Die schwarze Fledermaus 12: Die Spur des Drachen - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 12: Die Spur des Drachen E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Mehrere Bankiers, die am Kauf eines Schatzes von der chinesischen Regierung beteiligt waren, werden von einer geheimnisvollen Kreatur mit Drachenmaske erpresst.Die Printausgabe umfasst 218 Buchseiten.

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Seitenzahl: 235

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DIE SCHWARZE FLEDERMAUSBand 12

In dieser Reihe bisher erschienen:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

Die Hauptfiguren des Romans:

Die Schwarze Fledermaus

Carol Baldwin

Silk Kirby

Butch O'Leary

Inspector McGrath

G. W. Jones

Die Spur des Drachen

Aus dem Amerikanischenvon Swantje Baumgart

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.© 2017 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannFachberatung: Dr. Nicolaus MathiesIllustrationen: Dorothea MathiesTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenwww.BLITZ-Verlag.deISBN 978-3-95719-012-3

G. Wayman Jones – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich meistens der amerikanische Autor Norman A. Daniels.

Nicht so beim vorliegenden Roman, der von Norvell W. Page (1906-1961) geschrieben wurde. Neben diesem und weiteren Ausflügen ins Krimi- und Superhelden-Genre verfasste der in Virginia geborene ­Autor Science-Fiction- und Fantasy-Romane. Zwischen 1933 und 1943 brachte Page unter dem Pseudonym Grant Stockbridge einen großen Teil der Krimireihe The Spider zu Papier, bis er seinen Beruf als ­Autor, Journalist und Redakteur für eine Karriere beim amerikanischen ­Geheimdienst an den Nagel hängte.

Das Abenteuer Die Spur des Drachen erschien im Januar 1941 unter dem Titel The Black Bat‘s Dragon Trail in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 - Der Drache schlägt zu
Kapitel 2 - Der Drache schlägt wieder zu
Kapitel 3 - Monster in der Nacht
Kapitel 4 - Das Ultimatum des Drachenmeisters
Kapitel 5 - Butch wird zum Bettler
Kapitel 6 - Dr. Lings Tochter
Kapitel 7 - Butch trifft den Duke
Kapitel 8 - Das Todesflugzeug
Kapitel 9 - Chinesische Wäsche
Kapitel 10 - Des Rätsels Lösung explodiert
Kapitel 11 - Krankenschwester eines blinden Mannes
Kapitel 12 - Eine Razzia bei Mr. Whiskers
Kapitel 13 - Silk bekommt Ärger
Kapitel 14 - Die Schwarze Fledermaus eilt zu Hilfe
Kapitel 15 - Letzte Warnung
Kapitel 16 - Überraschungsbesuch
Kapitel 17 - Anruf bei einer Dame
Kapitel 18 - Tod einer Ratte
Kapitel 19 - Todesflug
Kapitel 20 – Wieder Schachmatt
BLITZ-Vorschau:
Kapitel 1 - Der Drache schlägt zu

Es hatte leicht geregnet. Unten in Chinatown spiegelten sich die Lichter aus Tausenden Fenstern und die Neonreklamen auf den nassen Bürgersteigen und Kopfsteinpflastern. Sie schimmerten auf betagten Chinesen, die Hände in altehrwürdiger Erhabenheit in ihren Ärmeln verborgen, gemeinsam mit einer jüngeren, amerikanisch gekleideten Generation. Sie leuchteten hinab auf Dutzende weiterer Personen, die in den Cafés ein und aus gingen und eins wurden mit dem rastlosen Strom von Menschen; ein wohlhabendes Volk auf der Suche nach Nahrung und exotischen Vergnügungen, Bettler aus den Slums auf der Suche nach Almosen und scharfsichtige und dunkelhäutige Männer, die Kragen ihrer Regenmäntel hochgeschlagen, die Krempen ihrer Hüte tief über die Augen gezogen.

In dem schmalen Zugang zu einer schummrigen Gasse bewegte sich eine der Regenmantel tragenden Gestalten lässig darauf zu und blieb dann stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Das gab ihm die Möglichkeit, den Blick in beiden Richtungen über die Straße gleiten zu lassen, wobei er über seine hohlen Hände schaute und die diamantenbesetzte Armbanduhr wenige Zoll vor seinen Augen betrachtete. Eine große diamantene Krawattennadel steckte in seiner Krawatte, ein weiterer Stein glitzerte an einem Finger seiner linken Hand.

