahm das winzige Stück Seiden­papier heraus, faltete es auseinander und betrachtete das Bild darauf und die Worte, die darunter geschrieben standen. Plötzlich stand sie auf und ging ins Schlafzimmer, um ihren Hut zu holen.

„Butch, wir gehen zur Schwarzen Fledermaus, jetzt sofort! Du könntest da etwas sehr Bedeutendes entdeckt haben.“

Carol und Butch verließen das Appartementhaus und gingen eine Seitenstraße hinunter. Sie versicherten sich, dass sie nicht beobachtet wurden, und huschten leise durch ein Tor auf das großzügige Grundstück hinter dem Haus von Tony Quinn. Sie gingen direkt zu einem kleinen Gartenhaus und traten ein.

Butch öffnete eine raffiniert verborgene Falltür und half Carol, in einen gut ausgebauten Tunnel hinabzusteigen. Nachdem er ihr in den Tunnel gefolgt war, zog er die Falltür zu. Sie gingen durch den Tunnel, bis sie eine Leiter erreichten, die sie hinauf in das weiß geflieste Labor innerhalb des Hauses brachte, das die Schwarze Fledermaus als Tony Quinn besaß.

Auf diese Weise konnten die Schwarze Fledermaus und seine Gehilfen nach Lust und Laune ein- und ausgehen, ohne befürchten zu müssen, entdeckt zu werden. Dieser geheime Zugang hatte Tony Quinn schon häufig ein gutes Alibi verschafft.

Er saß vor dem Kamin in seinem reichhaltig ­ausgestatteten Arbeitszimmer, während Carol und Butch durch den Tunnel gingen. Gekleidet in Tweedhosen und eine Smoking-Jacke, hielt er einen Stock zwischen seinen Knien und starrte ins Leere, denn Tony Quinn war stockblind, so hatten die Ärzte gesagt, und es gab keine Hoffnung auf Genesung. Sein Gesicht war vor allem rund um die Augen so fürchterlich versengt, dass die Narben seine ehemals gut aussehenden Züge zu verspotten schienen.

Tony Quinn war ein kämpferischer Bezirksstaats­anwalt in einer großartigen Stadt gewesen, ein furchtloser Mann, der Kriminalität und Kriminelle erbarmungslos bekämpft hatte. Eines Tages, während einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, war er gerade dabei gewesen, Nachweise vorzulegen, die einen Mörder hinter Gitter gebracht hätten. Gefolgsleute dieses Kriminellen hatten versucht, die Beweise mit einer starken Säure zu vernichten. Tony Quinn hatte gekämpft, um sie daran zu hindern, und während des Kampfes war die Säure in sein Gesicht geschüttet worden. Er war sofort erblindet und für den Rest seines Lebens entstellt, nachdem sein verbranntes Fleisch verheilt war.

Er war ein gebrochener Mann gewesen, hatte es abgelehnt, irgendjemanden zu sehen, und war praktisch zum Einsiedler geworden. Obwohl er wohlhabend genug war, um finanziell unabhängig zu sein, genügte all sein Geld nicht, um einen Arzt zu finden, der sein Augenlicht wiederherstellen konnte.

Dann, in einer Nacht tiefster Verzweiflung, kam ­Carol Baldwin, blond und wunderschön, und sie bot ihm die Hornhaut ihres sterbenden Vaters an. Als Polizeibeamter war er von einem Banditen niedergeschossen worden. Sie brachte Quinn zu einem fachkundigen und unbekannten Landarzt, der die unglaubliche Operation durchführte. So konnte Tony Quinn wieder sehen und die Kriminalität bekämpfen.

Als seine Sehkraft zurückkehrte, stellte Tony Quinn fest, dass er für sein Leid in der Dunkelheit in hohem Maße entschädigt worden war. Er war in der Lage, in der Dunkelheit beinahe ebenso gut zu sehen wie bei Tageslicht. Gegenstände, die für gewöhnliche Augen unsichtbar waren, konnte er so deutlich sehen, als hielte er eine Taschenlampe. Er konnte sogar Farben unterscheiden, die für andere menschliche Wesen nur Kleckse waren. Doch darüber hinaus hatten sich seine anderen Sinne in einem ungewöhnlichen Ausmaß entwickelt, während er blind gewesen war. Sein Gehör war unnatürlich scharf, sein Tastsinn extrem empfindlich geworden.

