Die schwarze Fledermaus 60: Das perfekte Böse - G.W. Jones - E-Book

Die schwarze Fledermaus 60: Das perfekte Böse E-Book

G. W. Jones

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Beschreibung

Der blinde Anwalt Tony Quinn ermittelt und deckt die dunklen Geheimnisse von Lakeview auf.

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In dieser Reihe bisher erschienen

6001 – Der Anschlag von G. W. Jones

6002 – Der Sarg von G. W. Jones

6003 – Angriff der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6004 – Ein harmloser Fall von Angelika Schröder

6005 – Tote schweigen nicht von Margret Schwekendiek

6006 – Liga der Verdammten von G. W. Jones

6007 – Die Spione von G. W. Jones

6008 – Der Kreuzzug von G. W. Jones

6009 – Der Flammenpfad von G. W. Jones

6010 – Der Sieg der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6011 – Das Trojanische Pferd von G. W. Jones

6012 – Die Spur des Drachen von G. W. Jones

6013 – Das Gesetz der Schwarzen Fledermaus von G. W. Jones 6014 – Das nasse Grab von G. W. Jones

6015 – Stadt in Angst von G. W. Jones

6016 – Der unsichtbare Tod von G. W. Jones

6017 – Die Stimme der Gerechtigkeit von G. W. Jones

6018 – Die Augen des Blinden von G. W. Jones

6019 – Die Todesmaschine von G. W. Jones

6020 – Schatten des Bösen von G. W. Jones

6021 – Teufel ohne Gesicht von G. W. Jones

6022 – Prophet des Todes von G. W. Jones

6023 – Die Morde der Nazi-Spione von G. W. Jones

6024 – Die siebte Kolonne von G. W. Jones

6025 – Millionen für einen Mörder von G. W. Jones

6026 – Die Killer aus dem U-Boot von G. W. Jones

6027 – Die Vampire von Moosehead von G. W. Jones

6028 – Wächter in Schwarz von G. W. Jones

6029 – Rache aus dem Jenseits von M. S. Jones

6030 – Fabrik des Todes von G. W. Jones

6031 – Auf höchsten Befehl von A. S. Jones

6032 – Die weiße Hexe von G. W. Jones

6033 – Samariter des Todes von G. W. Jones

6034 – Mordgeschäfte von G. W. Jones

6035 – Auf falscher Fährte von G. W. Jones

6036 – Der Mann im Koffer von G. W. Jones

6037 – Bunte Steine von G. W. Jones

6038 – Tödliches Vermächtnis von G. W. Jones

6039 – Verräterische Spuren von G. W. Jones

6040 – Regie des Todes von G. W. Jones

6041 – Wer überlebt, stirbt! von G. W. Jones

6042 – Quinn unter Verdacht von G. W. Jones

6043 – Wölfe jagen im Rudel von G. W. Jones

6044 – Das Versteck am See von G. W. Jones

6045 – Johnny Hampelmann von G. W. Jones

6046 – Der Todeskandidat von G. W. Jones

6047 – Der vergessene Mord von G. W. Jones

6048 – In der Stadt lauert der Tod von G. W. Jones

6049 – Die Giftschlange von G. W. Jones

6050 – Geister der Vergangenheit von G. W. Jones

6051 – Der Mordmacher von G. W. Jones

6052 – Die Lügenmörder von G. W. Jones

6053 – Stadt aus Hass von G. W. Jones

6054 – Mord im Rathaus von G. W. Jones

6055 – Der sterbende Millionär von G. W. Jones

6056 – Die Bande der jungen Mörder von G. W. Jones

6057 – Die verschwundene Million von G. W. Jones

6058 – Die Dokumente des Selbstmörders von G. W. Jones 6059 – Mörderstadt von G. W. Jones

6060 – Das perfekte Böse von G. W. Jones

6061 – Der Meistermörder von G. W. Jones

6062 – Unter Druck von G. W. Jones

Das perfekte Böse

Die schwarze Fledermaus

Buch 60

G. W. Jones

Inhalt

Titelinfo

Jagd nach dem Boss einer gefährlichen Gangsterbande

Wer kneifen will, stirbt!