„Elf dreißig“, murmelte der Mann im Flüsterton. „Die Andern müsst’n jeden Moment auftauchen, wenn se nich’ schon hier sind. Jepp, da iss schon einer.“

Er wandte sich um und betrat zügig die Gasse, sodass er mit der finsteren Nacht verschmolz. Der zweite Mann zögerte einen Moment und sah sich verstohlen um, dann verschwand auch er, als hätte ihn eine unsichtbare Hand fortgewischt. Ein unterdrückter Fluch erklang, als er über ein auf dem Boden liegendes Stück Unrat stolperte. Dem Kraftausdruck folgte ein leises Lachen von irgendwoher weiter vorn.

Binnen zehn Minuten tauchten weitere Männer in der Gasse auf. Nun näherten sich auch einige stämmige Chinesen und folgten den Amerikanern. Sie bahnten sich ihren Weg entlang der Gasse, die so eng war, dass kaum genug Platz war für zwei große, glänzende Wäschereiwagen, die auf der Rückseite eines zerstörten Gebäudes geparkt waren. Das Gebäude besaß im oberen Bereich keine Fenster. Weiße Werbeplakate einer Abbruchfirma hingen an den roten Backsteinwänden.

Irgendwo aus der Dunkelheit neben den Lieferwagen sprach eine Stimme in Kantonesisch und beorderte die Orientalen zum vorderen der beiden Wagen. Die amerikanischen Gangster, die sich versammelt hatten, bestiegen den zweiten Lieferwagen. Als der letzte Mann eingestiegen war, streckte ein chinesischer Fahrer seinen Kopf aus dem hinteren Wagen und flüsterte erneut Instruktionen.

„Wenn du die beiden hinteren Türen des Lieferwagens öffnest, Drache“, sagte er zu einem der Gangster, „dann findest du da drin deinen Freund.“

Der Mann gehorchte. Er kroch hinein und tastete nach einem Sitz. In der Dunkelheit im vorderen Bereich beschwerte sich jemand knurrend.

„Es gefällt mir überhaupt nicht, gemeinsame Sache mit einer geheimen chinesischen Gesellschaft zu machen. Das ist das erste Mal, dass der Boss uns zu einem Job geschickt hat, ohne uns zu sagen, worum es geht. Wenn du mich fragst, ich glaube, er ist verrückt.“ Er schnüffelte hörbar. „Außerdem arbeite ich gerne mit Leuten aus meinem eigenen Volk.“

*

Der bebrillte Chinese, der am Steuer saß, wandte sich in der Dunkelheit um. Er sprach in kultiviertem Englisch ohne den Hauch eines Akzents.

„Die chinesischen Mitglieder des Drachen fühlen ebenso, Flash, abgesehen von mir selbst“, sagte er. „Aber ihnen ist klar, dass das, was wir gerade tun, vollkommen unmöglich wäre ohne eure speziellen Talente. Ich denke noch immer, dass es unklug vom Duke ist, das einträgliche, äh, Wäschereigeschäft, das mein kleines Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut hat, zu gefährden, indem wir uns mit dem Drachen zusammentun. Aber wie alle Amerikaner kann er einer schnellen Aufräum­aktion nicht widerstehen. Eine große Summe in bar, die vom Drachenmeister für einen einzigen Job heute Nacht geboten wurde, hat die Geldgier des Duke angeheizt. Es ist wirklich bedauerlich.“

„Wann werden wir diesen Kerl treffen, den wir mit Meister ansprechen sollen?“, fragte der Mann quengelnd, der Flash genannt worden war.

Doch der bebrillte Wäschereimann am Steuer antwortete nicht. Er war zu beschäftigt. Der vordere Lieferwagen, den der Chinese fuhr, rollte auf das andere Ende der Gasse zu, und er folgte ihm eilig.

Die beiden glänzenden Lieferwagen rollten auf die Straße. Eine dreiviertel Stunde lang bahnten sich ihre Fahrer ihren Weg über dunkle Seitenstraßen durch die Stadt, bis sie schließlich zu einem Gebäude kamen, das einsam am Rande eines kleinen Stadtparks stand. Vor Jahren waren der Park und das Gebäude das Privatgrundstück und Museum eines Multimillionärs gewesen. Nach seinem Tod war es der Stadt vermacht worden.

Es war dunkel in der mitternächtlichen Einsamkeit rund um das Gebäude, neben dem die Lieferwagen nun hielten. Weiter vorn stieg einer der Chinesen aus und verschwand in der Nacht. Zehn Minuten später kehrte er so leise, wie er gekommen war, zurück und stieg neben dem Fahrer wieder ein.

