Die schwarze Fledermaus 13: Das Gesetz der schwarzen Fledermaus - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 13: Das Gesetz der schwarzen Fledermaus E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Aus dem Amerikanischen von Swantje BaumgartMcGrath ist verzweifelt. Die Überfälle auf Juweliere häufen sich. Als eine wertvolle Diamantenlieferung aus Europa gestohlen wird und mehrere Menschen auf rätselhafte Weise ums Leben kommen, bittet er die Schwarze Fledermaus um Hilfe. Doch kann man ihm trauen?Das Abenteuer Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus erschien im März 1941 unter dem Titel The Black Bat's Justice in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.Die Printausgabe umfasst 216 Buchseiten.

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DIE SCHWARZE FLEDERMAUS
Band 13

In dieser Reihe bisher erschienen:

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones

6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

Die Hauptfiguren des Romans:
Die Schwarze Fledermaus
Carol Baldwin
Silk Kirby
Butch O'Leary
Inspector McGrath

G. W. Jones

Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus

Aus dem Amerikanischenvon Swantje Baumgart

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2018 BLITZ-VerlagRedaktion: Jörg KaegelmannFachberatung: Dr. Nicolaus MathiesIllustrationen: Dorothea MathiesTitelbild: Rudolf Sieber-LonatiUmschlaggestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-013-0Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

G. Wayman Jones – hinter diesem Pseudonym verbirgt sich meistens der amerikanische Autor Norman A. Daniels, so auch beim vorliegenden Roman.

Daniels wurde am 3. Juni 1905 in Connecticut geboren, brach sein Studium aus finanziellen Gründen ab und begann 1931 eine beispiellos produktive Karriere als Autor. Allein in den folgenden drei Jahrzehnten veröffentlichte er über 2.000 Geschichten: Comics, Bücher, Radio­hörspiele, aber vor allen Kriminal- und Superheldenromane. Für den Chicagoer Verlag Thrilling Publications erschuf er die Figur der Schwarzen Fledermaus und verfasste einen Großteil ihrer 62 Abenteuer, die zwischen 1939 und 1952 in den USA erschienen. Daniels starb am 19. Juli 1995 im Alter von 90 Jahren in Kalifornien.

Das Abenteuer Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus erschien im März 1941 unter dem Titel The Black Bat‘s Justice in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 - Tod am Himmel
Kapitel 2 - Mijnheer ist tot
Kapitel 3 - Eine Frage der Zusammenarbeit
Kapitel 4 - Kampf auf See
Kapitel 5 - Ungleiche Chancen
Kapitel 6 - Das Bild eines toten Mannes
Kapitel 7 - Das Todesdouble
Kapitel 8 - Gefährliche Rettung
Kapitel 9 - Die Schwarze Fledermaus kommt zu Besuch
Kapitel 10 - Kein Weg hinaus
Kapitel 11 - Bild von einem Geist
Kapitel 12 - Der blinde Mann kann nur hören
Kapitel 13 - Angriffsplan
Kapitel 14 - Ein anonymer Hinweis
Kapitel 15 - Schiff der Verzweiflung
Kapitel 16 - Die Klauen der Schwarzen Fledermaus
Kapitel 17 - Butch kommt durch
Kapitel 18 - Hund frisst Hund
Kapitel 19 - Der gescheiterte Mord
Kapitel 20 - Der geheimnisvolle Vandyke
Kapitel 1 - Tod am Himmel

Captain McGrath vom Polizeihauptquartier war ein Mann mit einer Mission. Alles, was ihn bei der Erfüllung dieser Mission störte, verwandelte sich in eintönige und langweilige Arbeit, wie etwa das Warten auf ein Flugzeug aus Europa, das mit Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar an Bord landen sollte. McGrath hätte all diese Edelsteine gern hergegeben – wenn es ihm freigestanden hätte, sie herzugeben – für das Privileg, einen Blick unter das Maskenkostüm der Schwarzen Fledermaus werfen zu können.

McGraths Intention, diesen Kämpfer gegen das Verbrechen zu fangen, war noch genauso stark wie damals, als er noch Sergeant bei der Mordkommission war. Er musste gestehen, dass die Arbeit der Schwarzen Fledermaus ihm eine Menge unverdiente Anerkennung eingebracht hatte, aufgrund derer er binnen eines Jahres zwei Stufen auf der Karriereleiter aufgestiegen war. Doch McGrath hielt sich weiterhin an seinen Schwur, die Schwarze Fledermaus festzunehmen.