Blinde schlägt man nicht

Der schwarze Rächer

Gefährliche Männer

Erfolglose Bemühungen

Die Fledermaus und ihre Helfer

Eine raffinierte Falle

Sechs Mörder

Ein Mädchen verschwindet

Unter Mordverdacht

Rendezvous im Lagerhaus

Aktionspläne

Saubere Gesellschaft

Dem Tode geweiht

Verbrecherpläne

Pläne der Gegner

Das Zeichen der Schwarzen Fledermaus

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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Logo: Mark Freier

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 978-3-7546-4181-1

6060v1

Titelinfo

Das Abenteuer Das perfekte Böse erschien im Frühjahr 1950 unter dem Titel Blueprint of Crime in dem amerikanischen Magazin Black Book Detective.

Aus dem Amerikanischen von Hans Hublocher

Jagd nach dem Boss einer gefährlichen Gangsterbande

Sieben Männer befanden sich außer dem Piloten an Bord des Flugzeuges. Sie waren billig gekleidet, in dunkle Anzüge, weiße Hemden und dunkle Krawatten. Zwei Dinge hatten sie alle gemeinsam. Sie waren nervös, weil es ihr erster Flug war. Und sie hatten brutale Gesichter.

Einzeln hätte man ihnen die Grausamkeit vielleicht nicht so angesehen. Wem fallen schon ein Paar eiskalte Augen oder grausame Lippen auf? Aber in einer Gruppe von sieben Personen, von denen jede dieselben Merkmale aufweist, wird das Aussehen jedes Einzelnen noch betont.

Sie rauchten nervös eine Zigarette nach der anderen und traten die Kippen auf dem Boden aus. Jeder hatte einen Koffer. Sie sahen alle gleich aus. Sie sprachen kaum, und wenn, dann nur in knappen Sätzen.

Das Flugzeug legte sich leicht in eine Kurve, als die Tür zur Pilotenkabine aufging. Der Pilot rief ihnen über die Schulter zu: „Zeit zum Umziehen. In zwanzig Minuten sind wir am Ziel.“

Einer der Männer fragte: „Vier Stunden und schon am Ziel? Wie schnell ist diese Kiste denn überhaupt geflogen? Vier Stunden! Mit dem D-Zug habe ich immer sechsundzwanzig Stunden gebraucht.“

„Du hast den Anschluss verloren“, sagte einer der anderen und lachte. „Die Zeiten ändern sich.“

Sechs der Männer öffneten ihre Koffer, warfen Sporthosen und bunte Jacketts über die Sitzlehnen und begannen, sich umzuziehen. Binnen fünf Minuten hatten sie sich in eine Gruppe gut gekleideter Männer verwandelt.

Zweifarbige Schuhe, helle Jacketts, gute Hemden ‒ alles sehr teuer ‒ hatten die Männer vollkommen verändert. Sie schienen ihre Grausamkeit teilweise abzulegen und verwandelten sich in lächelnde, gut gelaunte Burschen.

Das Trugbild verschwand allerdings, als jeder einen kurzläufigen Revolver aus dem Koffer zog. Sie behandelten die Waffen wie eine junge Mutter ihr Neugeborenes.

Einem der Männer fiel der siebente Fluggast auf, der keine Anstalten traf, sich umzukleiden, sondern stumm in die Dunkelheit hinausstarrte. Ein großer, hagerer Mann zwängte sich zwischen den Sitzreihen durch, bis er vor dem Sitz des siebenten stand.

„Was ist denn los, Rusty? Brauchst du eine schriftliche Einladung?“

Rusty stand langsam auf. „Hört zu, Jungs“, sagte er. „Vielleicht sind wir bloß ein paar Einfaltspinsel. Habt ihr euch das je durch den Kopf gehen lassen?“

„Einfaltspinsel, wir?“, sagte der Dürre spöttisch und lachte. „Blödiane waren wir bloß in unseren Zellen, als wir uns immer überlegten, ob wir je wieder hinauskommen würden. Was ist eigentlich mit dir los, Rusty?“

Rusty tat einen langen Atemzug. „Okay, Frank. Ich kann’s ja doch nicht länger für mich behalten. Gut, wir sind also freigelassen worden. Ausgezeichnet. Wir haben Stellungen bekommen, gute noch dazu. Nicht besonders gut bezahlt, vielleicht, aber wir brauchen uns jedenfalls nicht vor jedem Polizisten zu verstecken, der uns über den Weg läuft. Das genügt mir. Wir haben saubere, bequeme Zimmer. Ich will mir einen netten Bekanntenkreis schaffen.“

„Dir spinnt wohl eine hübsche Puppe im Hirn herum, wie, Rusty?“, fragte der Dürre, den Rusty mit Frank angesprochen hatte.