„Alles ist ruhig“, teilte er in singsang-artigem Chinesisch mit. „Ich habe niemanden gesehen. Im Kämmerchen des Wachmanns auf der Rückseite ist Licht. Fahr ohne Licht direkt ran und halte neben dem großen Tor auf der Rückseite.“

Innerhalb des Marmorsaals des Gebäudes machte ein älterer Wachmann im gestreiften Overall seine Runden und drückte an den Regelpunkten entlang der spärlich beleuchteten Flure seine Uhr. Es war ungefähr 12 Uhr 30 und Zeit für seine Mahlzeit. Er drückte an der letzten Station, ging entlang der verglasten Kästen zurück zu seinem Räumchen auf der Rückseite, setzte sich auf eine Bank in einer Ecke und öffnete seinen Henkelmann.

Während er aß, erklang plötzlich ein neues Geräusch. Der Wachmann hielt inne und neigte den Kopf, um zu lauschen. Da war es wieder, ein leises Klicken aus dem hinteren Innenbereich. Es war ihm nicht möglich, das Geräusch zu erkennen, denn er konnte nicht ahnen, dass es von Flash erzeugt wurde, der das Innenleben der verschlossenen Tür mit einem Instrument prüfte, welches so empfindlich und spezialisiert war wie jene, die ein Gehirnchirurg verwendete. Flash hatte bereits die Drähte des Alarmsystems lokalisiert und mit einer Lötlampe durchgebrannt.

Der Wachmann stellte sein Essen beiseite, eilte zurück ins Hauptgebäude und tappte mit einem Revolver in der Hand umher. Er huschte durch einen Raum, dessen Wände mit modernen Malereien behängt waren, und dann in den Gang, der zum rückwärtigen Teil führte. Er hatte die Hintertür beinahe erreicht, als irgendwo hinter ihm eine drohende Stimme erklang.

„Lass einfach die Knarre fallen, Kumpel, sei ein guter Junge.“

Der Wachmann fuhr herum und machte eine einzige Bewegung, um seine Waffe zu heben. Er sollte sie nie wieder heben. Die große 38er Police Special in der Hand des entschlossenen Mannes, der gesprochen hatte, hob sich und fuhr auf den Kopf des Mannes nieder. Der unterdrückte Schrei des Wachmanns erstarb, und der Mann, der ihn angegriffen hatte, fing ihn auf, als er in sich zusammensackte.

Er schob den blutenden Wachmann zu zwei weiteren Männern hin, die schemenhaft aus den Schatten auftauchten.

„Bringt ihn an seinen Platz zurück und bleibt bei ihm“, befahl er barsch. „Wenn er aufwacht, gebt ihm noch eins auf den Kopf. Flash, hol’ ein paar von diesen Chinesen, damit sie dir mit deinem Schneidwerkzeug zur Hand gehen. Laut einem der Jungs, die die Gaffer rumführen, ist der Tresor unten. Los.“

Die beiden Gangster packten jeweils ein Handgelenk des Wachmannes und begannen, seinen schlaffen Körper über den polierten Boden zu zerren. Flash befahl zweien der stämmigen Chinesen, die großen, schweren Koffer aufzuheben, die seine Acetylen- und Sauerstofftanks enthielten. Er selbst trug die Lötlampe, und es war keine gewöhnliche Lötlampe. Er hatte exakt zweitausend Dollar dafür bezahlt.

Zwei finstere Treppen weiter unten bewegte sich die Gruppe leise und vorsichtig. Die Nachhut bildeten einige Chinesen, die gewöhnliche Leinenbahren trugen. Einmal blieben sie stehen und hielten Taschenlampen, während Flash vor einer Tür kniete und ein Instrument in das Schloss einführte. Nach einer kurzen sachkundigen Manipulation klickte es. Sie gingen eine weitere Treppe hinunter in einen Tresorraum tief unter der Erdoberfläche.

Einer der Chinesen, die eine Hälfte der seltsam gemischten Gruppe ausmachten, schaute zweifelnd drein angesichts der massiven Tresortür aus kaltem Stahl. Flash bemerkte den Blick und kicherte tief in seiner Kehle.

„Klar, das ist diebstahlsicher, Kumpel, aber mach dir keine Sorgen“, sagte er und grinste breit. „Man braucht Hitze, um Stahl diebstahlsicher zu machen, das weißt du vielleicht. Alles, was man also braucht, um es zu zerschneiden, ist etwas noch heißeres. Deshalb hat mich diese Lötlampe zweitausend Kröten gekostet. Sie wurde in Berlin von einem verrückten, kleinen Professor hergestellt. Einer von diesen wissenschaftlichen Vögeln.“

„Bist du ganz sicher, dass das Alarmsystem unterbrochen wurde?“, fragte der Chinese, der offensichtlich der Kopf seiner Gruppe war, unsicher.