Und so wurde die Schwarze Fledermaus geboren. Als Quinn nach Hause zurückkehrte, hielt er die Wieder­erlangung seiner Sehkraft geheim. Er gab weiterhin vor, vollkommen blind zu sein, denn niemand konnte einen blinden Mann verdächtigen, die Schwarze Fledermaus zu sein. Den Namen hatte er als eine Geste der Verspottung gewählt gegen diejenigen, die glücklich waren, dass der Bezirksstaatsanwalt blind wie eine Fledermaus geworden war.

Bei Nacht machte er sich auf, gewandet in eine Maske, die sein vernarbtes Gesicht verbarg, und einen Umhang, der wie die gerippten Flügel einer Fledermaus geformt war. Dieses Abbild terrorisierte die Unterwelt bald so sehr, dass sie jedem einen hohen Preis anboten, der beweisen konnte, dass er die Schwarze Fledermaus getötet hatte.

Selbst die Polizei war angewiesen, ihn bei der ersten Gelegenheit festzunehmen, denn einige Methoden der Schwarzen Fledermaus waren nicht ganz legal. Er hatte Menschen getötet, wenn auch nur zur Selbstverteidigung. Doch wenn ein Mensch gewaltsam stirbt, ist die Polizei verpflichtet, den Mörder zu verhaften. Mehrere Male waren sie kurz davor gewesen, vor allem ein Police Captain namens McGrath. Aufgrund seiner leicht erregbaren ­Natur hatte McGrath geschworen, die Schwarze Fledermaus zur Strecke zu bringen, ganz gleich, wie gefährlich es sein mochte oder wie lange es dauern würde.

*

Ein magerer, fast kahlköpfiger Mann betrat leise das Arbeitszimmer. Quinn wandte sich nicht um. Er spielte die Rolle des blinden Mannes bis zum Äußersten, denn man konnte nie wissen, wann jemand zum Fenster hinein­schauen würde. Der Neuankömmling war Silk Kirby, Tony Quinns Diener, Butler und Freund in einem. Silk war einst ein professioneller Schwindler gewesen, doch dieses Leben hatte er aufgegeben, um Tony Quinn und der Schwarzen Fledermaus zu helfen. So glatt wie sein Name konnte sich Silk sogar das Vertrauen eines Mannes erschleichen, der sich selbst nicht traute.

Mit einigen Zeitungsausschnitten in der Hand ging er hinüber und blieb neben Quinn stehen.

„Ich habe weitere dieser Berichte ausgeschnitten, die Sie haben wollten, Sir“, sagte er leise. „Es scheint, als wäre Ihre Vorahnung richtig gewesen. Es sterben zu viele Armeefunktionäre, Offiziere der Navy und sogar Mitglieder des Marine Corps durch Unfälle. Der Letzte war Major Rolfe. Er wurde vor ungefähr sieben Jahren von der Küstenwache pensioniert. Vorletzte Nacht wurde er von drei oder vier Kriminellen angegriffen, die ihn ausrauben wollten. In dem Handgemenge erlitt er einen Schädelbruch und starb auf der Stelle.“

„Vor Major Rolfe waren es Captain Nelson, Colonel Hickman und Fregatten-Kapitän Hall“, sagte Quinn nachdenklich. „Rolfe erhöht die Rate auf vier, Silk. Alle Opfer waren pensionierte Männer des Militärs, Spezialisten auf ihrem jeweiligen Gebiet, meistens in der Verteidigung. Im Falle eines Krieges wären sie unbezahlbar, und nun sind sie tot. Zwei starben durch Gewaltverbrechen, und in beiden Fällen sieht es so aus, als wären sie wegen ihrer Besitztümer von Räubern getötet worden. Die anderen beiden starben durch Autounfälle. Das gefällt mir nicht. Die Polizei und die Bundesbehörden sind noch nicht miss­trauisch geworden, aber mir kamen diese vier Todesfälle zu kurz hintereinander, um Zufall zu sein. Ich glaube, diese Männer wurden ermordet.“

„Ja, Sir“, stimmte Silk zu. „Das denke ich auch, aber wie können wir das beweisen, wenn die Polizei an ihrem Tod nichts Verdächtiges findet? Bei pensionierten Männern verwundert es nicht, wenn sie nicht mehr lange leben. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters sind sie anfälliger für Unfälle und für die Folgen von Verletzungen, die ihnen von Räubern zugefügt werden.“

Quinn machte plötzlich eine scharfe, wenn auch beinahe unsichtbare Bewegung, die Ruhe gebot.