„Kein Mann“, hatte McGrath oft lautstark verkündet, „kann sich über das Gesetz erheben, selbst wenn er auf der Seite der Polizei steht. Die Schwarze Fledermaus ist schuldig des Einbruchs und unerlaubten Eindringens, des tätlichen Angriffs, vielleicht des Mordes, obwohl ich glaube, dass er tatsächlich nur dann schießt, wenn die Ratten zuerst schießen.“

McGrath schleppte seine voluminöse Gestalt ins Büro des Kuriers und setzte sich.

„Wann soll es ankommen?“, fragte er.

„In ungefähr zwanzig Minuten.“ Der Kurier beugte sich tiefer über seine Instrumente. „Ich hab versucht, den Piloten anzufunken. Irgendwas stimmt da nicht.“

„Nicht nervös werden“, sagte McGrath ruhig. „Das Flugzeug wird schon kommen. Es ist den ganzen Weg aus Europa in der unteren Stratosphäre geflogen. Ich frage Sie jetzt, wer könnte da oben an die Steine rankommen? In letzter Zeit hatten wir mehr als zwanzig üble Diamantenraube, aber das hier ist was anderes. Die Steine sind meilenweit hoch in der Luft.“

„Mechanische Probleme können überall auftreten“, sagte der Kurier gedankenverloren.

„Ach.“ McGrath lehnte sich zurück. „Mechanisches Zeug interessiert mich nicht besonders. Alles was ich zu tun habe, ist dafür zu sorgen, dass niemand diese Steine im Wert von fünf Millionen Dollar in die Finger bekommt. Sagen Sie mir Bescheid, wenn der Flieger zum Lande­anflug ansetzt.“

Er schob seinen Hut hinunter bis über seine Augen, ließ seine Zigarre an seinen Fingern baumeln und begann zu träumen. Wie gewöhnlich tauchten in seinen Träumen Männer auf, die schwarze Masken und Umhänge trugen, die nach dem Vorbild der Flügel einer Fledermaus gestaltet waren.

„Captain!“

Der Schrei des Kuriers riss McGrath aus seinem halbkomatösen Zustand.

„Was ist los?“, stieß er hervor.

„Schwache Signale vom Flugzeug!“, schrie der Kurier in Panik. „Der Pilot kann kaum sprechen. Nehmen Sie einen Kopfhörer ... da drüben.“

McGrath presste den Hörer an sein Ohr. Er hörte eine männliche Stimme, die langsam sprach, so als erfordere es große Anstrengungen.

„Irgendwas ... spielt verrückt. Kommt rein ... schnell. Ich glaube, ich ... kann es ... schaffen. Alle an Bord ... tot oder ... schlafen. Kopilot gerade ... eingeschlafen. Benutze ... Sauerstoff. Kann nicht ...“

Das letzte Wort schien eine ganze Minute lang nachzuklingen.

McGrath ließ den Kopfhörer fallen und stürmte aus dem Büro. Er schrie das Team von acht Männern an, das aus ausgesuchten Polizisten bestand, die mit der Aufgabe betraut worden waren, die Diamantenlieferung zu beschützen. Während er auf das lange Dock zurannte, das ins Hafenbecken hinausragte, wo die transatlantischen Passagierflugzeuge lagen, verlangte McGrath lautstark nach Booten.

Er bekam sie genau in dem Augenblick, als das Flugzeug in Sicht kam und schillernd wie ein polierter Silberbarren durch die Wolken brach. Der Pilot brachte es runter, in Ordnung, doch nicht allzu sanft. Die Minuten vergingen, und McGrath stellte fest, dass sein Hals trocken geworden war und dass er schwitzte, in der Erwartung der schrecklichen Gewissheit.

Das Flugzeug schwankte bedenklich und eine der Tragflächen wühlte das Wasser heftig auf, als sie die Oberfläche berührte. Anscheinend setzte der Pilot all seine schwindenden Kräfte und sein Können ein, um das Flugzeug zurück in die Waagerechte zu bringen. Seine Pontons trafen auf das Wasser, und zur selben Zeit erstarben die Motoren.

McGrath verharrte einen Moment, bis er sicher war, dass der Pilot entweder nicht in der Lage war, zum Dock zu schwimmen oder sich aus irgendeinem Grund weigerte. Dann sprang er in eine der wartenden Barkassen und winkte seinen Männern, damit sie ihn in einem der anderen Boote begleiteten. McGraths Sorgen wurden von Minute zu Minute größer, während sie sich dem hilflos treibenden Flugzeug näherten. Wenn Probleme mit den Motoren das Flugzeug zu einer so gefährlichen Landung gezwungen hatten, dann sollte die Crew eigentlich versuchen, Hilfe herbeizuholen.