„Er versteht sein Handwerk, mein Freund“, grollte ein kräftiger Gangster ungeduldig. „Beeil dich, Flash, und schmeiß dein Spielzeug an.“

Der Experte setzte eine Schutzbrille auf, stopfte Baumwollpfropfen in seine Ohren, stellte die zwei Pegel an den kurzen roten und grünen Schläuchen auf mehr als das Vierfache des normalen Drucks und hielt ein Feuerzeug mit Feuerstein an die Lötlampe. Eine gelbe Flamme schoss hervor, wurde kürzer und machte einem blauen Licht mit einem solch heftigen Zischen Platz, dass es schmerzhaft an den Trommelfellen rieb, wie Stahl, der auf Glas kratzt.

Während die Anderen die Hände auf die Ohren pressten, machte sich Flash Mega, der sich schon vor langer Zeit bei der Polizei den Ruf eingehandelt hatte, hervorragend mit solchen Situationen umgehen zu können, an die Arbeit mit der Lötlampe. Stahl, der einer gewöhnlichen Flamme standhalten würde, so als wäre sie nichts als ein brennendes Streichholz, gab bald nach, während sich die Lötlampe unerbittlich in das Metall fraß. Das weißglühende Material brodelte und schäumte, lief hinab und verteilte sich in flüssigen Tropfen auf dem Betonboden. Fünf Minuten lang arbeitete der Panzerknacker mit der Lötlampe in einer kreisenden Bewegung, die ein drei Zoll breites Loch tiefer und tiefer in das Metall fraß.

Wegen der Hitzeentwicklung, welche die Spitze der Lötlampe zum Schmelzen brächte, hätte nur ein erfahrener Schweißer ein solches Loch mehr als sechs Zoll tief in das Metall schneiden können. Und doch fraß sich die Flamme nun hindurch und begann, einen kreisförmigen Schnitt um die Speichen des Tresortürgriffes zu schneiden und vervollständigte schließlich das Loch. Flash schaltete die Lötlampe aus, nahm ein winziges Stemmeisen, beinahe eine Brechstange, zur Hand, brach den Mechanismus ab und ließ ihn krachend zu Boden fallen, wobei er ein zwei Fuß breites Loch hinterließ.

Der Wäschereimann, der so sehr gezweifelt hatte, starrte ungläubig drein. Flash hatte durch achtzehn Zoll dicken, massiven und diebstahlsicheren Stahl geschnitten! Der Panzerknacker grinste Chow Seto an, der eigentlich als harmloser Wäschereimann bekannt war, aber er sagte nichts.

Die Tresortür schwang auf und der Meisterpanzerknacker packte seine Ausrüstung zusammen. Chow Seto betrat den Tresor, gefolgt von den Anderen. Mehrere kleine Kisten waren in einer Ecke gestapelt. Der bebrillte chinesische Wäschereimann warf einen einzigen Blick auf den Inhalt einer der Kisten und nickte den Anderen zu.

„Das sind sie, meine Herren“, erklärte er. „In diesen Kisten haben wir einen Schatz im Wert von schätzungsweise zehn bis elf Millionen Dollar.“

Ein großer Gangster, der Joe genannt worden war – Joe Mega, der Bruder des Experten Flash –, lachte rau auf, während er sich bückte und ein grünes Ding aus einer Kiste nahm. Es war aus verrosteter Bronze.

„Eine zeremonielle Vase aus der Shang-Dynastie, 1766 bis 1122 vor Christus“, teilte Chow Seto ohne Regung mit. „Eines der wenigen Dinge, die ich an der Columbia-Universität gelernt habe, bevor ich herausfand, dass das – äh – Wäschereigeschäft ertragreicher ist als das Wissen über den Wert uralter Dinge.“

„Willst du mir etwa erzählen, dass Idioten Millionen für dieses Zeug bezahlen?“, fragte Joe ungläubig, während er das wertvolle Gefäß mit beiden Händen nach oben warf und wieder auffing. „Na ja, es war gut, dass der Duke mich nicht informiert hat, als ich mir diesen Laden für ihn angesehen habe, sonst hätt’ ich ihm noch gesagt, dass er bekloppt ist!“