„Silk, da ist jemand im Labor! Zieh schnell die ­Jalousien herunter.“

Silk gehorchte. Quinn stand auf und steckte den Stock unter einen Arm. Er ging schnell hinüber zu einer Wand und öffnete eine geheime Tür mittels eines verborgenen Schalters. Silk folgte ihm in das geräumige Zimmer, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Tony Quinn lächelte Carol glücklich an, dann bemerkte er ihren ernsten Blick. Auch Butch schien besorgt.

„Etwas ist geschehen“, sagte Carol. „Es hat nichts mit der Schwarzen Fledermaus zu tun oder mit dir, Tony. Butch hat zufällig mitgehört, wie ein Aufrührer eine Rede über Pazifismus und Revolution gehalten hat. Es gefiel ihm nicht, also hat er diese Person hart angepackt. Butch wurde gemeinsam mit dem Redner verhaftet. Der Richter hat Butch in der öffentlichen Verhandlung praktisch gelobt und ließ ihn laufen. Der Redner wurde vorübergehend eingesperrt.“

„Gute Arbeit, Butch“, sagte Quinn. „Ich wünschte, ich wäre dort gewesen, um dir zu helfen. Zurzeit sind zu viele von diesen subversiven Elementen aktiv. Ich hoffe, du hast diesen sadistischen Drang befriedigt, der dir zu eigen ist.“

Butch grinste. „Ich weiß nicht, was sadistisch heißt, Boss, aber natürlich habe ich diesen Burschen herum­geschleudert, bis seine Zähne klapperten. Ich habe einen Trottel aus ihm gemacht, schon klar. Er hat allen gesagt, er sei arm und arbeitslos, aber aus seiner Tasche fielen dreitausend Kröten. Und irgendwie mag ich die Cops. Sie haben mich sogar vorne im Streifenwagen fahren lassen, und wissen Sie was? Ich hab die Sirene heulen lassen, die ganze Strecke bis zur Polizeiwache!“

„Das ist nett“, sagte Quinn und wandte sich zu Carol um. „Aber was hat das mit mir zu tun?“

Carol öffnete ihre Hand und zeigte das Kettchen aus silberglänzendem Metall.

„In dem Handgemenge muss Butch diese Kette zerrissen haben, Tony. Daran ist ein Schloss befestigt. Erinnerst du dich, dass du mir erzählt hast, wie misstrauisch du wegen einiger kürzlicher Todesfälle warst? Die ehemaligen Armee- und Navy-Offiziere? Sieh dir das hier mal an.“

Quinn nahm das zusammengefaltete Stück Papier. Als er es auf dem Labortisch ausbreitete, sog er scharf die Luft ein. Er ging näher heran und untersuchte das Papier genau. Das Bild darauf war leicht zu identifizieren: Es war das wohlbekannte Gesicht des Fregatten-Kapitäns Catlin. Bis zu seiner Pensionierung vor fünf Jahren war Catlin einer der fähigsten Offiziere der Behörde für Chemische Kriegsführung gewesen.

Unter dem Bild standen Worte in extrem kleiner Schrift. Seltsamerweise stand dort, dass Catlin die Angewohnheit hatte, jeden Dienstagabend im Army und Navy-Offiziersklub zu essen. Er besuchte alle verfügbaren Klavierkonzerte. Er bewohnte eine Suite, die direkt an der Treppe lag, und er ging pünktlich um Mitternacht zu Bett. Gemäß diesem Dokument hatte er die Angewohnheit, in Parks spazieren zu gehen, selbst in der Nacht. Er trank wenig und hatte aufgrund seiner ruhigen Art nur wenige Freunde.