Die Barkasse fuhr seitlich an das Flugzeug heran, und einer der Polizisten hielt es unbeholfen mit einem Bootshaken fest. McGrath sprang auf die große Tragfläche, stieg über die gesamte Länge und erreichte schließlich die Kabinentür. Er riss sie auf, überrascht von ihrem Gewicht. Doch als er einen Blick hineinwarf, stieß er einen halb erstickten Schreckensschrei aus.

Der Steward, bekleidet mit seinem weißen Mantel, lag ausgestreckt in einem der Sitze für die Passagiere. Der Navigator in schicker blauer Uniform lag zusammengekrümmt auf dem Boden. Zwei Männer saßen nebeneinander im hinteren Teil. Ihre Köpfe berührten sich, ihre Augen waren glasig.

„Holt einen Arzt …, jede Menge Ärzte!“, schrie ­McGrath.

Er erreichte den Steward und ließ eine Hand unter dessen Hemd gleiten. Kein Herzschlag. McGrath untersuchte die anderen Passagiere auf dieselbe Weise. Sie waren alle tot. Die beiden Männer im hinteren Teil des Flugzeugs trugen stählerne Handschellen. Von ihrem jeweils linken und rechten Handgelenk führte eine schwere Kette nach unten zu einem schwarzen Ranzen zwischen ihren Beinen.

Sie waren an Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar gekettet worden, doch es schien, als wären alle Sicherheitsvorkehrungen umsonst gewesen …

McGrath versuchte, die Tasche zu öffnen und stellte fest, dass sie fest verschlossen war. Er nahm sie hoch und schüttelte sie. Er hörte ein leises Geräusch, doch das geringe Gewicht der Tasche ließ darauf schließen, dass ihr wertvollster Inhalt lediglich aus Luft bestand. Er hastete weiter, so schnell er konnte und riss die Tür auf, die zu der Pilotenkabine führte.

Ein Pilot saß zusammengesackt halb in seinem Sitz, halb außerhalb des Sitzes. Der andere, der noch immer das Mundstück eines Sauerstoffschlauchs zwischen den Zähnen festhielt, hatte seine Hände auf die Armaturen und das Steuer gelegt, so als wäre es ihm noch im Tode gelungen, das Flugzeug zu landen.

McGrath verfolgte die gesamte Länge des Schlauchs. Der wand sich bis zum Sauerstofftank. Nahe der Tür sah er, dass der Schlauch mit einem scharfen Instrument durchgeschnitten worden war. McGrath war kein Dummkopf. Er steckte den Kopf zur Kabinentür hinaus.

„Ihr Männer in den Barkassen, fahrt aufs Meer raus und haltet Ausschau nach einem schwimmenden Fallschirm! Haltet jedes Schiff an, dem ihr begegnet, und haltet jeden an Bord fest. Die Diamanten sind weg!“

*

Eine halbe Stunde später betraten zwei Ärzte der Polizei die Kabine. Sie machten sich sofort an die Arbeit, während McGrath dafür sorgte, dass die Verantwortlichen der Fluglinie Abstand hielten. Einer der Ärzte ließ sein Stethoskop an seinem Hals hinabgleiten und setzte sich langsam hin. Verwirrt runzelte er die Stirn.

„Das ist nur eine Vermutung“, erklärte er. „Aber ich persönlich würde sagen, dass alle Opfer erwürgt wurden, obwohl keines von ihnen irgendwelche Abdrücke aufweist.“

„Wie lange sind sie schon tot?“, wollte McGrath wissen.

„Schwer zu sagen. Noch nicht lange, aber ... bestimmt nicht länger als eine Stunde. Der Pilot an den Armaturen hat sein Flugzeug wahrscheinlich runtergebracht, starb aber, bevor er zum Dock schwimmen konnte. Sobald Sie fertig sind, Captain, bringen wir die Leichen zur Leichenhalle für die Autopsie. Vielleicht war es Gift, aber bis dahin können wir das nicht mit Sicherheit sagen.“

*

McGrath konnte nichts tun, außer die übliche Vorgehensweise einzuhalten. Er hatte Fotos machen lassen und Experten für Fingerabdrücke jeden Winkel im Innern des Flugzeugs mit ihrem Pulver einstauben lassen.