„Stimmt, zugegeben. Was ich aber sagen will, ist, dass ich mich zum ersten Mal, seit meiner Kindheit, wieder als Mensch fühle.“

Der Dürre sagte: „Rusty, willst du damit vielleicht behaupten, dass du das erste Ding gar nicht mit uns drehen willst?“

„Ja. Ich möchte nichts damit zu tun haben. Frank, du kannst mich vielleicht verstehen. Du hast schon einmal eine gute Stellung gehabt und bist vondeinen Kollegen respektiert worden.“

Frank Volmer nickte mit seinem klobigen Kopf. „Ja, ich glaube, ich kann dich verstehen.“ Er wandte sich an die anderen, die zwar genau zugehört hatten, aber durch kein Zeichen verrieten, auf wessen Seite sie standen.

Volmer sagte: „Jungs, ihr habt ihn gehört. Rusty will nicht mehr mitmachen. Er hofft auf gute Arbeit, ein nettes Mädel und ein ehrliches Leben. Er ist nicht davon abzubringen. Nun gut, er hat immer zu uns gehalten und hat ein Recht, sich zur Ruhe zu setzen. Selbstverständlich wird ihm kein Haar gekrümmt werden.“

„Vielleicht“, grunzte ein verstockt aussehender, breitgesichtiger Bursche, „wäre ein kleiner Schnitt quer über den Hals das Beste für ihn.“

„O nein.“ Volmer hob seine Hand. „Rusty bleibt beim Piloten. Er kann mit ihm nach Chicago zurückfliegen und dann auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Er wird seinen Mund halten.“

Die fünf Männer, die Volmer zugewandt saßen, sahen, wie er das linke Auge langsam zudrückte und wieder öffnete. Nur Rusty Wilson sah es nicht.

Der Pilot rief, dass er zur Landung ansetze. Drunten flammte kurz ein Licht auf. Der Pilot hätte aber auch mit verbundenen Augen landen können. Er kannte jedes Fleckchen des Feldes.

Das Flugzeug kam zum Stehen. Der Motor wurde gedrosselt, und sie konnten von Weitem das Summen von drei schweren Wagen hören. Nicht weit vom Flugzeug entfernt hielten sie an, und die Fahrer stiegen aus und verschwanden.

Volmer knöpfte sein Sportjackett auf und schnallte den Revolver um den Brustkorb, wobei er darauf achtete, dass er sich unter dem Jackett nicht abzeichnete.

Rusty sah kurz auf, als die Männer sich zum Aussteigen fertig machten.

„Danke, Jungs“, sagte er. „Ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich nie etwas verrate. Nie.“

„Klar, Rusty“, erwiderte Volmer. „Aber versuche nicht, das Flugzeug zu verlassen, sonst muss dich der Pilot leider niederknallen. Das sind nur Vorsichtsmaßnahmen für den Fall, dass du hier kneifen willst und erkannt wirst.“

„Ich will sowieso nach Chicago zurück“, antwortete Rusty leise und dachte dabei an das hübsche Mädchen mit den munteren blauen Augen, dem es überhaupt nichts ausmachte, wie viele seiner sechsundzwanzig Jahre er im Gefängnis verbracht hatte.

Zu zweit stiegen die Männer aus dem Flugzeug und in einen der Wagen.

Eine halbe Stunde später näherten sie sich einem bekannten Urlaubsort in den Südstaaten. Jeder Wagen fuhr eine andere Route, deshalb mussten die Beifahrer oft die Landkarten zurate ziehen.

Als der erste Wagen auf den Parkplatz des luxuriösen Casinos zurollte, beachtete niemand die gut gekleideten Männer, die kurz darauf ausstiegen und das Casino betraten.

Bald umstanden alle sechs den Spieltisch. Der Dürre, den sie Frank Volmer nannten, versuchte sein Glück, verlor und lachte nur darüber. Sie sahen oft auf die Uhr ‒ auf ihre auf Sekunden genau abgestimmten Armbanduhren.

Ungefähr hundertfünfzig Leute befanden sich in diesem Spielsaal. Am Ende des Raumes lag die Kasse. Unauffällig wirkende Männer in gut sitzenden Fracks standen herum und beobachteten das Treiben. Sie waren darauf abgerichtet, verdächtige Typen ausfindig zu machen, aber an den sechs Männern war nichts Verdächtiges. Ihre Kleidung sowie ihr Auftreten waren durchaus korrekt.