Chow Seto zuckte beinahe zusammen, als er den Schatz aus den achtlosen Händen des Ganoven nahm. Er gab hastige Anweisungen auf Kantonesisch, und die Männer brachten die Tragen herein. Schnell und effektiv hoben die Orientalen die kleinen Kisten auf und legten sie auf die Tragen, um sie zu den wartenden Lieferwagen zu bringen. Unter den Schätzen waren Altarstücke aus dem 6. Jahrhundert, eine filigrane T’ang-Krone aus Gold, die einst von einer Herrscherin getragen worden war, Sung-Bilder auf Seide, die sich wie Papyrus zusammenrollen ließen, zarte weiße Ting-Yao-Keramiken und andere Antiquitäten, für die ein Sammler seine Seele verkauft hätte. Eine Kiste nach der anderen wurde die Treppen hinauf und nach draußen getragen, wo sie in die bewachten Lieferwagen geladen wurden.

Zwei der Gangster kamen als Letzte aus dem Gebäude. Sie stiegen in den Lieferwagen, und Joes Stimme erklang scharf aus dem vorderen Teil:

„Was ist mit dem Wachmann, Manni?“

„Du warst dir deiner eigenen Kraft noch nie bewusst, Joe“, kam die lakonische Antwort von dem Gangster namens Manni, der bei seinen Vertrauten – und bei der Polizei – als Manni Torrio bekannt war. „Der Kerl ist tot, Joe. Das war’s.“

Die Lieferwagen setzten sich in Bewegung und ließen eine weit offenstehende Tür zurück. Stille legte sich über den Ort, der zur Leichenhalle für einen älteren Wachmann geworden war, dessen einziges Verbrechen darin bestanden hatte, dass er versucht hatte, seine Pflicht zu erfüllen. Der Drache hatte zugeschlagen!

Kapitel 2 - Der Drache schlägt wieder zu

Eine dreiviertel Stunde später waren die Lieferwagen zurück an dem Ort, an dem sie gestartet waren. Einer der Orientalen klopfte an die Hintertür des Hauses an der Gasse, kurz darauf öffnete ein älterer Chinese. Befehle wurden mit leiser Stimme erteilt, und die Orientalen wurden wieder geschäftig.

Innerhalb weniger Minuten hatte die Tür Kisten, Tragen und Männer verschluckt. Die beiden Lieferwagen von Chow Seto rollten hinaus und verschwanden. Der chinesische bewaffnete Gangster jedoch begleitete sie nicht.

Im Innern des Gebäudes durchquerten die sechs amerikanischen Gangster einen gewöhnlichen Korridor, in dem uralte Dielen unter ihren Füßen knarrten. Die Kunstsammlung war vor ihnen eilig fortgebracht worden. Der betagte Chinese führte sie durch eine Tür und eine Treppe hinunter und dann durch einen weiteren Korridor, während die modrige Luft an dem katakombenartigen Ort ihre Lungen füllte und sie halb erstickte.

Der schmale Gang wurde von einer matten Glühbirne über einer weiteren Tür erhellt. Diese Tür, das erkannten die geschulten Augen der Gangster sofort, war aus Stahl.

„Wo ist Chow?“, fragte Flash, ehe sie die Tür erreichten. „Ich dachte, er wäre bei uns.“

„Frag mich“, grollte Joe und zuckte mit den Schultern.

Vor der stählernen Tür blieb die Gruppe in einer Reihe stehen, während der betagte Orientale einen Fuß ausstreckte, ohne dass es jemand sah, und zweimal auf eine dünne, absichtlich gewölbte Diele drückte.

Unter dieser Diele war ein elektrischer Knopf, der innen einen Summer auslöste. Zweimal klingeln würde die Tür öffnen. Doch wehe dem, der davor stand, ohne zu wissen, dass sein Gewicht eine Warnung auslöste, dass draußen ein Feind stand!

Einen Moment lang war nichts zu hören außer dem rasselnden Atmen der Männer, die in dem engen, muffigen Korridor standen, die Köpfe geneigt, um nicht an die Dachsparren über ihnen zu stoßen. Dann erklang ein metallisches Klicken, als ein elektrisch betriebener Riegel zurückgezogen wurde und die Tür nach innen schwang.

Flash, der direkt hinter dem betagten Chinesen stand, gab ein überraschtes Keuchen der Bewunderung von sich, als er über den Kopf des alten Mannes schaute.

Ein chinesisches Mädchen von atemberaubender Schönheit stand dort, die Hände züchtig in den Ärmeln ihres rosafarbenen, bestickten orientalischen Kostüms verborgen! Ungefähr neunzehn oder zwanzig Jahre alt, schätzte Flash rasch.