Als Männer vom Leichenschauhaus die Leichen zu einem Polizeiboot brachten, wurde es bereits dunkel. McGrath ging ebenfalls an Bord. Er schnappte sich einen der Ärzte.

„Es muss ziemlich schnell gewirkt haben, was immer es auch war, nicht wahr, Doc? Die Art, wie der Pilot seinen Sauerstoffschlauch festhielt, weist darauf hin, dass es vielleicht Gas war. Was denken Sie?“

Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Sie haben vergessen, dass das hier eines der neuesten Flugzeuge ist. Es fliegt in der unteren Stratosphäre, und seine Kabinen werden automatisch belüftet und sind hermetisch verriegelt. Wenn die Luft gefährlich dünn wird, wird automatisch Sauerstoff in der Kabine freigesetzt. Aber der Pilot hat vielleicht die ganze Zeit den Sauerstoffschlauch benutzt. Meine Vermutung ist, dass irgendwas mit der Sauerstoffversorgung passiert ist.“

„Ja.“ McGrath starrte in Richtung des Docks, wo Commissioner Warner und zahlreiche Polizeibeamte warteten. „Und mit den Diamanten im Wert von fünf Millionen Dollar ist auch irgendwas passiert. Vergessen Sie das nicht.“

Warner sprang an Bord und stand neben McGrath, während die sechs Leichen in wartende Krankenwagen geschoben wurden. Warner war ein würdevoll aussehender, schlanker Mann mit weißem Haar. Sein Job war nicht politisch. Er war aus ihren Reihen aufgestiegen, und seine Beförderungen bis zu seinem hohen Amt waren zu erwarten gewesen und verdient. Es gab kaum einen scharfsinnigeren Polizisten auf der Welt.

„Nun, Captain“, fragte er. „Was halten Sie von all dem?“

McGrath stieß einen langen Seufzer aus. „Alles was ich weiß, ist, dass alle tot waren und Klunker im Wert von fünf Millionen Dollar verschwunden sind. Ich kann es mir nicht erklären. Das Flugzeug wurde extra gechartert, weil es höher fliegen kann als diese Kampfflugzeuge und Bomber, die am Himmel über ganz Europa Fangen spielen. In Lissabon gab es einen Zwischenstopp zum Auftanken, aber das ging schnell, und diese beiden Holländer mit dem Ranzen voll Diamanten haben sich nicht von ihren Sitzen weg bewegt. Es muss einen siebten Passagier gegeben haben, der sich irgendwo versteckt hatte. Dieser Kerl hat alle anderen getötet, die Diamanten genommen und ist dann mit einem Fallschirm über dem Wasser abgesprungen. Es muss so arrangiert gewesen sein, dass ein Boot wartete, um ihn aufzunehmen. Aber sagen Sie mir, wie ist dieser siebte Passagier an Bord gekommen? Das ganze Flugzeug ist angeblich vollständig durchsucht werden. Was hat sie alle getötet, und warum hat es den siebten Passagier nicht getötet?“

„Noch kann ich Ihre Fragen nicht beantworten“, sagte Warner leise. „Alles, was den Start dieses Flugzeugs betraf, Passagiere und Fracht, wurde strikt geheim gehalten. Bisher ist es uns gelungen, es vor den ­Zeitungen ­geheimzuhalten, aber der Mann, der die Diamanten bekommen sollte, muss benachrichtigt werden. Das ist Ihre Aufgabe, Captain. Sein Name ist Mijnheer van der Veer. Seit er vor einem Monat als Flüchtling in die Vereinigten Staaten kam, lebt er auf der Whately Avenue. Er ist ein intelligenter Mann und sehr wohlhabend, also setzen Sie ihn nicht unter Druck, oder er könnte zurückschlagen. Und, um Himmels Willen, Captain, halten Sie nicht unterwegs an, wenn Sie einen Schatten sehen, der zufällig wie eine Fledermaus aussieht. Im Augenblick stehen wir vor einem Problem, das noch wichtiger ist als die Schwarze Fledermaus. Wir hatten eine Welle von Diamantrauben, die sich weigern, gelöst zu werden. Vielleicht stehen die in Verbindung mit diesem.“

McGrath salutierte und ging an Land. Während er hinter das Steuer seines Polizeiwagens glitt, führte er Selbstgespräche und fuhr davon.