Die sechs Männer gingen in dem riesigen Raum umher, als ob sie ihn wie ihre eigene Hosentasche kennen würden, und nahmen genau die Plätze ein, von denen aus sie den ganzen Saal überblicken konnten. Vier von ihnen hatten die Ecken besetzt, ein fünfter ging zur Kasse, wobei er gelangweilt ein Bündel Geldscheine zählte. Volmer stand am Ausgang.

Wie auf einen unhörbaren Befehl hin griffen plötzlich die vier Männer in ihre Jacketts und zogen mit geübten Griffen blitzschnell ihre Revolver hervor.

Das war völlig unbemerkt geschehen. Die Gäste waren zu sehr ins Spiel vertieft, und die paar Wachen dachten an alles andere als an einen Überfall. Als Volmer zu sprechen anfing, verstummte das Gemurmel der Spieler.

„Meine Herrschaften!“, rief er. „Seien Sie bitte so freundlich und nehmen Sie die Hände hoch. Wir wollen niemandem wehtun. Niemand passiert etwas, wenn Sie tun, was ich sage. Nun stellen Sie sich bitte der Reihe nach an die Wand.“

Der Posten neben der Kasse glaubte, die Situation retten zu müssen, und griff nach seinem Revolver. Er kam nicht weit, da traf ihn ein Schuss. Frauen kreischten, und die Männer wurden blass.

Volmers Augen verengten sich zu Schlitzen. Er wusste, dass Mord diese Leute aus der Fassung bringen würde, sie zwar verängstigte, aber andererseits ein paar unter ihnen zu unüberlegten Handlungen hinreißen könnte.

„Idiot!“, knurrte Volmer. „Was hat er davon? Die Damen können sich jetzt umdrehen. Und die Herren reihen sich da drüben auf. Aber ein bisschen dalli. Wir nehmen Ihnen jetzt Ihr Geld ab. Aber was macht’s schon? Waren wir es nicht, dann hätten’s die Verbrecher bekommen, die diese Spielhölle hier betreiben.“

Jetzt ging alles ziemlich rasch. Jeder, der am Ernst der Lage noch zweifelte, brauchte nur einen Blick auf die stille Gestalt des Wächters zu werfen.

„Jungs“, rief Volmer, „nehmt euch der Taschen der Herren an! Meine Damen, auf Ihre Juwelen legen wir keinen Wert. Was wir von Ihnen erwarten, ist vollkommene Ruhe.“

Als ob sie es vorher mindestens fünfzig Mal geprobt hätten, machten sich die Banditen an ihre Arbeit. Zwei von ihnen raubten methodisch die männlichen Anwesenden aus. Zwei weitere räumten säuberlich die Kasse aus. Volmer übernahm die Bewachung von vorn, während der sechste die Überfallenen von hinten in Schach hielt. Sie hätten jederzeit ein Kreuzfeuer eröffnen können, dem keiner entkommen wäre.

Keine sieben Minuten waren vergangen, seit Frank Volmer als Erster den Revolver gezogen hatte. Nun machten sich die sechs Banditen auf den Weg zur Tür. Plötzlich zielte Frank Volmer mit dem Revolver und drückte ab. Die Kugeln zerschmetterten den Kronleuchter, der in der Mitte des Raumes von der Decke hing. Es regnete Glassplitter, und der Kronleuchter fing gefährlich zu schaukeln an.

Als die Banditen durch die Tür flüchteten, gingen Gäste und Wächter in Deckung, um nicht von dem Riesengewicht, das jeden Augenblick herunterfallen musste, erschlagen zu werden.

* * *

Methodisch wurde die Verfolgung der sechs Gangster durch Straßensperren und auf dem Funkweg durchgegebene Beschreibungen der Täter eingeleitet. Hastig wurden Züge, Bushaltestellen und Flughäfen informiert. Schon fünfzig Minuten nach der Flucht der sechs Räuber aus dem Spielsaal waren rund tausend Polizisten im Einsatz.

Aber während Autos angehalten, Züge kontrolliert und die Passagierlisten der Flugzeuge überprüft wurden, waren die sechs Räuber schon fünfzehnhundert Meter hoch über dem Erdboden und bereits viele Kilometer vom Tatort entfernt.