„Der Drachenmeister heißt die neuen Mitglieder willkommen, Drachen“, sagte sie auf Englisch und mit kultivierter Stimme. „Folgt mir.“

Sie wandte sich um und ging voran.

„Schau dir diese Puppe an, Joe“, murmelte Flash Mega seinem Bruder über die Schulter zu. „Aber lass die Hände von ihr! Sie gehört mir.“

„Nix“, brummte sein Bruder missmutig. „Es ist schon schlimm genug, einen Blutschwur in einer verdammten chinesischen Geheimorganisation zu leisten, ohne dass du die Arbeit versaust, weil du dich in eine gut aussehende Lady verknallst. Wenn du mit ihr rummachst, bringst du dich noch in Schwierigkeiten. Frauen und Geschäft, das geht nicht zusammen. Du kennst die Anweisungen vom Duke. Wir halten unsere Klappe und befolgen die Befehle von diesem Drachenmeister, den wir gleich sehen werden.“

Die Gangster folgten dem Mädchen eine kurze Treppe mit breiten Steinstufen hinunter in einen kellerartigen Raum, ungefähr 14 bis 15 Quadratmeter groß. Der Boden lag zwei Etagen unterhalb der Straße, und wenn man diesen Raum betrat, war es, als betrete man eine andere Welt.

Der Ort war dekoriert wie ein geheimer Gebetsraum in irgendeinem uralten Palast im alten China. Wertvolle Vorhänge von orientalischer Pracht hingen an den Wänden, dicke Teppiche von unvorstellbarem Wert bedeckten den Betonboden. Es gab keine Stühle. Mit einer Handbewegung wies das Mädchen die Gangster an, sich auf Sofas zu setzen.

Es waren mindestens dreißig Chinesen anwesend, ebenso einige Amerikaner, doch Chow Seto und die Gruppe von Chinesen, die in den Lieferwagen gewesen waren, befanden sich nicht unter ihnen. Einige der chinesischen Männer waren jung, mit amerikanischem Haarschnitt, und sie trugen amerikanische Kleidung. Diese Orientalen hatten verschiedene Positionen in privaten Häusern, in Cafés, in Wäschereien und Kunsthandlungen in der ganzen Stadt inne. Andere waren kleine Ladenbesitzer in Chinatown, und sie waren in Gewänder gekleidet, die ihrem uralten Erbe entsprachen. Und die schwieligen Hände eines der Orientalen kennzeichneten ihn als einen Bauern, der von außerhalb der Stadt gekommen war.

*

Flash Megas schwarze Augen schauten grüblerisch drein, als das Mädchen leichtfüßig den Raum durchquerte, hin zu weiteren breiten Steinstufen, die zu einer Öffnung in den Vorhängen hinaufführten. Joe sah den Blick in den Augen seines Bruders, und schnell wurde ihm klar, was dieser zu bedeuten hatte.

„Lass es, Flash!“, grollte er erneut, und stieß ihn heftig mit dem Ellenbogen an. „Die Weiber bringen dir irgendwann noch mal richtig Ärger ein.“

Das Mädchen, das Flash Megas Aufmerksamkeit völlig für sich einnahm, durchquerte den Raum und stieg die kurze Treppe hinauf. Dort stand eine Art steinerner Altar, der von einem geschnitzten Drachenkopf überragt wurde, in dessen Augen zwei kleine elektrische rote Lichter leuchteten. Das Mädchen verschwand zwischen den Vorhängen.

Die roten Glühbirnen, welche die Augen des Drachen über den Köpfen der Männer darstellten, blinkten dreimal, dann wurde es still in dem raucherfüllten Raum; der kantonesische Singsang der Orientalen verstummte augenblicklich. Die Vorhänge teilten sich erneut, und ein Mann trat hindurch, der sich vor dem Drachenaltar in Ehrerbietung tief verneigte, die Hände mit den langen Fingernägeln ausgestreckt. Gewänder aus grüner Seide bedeckten ihn vom Hals bis zum Boden, und eine seltsame grüne Maske in Form eines Drachenkopfes verbarg seine Gesichtszüge.

Er richtete sich auf, und seine Augen betrachteten die schweigenden Beobachter unter ihm. Als er sprach, klang seine Stimme seltsam hoch.