„Das hier ist ein toller Fall für die Schwarze Fledermaus. Ich stecke schon fest, bevor ich überhaupt angefangen habe. Diese kleinen Einbrüche und jetzt das ... Fünf Millionen Kröten! Ich frage mich, ob er ...“

Der Captain seufzte erschöpft und resigniert. Sicher könnte die Schwarze Fledermaus helfen, und seine Fähigkeit, Dinge zu sehen, die für McGrath praktisch unsichtbar waren, wäre zweifellos hilfreich. Doch McGrath schob den Gedanken widerwillig beiseite. Wie konnte er die Schwarze Fledermaus um eine Zusammenarbeit bitten, nach der Art und Weise, wie er versucht hatte, ihn zur Strecke zu bringen? Nun, wenn die Zeitungen Wind davon bekommen sollten, dann würde man direkt hinter seinem goldenen Captain-Abzeichen über ihn lachen!

McGrath glaubte zu wissen, wer der geheimnisvolle, maskierte Mann war, doch es war nur eine Idee. Es war ihm nie gelungen, dieses bar jeden Zweifels herauszufinden. Jedes Mal, wenn er dachte, die Schwarze Fledermaus austricksen und als den blinden Tony Quinn entlarven zu können, passierte irgendetwas, was eine derartige Anschuldigung unmöglich machte.

Alle Ärzte hatten erklärt, dass Tony Quinn absolut und hoffnungslos erblindet war. Auch McGrath hatte das immer gedacht. Er erinnerte sich noch gut an den schrecklichen Tag, an dem Tony Quinn, einer der cleversten Bezirksstaatsanwälte, die jemals im Amt gewesen waren, einen Gangster wegen schwerer Vergehen angeklagt hatte. Die Männer des Ganoven waren in den Gerichtssaal eingedrungen. Bei dem Versuch, wichtige Beweise mit einer ätzenden Säure zu vernichten, hatten sie die Säure in Quinns Gesicht geschüttet. Daraufhin war er sofort erblindet, und sein Gesicht trug noch immer die schrecklichen Narben, die die Säure hinterlassen hatte.

Das war einer der Gründe, aus denen McGrath Quinn verdächtigte, die Schwarze Fledermaus zu sein. Das unheimliche Wesen trug stets eine schwarze Maske, die sein gesamtes Gesicht bedeckte, abgesehen von zwei Schlitzen, durch die es sehen konnte. Sollte diese Maske die verräterischen Narben verbergen?

McGrath entdeckte sein Ziel, rollte an den Bordstein und hatte die Schwarze Fledermaus drei Minuten später völlig vergessen. Er hatte definitiv ein wichtigeres Pro­blem.

Kapitel 2 - Mijnheer ist tot

Captain McGrath lebte in einem bescheidenen Bungalow in der Vorstadt, sodass er an die einfacheren Annehmlichkeiten des Lebens gewöhnt war. Über solche Orte wie das Herrenhaus, das van der Veer gemietet hatte, mit seinen Kronleuchtern an der Decke und dicken Teppichen auf dem Boden, rümpfte er verächtlich die Nase. Mijnheer van der Veer machte seinen Reichtum öffentlich, indem er in einem solchen Haus wohnte. McGrath sah auf den ersten Blick, dass Commissioner Warner recht gehabt hatte. Diesen Niederländer würde man mit Samthandschuhen anfassen müssen.

McGrath betrat die Veranda und drückte auf den Klingelknopf. Augenblicklich wurde die Tür von einem Mann um die fünfzig geöffnet, der die Uniform eines Butlers trug. Er warf einen Blick auf McGraths Marke, verbeugte sich leicht und deutete dann auf einen Stuhl in der geräumigen Empfangshalle. McGrath setzte sich, drehte seinen Hut in den Händen herum und fühlte sich ausgesprochen unwohl. Dann neigte er den Kopf zu einer Seite. Er konnte Stimmen aus einem Zimmer auf dem Gang hören.

„Die Polizei ist da, Mijnheer“, sagte eine ziemlich tiefe und irgendwie unterwürfige Stimme. „Ich fürchte, Ihre Theorie ist korrekt, und irgendetwas ist mit der Diamantenlieferung geschehen. Soll ich ihn hereinbitten?“

„Aber ja“, antwortete eine donnernde Stimme. „Sind Sie verrückt, ihn warten zu lassen? Geben Sie mir den Bericht aus Amsterdam, schnell. Dann bringen Sie den Polizisten herein.“

McGrath sprang auf, als ein junger Mann aus dem Zimmer gehastet kam. Er war glatt rasiert und hatte hellblaue Augen. Er rieb sich mit kriecherischem Getue die Hände, als er vor McGrath trat.