Als die drei Wagen auf den Privatflugplatz rollten, wartete die Maschine schon startbereit. Nachdem die sechs ihre Wagen verlassen hatten und auf das Flugzeug zueilten, tauchten drei Fahrer aus der Finsternis auf und fuhren die Wagen weg. Zu dem Zeitpunkt, als sich die Meldungen über den Überfall durch die Telefonleitungen jagten, hatte die Maschine bereits das Flugfeld verlassen und flog über den Wolken.

Wer kneifen will, stirbt!

Frank Volmer war stolz auf die geleistete Arbeit und machte keinen Hehl daraus. „Wir haben das Ding ganz toll gedreht. Rusty, du hättest dabei sein sollen! So glatt ist bis jetzt noch nichts verlaufen. Einen Übereifrigen haben wir beruhigt, und die anderen machten noch nicht einmal piep.“

„Ich bin froh, dass ich nicht dabei war“, sagte Rusty mit verbitterter Stimme. „Einen Mann habt ihr getötet. Ich bin heilfroh, nicht dabei gewesen zu sein.“

Volmer hielt rasch eine Hand zurück, die impulsiv nach Rusty greifen wollte. Er sagte: „Mit deinem Plan, Schluss zu machen, hast du schon recht, Rusty. Wir könnten dich sowieso nicht mehr brauchen. Schauen wir einmal, wie viel der Ausflug eingebracht hat.“

Sie verbrachten eine recht angenehme Stunde mit dem Zusammenzählen ihrer Beute. Die Endsumme war sehr zufriedenstellend. Volmer grinste seine Leute an. „Ganz gut für den Anfang. Und die Erfahrungen, die wir dabei gesammelt haben, sind zehnmal so viel wert wie die Beute hier.“

Geteilt wurde das Geld noch nicht. Es wurde in einer Reisetasche verstaut und in die Pilotenkabine unter den Pilotensitz geschoben.

Volmer riss einen Pappkarton auf und reichte jedem der Männer eine Flasche und eine Tube, die wie Zahnpasta aussah. Auch Rusty gab er eine.

„In eineinhalb Stunden werden wir landen“, sagte er. „Es wird Zeit, dass ihr euch verändert.“

Alle außer Rusty machten sich an die Arbeit. Zuerst wurde der Flascheninhalt in das Haar geschüttet und verrieben. Im Nu hatte jeder eine andere Haarfarbe, seine natürliche nämlich. Die von Natur aus blonden waren dunkel gefärbt gewesen, während die schwarzhaarigen entweder rot oder blond gefärbt gewesen waren. Einer nahm eine Perücke ab. Er brauchte nur seinen Haarkranz zu behandeln.

Nachdem alle Farbspuren mit Handtüchern beseitigt worden waren, drückten sie den Tubeninhalt in die Hände und rieben die Creme ins Gesicht. Auch die Gesichtsfarbe veränderte sich.

Volmer stellte sich als sommersprossig heraus und mit schütterem Haar. Er begann, die Sportkleidung abzustreifen, und alle außer Rusty folgten seinem Beispiel. Rusty schaute gelangweilt durch das kleine Fenster in die Dunkelheit hinaus.

Volmer ließ sich auf den Sitz neben ihm fallen. „Hör zu, Rusty“, redete er auf ihn ein. „Du bist für den Flug hergerichtet worden und musst die Haarfarbe und die Gesichtsschminke entfernen. Dann kannst du ja machen, was du willst, meinetwegen zu deinem Mädel zurückkehren und ein geregeltes Leben führen.“

„Gut, Frank“, sagte Rusty und nickte. Er ging mit den Chemikalien an die Arbeit. Seine Haarfarbe stellte sich als hellrot und sein Gesicht als sommersprossig heraus. Er sah jetzt viel jünger aus.

Die Handtücher, die leeren Flaschen und Tuben wurden in den Karton gesteckt und ebenso wie die Beute in die Pilotenkabine gebracht. Dem Plan gemäß würden sie vernichtet werden, sodass auch nicht die geringste Spur zurückbliebe.

Rusty wischte sich die Abschminkcreme hinter dem Ohr ab. Er dachte angestrengt nach. Zwei Jahre Erziehungsanstalt, stumpfsinnige Gefängnisstimmung und drei Jahre Zuchthaus hatten ihn helle gemacht. Er war zur Besinnung gekommen und misstrauisch geworden. Keiner der argwöhnischen Blicke der anderen war ihm entgangen. Er rutschte tiefer in die Polster seines Sitzes, streckte seinen Fuß aus und zog eine kleine Selbstladepistole, die auf dem Boden lag, auf sich zu. Plötzlich bückte er sich, hob sie auf und ließ sie unbemerkt in seinen Ärmel gleiten.