„Ich bin der Drachenmeister“, intonierte er. „Heute Nacht hat der Drache großartige Dienste geleistet. Vor Kurzem wurden einige unbezahlbare Kunstarbeiten aus China in dieses Land gebracht, die einen Wert von vielen Millionen Dollar haben. Das Geld sollte als Kriegskasse verwendet werden, um Flugzeuge für unser Land zu kaufen, die im Kampf gegen einen Angreifer dringend benötigt werden.

Acht Bankiers und andere Geldgeber schauten sich die Sammlung an und bildeten dann das, was als die Eight Incorporated bekannt war, um den Schatz zu erwerben. Jedoch wurden diese Geldgeber bald zum Opfer ihrer eigenen Habgier. Ihre Kunstexperten bewerteten den Schatz nur mit acht Millionen Dollar, anstatt der zehn oder elf Millionen, auf die sein Wert von Dr. Ling geschätzt wurde, dessen Fähigkeit, einen Wert festzusetzen, nicht angezweifelt werden kann.“

Die Gestalt in Grün hielt inne. Flash Mega sprach nebenbei mit seinem Bruder. Seine Lippen bewegten sich nicht, und seine schmalen Augen waren auf den Drachenmeister gerichtet.

„Der Kerl verzerrt seine Stimme, Joe, darauf würd’ ich wetten. Außerdem kommt sie mir irgendwie bekannt vor. Glaubst du, das ist der Grund, warum Duke nicht hier ist? Glaubst du, er steckt hinter diesem Drachengeschäft? Oder denkst du, der Kerl in dem grünen Ding da ist Chow Seto?“

Als Antwort bekam er einen Stoß mit dem Ellenbogen und ein unwirsches leises Grummeln, dann fuhr der Drachenmeister fort.

„Daraufhin nahm ich die Dienste unserer neuen amerikanischen Mitglieder in Anspruch“, summte die hohe Stimme. „Heute Nacht haben wir mit der Hilfe unserer neuen Brüder das Unmögliche geschafft. Wir haben den Schatz aus einer Kammer geholt, die uneinnehmbar war, und wir werden ihn behalten, bis sich diese teuflischen Acht über ihre Tollkühnheit im Klaren geworden sind. Wir werden erneut verlangen, dass zehn Millionen in bar umgehend für seine Rückgabe gezahlt werden, und das Geld soll dann an geeignete Vertreter der chinesischen Regierung ausgezahlt werden.“

„Nehmen wir einfach mal an, dass sie dich bloßstellen, so wie beim ersten Mal, Kumpel?“, warf Flash Mega mit einem verächtlichen Grinsen im Gesicht ein. Flash war keiner von denen, die sich beeindrucken ließen, nicht einmal angesichts dieser Pracht, der er sich gegenübersah.

„Du unterschätzt die neue Gesellschaft, zu deren Blutsbrüdern du nun gehörst, Drache“, sagte der Drachenmeister kühl. „Selbstverständlich werden sie wieder ablehnen. Deshalb habe ich entsprechend geplant. Sie brauchen einen Beweis dafür, dass die Drachen es ernst meinen. Ich habe bereits das – sollte ich Opfer sagen? – gewählt, dessen endgültiges Schicksal sie zur Vernunft bringen wird. In dieser Stadt lebt einer der teuflischen Acht – ein blinder Mann, der einst Bezirksstaatsanwalt war. Sein Name ist Tony Quinn. Er lebt allein in seinem Herrenhaus mit einem einzigen männlichen Diener. Vielleicht hast du von ihm gehört?“

Ein knurrender, bitterer Fluch grollte tief in Joe Megas gewaltiger Brust. Der Zorn ließ dunkelrotes Blut in sein dunkelhäutiges Gesicht steigen, und seine gnadenlosen Augen blitzten.

„Den verdammten Bezirksstaatsanwalt sollte ich wohl kennen!“, schrie er. „Er hat zwei von der Horde eingebuchtet, bevor seine Augen von Säure ausgeschaltet wurden, die man auf ihn geschüttet hat. Einer der Jungs war ein spezieller Freund von mir. Duke hat’s auch auf ihn abgesehen, seitdem schimpft er ständig, dass er’s ihm heimzahlen wird!“

Ein Kichern war vom Drachenmeister zu hören, doch es lag nichts Freundliches darin.