„Haben Sie Neuigkeiten bezüglich der Diamanten? Ist irgendetwas damit geschehen? Sie hätten schon vor langer Zeit hierher gebracht werden sollen.“

„Ich habe tatsächlich Neuigkeiten“, sagte McGrath. „Schlechte Neuigkeiten. Wer sind Sie?“

„Mijnheer van der Veers amerikanischer Manager. Mein Name ist Paul Hawley. Was ist passiert? Reden Sie schon, Mann! Diese Edelsteine sind fünf Millionen Dollar wert.“

„Nun, sie sind fort“, berichtete McGrath. Was genau passiert ist? Ich will verflucht sein, wenn ich das wüsste. Ihre beiden Boten sind tot, ebenso alle anderen, die an Bord des Flugzeugs waren. Ich sollte besser mit dem Boss sprechen, he? Er könnte vielleicht helfen.“

„Sicher, sicher.“ Hawley war durcheinander, und das zeigte er auch. „Folgen Sie mir. Er wartet drinnen.“

McGrath war dicht hinter Hawley, als sie ein großes Wohnzimmer betraten. Am hinteren Ende stand ein Schreibtisch, und dahinter saß ein seltsam aussehender Mann. Er ging auf die Sechzig zu, schätzte McGrath, doch der feuerrote Bart, den er trug, und das kohlrabenschwarze Haar, das einen scharfen Kontrast bot, machten es schwer, sein Alter zu schätzen. Er war von schlanker Statur und damit beschäftigt, den Zeitungspacken zu lesen, den er in der Hand hielt. Hawley ging zum Schreibtisch hinüber.

„Der Polizeibeamte, Mijnheer. Ich muss leider sagen, dass er schlechte Nachrichten hat.“

Mijnheer van der Veer zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er fuhr fort, seine Zeitungen zu lesen, so als wäre er ganz allein im Zimmer. McGrath grunzte. Hohes Tier oder nicht, van der Veer konnte einen Captain der Polizei nicht ignorieren. McGrath trat nach vorn.

„Ihre Diamantenlieferung wurde gestohlen. Ihre Boten sind tot ... ermordet. Wir wollen, dass Sie rüber ins Leichenschauhaus kommen und sie identifizieren, und dass Sie außerdem den Koffer untersuchen, in dem die Diamanten gewesen sein sollen. Sagen Sie, würden Sie bitte ...“

McGraths Stimme verstummte. Sein Blick blieb an van der Veers rechter Hand hängen. Sie war geschwollen und sah aus, als wäre sie lange Zeit an ein glühend heißes Rohr gehalten worden. Dann bemerkte der Captain, dass die Augen des Holländers nicht von links nach rechts wanderten.

Er ging eilig um den Schreibtisch herum und legte eine Hand auf die Schulter des Diamantenhändlers. Van der Veers Kopf fiel leblos hinab und blieb auf seiner Brust liegen. Die Leiche begann aus dem Stuhl zu gleiten.

*

McGrath packte ihn und berührte dabei versehentlich das Handgelenk des toten Mannes. Er erschrak und ließ aus einem Reflex heraus los, denn die Haut war ekelerregend kalt. Doch der Körper war noch nicht in die Leichenstarre verfallen. Er war ziemlich weich, so, als wäre der Mann gerade erst gestorben.

„Treten Sie vom Schreibtisch zurück!“, schnappte ­McGrath an Hawley gewandt. „Ihr Boss ist tot. Ich will nicht, dass irgendjemand etwas anrührt.“

Er untersuchte die Brandwunde an van der Veers Hand. Es war eine Verbrennung, richtig, und eine schwere dazu. Er schaute auf und sah Hawley scharf an.

„Okay, Sie kamen vor ein paar Minuten aus diesem Zimmer. Es ist unmöglich, dass es irgendjemand betreten hat. Die einzige Tür führt in die Halle, in der ich stand. Ich weiß, dass er schon geraume Zeit tot ist, denn seine Haut ist eiskalt. Das bedeutet, Mister, dass sie verdammt viel zu erklären haben.“

McGrath wickelte den Telefonhörer in sein Taschentuch und wählte mit der Spitze eines Bleistifts die Nummer des Hauptquartiers. Dann begleitete er Hawley zurück in die Halle.