Volmer befahl allen, sich hinzusetzen, und überprüfte genau ihr Aussehen. Zwei Männern befahl er, die Cremespuren hinter den Ohren abzuwischen.

Während des Fluges kam keine Unterhaltung mehr auf. Einige dösten vor sich hin, andere suchten sich Lesestoff. Rusty starrte nur aus dem Fenster. Volmer summte vor sich hin und studierte interessiert die Decke des Flugzeuges.

Als das Signal aufleuchtete, griffen sie nach ihren Sicherheitsgurten. Rusty zerrte lange an seinem herum. Er konnte den Gedanken an die Riemen des elektrischen Stuhls nicht loswerden.

Das Flugzeug landete ohne Licht, nur von einem schwachen, gelben Scheinwerfer unten auf dem Flugfeld geleitet. Der Pilot verließ sich, wie vorher schon mindestens fünfzigmal, auf sein Glück und die Erfahrung. Das Flugfeld war ihm wie die eigene Hosentasche bestens vertraut.

Hier erwartete sie ein großer, geschlossener Lastwagen. Die Männer sprangen von ihren Sitzen auf. Volmer machte den Letzten. Und hielt sich immer in Rusty Wilsons Nähe. Nachdem die Männer es sich den Umständen entsprechend bequem gemacht hatten, ratterte der Wagen los. Bis zur Stadt waren es gut und gern zwanzig Kilometer.

Die Männer lehnten an den Wagenwänden. Niemand sprach. Nicht einmal geraucht wurde. Rusty zog die Beine an, sodass er das Kinn auf die Knie stützen konnte. Die Pistole in seinem Ärmel drückte.

Der Motor brummte monoton. Jetzt konnten sie aus der Ferne das Summen des Stadtverkehrs vernehmen. Dann ging der Wagen plötzlich in eine Kurve, sodass ein paar Männer das Gleichgewicht verloren. Die Reifen polterten über eine schlechte Straße. Allmählich drang der brackige Geruch des Seewassers in ihre Nasen.

Der Fahrer hupte kurz, als der Wagen zum Stehen kam. Dann fuhr er wieder an und rumpelte durch ein Tor in den Hof eines Lagerhauses. Er hielt in der Mitte ah. Das riesige Tor rollte geräuschlos wieder zu, und nach drei, vier Minuten klopfte jemand mit der Faust gegen den Wagenkasten.

Volmer öffnete die Tür, sprang heraus und sah den anderen beim Aussteigen zu. Rusty war der Erste. Er machte einen gewaltigen Sprung und lief dann weiter in Richtung auf das Tor zu.

Volmer rief. Die anderen sprangen aus dem Wagen und liefen hinter Rusty her. Er erreichte das Tor des Lagerhaushofes, öffnete es und rannte hinaus. Volmer und seine Kumpane hinter ihm her. Rusty rannte auf den See zu.

Er blickte über die Schulter, und Entsetzen bemächtigte sich seiner, denn die Verfolger waren näher, als er gedacht hatte. Er hielt auf eine schmale Gasse zu. Volmer rief während des Laufens den anderen seine Befehle zu. Die Verfolger trennten sich. Ein Teil rannte eine Gasse entlang, die anderen liefen in verschiedene Querstraßen. Sie versuchten, Rusty den Weg abzuschneiden.

Rusty schöpfte neue Hoffnung. Er konnte ihre Schritte nicht mehr hören. Er eilte auf eine Hauptstraße zu. Plötzlich sah er Hackett, diesen unberechenbaren Mörder, der wie ein gewöhnlicher Bauer aussah, an einer Straßenlaterne lehnen.

Rusty konnte nicht umkehren. Er rannte in einer anderen Richtung weiter, bis er einen Mann aus einem Hausgang treten sah. Es war Birdie Finch, ein kleiner, dünner, geschmeidiger Dieb, der mit einem Messer auf ihn wartete.

Jetzt gab es für Rusty nur noch eine Möglichkeit. Er wusste, dass er es mit keinem der Gangster aufnehmen konnte. Er wählte die zweifelhafte Sicherheit der dunklen Gasse, die sich zwischen zwei Gebäuden hinzog.

In der Dunkelheit konnte er seinen Weg nur noch ertasten. Er hörte Birdie und Hackett hinter sich. Plötzlich stand er vor einer hohen Holzwand, die das Ende der Gasse bildete.