„Ich denke, Duke wird sich nicht länger darum sorgen müssen, sich an ihm zu rächen. Das wird auf äußerst wirksame Weise für ihn erledigt werden, und ihr beide könnt mitkommen, um es zu bezeugen. Wie ihr vielleicht wisst, haben Harvey Belmont und die anderen Männer, die zu Eight Incorporated gehören, Quinn einen kleinen Buddha aus Jade gebracht, in Anerkennung einiger seiner früheren Dienste für die Öffentlichkeit, als die Sammlung zum ersten Mal geschätzt wurde. Wie es aussieht, hat er eine Bande aufgelöst, die versucht hat, Mr. Belmont und einige seiner Freunde zu erpressen. Morgen früh wird man Quinns Leiche mit gebrochenem Hals finden, daneben den Jade-Buddha. Der Buddha wird in eine Nachricht eingewickelt sein, die unsere Forderungen enthält, dass die vollen zehn Millionen unverzüglich gezahlt werden, auf die man sich zuerst geeinigt hat, andernfalls werden die anderen ein ähnliches Schicksal erleiden.“

„Angenommen, sie kommen nicht mit der Kohle rüber?“, warf Manni Torrio ein, ebenfalls zweifelnd.

„Dann werden die Geldgeber, deren Habgier für das verantwortlich war, was heute Nacht passiert ist, einer nach dem anderen sterben, gewaltsam und alle auf einmal“, sagte der Drachenmeister, ohne dass sich seine monotone Stimme auch nur im Mindesten veränderte.

„Hör zu, Kumpel“, höhnte Flash Mega. „Ich bin absolut bei dir, und ich will bestimmt dabei sein, wenn dieser Ex-Bezirksstaatsanwalt auf seine letzte Reise geht. Aber komm nicht auf irgendwelche verrückten Ideen, was Commissioner Warner und seine Cops betrifft. Eine falsche Bewegung von dir, und wir tanzen am Ende alle einen chinesischen Fandango auf dem elektrischen Stuhl.“

Statt einer Antwort klatschte der Drachenmeister zweimal in seine mit langen Fingernägeln bewehrten Hände.

„Seht!“, intonierte er.

Die Vorhänge teilten sich erneut, und die verblüffendste Gestalt, die die Bande je gesehen hatte, watschelte auf zwergenhaften, krummen Beinen hindurch!

Der Mann – oder war es überhaupt ein Mann? – war ein Chinese, nicht größer als viereinhalb Fuß, und doch wog er volle 160 Pfund. Sein runder Kopf mit den riesigen Ohren war so kahl geschoren, dass er glänzte, abgesehen von einem winzigen Knoten aus schwarzem Haar. Die Kreatur hatte keinen Hals. Nur ein Stück Muskeln, das so hart wie Eisen zu sein schien, saß wie ein Buckel am Ansatz des kleinen, kugelförmigen Schädels. Er verschwand zwischen den Schultern, die eine einzige Muskelmasse waren. Die Arme waren unnatürlich lang, sie berührten beinahe den Boden.

Die braune Monstrosität war von der Taille aufwärts nackt, die zwergenhaften Beine steckten in schwarzen seidenen knielangen Hosen, die oberhalb der gewaltigen, knotigen Waden abgeschnitten worden waren. An seinen gewaltigen, krummen Füßen trug er keine Schuhe. Etwas an diesem grotesken und missgestalteten Körper mit den langen, hängenden Armen erinnerte an einen Schimpansen. Die Missbildung schaute sich mit zwei aufmerksamen, intelligenten, eng zusammenstehenden Augen um und sah dann den Drachenmeister an.

„Das ist Ohmo“, erklärte der Mann in Grün. „Lasst euch durch sein Äußeres nicht täuschen, denn er ist für uns äußerst wertvoll. Ohmo ist stumm und versteht kein Englisch. Er ist ziemlich harmlos, wenn man ihn in Ruhe lässt, doch er wird jedem Befehl von mir blindlings gehorchen.“

„Ich verstehe!“, grinste der Panzerknacker, dann lachte er laut. „Du schickst diesen Burschen, um diesem Ex-Bezirksstaatsanwalt einen Besuch abzustatten, was?“

„Er wird dorthin gebracht, um dem ehrenwerten Ex-Bezirksstaatsanwalt einen Besuch abzustatten“, korrigierte der Drachenmeister. „Ihr übrigen Drachen werdet auf eure jeweiligen Positionen überall in der Stadt zurückkehren, es sei denn, ihr ...“ Er schaute Flash Mega direkt an. „... zieht es vor mitzugehen. Für den Rest von euch gibt es viel zu tun. Ein Drache hat bereits seine vollständigen Anweisungen erhalten, die gemäß der Worte seines Drachenmeisters genau ausgeführt werden. Dieser bestimmte Drache wird wissen, wer gemeint ist, denn er ist der persönliche Diener von Harvey Belmont. Das ist alles. Ihr könnt gehen.“