„Sie können genauso gut anfangen zu reden“, warnte er ihn. „Van der Veer muss schon tot gewesen sein, als sie aus dem Zimmer kamen. Also, wer hat da drinnen gesprochen? Wer war der Kerl mit der donnernden Stimme? Wo ist er hin?“

„Das ... das war Mijnheer van der Veer“, stammelte Hawley. Sein Gesicht war kreidebleich. „Ich schwöre, so war‘s! Er befahl mir, ihm den Bericht über diese Edelsteine zu geben. Er war nicht ... tot, als ich ihn verließ. Tatsächlich setzte er sich in diesen Stuhl, gerade als sie klingelten. Wie ... wie kann er jetzt kalt und tot sein? Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich schwöre, ich habe nichts damit zu tun!“

„Yeah“, knurrte McGrath. „Bleiben Sie, wo Sie sind. Wenn Sie wollen, können Sie rauchen.“

McGrath hatte schon früher aalglatte Persönlichkeiten erlebt, und Mörder, die ihre Unschuld in einer Weise vortäuschen konnten, dass ein dramatischer Schauspieler vor Neid erblasst wäre. Hawley schien so einer zu sein. Sicher, er sah nicht aus wie ein Killer. Doch wenn ein Gangster nicht gerade bei der Ausführung seiner Tätigkeit war, sahen nur weniger Mörder so aus, als hätten sie gerade einen Menschen getötet.

„Das Gesetz sagt, dass Sie nicht reden müssen, wenn Sie das nicht wollen“, erklärte McGrath. „Aber es könnte von Vorteil für Sie sein, wenn Sie es tun. Warum haben Sie ihn getötet? Wie haben Sie es getan, und woher hat er diese Verbrennung an der Hand?“

Hawley zitterte und schloss die Augen.

„Ich habe ihn nicht getötet. Es ging ihm gut, als ich rauskam, um Sie zu empfangen. Er hatte auch diese Verbrennung nicht. Warum fragen wir nicht Mankensen? Er ist der Butler. Er hat nicht mal fünf Minuten, bevor Sie kamen, mit van der Veer gesprochen.“

McGrath war verwirrt. Natürlich könnte der Butler an diesem Schlamassel beteiligt sein, doch er konnte sicher ein gutes Alibi für Hawley liefern. McGrath sah sich nach der Klingel um und läutete nach ihm. Der Butler kam hinunter, wobei er sich langsam und bedächtig bewegte. Obwohl er einen Blick auf Hawley warf und von der Blässe des Mannes erschrocken war, wandte er sich ­McGrath zu und verbeugte sich respektvoll.

„Wann haben Sie van der Veer zum letzten Mal gesehen?“, wollte der Police Captain wissen. „Ich meine, als er noch redete und umherlief.“

„Er bat mich, eine Mixtur aus Genever und heißem Wasser zuzubereiten, Sir“, antwortete Mankensen emotionslos. „Ich war oben, um den Schnaps zu holen ... Er ist sehr besonders, Sir, und er bewahrt ihn verschlossen in seinem Schlafzimmerschrank auf. Da gab er mir erst den Schlüssel, Sir. Als er mich verließ, ging er direkt in die Bibliothek, um mit Mr Hawley zu sprechen. Warum fragen Sie nicht Mr van der Veer, Sir? Und, werde ich wegen irgendetwas verdächtigt?“

„Ihr Boss ist tot“, sagte McGrath geradeheraus. „Seine Haut fühlt sich an, als wäre er schon seit Stunden tot. Sie wissen schon, kalt und klamm.“

*

Der Butler schloss die Augen, als wäre er entsetzlich müde. Der bisherige Ausdruck von würdevoller Zurückhaltung auf seinem Gesicht verwandelte sich in einen Ausdruck tiefster Traurigkeit.

„Ich bin erst seit ein paar Wochen bei ihm, Sir, aber ich habe festgestellt, dass er einer der verständnisvollsten Männer ist, denen zu dienen ich jemals das Privileg hatte. Würden Sie mir bitte sagen, was mit ihm geschehen ist, Sir? Er schien immer bei bester Gesundheit zu sein.“

„Setzen und entspannen Sie sich.“ McGrath deutete mit einer Kopfbewegung auf einen Stuhl. „Ich weiß nicht, was ihn getötet hat. Wir warten erst mal auf den Gerichtsmediziner, aber es sieht schlecht aus für Hawley. Er ist der einzige Mann, der den alten Kauz getötet haben kann.“

Wenig später traf Dr. Thorpe vom Büro des Gerichtsmediziners ein. Er ging in die Bibliothek, und die anderen marschierten hinter ihm her. Thorpe führte eine lange und sorgfältige Untersuchung durch. Dann nahm er McGrath zur Seite.

„Verdammt seltsam, Captain“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich war im Leichenschauhaus und habe gesehen, wie die Autopsien an den Opfern aus dem Flugzeug durchgeführt wurden. Dieser Mann scheint an derselben unerklärlichen Ursache gestorben zu sein. Bis ich gegangen bin, hatten wir absolut nichts gefunden, was den Tod herbeigeführt haben könnte. Im Blut schien Sauerstoffmangel zu herrschen, aber das war alles. Das werden wir bald wissen. Aber das letzte Opfer? Alles, was ich sagen kann, ist, dass er seit ungefähr fünfundzwanzig Minuten tot ist.“

„Was?“, fragte McGrath ungläubig. „Ich dachte, ein Kerl, der noch nicht lange tot ist, bleibt warm. Diese Leiche ist so kalt wie ein gefrorener Fisch.“

„Das kann nicht sein!“ Dr. Thorpe eilte zur Leiche ­hinüber, reichte hinunter und berührte sie. „Sie irren sich. Er ist ziemlich warm und bestimmt nicht steif.“

McGrath fühlte das schlaffe Handgelenk und atmete lange und heftig aus. Die Haut war warm. Die klamme Kälte, die er vor ein paar Minuten gefühlt hatte, war nicht mehr da!

„Diese Verbrennung an seiner Hand kann ich mir nicht erklären“, sagte Dr. Thorpe. „Es ist eine schwere Verbrennung, aber das kann nicht die Todesursache sein. Es sei denn, er hatte ein sehr schwaches Herz, und der Schock der tatsächlichen Verbrennung war zu viel für ihn. An seiner linken Hand sind ebenfalls kleinere und weniger offensichtliche Verbrennungen. Selbstverständlich muss er ins Leichenschauhaus gebracht werden. Sieht so aus, als hätten Sie da ganz ordentlich Ärger am Hals, was, Captain? Die Morde scheinen Sie zu verfolgen. Tun Sie mir einen Gefallen, und halten Sie sich von meinem Haus fern.“

McGrath brachte Hawley ins Nebenzimmer. Während ein Expertentrupp das Zimmer nach Spuren und Fingerabdrücken untersuchte, überschüttete er seinen Verdächtigen mit Fragen.

„Okay, Sie haben mir gesagt, dass van der Veer lebte, als Sie die Halle betreten haben. Ich kann nicht das Gegenteil beweisen. Sie behaupten, diese donnernde Stimme, die ich gehört habe, wäre die von van der Veer gewesen. Wie kann ich da sicher sein?“

Hawley stand eilig auf.

„Oben in meinem Büro sind mehrere Aufnahmen auf dem Diktiergerät. Ich kann mit Sicherheit beweisen, dass er sie diktiert hat, denn es gab Zeugen. Die müssen Sie sich anhören, Officer! Ich habe ihn nicht getötet. Warum sollte ich das tun, wenn es für mich den besten Job bedeutet, den ich je hatte, dass er am Leben ist? Bitte hören Sie sich das an!“

McGrath nickte und folgte ihm nach oben. Hawley schob eine Cassette in das Diktiergerät. Augenblicklich hörte McGrath dieselbe donnernde Stimme, die aus der Bibliothek gekommen war.

„In Ordnung“, sagte er zustimmend, nahm die Aufnahmen und übergab sie an einen Polizisten. „Sie müssen trotzdem in die Stadt mitkommen. Wenn Sie unschuldig sind, haben Sie nichts zu befürchten. Holen Sie Ihren Hut und Ihren Mantel.“

„Kann ich ein Telegramm nach Amsterdam senden?“, fragte Hawley. „Ich muss den Tod von van der Veer und den Diebstahl der Diamanten berichten. Seine Büros dort müssen benachrichtigt werden.“

„Sicher, gehen Sie einfach mit Murphy. Sagen Sie dem Staatsanwalt alles, was Sie wissen, und sagen Sie die Wahrheit! Wir finden immer heraus, wenn jemand lügt.“

„Es gibt nichts, worüber ich lügen müsste“, gab Hawley zurück. „Danke, Officer, für Ihre Rücksicht mir gegenüber. Von den Diamanten gibt es keine Spur, oder?“

„Nicht mal ein Funkeln. Gehen Sie jetzt, okay? Ich muss nachdenken.“